Saiten: normal vs high tension

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Jack Isidore
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Saiten: normal vs high tension

Beitrag von Jack Isidore »

Hallo Leute,

wie ist das eigentlich, wenn man bei der Konzertgitarre von normaler auf hohe Saitenspannung umsteigt? Was sind die Vorteile, was die Nachteile?

Bei der Westerngitarre kann man ja eigentlich fast immer sagen, je höher die Saitenspannung, desto besser der Klang. Man nimmt eigentlich nur deshalb "weichere" Saiten, weil die sich angenehmer greifen lassen, und versucht somit einen Kompromiß zwischen Komfort und Sound zu finden.

Ist das bei der Konzertgitarre auch so? (dann könnte ich ja sofort auf hohe Spannung umsteigen, da ich Stahlsaiten gewöhnt bin ...)

Viele Grüße
Jack
Viele Grüße,
Jack

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tired-joe
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Re: Saiten: normal vs high tension

Beitrag von tired-joe »

Jack Isidore hat geschrieben: Ist das bei der Konzertgitarre auch so? (dann könnte ich ja sofort auf hohe Spannung umsteigen, da ich Stahlsaiten gewöhnt bin ...)
Das ist der Grund, warum ich bei meiner Nylonsaitengitarre von D'Addario "high tension" auf "extra high tension" umgestiegen bin. Das Spielgefuehl finde ich besser (und das ist natuerlich subjektiv). Ich spiele aber keine Klassik. Vom Klang her kann ich keine grossen Unterschiede feststellen. Das wiederum haengt aber stark von der Gitarre ab, denke ich.

Joe
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docsteve
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Beitrag von docsteve »

Es gibt keinen "besseren" Klang, es gibt nur einen Klang, der mir besser gefällt :-)

Grundsätzlich spielen Profis auch eher Hard Tension, aber es liegt doch sehr viel am Repertoire. Will ich knallige Latin-Stücke oder sanfte Romantik spielen? Wie dick dürfen die Saiten sein, ohne mein Spielgefühl zu beeinträchtigen? Lässt sich der Ton noch formen (wird bei harten Saiten irgendwann schwierig)? Wenn du von der Steelstring kommst und keine Klassik spielst, sind Hard Tension, eventuell die etwas dünneren aus Carbon, wahrscheinlich die beste Wahl.

Dem Instrument ist die Saitenstärke egal, das hält auch Extra Hard aus.

Viele GRüße, Stephan
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Meine Gedanken dazu:

- "...je höher die Saitenspannung, desto besser der Klang."
In einem anderen Faden habe ich diese absolute Aussage schon mal bestritten.
Meine Erfahrungen sind anders, je nach Instrument und gewünschtem Klang.
Ich habe Gitarren erlebt, die mir mit niedriger Spannung besser gefielen und umgekehrt.

- "Dem Instrument ist die Saitenstärke egal..."
Darauf würde ich mich nicht immer blind verlassen. Besonders filigran ausgearbeitete
Decken könnten vielleicht etwas empfindlicher sein. Und wenn die am Steg mal hochkommt...

- Bei besonderes großen Spannungsänderungen sollte man ein Auge auf die
gewünschte Halskrümmung haben. Ohne Trussrod ist die Saitenspannung der einzige
Stellparameter.
Gruß
von
Ralf
Es335
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Beitrag von Es335 »

Das kann ich aus meiner Erfahrung nur bestätigen. Bei meiner Kohno bin ich mittlerweile auf Low Tension Level und was Sustain, Lautstärke usw. betrifft gibt es keinerlei Abstriche zu härteren Saitenspannungen, dazu hat man aber viel mehr Modulationsfähigkeiten.

Das ist/war bislang bei allen meinen vollmassiven Klassikgitarren so!

Es bedarf jedoch einer gewissen Anpassung des Saitenanschlages, der mehr in Richtung der Decke erfolgen muss als parallel dazu. Das war in meinem Fall kein großes Problem, zumal ich nur Konzertgitarre spiele. Wer natürlich zwischen Nylon und Stahl hin und her wechselt, für den dürften harte Saitenspannungen im Vergleich zu den Stahlsaiten ein vertrauteres Spielgefühl vermitteln.

Die Aussage, dass Profis überwiegend harte Spannungen spielen kann ich nicht bestätigen. D'Addario's EJ45 sind bei vielen Profis immer noch die Saite der Wahl und haben mitnichten eine harte Spannung! :wink:
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Ich kann die Aussagen von Es335 bestätigen und hatte das vor Jahren schon ausgestet. Inzwischen spiele ich nur noch auf Flamencogitarren. Die Wahl für High Tension ist hauptsächlich dem Spielgefühl geschuldet. Durch den harten Anschlag sind insbesondere Saiten mit Normalspannung ziemlich schlabberig. Hierbei kommt auch die Auslagerung der Schwingung ins Spiel: Beim harten Anschlag wird die Auslagerung größer, dabei schlagen die Saiten auf die Bünde. Bei HT ist das weitgehend problemlos
Liebe Grüße
Bernd
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docsteve
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Beitrag von docsteve »

Aha, ich sehe, der Trend geht zurück zu weicheren Saiten :-)

Ich bin selbst auch wieder bei Medium Tension, wegen des Spielgefühls und der Formbarkeit des Tons. Ich hatte allerdings (falsch) aus vielen anderen Beiträgen geschlossen, dass ich damit eher die Ausnahme bin. Nun gut.

@bookwood: Bei einer Konzertgitarre muss man aber schon eine echte Mimose erwischen, damit die Saiten die Halskrümmung überstrapazieren. Die Instrumente, die ich gespielt habe, hatten alle einen stärkeren Hals als Steelstrings, bei halber Saitenspannung. Und wenn der Steg mal hochkommt, liegt es IMHO auch eher am Steg als an den Saiten.

Viele Grüße, Stephan
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Halskrümmung überstrapazieren meinte ich nicht, sondern eher, dass man
(in Ausnahmefällen) schauen muss, ob die Krümmung bei wesenltich höherem
Zug nicht vielleicht die Saitenlage/den Spielkomfort beeinträchtigt.

Was sensible Decken betrifft, habe ich das auch selbst noch nicht erlebt, aber
schon darüber gelesen, dass es sein könnte. Nicht unbedingt dass der Steg
abreisst, aber dass sich die Decke in dem Bereich hebt, zum Schallloch hin
einsinkt und die Chose nach einer gewissen Zeit möglicherweise mal nicht
mehr reversibel ist.
Gruß
von
Ralf
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

bookwood hat geschrieben:Nicht unbedingt dass der Steg
abreisst, aber dass sich die Decke in dem Bereich hebt, zum Schallloch hin
einsinkt und die Chose nach einer gewissen Zeit möglicherweise mal nicht
mehr reversibel ist.
Bei einer normal verarbeiteten Gitarre passiert mit dem Steg gar nichts. Die Deckenverformung tritt meiner Erfahrung nur ein, wenn sie aus Frischholz besteht.
Liebe Grüße
Bernd
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

Moin,

ich spiele ja hauptsächlich Stahlsaiten. Insofern kommen mir die HT Saiten auf meiner Klassik vom Spielgefühl her etwas entgegen. Auch für offene Stimmungen spielen sie sich nach meinem Empfinden angenehmer (weniger "labberig").
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
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