Gitarren aus heimischen Hölzern

Alles über die Nylon- und Darmbesaiteten

Moderator: RB

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HR
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Beitrag von HR »

Ich habe bisher 3 Stahlsaitengitarren aus heimischen Hölzet gebaut.

1. Ahorn geriegelt - Fichte
2. Birne geriegelt - Fichte
3. Walnuss -Fichte

Alle 3 haben einen Hals aus Ahorn und haben die gleiche Korpusform (OM).

Aber jede hat ihren eigenen Charakter. Auch wenn hier im Forum teilweise die Meinung vertreten wird, dass das Korpusholz nur eine untergeordnete Rolle spielt (ich will hier bitte keinen neue Diskussion zu diesen Thema losbrechen) bin ich überzeugt (und ich höre es täglich an meinen Gitarren, dass das Korpusholz den Charakter und die Klangfarbe einer Gitarre sehr stark beeinflußt.

Zur Zeit baue ich eine Parlor mit einem Korpus aus Zwetschke und Fichtendecke. Armin Dreier, bei dem ich die Hölzer gekauft habe, hat mich dann noch zu einem Hals aus Apfel überredet. Das Griffbrett wird auch aus Zwetschke. Wird also eine reine Obstgitarre. Zum Klang kann ich aber erst im nächsten Frühjahr etwas sagen.
lg
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Fayol
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Beitrag von Fayol »

HR hat geschrieben:Ich habe bisher 3 Stahlsaitengitarren aus heimischen Hölzet gebaut.

1. Ahorn geriegelt - Fichte
2. Birne geriegelt - Fichte
3. Walnuss -Fichte

Alle 3 haben einen Hals aus Ahorn und haben die gleiche Korpusform (OM).

...
Warum sind Gitarrenbauer mit solchen für mich interessanten Ideen eigentlich so weit entfernt von mir? :?
Wann und wo könnte ich deine Gitarren denn mal in Norddeutschland anspielen :?:
:guitar1:
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HR
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Beitrag von HR »

Fayol hat geschrieben:Wann und wo könnte ich deine Gitarren denn mal in Norddeutschland anspielen :?:
Ich bin kein professioneller Gitarrenbauer. Ich mache das nur als Hobby und baue diese Gitarren eigentlich nur für mich; was nicht heißt, dass ich sie nicht verkaufen würde. Darum wird es schwierig meine Gitarren in Norddeutschland zu sehen und zu spielen.
Wenn es Dich aber einmal in den wilden Süden verschlägt (ich hab' da was von einem Forumstreffen im Tirolerischen gehört) könnten wir uns schon etwas ausmachen.
lg
HR

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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Mal ein Beispiel für Gitarren aus heimischen Hölzern, auch wenn es um
anderer Leute Heimat geht: Ian Davie und sein Singing Wood.

Der Neuseeländer macht aus exotischen Hölzern seiner Heimat speziell
designte Instrumente, die – oberflächlich betrachtet – teilweise ein bisschen
verbastelt anmuten. Aber nicht uninteressant. Auch ein Fanned-Frets-Modell
ist dabei. In einem PDF stellt er sogar die Bäume vor, aus denen das Material
für einige Gitarren stammt. Und mindestens ein Instrument hat den Weg zu
einem deutschen Kunden gefunden.
Gruß
von
Ralf
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

bookwood hat geschrieben:... Und mindestens ein Instrument hat den Weg zu
einem deutschen Kunden gefunden.
8) 8) 8)

Darf man fragen, um welches Instrument es sich dabei genau handelt? Vielleicht gibt's ja sogar mal was auf die Ohren - natürlich nur, falls Du noch Kontakt zu diesem Kunden haben solltest. :whistler:

Einige Modelle gefallen mir sehr gut. Am interessantesten find' ich das Modell mit den Resonanzsaiten, die im Inneren des Halses verlaufen. Hab' ich so noch nie gesehen. :shock:

Herzlichen Gruß Uwe
"A Harf’n g’hert in ka Symphonie;
i’ hab’ ma nöt helf’n könna."
(Anton Bruckner über seine 8.)
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Oh nein, Uwe, nicht wie du vielleicht denkst, der deutsche Kunde bei Singing Wood
ist lt. Feedback-Seite ein Gitarrenlehrer aus der Nähe von Landsberg am Lech.
Aber Neuseeland würde mich durchaus reizen... 8)
Gruß
von
Ralf
alex sustain
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Beitrag von alex sustain »

