Klassische Gitarre - Bautagebuch Teil 2
Verfasst: Mo Jul 31, 2006 12:53 pm
Es geht weiter!
Wie versprochen gibt es nun den zweiten Teil mit dem Zusammenbau der im ersten Teil beschriebenen Gitarrenteile.
Viel Spass beim Lesen!
Als ersten Schritt wird im Zusamenbau der Hals mit der Decke verleimt. Dazu wird am Halsfuss an der Oberseite genau die Deckenhöhe mit dem Stechbeitel weggenommen, damit später die Halsoberseite mit der Decke eine Ebene bildet. Das Schwierige daran ist, das man nicht nur genau die Deckenhöhe erwischen muss, sondern im 1/10mm Bereich auch schräg abnimmt, da der Hals eine leichte Neigung zur Decke hat. Er soll am Sattel etwa 1,5mm höher sein, als am 12ten Bund. Diese Halsneigung wird uns noch über den gesamten Zusammenbau begleiten und sie ist für die spätere Bespielbarkeit entscheidend.
Die Verleimung findet auf der „Solera“ statt, so nennen die Spanier dieses Montagebrett. Der kurze Halsansatz ist ebenfalls so abgehobelt, dass der Hals in der zukünftig gewünschten Neigung liegt:

Ein zweiter, wichtiger Aspekt beim dieser Verleimung ist die exakte Flucht von Halsmitte zur Deckenmitte. Jede Abweichung endet darin, dass der Steg nicht mittig auf der Decke sitzen kann oder dass n krassen Fällen die Saiten sichtbar schief über den Hals laufen. Beides wäre eine Schande für einen Gitarrenbauer…
Ich habe zuerst die Flucht eingestellt und dazu zwei Nadeln in die Halsmitte gestochen (als Kimme und Korn quasi) und eine dritte Nadel an das Ende der Decke genau in die Fuge gesteckt und dann über Kimme und Korn auf die dritte Nadel gezielt. So geht das genauer als mit jedem Messen oder Anzeichnen oder sonstigen Verrenkungen… Dann beide Teile mit der Zwinge gehalten und dann mit einem Zahnstocher zwei kleine Dübel gesetzt, die die Flucht auch während des Leimens sichern. Solche flächigen Verleimungen fangen nämlich gerne an, im Leimbad zu schwimmen und dann trocknet alles und nichts stimmt mehr…

Danach geht es weiter und die Zarge wird in die Aussparung am Halsfuß gesteckt und verleimt. Ebenso werden die Deckenbalken und der Endklotz auf die Decke geleimt. Damit alles exakt sitzt habe ich mir für meine Gitarrenform eine Aussenform gefräst (beim Schreiner an der Anlauffräse), die alle Teile schön sichert und an ihrem Platz hält.

Hier sieht man noch mal die Verbindung Hals/ Zarge:

Dabei fällt auf, dass die Zarge noch höher ist, als der Halsfuss. Das wird nun angeglichen, doch zuvor noch schnell ein Bild zu den im Teil 1 noch versprochenen kleinen Dreiecksklötzchen, von denen bald 140 Stück die Decke mit der Zarge verbinden:

Im fertigen Ausbau sieht die Schachtel nun so aus:

Alle Klötzchen sind verleimt und die Decke ist vollkommen spannungsfrei mit der Zarge verbunden. Die Deckenbalken sind in Aufnahmen an der Zarge verankert, die ich gerne etwas wuchtiger mache, da darüber sehr viele Kräfte abgeleitet werden. Und die Zarge ist auf die endgültige Höhe so angepasst, dass der Boden ohne jeglichen Verzug und ohne die geringste Lücke überall bündig aufliegt. Und das Bodenreiffchen ist angebracht, ebenfalls auf die Höhe der Zarge angepasst und mit den Aussparungen versehen, die gleich die Bodenbalken aufnehmen werden.
Auf diesem Foto sieht man noch dazu die Aussparungen am Hauptbalken, durch die die beiden Fächerleisten laufen.

So, dann geht’s wieder ab auf die Solera, der Hals wird fixiert (Halswinkel!) und der Boden wird aufgeleimt. Wenn die Zargen gut angepasst sind, reicht es aus, ihn mit starkem Hosengummi und am Halsfuss und am Endklotz mit einer Zwinge zu fixieren. Nun ist die Halsneigung definitiv festgelegt und erst jetzt ist sie endgültig. Sie könnte nur noch durch Hobeln der Halsoberfläche verändert werden, was aber eher Reparatur-Charakter hat und eigentlich nicht zum Bau einer Gitarre gehört. Durch die Verbindung des Bodens mit dem Halsfuss wird der Hals definitv gehalten. Beim Abrichten der Zarge muss daher auch der Halsfuss so gewinkelt und angepasst werden, dass kein Haar mehr zwischen Halsfuss und Boden passt.

