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Highend Mechaniken ...sind sie es wert ?

Verfasst: Mo Nov 17, 2014 1:33 pm
von Der Papa
Bezugnehmend auf den Thread Gitarrenbau kam die Frage auf
bezüglich dem Preis - / Leistungsverhätnis von Mechaniken .

Es gibt von der günstigen Fernostmechanik für 9,90Euro,
den Mittelpreisbereich mit Herstellern wie Schaller, Gotoh und Rubner von 30 - 100 Euro,die sehr feinen Industriemechaniken
von Gotoh, Sloane und Waverly zwischen 130-300 Euro bis hion zu den Highend Schmieden wie Alessi/Graf/ Rodgers / Scheller bis über 1000 Euro .

Wo fängts an , wo hörts auf und ist das überhaupt gerechtfertig.
Eins vorweg ...ne Antwort auf diese Frage gibt es aus meiner Sicht nicht , denn es hängt hauptsächlich von der persönlichen Einstellung zu diesem Thema ab. Eine Casio für 20 Euro zeigt die
gleiche Uhrzeit an wie eine 100.000 Euro Gold Rolex . Beide erfüllen den gleichen Zweck nämlich die Zeit zu messen. Wer mit
entsprechenden finanziellen Möglichkeiten ausgestattet ist und das fürs Ego braucht kann im Freundeskreis des Golfclubs vielleicht nicht mit einer Casio auftauchen ,
andererseits ist eine ehrliche Casio ein zuverlässiger Alltagsbegleiter , der auch beim Sport
ne gute Figur macht und mit der man keine Angst haben braucht
dafür um die Ecke gebracht zu werden .


Billigmechaniken findet man an vielen Klassikgitarren im Preisbereich unter 300 Euro . Optisch siehts immer nach billigem Blech aus und mechanisch ist dann meist zu schwer oder zu leichtgängig .
Beim Drehen gibts dann oft die berüchtigten Löcher das nach erst schwergängigem Drehen sich die Spannung plötzlich entlädt und man hohl dreht .
Die Lebensdauer dieser Dinger ist auch recht begrenzt und auf den Zahnrädern zeigt sich sehr schnell Verschleiss.

No Name ca. 12 Euro
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Der nächste Schritt sind dann schon recht gute Mechaniken
von Rubner oder Schaller oder die mittelpreisigen Gotohs.
Noch nicht Highend aber durchaus vernünftig fürs Geld . Optisch
noch keine Rolex an der Gitarre aber doch schon recht ansehlich .
Mechanisch laufen die Teile einwandfrei , sie haben eine gute Leichtgängigkeit und reagieren schon auf kleine Bewegungen .
Sie halten die Stimmung gut . Sie warten mit einer recht guten Lebensdauer auf und man bekommt zwischen 40 und 100 Euro
schon sehr viel Mechanik fürs Geld .
Schaller Mechanik
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Auch hier bieten einige Hersteller die Möglichkeit die Mechaniken mittels Teflonlagerungen und auf kleinen Kugellagern in den Kopfaufnahmelöchern
die Mechaniken zu pimpen , alles noch im erträglichen Preisrahmen.

Ne Nummer besser sind dann nochmals Top-Industriemechaniken
wie Sloane oder Gotohs 35G510 er Serie . Mechanisch top,
fast nicht mehr zu verbessern laufen sie sehr leicht , kein Spiel
in der Bewegung vor oder zurück , auch nach mehreren Jahren
im Gebrauch kein Abrieb auf den Zahnrädern zu erkennen .
Preise zwischen 115 -300 Euro. Optisch sieht man schon das das keine Goldschmiedekunst ist oder man damit im Highend Bereich wäre.
Mechanisch gibts hier eigentlich aber nur noch sehr wenig Steigerungspotential . Ab hier spürt man die Saite !!!
Optional hier wieder Pimppotential wie weisse, schwarze oder Aluroller sowie Präzisionskugellager möglich .

Sloane

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Die Championsleague
Alessi , Rodgers , Graf , Scheller , Baljak ....
Mechanisch ein Traum, Optisch zum Teil richtige Kunstwerke ,
Preise in einfachen Ausführungen für ne Alessi noch mit Kunststoffrollern etwa ab 180 Euro bis hin zur vergoldeten
Graf oderRodgers mit Handgravur nach eigenem Designentwurf 1200-1500 EUro.

Alessi Hauser Modell "einfache" Ausführung
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Rodgers handgraviert mit echten Perlmuttgriffen
hier mit optionaler Sterlingsilberplatte .

