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Stoll Estudio mit Deckenriss ??????

Verfasst: Sa Jan 31, 2015 9:54 pm
von funpicker
Hallo,

habe über eBay folgendes Angebot gefunden: Stoll Estudio derzeit bei 250 €
mit Makel (kleiner Deckenriss)?????

der Text
Sehr schöne Stoll Estudio mit kleinem Makel zu verkaufen. Christian Stoll ist Gitarrenbauer im Taunus. Die Gitarre ist eine, in Handarbeit in Deutschland gefertigte, Gitarre. Im Internet findet man reichlich Informationen zu Christian Stoll.
Die Gitarre ist etwas mehr als ein Jahr alt und hat mit Koffer 1339.- Euro, ohne Koffer 1250.- gekostet. Die Gitarre ist eine Sonderanfertigung mit Fichtendecke, die normale Estudio hat eine Zederndecke. Die Originalrechnung und der Instrumentenausweis ist vorhanden und wird mitgeschickt
Fast neue Saiten aufgezogen. Einen zweiten Satz Saiten wie sie Stoll original verwendet gibt es dazu. (Es sind einfach die besten für diese Gitarre. Meister Stoll weiß schon warum er sie verwendet)
Die Gitarre ist bis auf den Makel in einem fast neuwertigen Zustand, nur im Wohnzimmer gespielt.
Und nun zum Makel: Die Gitarre hat auf der Decke einen Haarriss, der eigentlich nur für Experten sichtbar ist. Ich habe es versucht zu fotografieren. (Foto: Der schwarze Strich neben dem Streichholz und dem Zollstock und das folgende Foto)
Mein örtlicher Gitarrenbauer hat den Riss sicherheitshalber von der Rückseite hinterlegt. Man hätte die Gitarre auch auf Garantie reparieren lassen können (Kaufdatum 10.2013) ich wollte die Gitarre aber dafür nicht zweimal DHL anvertrauen. Die Reparatur hat lediglich 30 Euro gekostet.
Die Gitarre wird in einem alten Gitarrenkoffer, der als Zugabe zu verstehen ist verschickt, natürlich noch zusätzlich mit Luftpolsterfolie in einem Karton verpackt.

Was haltet Ihr davon?

Viele Grüße Uwe

Re: Stoll Estudio mit Deckenriss ??????

Verfasst: Sa Jan 31, 2015 10:37 pm
von Bernd C. Hoffmann
funpicker hat geschrieben:Was haltet Ihr davon?
Ein Deckenriss, der im Wirkungsbereich des Käufers zustande kommt, ist kein Garantiefall.

Von welchen Fotos sprichst Du? Ich sehe keine. Auch verstehe ich nicht, ob Du der Verkäufer oder ein Interessent bist. Mir erschließt sich mir nicht, warum das eine Sonderanfertigung ist. Eine Decke aus Fichte und Zeder ist keine besondere Leistung sondern man kann sich das Deckenholz aussuchen. Ich würde keine Gitarre über 800 € kaufen, die ich nicht selber angetestet habe. Ansonsten, wenn die Gitarre Deinen Klangvorstellungen entspricht, dann kauf sie.

Verfasst: Sa Jan 31, 2015 10:53 pm
von Der Papa
Ich sehe zwei Stoll Estudios in der Bucht.
Eine ist bei 215€ und eine hat einen Sofort Kauf Preis von 519€.

Wenn die neu 1339€ kosten, würde ich sagen ist das ein gutes Geschäft.

Verfasst: Sa Jan 31, 2015 11:08 pm
von funpicker
Hallo Ihr zwei (Bernd und der Papa),

nachdem ihr mir die Stoll Estudio empfohlen habt (mein Beitrag "Eure Empfehlungen") hab ich mich mal im Internet auf die Suche gemacht und habe dieses Angebot mit dem Deckenriss gefunden. Also Bernd ich bin der Interessent.
Die Frage ist natürlich, ob dieser Riss nur ein optisches oder sogar ein funktionales Thema bezüglich Klang ist. Es kann natürlich auch ein Fehlversuch mit Stahlsaiten sein, wäre natürlich grausam. In den eBay Kleinanzeigen verlangt der gleiche Anbieter 590 € für die Gitarre.

Papa, es ist die Gitarre für derzeit 215 €, wird aber wohl noch steigen.

Was würdet ihr dafür geben, oder würdet ihr grundsätzlich Abstand davon nehmen?

Viele Grüße Uwe

Verfasst: Sa Jan 31, 2015 11:28 pm
von Der Papa
Also wenn du so ein Teil zwischen 50-70% vom Neupreis bekommen kannst je nach Zustand ist das doch fair.

