Christian Apelt 2010

Alles über die Nylon- und Darmbesaiteten

Moderator: RB

Bernd C. Hoffmann
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Christian Apelt 2010

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Siccas schmeist wieder eine tolle Gitarre raus. Ich ordne sie in etwa bei Jesús Marzal ein. Hier lauert auch wieder ein Schnäppchen.

http://www.ebay.de/itm/Christian-Apelt- ... RK:MESE:IT

Viel Glück dem Glücklichen!
Liebe Grüße
Bernd
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dominik
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Beitrag von dominik »

Hallo,

vorab: Ich habe in der vergangenen Woche eine wunderschöne Gitarre
von Karel Dedain bei Siccas erworben.In dem Geschäft habe ich micht sehr wohl gefühlt, wurde überaus nett beraten und informiert und finde die Siccas-Brüder sehr sympathisch. Beide Daumen nach oben!
Das aber nun immer wieder Meistergitarren weit unter Wert versteigert werden, irritiert mich...
Sollte es einem Fachgeschäft nicht auch darum gehen, den Wert eines Instrumentes zu erhalten?
Das man bei ebay Instrumente anbietet und vorstellt finde ich ok - aber das man bei "Null" beginnt kann ich nicht nachvollziehen.
Vielleicht fehlt mir hier ein entscheidender Gedanke.
Kann den jemand liefern?

Beste Grüße,
Dominik
aktoj
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Beitrag von aktoj »

Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass man bei Ebay weitaus bessere Verkaufspreise erzielt, wenn man als Anfangsgebot 'bei Null anfängt' anstatt seinen 'die ist mindestens soviel wert' Preis einzusetzen.

Das Angebot wird dann viel öfter in die Beobachtungsliste aufgenommen (man könnte ja ein Schnäppchen machen) und es gibt zudem, wie du hier siehst, zusätzliche Multiplikatoren durch soche Hinweise wie dem von Bernd.

Dann kommt noch die Psychologie ins Spiel: Man bietet erst einmal einen geringen Preis. Dieser schaukelt sich aber hoch, da ja ganz viele wegen des geringen Startpreises auf ein Schnäppchen hoffen.
Irgendwann sind viele Bieter an dem Punkt wo sie sich sagen: "Ok, ich wollte eigentlich nur bis X Euro gehen, aber für 100 Euro mehr ist das auch noch ein ganz guter Preis"...
dominik
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Beitrag von dominik »

Hi aktoj,

Danke für deinen Input.
Gilt dies auch für so etwas aussergewöhnliches wie Meistergitarren?

Schaut man sich die Höchstgebote der vergangenen Auktionen an, so kann man schon von "Geschenken" sprechen. Selbst wenn man die Endgebote verdoppeln würde, wären es noch immer sog."Schnäppchen".

Ich frage mich, ob so der Wert von Meistergitarren nicht generell in Frage gestellt wird, und ob dies im Sinne eines Fachgeschäftes sein kann. Bzw. ob
ein Fachgeschäft nicht auch für den Werterhalt verantwortlich ist.
Ich meine zu beobachten, daß Rudi von TFOA in diesem Sinne handelt.

Aber nicht missverstehen: Ich möchte hier nichts werten, sondern nur verstehen. Ich habe keinerlei Ahnung wie man ein Geschäft zu führen hat, und bin kaufmännisch eine Niete...
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Rumble
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Beitrag von Rumble »

Wenn man (gelegentlich) mit solch einer Aktion eine große Aufmerksamkeit erzeugen kann und auf diesem Weg eine nicht unerehebliche Bekanntheit erlangt, dann ist das doch eigentlich eine sehr preiswerte Form der "Werbung".

Gibt es doch in vielen anderen Branchen auch. ;-)

Liebe Grüße
Rumble
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Was mich bei der Gitarre nur wundert: Hab ich einen Knick in der Optik oder muss das so: der Steg ist schief...
dominik
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Beitrag von dominik »

@ Rumble

Bei einer Fabrikgitarre könnte ich es verstehen. Da kann es dem Hersteller
auch egal sein, wenn mal eine Gitarre weit unter Wert weggeht oder sogar veschenkt bzw. verlost wird. Der Strassenpreis wird dadurch nicht berührt.

Geschäfte wie Siccas oder TFOA sprechen doch eher Experten und Liebhaber
an. Jeder der eine Meistergitarre mit Hilfe des Internets sucht, wird sehr schnell auf Siccas aufmerksam. Ich weiß nicht, ob es da langfristig hilfreich ist, solche Aktionen zu starten.

@ Jay-C,

ich hatte mal eine handgebaute Westerngitarre bei der der Steg auch schief aufgeklebt wurde. Laut Aussage des Gitarrenbauers wurden dadurch die Kompensationsmöglichkeiten verbessert bzw.erleichtert. Die Intonation der Gitarre war sehr gut, der schiefe Steg hat mich aber die ganze Zeit genervt...
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Naja, wenn der Steg schief auf der Decke sitzt, ist der Kompensationswinkel der Stegeinlage wieder neutral (so wie's auf dem Bild von dem Steg aussieht). Ich kann mir nicht denken, dass das in irgendeiner Form die Kompensation an der Gitarre konstruktiv verbessern kann. Ich habe auch schon einige Manufaktur-Gitarren gesehen; bei keiner war der Steg gewollt schief aufgeleimt. Aber vielleicht ist mein Horizont da auch zu beschränkt :wink:
dominik
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Beitrag von dominik »

Hi Jay-cy,

fühlte mich bei der besagten Gitarre auch irgenwie immer verar...t
Dies ist auch einer der Gründe, warum ich seither lieber zu Rudi oder den Siccas gefahren bin, um genau die Gitarre zu kaufen, die ich vorher spielen und sehen konnte.
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Rumble
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Beitrag von Rumble »

@dominik

Da hast Du schon irgendwo recht, aber vielleicht hat der Anbieter da ja andere Vorstellungen, oder sogar schon entsprechende Erfahrungen.