Gerade baue ich meine 13. Gitarre aus einheimischem Holz. Ich halte das Thema für sehr wichtig, da selbst Plantagenbäume auf ehemaligen Urwäldern wachsen und die Bewirtschaftung solcher Wälder oft massiven Einsatz von Pestiziden und Fungiziden bedingt. Ebenholz kommt übrigens meines Wissens praktisch immer aus illegalem Holzschag in Madagaskar, wo die Bestände massiv bedroht sind.
Grundsätzlich lässt sich anmerken, dass Torres Boden und Zargen keinen grossen Beitrag am Klang der Gitarre beigemessen hat. Er baute zur Untermauerung dieser Theorie sogar eine Gitarre aus Papmaché.
Für das Griffbrett verwende ich Zwetschge (Pflaume). Das sieht gut aus und meine eigene Gitarre, die ich seit 1997 intensiv spiele, hat noch keinerlei Abnutzungserscheinungen an diesem Teil. Wer Löcher in sein Griffbrett bohrt, sollte sich mal darüber Gedanken machen, ob er nicht zu viel Kraft aufwendet beim Spiel oder die Nägel schneiden sollte.
Beim Hals habe ich schon viel experimentiert. Ahorn scheidet für mich aus, da es mit zu schwer ist. Fichte ist nicht schlecht, lässt sich aber mühsam bearbeiten. Weymouthsföhre (nicht einheimisch, aber beliebter Parkbaum) hat sich bewährt, ist aber etwas weich. Mein nächstes Experiment wird Erle sein, das klingt vielversprechend beim Abklopfen.
Übrigens setze ich bei meinen Hälsen auf eine versteckte Carbonverstärkung (10x1mm, 2 Stk.). Das ist eine absolute Garantie gegen jeden Verzug, und das Material leitet Schwingungen ideal.
Damit sind allfällige Nachteile in dieser Hinsicht schon mal vom Tisch.
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

@alex sustain: Herzlich willkommen! Schön, daß Du gleich dieses interessante und wichtige Thema neu belebst. Was für Gitarren hast Du bisher aus einheimischen Hölzern gebaut (Nylon oder Stahl)? Könntest Du vielleicht ein paar Fotos einstellen?

Als Laie scheint mir die Holzwahl für den Hals auch der Knackpunkt zu sein. Eine gleichwertige Alternative zu gut abgelagertem Cedro (für Nylon), bzw. Mahagoni (für Stahl) gibt's wohl nicht.(?) Hast Du denn schonmal Birne für das Griffbrett probiert?

Herzlichen Gruß, Uwe
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

@ Alex,
bitte recherchiere deine Aussagen zu Ebenholz nochmal besser.
Kamerun Ebenholz (Diospyros crassiflora) ist das zur Zeit am weltmarkt meistgehandelte Ebenholz. Ebenholz von Madagaskar sollte für alle tabu sein.

Die Pappmachégitarre von Torres war ein Experiment, nicht mehr und nicht weniger. Wenn es so gelungen wäre, wie alldiweil postuliert, hätten wir bestimmt mehr davon gehört und gesehen.

Lunker im Griffbrett von Stahlsaitengitarren auf schlechte Griffgewohnheiten oder lange Fingernägel zu reduzieren ist deutlich zu allgemein.

@wuwei
Man kann Cedro oder Mahagoni als Halsmaterial sowohl an stahl- als auch an Nylonsaitengitarren verbauen. Anm. Martin&Cos "selected hardwood" ist häufig "spanisch cedar" und das ist :?: cedrela odorata. Als einer der besten deutschen hat Knut Welsch sehr viel Cedro verbaut.

Folgende Alternativ -Hals- hölzer sind mir bei guten Instrumenten schon untergekommen. Erle, Ahorn, Hainbuche, Birne, Fichte, Birke, Buche, Zypresse.

Als Griffbrett Eiche, Speierling, Mirabelle, Hainbuche, Buchsbaum.

Munterbleiben
Christian
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

Hallo Christian,

danke für die Klärung!
Man kann Cedro oder Mahagoni als Halsmaterial sowohl an stahl- als auch an Nylonsaitengitarren verbauen. Anm. Martin&Cos "selected hardwood" ist häufig "spanisch cedar" und das ist :?: cedrela odorata. Als einer der besten deutschen hat Knut Welsch sehr viel Cedro verbaut.
"spanish cedar" scheint jedoch nicht identisch mit Cedro zu sein. Nix genaues woaß i aba ned. :)
Folgende Alternativ -Hals- hölzer sind mir bei guten Instrumenten schon untergekommen. Erle, Ahorn, Hainbuche, Birne, Fichte, Birke, Buche, Zypresse.
Interessant! Von der Verwendung von Birne im Gitarrenbau hatte ich bisher noch nicht gehört, deshalb meine diesbezügliche Frage. Es dürfte mMn aber speziell für Griffbretter ideal sein, weil es nicht nur extrem hart ist, sondern sich auch sehr leicht schwarz färben läßt.

Herzlichen Gruß, Uwe
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

Doch, es ist identisch. Natürlich gibt es verschiedene Unterarten von Cedrelen, aber die im Gitarrenbau gängiste ist odorata
Diese Arten stammen aus der Familie der Mahagonigewächse (Meliaceae)
Sie haben nichts mit dem Nadelbaum Zeder zu tun.