Wenn ich was verkaufe, rechne ich immer so.

Ist bei der einem dann doch mehr als ok mit 519€.

Leben und leben lassen.

Verfasst: Sa Jan 31, 2015 11:50 pm
von Bernd C. Hoffmann
Hallo Uwe,

ich sehe es etwas anders als Der Papa. Für eine einjährige Gitarre ist mir das Schnäppchen zu groß.
funpicker hat geschrieben:Die Frage ist natürlich, ob dieser Riss nur ein optisches oder sogar ein funktionales Thema bezüglich Klang ist. Es kann natürlich auch ein Fehlversuch mit Stahlsaiten sein, wäre natürlich grausam. In den eBay Kleinanzeigen verlangt der gleiche Anbieter 590 € für die Gitarre.
Eine Klangveränderung durch einen Haarriss halte ich für sehr unwahrscheinlich. Ich habe selbst mehrere Gitarren mit unterschiedlichen Deckenrissen gehabt und sehr viele gesehen. Darunter war auch eine mit Trockenriss parallel zum Griffbrett, der mehrere Jahre offen war und sicher kein Haarris. Auch bei Trockenrisse im Außenbug habe ich noch nie eine Gitarre gesehen, die klangliche Nachteile zeigte. Die 30 € als Reparaturbetrag sind absolut gut angelegt. Ich hätte grundsätzlich damit keine Probleme. Allerdings habe ich auch schon einige "Meisterstücke" gesehen, denen man von außen nicht ansieht, wie sie drinnen aussehen. Ich bekam mal eine sehr gute Hanika, bei der ich die Saitenlage am Steg anpassen sollte. Die roch etwas seltsam udn klang nicht so, wie man es erwartet. Beim Reinschauen habe ich gesehen, dass sie an den Zargen verschimmelt war. Die Besitzerin sagte mir dazu, dass ihre Tochter die Gitarre ein paar Jahre in einer sehr feuchten Wohnung lagerte. Da gab es eine klangliche Negativveränderung. Wenn man gebrauchte Gitarren kauft, sollte man immer einen Spiegel mit Licht haben, um unter die Decke zu schauen. Dafür gibt es kippbare Teleskopspiegel mit einer Leuchte. Sowas kostet einmalig ca. 15 € und hält ewig. Dieses Beispiel mit der verschimmelten Gitarre ist für mich ein Grund, jede Gitarre vor dem Kauf unter die Lupe zu nehmen.

Wenn da Stahlsaiten drauf waren, dann erkennt man das an den Bünden. Stahlsaiten, selbst 09er, sind viel abrasiver als Nylonsaiten. Das gilt insbesondere für die Diskantsaiten. Wenn Du in den Bünden Vertiefungen entlang den Saiten siehst, dann kannst du sicher sein, dass Stahlsaiten drauf waren. Ist davon nur die D-Saite betroffen, dann wurde wahrscheinlich eine Hannabach "Durable" verwendet. Die Außenwindung besteht aus Wolfram und ist ebenfalls sehr viel härter als herkömmliches Material. Auf einer meiner Flamencogitarren hatte ich sei verwendet. Nach 2 Jahren waren die Bünde entlang der D-Saite vertieft (und damit unbrauchbar).

funpicker hat geschrieben:Was würdet ihr dafür geben, oder würdet ihr grundsätzlich Abstand davon nehmen?
Das ist eine gute Frage! Ich bin von Haus aus skeptisch, wenn eine fast 1.400 € teure Gitarre nach einem Jahr für knapp 600 € angeboten wird. Natürlich stellt der Riss eine klare Wertminderung dar. Ein für mich wichtiges Kriterium ist auch, ob sie aus einem Raucher- oder Nichtraucherhaushalt kommt. Wenn Argumentiert wird, die Gitarre wurde ja im Koffer aufbewart, dann riecht evtl. der Koffer nach Nikotin. Das ist für mich auch ein Grund, den Preis zu drücken. Aus dem Bauch würde ich eine solche Gitarre nach einem Jahr bei bei ca. 700 bis 900 € ansetzen, abzüglich Mängel. Aber keine 600 € - ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Möglicherweise ist der Hals verzogen oder die Mechaniken weisen Mängel auf. Ich wüsste sofort, wonach ich fragen würde und kann i. d. R. aus den Antworten was ableiten. Für 590 € würde ich sie unbesehen überhaupt nicht kaufen. Du kannst Christian anrufen und fragen, wie er seine Gitarre nach einem Jahr bewerten würde, wenn sie keine Mängel hat.

