Gibt es Meistergitarren mit Mahagoni Korpus?

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Jack Isidore
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Gibt es Meistergitarren mit Mahagoni Korpus?

Beitrag von Jack Isidore »

Nur mal so interessehalber gefragt ....

Bei den Westerngitarren schwärmen ja inzwischen so einige für Mahagoni. Aber bei den klassischen Meistergitarren sehe ich eigentlich immer nur Palisander.

Weiß jemand, ob das einen Grund hat? Taugt Mahagoni denn nichts für eine hochwertige Konzertgitarre?

Viele Grüße,
Jack
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

Hi Jack, :wink:

ob, und wenn ja warum, es keine Meistergitarren mit Mahagonikorpus gibt, weiß ich nicht; aber zumindest fallen bei 'ner Nylonstring die von Palisanderverächtern oft gerügten Nachteile (unterbelichtete Mitten und damit einhergehend, boomige Bässe, bzw. zu harte, brilliante Höhen) aufgrund des komplett anderen Klangcharakters nicht so ins Gewicht. Über Ahorn oder Zypresse geht aber imho trotzdem nichts. 8)

Herzlichen Gruß, Uwe
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rwe
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Re: Gibt es Meistergitarren mit Mahagoni Korpus?

Beitrag von rwe »

Jack Isidore hat geschrieben:Aber bei den klassischen Meistergitarren sehe ich eigentlich immer nur Palisander.
oops, gerade bei einheimischen Gitarrenbauern ist Ahorn sehr stark verbreitet. - Tatsächlich kenne ich keine "Meistergitarre" mit Mahagonikorpus, nur ein paar bis ca. 500 EUR, die mir (was sicherlich kein alleiniges Qualitätskriterium darstellt...) gut gefielen und gegenüber Instrumente mit anderen Korpushölzern auch anders, aber nicht "schlechter" waren.

Ich selbst bevorzuge auf Steelstrings Mahagoni (habe aber auch Palisanderinstrumente), auf den Nyloninstrumenten aber Palisander und Ahorn. wuwei hat das schon gut beschrieben.
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Vor Jahren habe ich als damals Ahnungsloser in einem anderen Forum nach den
Gründen für die bei den versierten Spielern und Kennern deutliche Abneigung gegen
Mahagony gefragt. Es war von eher ungeliebten metallischen Klanganteilen
die Rede, insbesondere in Kombination mit Fichtendecken. Eine billige La Mancha
(mit Zederndecke), die ich dann kurzzeitig mal besaß, hat allerdings gar nicht so
deutlich nach "Blech" geklungen.
Zuletzt geändert von bookwood am So Jan 12, 2014 11:49 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß
von
Ralf
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

bookwood hat geschrieben:..... versierten Spielern und Kennern deutliche Abneigung gegen
Mahagony gefragt. Es war die Rede von eher ungeliebten metallischen Klanganteilen
die Rede, insbesondere in Kombination mit Fichtendecken.
Und genau deswegen liebe ich versierte Spieler und Kenner. :aua:

Wenn ich so die Preisentwicklung von gutem Palisander, aber auch gut geflammten Ahorn beobachte, sage ich vorher, dass heute noch ungebräuchliche Hölzer in absehbarer Zeit Einzug bei den Konzertgitarrenbauern halten. Insbesondere die kleinen Werkstätten sind da oft viel innovativer als die mit den großen Namen. Kirsche, Birne, Pflaume, ..........vieles scheint sehr gut zu funktionieren.
Dreht man das Rad mal in die 60er zurück und schaut sich die Standarthölzer bei den Stahlsaiten an. Palisander, Mahagoni, Ahorn, evtl. Koa.
Nuss, Ovengkol, Bubinga, White Oak, waren echte Exoten.
Bei den Mahagoniartigen waren alle afrikanischen verpönt als "Ersatzholz"
Nun bauen auch Martin, Taylor, Larrivee etc. mit Khaya, Sapeli und Co., bewerben das entsprechend und schwupps. Geadelt. Der Preis für Sapeli / Khaya in Tonholzqualität hat sich in den letzten 5Jahren gefühlt verdreifacht.
Alles eine Frage von Angebot, Preisgestaltungsmöglichkeiten, Marketing und letztlich folgende Akzeptanz.

