Sattelkerben bei Nylon- / Klassikgitarren?

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scifi
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Sattelkerben bei Nylon- / Klassikgitarren?

Beitrag von scifi »

Hi,

ich habe mich jetzt mal ganz vorsichtig und naiv dem Thema "Klassikgitarre" genähert und eine günstige Ortega R 158 SN geholt als drastisch reduzierten Versandrückläufer bei Amazon. Jetzt sitze ich an der Optimierung der Saitenlage, was bisher sehr gut funktioniert (Klampfe hat sogar ein Trussrod).

Mir ist nun aufgefallen, dass von Werk her der Sattel so gekerbt ist dass die G-Saite höher liegt als die D-Saite.
Meine Frage nun: ist das üblich so bei Nylon?
Ich sehe bislang dafür keinen sinnvollen Grund und vermute, dass der Sattel einfach nicht sorgfältig gekerbt wurde. Aber bevor ich jetzt an dem Sattel rumsäge und hinterher den Sattel tauschen muss, frage ich mal vorsichtshalber in die Runde. Hat jemand einen Tipp?

Grüße
scifi
Zuletzt geändert von scifi am So Jan 25, 2015 6:30 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

Hallo scifi,

'ne auffällig flachere Sattelkerbe für die g-Saite kann/konnte ich noch bei keiner meiner Nylons feststellen. Würde mich bei der korrekten Kerbtiefe aber eher an Bespielbarkeit, Schnarrfreiheit und Intonation orientieren, als am optischen Eindruck.

Könnte also durchaus Schlamperei sein, genauso gut aber Absicht: Optimierung für eine umsponnene g-Saite (und/oder für Carbonsaiten), die in der Regel deutlich schlanker ausfallen als die blanken (Nylon-)g-Saiten.

Hintergrund ist, daß die g-Saite DAS Problemkind bei der Nylonbesaitung ist; sowohl klanglich (hörbarer Übergang von blanken zu umsponnenen Saiten), als auch haptisch (die traditionell verwendeten blanken g-Saiten können, vor allem bei Verwendung von Saiten mit hohem Zug, unangenehm dick werden. Wobei die Dicke etwa zwischen A- und E-Saite liegt, was wiederum durch die Steifigkeit die Intonation beeinträchtigt, usw...).

Unsere Fachleuts werden Dir aber hoffentlich noch Hilfreicheres dazu sagen können. Find' ich übrigens gut, daß Du's mal mit 'ner Nylongitarre probierst. Dann kannst Du ja jetzt auch Rasgueado üben - bis die Fingernägel schmelzen. :wink:

Herzlichen Gruß, Uwe
"A Harf’n g’hert in ka Symphonie;
i’ hab’ ma nöt helf’n könna."
(Anton Bruckner über seine 8.)
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scifi
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Beitrag von scifi »

wuwei hat geschrieben: Könnte also durchaus Schlamperei sein, genauso gut aber Absicht: Optimierung für eine umsponnene g-Saite (und/oder für Carbonsaiten), die in der Regel deutlich schlanker ausfallen als die blanken (Nylon-)g-Saiten.

Hintergrund ist, daß die g-Saite DAS Problemkind bei der Nylonbesaitung ist; sowohl klanglich (hörbarer Übergang von blanken zu umsponnenen Saiten), als auch haptisch (die traditionell verwendeten blanken g-Saiten können, vor allem bei Verwendung von Saiten mit hohem Zug, unangenehm dick werden. Wobei die Dicke etwa zwischen A- und E-Saite liegt, was wiederum durch die Steifigkeit die Intonation beeinträchtigt, usw...).
Interessant, dann warte ich a besser noch mal ein wenig ab. Bislang verstimmt sich meine unumwickelte G auch noch im Minutentakt. Und für das Stimmen muss ich da auch noch mein Gehör trainieren - der Unterschied zu den Umwickelten ist extrem seltsam in meinen Ohren.
wuwei hat geschrieben: Unsere Fachleuts werden Dir aber hoffentlich noch Hilfreicheres dazu sagen können. Find' ich übrigens gut, daß Du's mal mit 'ner Nylongitarre probierst. Dann kannst Du ja jetzt auch Rasgueado üben - bis die Fingernägel schmelzen.
Der Umstieg von Stahl auf Nylon ist wirklich seltsam. Ich könnte auf der Nylon stundenlang Barres spielen, ohne groß zu ermüden. Und Rasgueado habe ich bisher nur auf meinen Westerngitarren probiert, was fast gar nicht funktioniert hat. Auf Nylon glaube ich endlich zu ahnen, wie die Technik gemeint ist.
Da ich leider keinen nennenswerten Daumennagel an der Zupfhand habe, habe ich mir ein Daumenpick dünn geschliffen. Irgendwie barbarisch, aber ich will ja nicht wirklich umsteigen von Stahl auf Nylon. Deshalb wollte ich auch eine Nylon mit 48mm Hals, da ich so noch halbwegs mit dem Daumen greifen kann. Mal schauen wie das endet;-)
Ich werde die Werkssaiten auch versuchsweise gegen High Tension austauschen. Vielleicht wird dann das "Schlabbergefühl" bei den Saiten geringer. Instinktiv greife und zupfe ich noch mit viel zu viel Schmackes. Aus den Nylons einen vernünftigen Ton herauszubekommen, scheint mir deutlich mehr Feingefühl zu erfordern, als bei Stahl.