Einer meiner damaligen Schüler hatte als Erstinstrument eine Classic 1 gekauft. Für eine hauchdünne Nitrohandlackierung hatte er 350 € extra hingeblättert. Die Gitarre hatte inzwischen Lackrisse bekommen (lag an starken Temperautunterschieden). Wenn er die heute verkaufen würde, er hätte unter Berücksichtigung des heutigen Preises kaum Verlust gemacht.

Meine dringende Empfehlung: Unbedingt vorher anschauen. Geht das nicht, dann solltest Du eine Rückgabevereinbarung mit dem Käufer treffen. Lässt er sich nicht darauf ein, dann würde ich ablehnen.[/i]

Verfasst: So Feb 01, 2015 12:30 am
von funpicker
Hallo Bernd,

danke für deinen ausführlichen Beitrag. Deinen Gedanken kann ich in allen Punkten folgen, bin auch eher skeptisch veranlagt. An einen Spiegel habe ich auch schon gedacht. Da ich aus RE komme, ist die Besichtigung in Potsdam wahrscheinlich keine Option.
Werd´mich wahrscheinlich davon distanzieren.

Viele Grüße Uwe

Verfasst: So Feb 01, 2015 10:59 am
von Es335
Also ich würde das nicht so pauschal abtun. Bei beiden Ebay Angeboten gibt es nichts, was für mich auf den ersten Blick auf einen zweifelhaften Verkäufer hindeutet. Beide sind sehr bemüht, die mehr oder weniger großen "Macken" offen und ehrlich zu dokumentieren und was den Preis betrifft, so spiegelt das vielleicht auch nur die jetzt schon seit einiger Zeit herrschende Marktsituation für neue und gebrauchte Konzertgitarren wider. Bis 500 EUR läuft ein Verkauf noch ganz gut, aber darüber wird es zunehmend schwerer! Eine Tatsache, die auch von Musikgeschäften so beklagt wird!

Bei 500-600 EUR für so eine Gitarre in gutem Zustand kann man eigentlich kaum etwas falsch machen.

Eine für mich entscheidende Frage, die ich aber auf jeden Fall vorab klären würde, wäre die nach der Saitenlage und dem Überstand der Stegeinlage. Das liefert eine recht guten Eindruck, ob's mit dem Halswinkel stimmt. Wenn's da nicht stimmt, kann das einem die Freude am Spielen ganz schön verleiden und eine Korrektur kann hier bei gravierenden Mägeln recht aufwendig und teuer werden.

Verfasst: So Feb 01, 2015 12:42 pm
von Der Papa
Es335 hat geschrieben:Also ich würde das nicht so pauschal abtun. Bei beiden Ebay Angeboten gibt es nichts, was für mich auf den ersten Blick auf einen zweifelhaften Verkäufer hindeutet. Beide sind sehr bemüht, die mehr oder weniger großen "Macken" offen und ehrlich zu dokumentieren und was den Preis betrifft, so spiegelt das vielleicht auch nur die jetzt schon seit einiger Zeit herrschende Marktsituation für neue und gebrauchte Konzertgitarren wider. Bis 500 EUR läuft ein Verkauf noch ganz gut, aber darüber wird es zunehmend schwerer! Eine Tatsache, die auch von Musikgeschäften so beklagt wird!

Bei 500-600 EUR für so eine Gitarre in gutem Zustand kann man eigentlich kaum etwas falsch machen.

Eine für mich entscheidende Frage, die ich aber auf jeden Fall vorab klären würde, wäre die nach der Saitenlage und dem Überstand der Stegeinlage. Das liefert eine recht guten Eindruck, ob's mit dem Halswinkel stimmt. Wenn's da nicht stimmt, kann das einem die Freude am Spielen ganz schön verleiden und eine Korrektur kann hier bei gravierenden Mägeln recht aufwendig und teuer werden.
Sehe ich genau so...Man kann auch hinter allem und jedem einen Betrug vermuten.

Verfasst: So Feb 01, 2015 1:13 pm
von Bernd C. Hoffmann
Das muss nicht zwingend ein Betrug sein. Es kann sich auch um Blödheit und Unwissenheit handeln. Einerseits, weil man nicht weiß, dass diese Preise unverhältnismäßig niedrig angesetzt sind und die Anbieter deshalb auf Geld verzichten, andererseits, weil sie den Hals nicht bewerten können. Da kann sich, wie Es335 es sagt, ein unangenehmer Mangel verstecken. Kann ich beides nicht konkret beurteilen, lehne ich ab.