Munterbleiben
Christian
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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rwe
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Beitrag von rwe »

Gitarrenmacher hat geschrieben: Wenn ich so die Preisentwicklung von gutem Palisander, aber auch gut geflammten Ahorn beobachte, sage ich vorher, dass heute noch ungebräuchliche Hölzer in absehbarer Zeit Einzug bei den Konzertgitarrenbauern halten. Insbesondere die kleinen Werkstätten sind da oft viel innovativer als die mit den großen Namen. Kirsche, Birne, Pflaume, ..........vieles scheint sehr gut zu funktionieren.
Dreht man das Rad mal in die 60er zurück und schaut sich die Standarthölzer bei den Stahlsaiten an. Palisander, Mahagoni, Ahorn, evtl. Koa.
Nuss, Ovengkol, Bubinga, White Oak, waren echte Exoten.
Ja, auf der anderen Seite waren die "ungewöhnlichen" Hölzer schon immer bei Volksmusikinstrumenten im Einsatz, gerade auch die Obst- und Nussbäume.

Blättern wir das Rad mal in die 1970er zurück (die kenne ich noch aus eigener Erfahrung): Das Internet gab es noch nicht, "Riebe's Fachblatt" und ab etwa 1977 "Spotlight" waren die einzigen Medien, die sich mit Instrumenten beschäftigten, und die Tester freuten sich, wenn die Saitenlage flacher war als der Daumen hoch und die Mechaniken geschlossen. Differenzierung der Klänge nach Hölzern? Zumeist Fehlanzeige. Auch die meisten Gitarrenlehrer (ich rede jetzt nicht von den Professoren an der Uni) hatten sich damit nur wenig beschäftigt, woher auch: Die Instrumente kaufte man beim Musikladen in der nächsten Stadt (oder bei Hertie), und die hatten Höfner, Framus, Hopf, Ibanez und Aria. Oder Luxor. In der Großstadt. Wenn man nicht gerade in Berlin, Hamburg, Köln oder München wohnte, war die Auswahl sehr begrenzt und Ahorn, Mahagoni und Palisander waren hübsch anzusehen und billig.
Die Diskussion war allenfalls: Strat oder LP (oder SG?), oder vielleicht doch eine "Westerngitarre" (damals zu gefühlten 102% mit Dreads gleichzusetzen). Hölzer wurden fast nicht diskutiert.

Nachtrag: Gerade bei Koa kann man Wandlung eines "Volksmusikinstrumenten-Holzes" zum "Kult-Holz" sehen. In Europa auch bei Walnuss.
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docsteve
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Beitrag von docsteve »

Hanika hat eine Gitarre (50MC) in der Basisklasse mit Mahagoni - Zeder. Ich fand die Kombi damals gar nicht so schlecht; es ist aber trotzdem eine ganz andere Gitarre geworden (und ja: Fichte - Palisander).

Viele Grüße Stephan
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Gitarren mit Mahagonikorpus sind typische Einsteigerinstrumente, teilweise in gehobener Ausstattung (bessere Hölzer, vollmassiv, Ebenholzgriffbrett etc.). Trotzdem sind es Einsteigergitarren. Das gilt auch für die Basisklasse bei Hanika. Bei einer Meistergitarre erwarte ich keine Holzauswahl für Anfänger.
Zuletzt geändert von Bernd C. Hoffmann am Mi Jan 15, 2014 1:44 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Hanjo

Beitrag von Hanjo »

Bei einer Meistergitarre erwarte ich Holzauswahl für Anfänger.
:shock:
ja dann ist es der wahre Gitarrenbaumeister, wenn er was draus macht.
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Oh ja :oops: Danke für den Hinweis, ich habe es gerade korrigiert ;-)
Liebe Grüße
Bernd
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Gitarren mit Mahagonikorpus sind typische Einsteigerinstrumente [...]
Scheint tatsächlich so zu sein. Auf die Frage, warum das so ist (ganz im Gegensatz zu Steelstrings), gibt's aber bisher noch keine Antwort, außer der von mir o.g. Vermutung.