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Scheller
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Viele werden jetzt fragen ist die Edelmechanik für 1500 Euro mit Handgravur , eigener Designidee, Vergoldung und haste nicht gesehen nun mechanisch 10 mal besser als eine wirklich hervoragende Gotoh 35G510 oder eine ähnliche Sloane für 150 Euro und ist es das Geld wert ?

Eins vorweg ...natürlich ist sie das nicht . Mechanisch spüre ich da im Vergleich , keinen bis wirklich nur Mikrokleine Unterschiede .

Was man hier zahlt ist präziseste Verarbeitung, Edeldesign , aufwendige Handarbeit bei der Gravur, Individualität bei der Auswahl der Materialien wie Platten ; Knopfmaterialien, Rollermaterialien usw....
... und mit Sicherheit auch ne gehörige Portion den Ruf
und Namen und vielleicht auch etwas Balsam fürs Ego .

Persönlich würde ich keine 600 Euro oder mehr dafür zahlen
für den mechanischen Unterschied was das smoothe Handling angeht. Betrachtet man die Details und die Kunstfertigkeit um sowas herzustellen ist das mit Sicherheit gerechtfertigt , ob es einem das wert ist muss aber jeder selber für sich entscheiden .

An meiner Gitarre war die oben abgebildete Rodgers beim Gebrauchtkauf dran . Hätte ich mir die Gitarre neu beim Gitarrenbauer bestellt hätte ich den Mehrpreis gegenüber einer
ordentlichen Gotoh 35G510 oder einer Sloane vermutlich nicht gezahlt.

Bin gespannt auf eure Meinungen .

Verfasst: Mo Nov 17, 2014 3:48 pm
von Filigran
...

Verfasst: Mo Nov 17, 2014 4:13 pm
von StringKing
Bekommt man die Sloane Tuner überhaupt in Deutschland?

Verfasst: Mo Nov 17, 2014 4:16 pm
von Der Papa
Hi stringking ,

ja kannst du problemlos bei Stewmac bestellen.

Kommt MWST und 3% Zoll drauf und die bekommst sie
direkt nach 2-3 Wochen zugeschickt .

http://www.stewmac.com/Hardware_and_Par ... al_Guitar/

Verfasst: Mo Nov 17, 2014 5:28 pm
von jay-cy
Sloane hatte ich mal, die drehen IMO auch nicht besser als Schallers. Für Rodgers und Alessi würde ich dasselbe vermuten. Da bezahlt man einfach ein Gutstück den Namen. Ein Quantensprung sollten die Schellers sein wg. des aufwändigeren Prinzips mit Kugellagern, da weiß man, wofür man mehr zahlt...

Verfasst: Mo Nov 17, 2014 5:52 pm
von Der Papa
jay-cy hat geschrieben:Sloane hatte ich mal, die drehen IMO auch nicht besser als Schallers. Für Rodgers und Alessi würde ich dasselbe vermuten. Da bezahlt man einfach ein Gutstück den Namen. Ein Quantensprung sollten die Schellers sein wg. des aufwändigeren Prinzips mit Kugellagern, da weiß man, wofür man mehr zahlt...
Hi Jay Cy ,

die neueren Sloanes , die Alessis und auch Rodgers bekommst du alle mit diesen Kugellagern wie sie Scheller auch hat. Bei Alessi im Flamencomodell noch aus Kunststoff , in der normalen Serie aus Metall Standard.

Scheller ist mechanisch ne Klasse für sich, einen Hauch besser als Rodgers oder Alessi .

Ich empfand an gleicher Gitarre montiert die Sloanes gegenüber
einer Schaller und Rubner als deutlich wertiger . Wesentlich präziser.
Bei den 35G510 von Gotoh gibt es mechanisch auch gar nichts mehr zu mäkeln. Die Rubners hatte ich damals noch an einer Bernabe und die waren
nach 8 Jahren fix und fertig . Die Zahnräder an den Rubners sehen wie Kinderspielzeug gegen die Sloanes aus. Die neueren Rubners gibt's ja mit der Teflonlagerung was den Lauf wesentlich geschmeidiger macht, neuerdings sogar mit den Bearings also Kugellagerungen.

Ne Rubner mit Rodgers zu vergleichen aufgrund einer Vermutung ist schon sehr abenteuerlich. Das sind dann wirklich Welten mechanisch und optisch sowieso im Direktvergleich.