Nun ja, Anfängerprobleme vermutlich ...


Ähhhh, und noch eine Frage in die Runde:
Kann ich frische Nylonsaiten nach dem aufziehen vordehnen und dadurch die Tendenz zur Verstimmung reduzieren?? Bei Stahl klappt das Bestens, aber wenn ich an diesen Plastikstreifen ziehe, bin ich mir nicht sicher was passiert. Fühlt sich zumindest seltsam an.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

scifi hat geschrieben:Ähhhh, und noch eine Frage in die Runde:
Kann ich frische Nylonsaiten nach dem aufziehen vordehnen und dadurch die Tendenz zur Verstimmung reduzieren?? Bei Stahl klappt das Bestens, aber wenn ich an diesen Plastikstreifen ziehe, bin ich mir nicht sicher was passiert. Fühlt sich zumindest seltsam an.
die saiten können sich bis zum stillstand um gute 6 cm dehnen, so schnell reissen die nicht. wenn sie aber reissen schlagen sie um sich wie ein gummiseil und hinterlassen tiefe spuren, wie auf der rückseite der kopfplatte meiner nylon weil ich entnervt zu fest gedehnt habe, da war aber schon wut im spiel :oops: ... es dauert tage bis die saiten einigermaßen stimmstabil sind, mit oder ohne dehnen, etwas besser sieht es bei den basssaiten aus, aber auch lange nicht so wie bei stahl. trost: man kann sie sehr lange drauf lassen.

ob umstieg oder nicht, du merkst doch jetzt schon, dass es eben nicht wie auf einer steelstring abgeht. also was soll die zurückhaltung. du spielst mehrere teils schwer zu spielende saiteninstrumente und ausgerechnet vor der nylon hast du solch einen respekt. lang zu und probiere bis es dir gefällt, du hast die besten voraussetzungen dafür. das daumenpick behindert (es gibt auf youtube zwar einen der das sehr gut mit pick macht), lass es weg.
Salud a Familia
Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Wegen der G-Saite ist vielleicht auch diese kleine Diskussion bei Klassikern interessant:
http://klassikgitarre-forum.de/viewtopi ... =50&t=1205

Ansonsten kann ich bei der Stimmstabilität der Nylons auch nur zur Geduld raten. Man
sollte sich nicht nur beim Spielgefühl auf die Besonderheiten einlassen. Ganz speziell finde
ich z.B. auch den Umstand, dass sich die Diskantsaiten grundsätzlich nach Spielbeginn
anfangs immer ein wenig nach oben verstimmen, auch wenn der Satz schon länger im
Einsatz und eigentlich stabil ist.
Zuletzt geändert von bookwood am Di Jan 27, 2015 1:41 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß
von
Ralf
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scifi
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Beitrag von scifi »

bookwood hat geschrieben:Ganz speziell finde
ich z.B. auch den Umstand, dass sich die Diskantsaiten grundsätzlich nach Spielbeginn
anfangs immer ein wenig nach oben verstimmen, auch wenn der Satz schon länger im
Einsatz und eigentlich satbil ist.
*lol* ach das ist normal?!??!! Danke für den Hinweis. Ich habe hier heute schon etwas an meinem Verstand gezweifelt, wie sich Saiten von alleine dauernd nach oben verstimmen können.

Ist das bei Carbonsaiten eigentlich auch so?
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Rumble
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Beitrag von Rumble »

Bei meinen Carbonsaiten dauert es auch etwa 2-3 Tage. Dann wird das mit der Stimmung aber deutlich entspannter. Grundsätzlich machen meine Nylons aber immer mehr Stress als die Steestrings.

Das sind einfach Zicken! ;-)
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
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