Herzlichen Gruß, Uwe
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Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Das offensichtlich daran, dass andere Hölzer bessere Klänge auf der Konzertgitarre hervorbringen und mehr Spielraum für persönliche Tonanpassungen ermöglichen, was bei Einsteigergitarren völlig belanglos ist.
Liebe Grüße
Bernd
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Es335
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Beitrag von Es335 »

Wenn ich mal zusammenfasse, was ich anderer Stelle und aus kompetenterem Mund darüber gelesen habe, dann liegt das im wesentlichen an der geringeren Dichte von Mahagonie, die für das Abstrahlungsverhalten bei hohen Frequenzen verantwortlich gemacht wird und die geringer ist als bei Palisander aber auch Ahorn.

Bedingt durch die dickeren Nylonsaiten und die geringere Saitenspannung ist die Konzertgitarre da eindeutig im Nachteile gegenüber der Stahlsaitengitarre, so dass man allgemein davon ausgeht, dass ein weites Obertonspektrum mit Palisander eher zu erreichen ist als mit Mahagonie.

Bei der Stahlsaitengitarre ist es hingegen eher umgekehrt. Hier kann es durchaus von Vorteil sein, wenn die i.d.R. ausgeprägten Höhen eine gewissen "Milderung" durch den "weicheren" Mahagoniekorpus erfahren.

Darüber hinaus ist Mahagonie sehr viel besser zu verarbeiten und dabei vor allem auch nicht allergen wie z.B. Palisander oder Ahorn, weshalb gut nachzuvollziehen ist, warum beim Gitarrenbauer von massiven Nylon Einsteigergitarren so gerne darauf zurückgriffen wird. :wink:
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Danke für die detaliierte Beschreibung. Man lernt eben nie aus ;-)
Ich sehe, dass im Ergebnis der der klangliche Aspekt, wie von mir genannt, die entscheidende Rolle spielt.

Mahagonigitarren habe ich auch immer mit einer bestimmten Charakteristik der begrenzten Obertonfähigkeit wahrgenommen, d. h. ein eher mittenbetontes Spektrum. Wer eine bessere Gitarre haben will, der muss eben entsprechend mehr dafür bezahlen. Meisterinstrumente haben ihren Preis durch bessere Obertöne, Klangmöglichkeiten, Hölzer und aufwändigere Verarbeitung. Mahagoni kommt da eben nicht dran.
Liebe Grüße
Bernd
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Hanjo

Beitrag von Hanjo »

Habt Ihr schön beschrieben. Zumindest deckt es sich 100 % mit. meiner Hörerfahrung. Wobei Bernd meine Erfahrung noch. besser beschreibt.
Denn es ist nicht nur das warme, mittenbetonte Gesäusel, was den Diskant zudeckt. Für mich klingt auch der Bass eines Mahagoniekorpus topfig und unpräzise. Da gefallen mir sogar häufig gut gebaute laminierte (korpus) Modelle besser. Da fehlt dann meist auch die Brillianz in den Höhen aber dafür sind manche Modelle mit laminiertem Korpus im Bass wirklich erstaunlich.
Der Mahagoniesound gefällt mir meist überhaupt nicht. Wenn sich die Gitarrenbauer mehr Mühe gäben, könnten sie da bestimmt mehr rausholen. Aber es macht wohl keinen Sinn sofort zum Start mit suboptimalen Holz anzufangen und dann zu versuchen die Nachteile mit besonderer Beleistung etc auszugleichen.
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