Oftmals hängt die Qualität der Gängigkeit einer Mechanik auch von
der Aufnahme im Gitarrenkopf ab. Die Kugellager einer Scheller zum Beispiel sind wirkungslos , wenn das Loch indem sie Halt finden sollen zu groß gebohrt ist , oder aber wenn der Abstand der einzelnen Wellen im Holz zueinander nur um Bruchteile von Millimetern unsauber abweicht und eine Mechanik im Highend Bereich dadurch Spannung bekommt . Im Englischen Delcamp war vor kurzem jemand der unglücklich mit einer Scheller war die ruckelig lief .
Klaus Scheller bot ihm dort Hilfe an und gab Hinweise woran es liegen könnte . Im Endeffekt stellte sich heraus das der Wellenabstand nicht ganz korrekt gebohrt war , wirklich nur um einen Hauch , nachdem ein Gitarrenbauer nachgesehen hatte und das Loch leicht richtig angepasst hatte , lief die Scheller wieder wies Lottchen.

Diese Bearings sehen natürlich ultimativ technisch aus , aber ich glaube denen wird eine größere Bedeutung zugemessen als sie tatsächlich haben . Meine kugelgelagerten Alessis liefen lange nicht so präzise wie meine nicht kugelgelagerten Rodgers . Die Schellers wiederum mit Kugellagern waren wieder einen winzigen Tick präziser als die Rodgers . Die Unterschiede liegen aber gefühlt bei Bruchteilen von Prozenten
...will sagen Alessi 100%, Rodgers 100,01 % Scheller 100,05%
da muss man dann wirklich Haare spalten .

Verfasst: Mo Nov 17, 2014 10:26 pm
von Jack Isidore
@ Papa: toller Anfangs-Post !!

Was ist eigentlich mit Fusteros? Die sind gar nicht erwähnt ...

Ansonsten - meine Meinung zum Thema kann ich eher aus der Steelstring-Ecke beschreiben.
Ich hatte immer Gitarren mit Mechaniken, die zwar gut waren, aber nichts Besonderes. Also die Martin-Standardware (vielleicht von Grover??), Waverlys, etc.
Und immer wenn ich mal eine unbezahlbare Edel-Taylor ausprobiert habe, ist mir eigentlich vor allem eines aufgefallen: diese unglaublich tollen Gotoh 510. Das Design mag Geschmacksache sein, aber die Funktion ist einfach göttlich.

DAS wollte ich wirklich haben.

Ich hab mir jetzt an meine A&M S2 die kleinen 510er gebaut, ich finde, das wertet die Gitarre durchaus nochmal auf. Aber MEHR brauche ich keinesfalls.

Viele Grüße
Jack

Verfasst: Mo Nov 17, 2014 10:44 pm
von Der Papa
Hi Jack,

Fusteros kennt man. Früher hauptsächlich an spanischen Fabrikaten
verbaut meist in Lyraform. Qualitativ gab's sehr einfache , aber auch etwas bessere
vergoldete, die hiessen dann Fustero de Luxe. Wurden oft kritisiert da die Qualität halt nicht immer konstant war.

Ich weiss jetzt nicht obs qualitative Aussreisser gibt, ich erinnere mich nur das ich einmal recht mittelmäßige hatte, die eher Richtung einfache Rubners gingen, aber einmal auch eine sehr feine , wie Butter laufende Mechanik von Fustero.

Die 510er Gotoh gibt's im Klassikbereich, als auch bei den Steels.
Da kann ich aber nichts zu sagen.

Verfasst: Di Nov 18, 2014 3:27 am
von Bernd C. Hoffmann
Der Papa hat geschrieben:Ich weiss jetzt nicht obs qualitative Aussreisser gibt, ich erinnere mich nur das ich einmal recht mittelmäßige hatte, die eher Richtung einfache Rubners gingen
Aber ich erinnere mich, das inzwischen viele spanische Gitarrenbauer aus sich aus Qualitätsgründen von Fustero getrennt haben. Wenn ich bei Ebay in Flamencogitarreninseraten Fustero als besondere Eigenschaft lese, dann führt das in jedem Fall zur Abwertung. Auf meiner damaligen HSL waren auch Fustero drauf, die bei 2 Wirbeln völlig unterschiedliche Widerstände hatten. Bei einer 2.300 € Gitarre darf man mehr Präzision erwarten, vor allem nach 2 Jahren keine verkanteten Antriebsräder; sowas gehört auf den Schrottplatz!