Dies ist also der aktuelle Baufortschritt. Die Schachtel ist zu und nie wieder wird sie jemand von innen sehen! Was für ein Augenblick! Im nächsten und letzten Teil geht es an die Verzierungen und das Finish!
Viel Spass weiterhin beim Üben!
Wie versprochen gibt es nun den zweiten Teil mit dem Zusammenbau der im ersten Teil beschriebenen Gitarrenteile.
Viel Spass beim Lesen!
Als ersten Schritt wird im Zusamenbau der Hals mit der Decke verleimt. Dazu wird am Halsfuss an der Oberseite genau die Deckenhöhe mit dem Stechbeitel weggenommen, damit später die Halsoberseite mit der Decke eine Ebene bildet. Das Schwierige daran ist, das man nicht nur genau die Deckenhöhe erwischen muss, sondern im 1/10mm Bereich auch schräg abnimmt, da der Hals eine leichte Neigung zur Decke hat. Er soll am Sattel etwa 1,5mm höher sein, als am 12ten Bund. Diese Halsneigung wird uns noch über den gesamten Zusammenbau begleiten und sie ist für die spätere Bespielbarkeit entscheidend.
Die Verleimung findet auf der „Solera“ statt, so nennen die Spanier dieses Montagebrett. Der kurze Halsansatz ist ebenfalls so abgehobelt, dass der Hals in der zukünftig gewünschten Neigung liegt:

Ein zweiter, wichtiger Aspekt beim dieser Verleimung ist die exakte Flucht von Halsmitte zur Deckenmitte. Jede Abweichung endet darin, dass der Steg nicht mittig auf der Decke sitzen kann oder dass n krassen Fällen die Saiten sichtbar schief über den Hals laufen. Beides wäre eine Schande für einen Gitarrenbauer…
Ich habe zuerst die Flucht eingestellt und dazu zwei Nadeln in die Halsmitte gestochen (als Kimme und Korn quasi) und eine dritte Nadel an das Ende der Decke genau in die Fuge gesteckt und dann über Kimme und Korn auf die dritte Nadel gezielt. So geht das genauer als mit jedem Messen oder Anzeichnen oder sonstigen Verrenkungen… Dann beide Teile mit der Zwinge gehalten und dann mit einem Zahnstocher zwei kleine Dübel gesetzt, die die Flucht auch während des Leimens sichern. Solche flächigen Verleimungen fangen nämlich gerne an, im Leimbad zu schwimmen und dann trocknet alles und nichts stimmt mehr…

Danach geht es weiter und die Zarge wird in die Aussparung am Halsfuß gesteckt und verleimt. Ebenso werden die Deckenbalken und der Endklotz auf die Decke geleimt. Damit alles exakt sitzt habe ich mir für meine Gitarrenform eine Aussenform gefräst (beim Schreiner an der Anlauffräse), die alle Teile schön sichert und an ihrem Platz hält.

Hier sieht man noch mal die Verbindung Hals/ Zarge:

Dabei fällt auf, dass die Zarge noch höher ist, als der Halsfuss. Das wird nun angeglichen, doch zuvor noch schnell ein Bild zu den im Teil 1 noch versprochenen kleinen Dreiecksklötzchen, von denen bald 140 Stück die Decke mit der Zarge verbinden:

Im fertigen Ausbau sieht die Schachtel nun so aus:

Alle Klötzchen sind verleimt und die Decke ist vollkommen spannungsfrei mit der Zarge verbunden. Die Deckenbalken sind in Aufnahmen an der Zarge verankert, die ich gerne etwas wuchtiger mache, da darüber sehr viele Kräfte abgeleitet werden. Und die Zarge ist auf die endgültige Höhe so angepasst, dass der Boden ohne jeglichen Verzug und ohne die geringste Lücke überall bündig aufliegt. Und das Bodenreiffchen ist angebracht, ebenfalls auf die Höhe der Zarge angepasst und mit den Aussparungen versehen, die gleich die Bodenbalken aufnehmen werden.
Auf diesem Foto sieht man noch dazu die Aussparungen am Hauptbalken, durch die die beiden Fächerleisten laufen.

So, dann geht’s wieder ab auf die Solera, der Hals wird fixiert (Halswinkel!) und der Boden wird aufgeleimt. Wenn die Zargen gut angepasst sind, reicht es aus, ihn mit starkem Hosengummi und am Halsfuss und am Endklotz mit einer Zwinge zu fixieren. Nun ist die Halsneigung definitiv festgelegt und erst jetzt ist sie endgültig. Sie könnte nur noch durch Hobeln der Halsoberfläche verändert werden, was aber eher Reparatur-Charakter hat und eigentlich nicht zum Bau einer Gitarre gehört. Durch die Verbindung des Bodens mit dem Halsfuss wird der Hals definitv gehalten. Beim Abrichten der Zarge muss daher auch der Halsfuss so gewinkelt und angepasst werden, dass kein Haar mehr zwischen Halsfuss und Boden passt.

Dies ist also der aktuelle Baufortschritt. Die Schachtel ist zu und nie wieder wird sie jemand von innen sehen! Was für ein Augenblick! Im nächsten und letzten Teil geht es an die Verzierungen und das Finish!
Viel Spass weiterhin beim Üben!