Wiki mal nach cedrela odorata

Leichter Wermuthstropfen. Auch Odorata ist eine stark bedrohte Art, die im Index III Cites gelistet ist.
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Beitrag von alex sustain »

Im Netz ist eine kurze Einspielung mit der Kartongitarre von Torres zu finden. (Wenn es denn wirklich diese ist...)
Aussagekräftiger und glaubwürdiger ist wohl diese Aufnahme mit einer Replika:

http://youtu.be/YHJrqJEhob8

Torres baute übrigens viele Instrumente aus Hölzern wie Ahorn, Zypresse (La Leona!) Nussbaum oder Kirsche. Bei der SE 83 verwendete er sogar das extrem "wilde" und kurzfasrige Johannisbrotbaumholz.

Ich möchte mich hier nicht auf Diskussionen um die Verantwortbarkeit von dieser oder jener Holzart im Gitarrenbau einlassen. Ich will nicht den Moralapostel spielen. Der Gitarrenbau dürfte zur zu einem winzigen Teil für das Verschwinden des Tropenwaldes verantwortlich sein. Man kann durchaus der Meinung sein, eine solch "edle" Anwendung von geringen Mengen dieser wunderbaren Hölzer sei vertretbar angesichts der Mengen, die in Rauch aufgehen oder zu Papier, Sperrholzplatten oder Bauholz verarbeitet werden.

Trotzdem finde ich es spannend, in diesem Bereich zu experimentieren und gegen Vorurteile anzukämpfen. Nur Mut!
rwe
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Beitrag von rwe »

Was hat Torres eigentlich bewiesen? Dass ein Korpus aus einem Verbundwerkstoff auch gut klingen kann? (Ok, hat dann noch etwas gebraucht, bis Ovation das zur Serienreife gebracht hat.)

P.S.: Gerade eben noch gefunden:
http://www.academicjournals.org/ijps/PD ... t%20al.pdf (Vibration analysis in the design and construction of an acoustic guitar)
Es335
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Beitrag von Es335 »

rwe hat geschrieben:Was hat Torres eigentlich bewiesen? Dass ein Korpus aus einem Verbundwerkstoff auch gut klingen kann? (Ok, hat dann noch etwas gebraucht, bis Ovation das zur Serienreife gebracht ...
Mitnichten. Torres wollte mit dem Pappmache Korpus beweisen, dass hauptsächlich die Decke für die Klangerzeugung verantwortlich ist. Bei dieserGitarre handelt es sich um ein reines Experiment, das nie ernsthaft als Verkaufsmodell vorgesehen war.

Bei der Ovation ist der Korpus aus Verbundwerkstoff nur der eine Teil des innovativen Ovation Konzepts. Die Schalenfrom des Korpus, die Parallelen mit der Laute aufweist, ist die Andere und eigentlich bedeutendere. Der Korpus folgt dem Prinzip je weniger Eigenschwingung, umso größer ist die Reflektion, und das ist mit einem Verbundwerkstoff aus Kunststoff sehr viel einfacher, reproduzierbarer und damit natürlich auch kostengünstiger herstellbar.
rwe
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Beitrag von rwe »

Ja, die Lesart kenne ich auch (edit: seit über 35 Jahren...); ich bin aber bei der Recherche auch auf die Intention der Gewichtsersparnis gekommen (die ich aber nicht eindeutig nachvollziehen kann). Sicherlich hätte wohl auch seinerzeit eine Pappmaché-Gitarre keine großen Verkaufschancen gehabt.

Tatsächlich kann ja bei dem erfolgreichen Versuch, eine gut klingende Gitarre mit einer guten Decke und Pappmaché-Korpus zu bauen, nicht zwangsläufig bewiesen werden, dass der Korpus nur unwesentlichen Einfluss auf den Klang hat. Genauso kann das Ergebnis dahingehend interpretiert werden, dass auch Pappmaché als Korpusmaterial taugt. Ist immerhin auch recht steif und leicht.

Bevor ich ganz missverstanden werde: Auch ich gehe von einer wesentlichen Bedeutung einer Decke für den Klang aus.

Und dass Kaman sicherlich nicht nur einen neuen Werkstoff gefunden, sondern auch eine alte Form wiederbelebt hatte (und außerdem auch mit anderen Bebalkungen gearbeitet hatte) ist klar. Allerdings war Kaman ja nicht der einzige, der Roundbacks gebaut hatte. Yairi hatte in den 1970ern mal Holz-Roundbacks im Angebot. Faszinierend gebaut und anzusehen; allerdings enttäuschte die - leider nur - eine die ich anspielen konnte, im Klang leider hinsichtlich der Transparenz, also einer "Ovation-Paradedisziplin". (Kann natürlich auch einfach ein nicht gutes Exemplar gewesen sein.)

Ich werde bei Gelegenheit mal weiter recherchieren.
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