Ich hatte sie gegen eine 40 € Gotoh ausgewechselt. Die lief dagegen wie ein Schweizer Uhrwerk. Sowas lässt tief blicken. Das einzige, was bei Fustero gut ist, sind die Montageplatten. Aber dafür bezahle ich keine Mechanik. Sowas setze ich stillschweigend voraus. Ergo: Fustero kommt mir nicht mehr ins Haus!

Verfasst: Di Nov 18, 2014 10:01 am
von bookwood
Meine Erfahrungen mit Fustero sind auch nicht gut. Die einfache Ausführung
hatte ich auf einer gebraucht erstandenen Bernabe M10 und die waren nach
wenigen Jahren völlig runter. Das ist bei solchen Verschleißteilen vielleicht
auch gar kein Wunder, deshalb ist mir gute Qualität an der Stelle wichtig. Und
weil man die oft selbst auf teureren Gitarren nicht hat, bin ich mit der Zeit zum
Gewohnheitswechsler geworden. Das hat sich bisher immer gelohnt. Besonders
bei den Konzertgitarren, deren Nylons ja noch öfter den Dreh am Rad benötigen,
um in Stimmung zu kommen, ist das einfach viel komfortabler. Mit der Zeit hat
sich so bei mir ein Haufen Schlichtmechaniken angesammelt. Wer also mal
Bedarf hat… :wink:

Was die Qualitätssprünge in den unterschiedlichen Preisklassen betrifft, bin ich
ganz Papas Meinung. Der Unterschied zwischen den bewussten Blechdingern
und ordentlichen Standardmechaniken ist im Alltagsbetrieb am deutlichsten.
Hochwertigste mechanische Qualität bringt ein Mehr an Präzision, Geschmeidigkeit
und (hoffentlich) Haltbarkeit, das gemessen am Preis womöglich grenzwertig sein
kann. Darüber hinaus gehen optische/haptische Extravaganzen, die den Preis nochmal
deutlich in andere Regionen steigen lassen. Exquisite Handgravuren oder edles
Material für Griffe und Wellen (exotische Hölzer, Perlmutt, Büffelhorn) sind ebenso
traumhaft wie funktional unnötig. Auch bei mir spielt allerdings das subjektive
Wohlgefühl eine gewisse Rolle, so dass die Bereitschaft, mehr Geld auszugeben mit
der Wertigkeit des Instruments steigt. Deshalb habe ich mir schon zweimal Scheller-
Mechaniken in schlichter Ausführung geleistet. Hatten wir in einem früheren Faden
bereits: hier.

Ansonsten bin ich zwischen 80 – 150 € ganz gut mit Gotoh, Schaller und Rubner
gefahren. Dabei hat sich bei Rubner der Aufpreis für die Teflonlagerung gelohnt,
mit der sie etwas weicher laufen.

Verfasst: Di Nov 18, 2014 11:35 am
von Bernd C. Hoffmann
Bei einem spanischen Gitarrenbauer, der uns mal mit einer minderweitigen "professionellen" Flamenca besch.. hat, waren superedle Mechaniken drauf, die aus Südkorea kamen. Damit sah die Gitarre optisch aus, wie eine 10.000 € Version. Sie hatte eine 1:18 Übersetzung und überall so leicht und gleichmäßig, wie ein Schweizer Uhrwerk. Vielleicht kriegt jemand heraus, wer die gebaut haben könnte. Die würde ich mir nämlich gerne in Reserve legen.

Verfasst: Di Nov 18, 2014 11:39 am
von Der Papa
Da fällt mir spontan Der Jung aus Taiwan ein

...schau mal ob da eine dabei war .

http://www.magic-guitar-parts.com/Produ ... ssik-Serie

http://www.derjung.com.tw/index.php?opt ... t&id=18705


Persönlich noch keine gesehen, aber ab und an werden sie in Delcamp
erwähnt .

Hier ein Review
http://zebulonturrentine.com/classical- ... ner-review

Verfasst: Di Nov 18, 2014 12:07 pm
von Bernd C. Hoffmann
Ich werde mal die Videos und Fotos hervorkramen, um die zu vergleichen.

Verfasst: Di Nov 18, 2014 2:18 pm
von tele
Die Frage, ob sie es wert sind, muss wohl jeder für sich entscheiden...Ich habe auf meiner Antomio Sanchez preisgünstige Gotohs, und seitdem die drauf sind, muss ich mir über das Stimmen keine Gedanken mehr machen.
Das ist doch der Sinn von Mechaniken, oder :?:

Verfasst: Mi Nov 19, 2014 11:34 am
von Filigran
...