(Ich persönlich würde da wahrscheinlich aber auch eher andere Wege gehen.)
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Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Startwert von 0 € die höchsten Preise erzielt. Bspw. hatte ich meine HSL FP1 Especial (die gibt es nur ein einziges Mal!) mit 880 € Startpreis reingesetzt. Gekostet hatte sie 2.400, weggegangen ist sie in der letzten Minute für den Startpreis. Das war nicht weiter tragisch, weil mit ihr nicht warm wurde und sie nur noch loswerden wollte.
Eine Vicente Sanchís Badía hatte ich (genau weiß ich es nicht mehr, aber ich meine, es war) ab 0 € reingesetzt. 720 € hatte ich dafür bezahlt, weggegangen ist sie für 1270 €. Das hatte sich also sehr gelohnt.

Was den Werterhalt betrifft, sehe ich es nicht so, dass er herabgesetzt wird. Ich bin überzeugt, er bleibt davon unberührt. Wenn man sieht, wie viele Notverkäufe von Privatleuten bei Ebay oder woanders stattfinden, dann ist klar, das man mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Schnäppchen machen kann. Das hat sich auch bei den historischen Gitarren gezeigt. Nur, weil ich eine Gitarre für einen günstigen Preis gekauft habe, hat sie deswegen nicht an Wert verloren. Mein Kaufpreis geht keinem etwas an. Man fragt auch einen Händler nicht, was er für sein Inventar bezahlt hat. In solchen Fällen argumentiere ich, was die diese Gitarre heute neu kosten würde, wie lang die Warteliste ist etc. Dann zeigt sich, ob das Verhältnis zu diesen Konditionen gebraucht nicht günstiger für den Käufer ist. Für den Käufer ist es uninteressant, was die Gitarre gekostet hat. Für ihn ist nur wichtig, was sie jetzt kostet. Wenn er sie haben will dann kauft er sie oder er lässt es.

Für die schnäppchenhafte Preiserzielung ist aus Anbietersicht zu sagen, dass man als Geschäftsmann andere Maßstäbe hat. Natürlich stellen die Ebayangebote zunächst ein hohes Wagniskapital dar. Es ist durchaus denkbar, dass die vorangegangenen Konditionen im Einkauf einen besonderen Spielraum bieten, da Siccas weltweit handelt, nicht nur den Vertrieb/Verkauf betreffend. Zudem kann man als Geschäftsmann bis zu einem gewissen Grad das Risiko von Verlustverkäufen eingehen, wenn man (mit Bedacht) eine kumulierte Kalkulation zu Grunde legt. Das setzt allerdings voraus, dass man über ein entsprechend potentes Sortiment verfügt, das eine gewisse Kontinuität im Absatz gewährleistet. Hierüber werden die Verluste im schlechtesten Fall nur ausgeglichen bzw. im besseren (Normalfall) am Ende Gewinne erwirtschaftet. So ein Sortiment hat längst nicht jeder, aber die Sicca Brüder haben es und haben offenbar verstanden, wie man es geschickt einsetzt. Dazu tragen die positiven Nebeneffekte ihr Übriges bei. Im Ergebnis profitiert jeder davon - eine typische Win-Win-Situation.

Diese Angebote sind preislich außergewöhnlich und tatsächlich sehr interessant. Ich wüsste nicht, wer sonst noch in dieser Liga mitmischt. TFOA gehört durch seine Ausrichtung auf Stahlsaiteninstrumenten sicher nicht dazu.
Liebe Grüße
Bernd
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Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Zum "schiefen Steg":
Dieser Steg wird auch "John Gilbert Steg" oder "John Gilbert Konstruktion" genannt. Es hat was mit der Verbesserung der Intonation zu tun. John Gilbert ist Gitarrenbauer und hatte herausfgefunden, dass sich die Intonation der Bässe verbessert, wenn der Auflagepunkt etwas weiter nach hinten versetzt wird, während es bei den Diskantsaiten umgekehrt ist. Darum habe unzählige Gitarrenbauer und Manufakturen das übernommen. Es ist also kein Konstruktionsfehler sondern eine bewusst gewollte Intonationsverbesserung.
Liebe Grüße
Bernd
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dominik
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Beitrag von dominik »

Hallo Bernd,

vieles von dem was du schreibst leuchtet mir ein . Der Wert eines Instrumentes ist natürlich nicht abhängig von dem Preis , der irgendwann
bzw. irgendwo mal bezahlt wurde. Und wenn Händler und Kunde sich im Geschäft einigen, geht es auch niemanden etwas an. Wenn aber die erzielten Preise für jeden ersichtlich im Internet zu finden sind, könnte das auf Dauer m.E. schon Auswirkungen haben.
Falls die Gitarre von C.Apelt auch für einen Bruchteil des Neuwertes weggehen sollte, ist dieses für immer und ewig im www gespeichert .... bestimmt nicht im Sinne des Gitarrenbauers.
Da gibt es dann m.M. nach auch einen Unterschied, ob das Instrument von einer unwissenden oder in finanzielle Not geratenden Privatperson veräußert wurde oder von einem Fachgeschäft, welches die Qualitäten und den Wert genau beurteilen kann.
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Sorry, Bernd, aber auf den Bildern liegt der Diskantbereich nach hinten geschoben, das würde dann erst recht nicht stimmen...
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Außerdem, es müsste doch für Intonation reichen, die Stegeinlage zu versetzen und nicht den ganzen Steg schief zu machen...
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