Karre und Gitarre für 10 Riesen

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tele
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Karre und Gitarre für 10 Riesen

Beitrag von tele »

Inspiriert vom Sofabilder-Faden :wink:

Folgender rein fiktionaler Fall: Werner B. seines Zeichens begeisterter Hobby-Klassikgitarrist aus Blickweiler im Saarland hat 10000€ für drei Jahre als Fetgeld angelegt, und jetzt sollen ihm rund 10500 ausgezahlt werden. Eine erneute Sparanlage lohnt sich bei den derzeitigen Niedrigzinsen für ihn nicht und für die Börse ist er nicht der Typ.
Also entschkießt er sich , das Geld in eine Prestige 2014 seines Mit-Saarländers Kazuo Sato zu investieren, in die er sich bei einem Ausflug nach Karlstuhe verliebt hathttp://www.siccas.de/shop/guitar/kazuo- ... tige-2014/

Dummerweise verursacht er auf der Fahrt nach Karlsruhe, wo er die Gitarre kaufen will, einen Autounfall, den er selbst glücklicherweise mit ein paar harmlosen Blessuren übersteht, aber das Auto ist hinüber und er hatte nur noch Haftpflicht.

Also müssen die 10500 jetzt für eine Gitarre und einen fahrbaren Untersatz reichen.

Mehrere Varianten

eine davon: eine Roy Fankhänel RF 156 fpr 8500 €http://www.siccas.de/shop/guitar/roy-fa ... tion-2015/
und ein Seat Ibiza 1,4 von 1999 für 2000€

eine andere:eine Hanika 60 PF für 3199http://www.thomann.de/de/hanika_60pf.htm
und ein neuer Dacia Sandero für 6890€http://www.dacia.de/dacia-modellpalette ... %20Sandero
Und von den übriggebliebenen 400 noch ein ein Essen beim 3 Sterne -Koch Klaus Erfort in Saarbrücken für sich und seine Angebetete.http://www.gaestehaus-erfort.de/index.php?id=75

Was denkt ihr? Mit welcher Variante fährt Werner besser?
rwe
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Beitrag von rwe »

Der Seat Ibiza ist mit 2k€ deutlich überbezahlt. Mehr als 1k€ muss man für ein Auto nicht bezahlen. Andererseits: Der Astra Kombi, den wir vor 9 Jahren für 2k€ gekauft haben (+ Zahnriemen für 200€) hat uns seitdem weitere 250.000km durch ganz Europa begleitet. Ein Jahr TÜV hat er noch.

Vielleicht gibt es auch eine gebrauchte Fankhänel für weniger Geld. Oder eine gebrauchte Hanika. Ob der Mehrpreis wirklich dem Spieler einen entsprechend höheren Gebrauchswert liefert, kann nur der Spieler entscheiden.

Mit einem solchen Komplettangebot wäre noch genug übrig, ein zweites Mal essen zu gehen und evtl. noch ein paar Gitarrenkurse auf Festivals etc. zu besuchen. Oder die Familie auch zu musikalisieren. Und etwas Geld in Reserve zu behalten. (Oder in Gitarrenoldies mit unsicherer Wertentwicklung zu investieren...)
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hm... das ist nicht so einfach, habe jetzt eine weile nachgedacht....

ich würde das geld nicht in ein sache investieren die relativ schnell erheblich an wert verliert sondern möglichst wertbeständig ist.

ein auto verliert sehr schnell erheblich an wert, je neuer desto schneller.

eine so hochpreisige gitarre könnte eventuell über die jahre hinweg sogar an wert zulegen (vielleicht nicht im sinne von kaufkraft aber vom preis), zumindest wird der wertverlust im vergleich zu einem auto recht gering sein. selbst dann wenn ein verkauf in diesem segment geduld braucht.

wie wären die folgen des unfalls geregelt worden, wenn man noch keine auszahlung erwarten könnte?

die variante dacia, hanika und essen ist die schlechteste. ein erheblicher teil des geldwertes landet irgendwann sicher in der schrottpresse, der kleine teil ziemlich schnell in der kläranlage.

essen und trinken sowie mobilitätskosten, sind positionen die bei der haushaltsgeldplanung voll berücksichtigt werden müssen damit sie jederzeit bedient werden können.

die ausgaben für eine edle gitarre sind eher selten und kommen in dieser höhe vielleicht nicht wieder vor, vielleicht gibt es auch keine zweite gelegenheit mehr, sie rückt in noch viel weitere ferne wenn alternativ auf weniger wertvolles zurückgegriffen wird.

keinesfalls würde ich eine edle gitarre finanzieren, vor allem dann nicht, wenn mit dem instrument nicht auf professionelle art geld verdient wird.
das ist sozusagen keine notwendige "betriebsausgabe".

bei einem notwendigen fahrbaren untersatz sieht das anders aus. egal ob finanziert oder nicht sind die anschaffungskosten wie die unterhaltskosten zu sehen. keines falls eine wertanlage eher wie ein eimer mit einem loch im boden.

das ausgezahlte geld war offensichtlich nicht zwingend für die liquidität notwendig. erstens konnte man es bereits ein paar jahre fest anlegen, zweitens hätte man es eventuell bei besseren zinsen sogar neu fest angelegt und wäre auch dann in der jetzigen situation nicht zur verfügung gestanden.
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tele
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Beitrag von tele »

Danke für eure Einschätzungen. Ich muss dazu sagen, dass ich selbst noch nie eine Meistergitarre im Wert eines neuen Kleinwagens in den Händen hatte (außer einer Kohno 50, aber das ist schon eine Weile her).
Für mich ist, seit ich vor 10 Jahren meine Hanika 60 PC bei Session in Walldorf entdeckt habe, das Thema Klassikgitarre gegessen, mehr brauche ich da nicht.
Ein Neuwagen verliert natürlich schnell an Wert, dafür garantiert er seinem Besitzer in den ersten Jahren erst mal ungetrübten Fahrspaß ohne dauernde Werkstattbesuche.
Deshalb ist mir die Variante Dacia/Hanika nicht unsympathisch.
(Nur den Rest würde ich nicht zu einem eibgebildeten Fatzke von 3-Sterne-Koch bringen,sondern irgendwie sinnvoll anlegen).

Welche Frage aber hinter meiner zugegebneermaßen etwas konstruierten Geschichte steht, ist folgende:
Ist eine teure Meistergitarre eine solide Wertanlage?
Ein Cellist hat mir mal erkärt, dass der Markt für Streichinstrumente wohl ein anderer ist, dass man ein Instrument, das man von einem Geigenbauer kauft, zu dem Preis, zu dem man es gekauft hat, wieder verkaufen kann.
Gibt es einen ähnlichen Markt auch für Meistergitarren, oder gilt da das gleiche wie für eine Gibson oder Fender: Sobald sie vom Ladenbesitz in Privatbesitz übergeht, verliert sie etwa 30 %des Wertes?
rwe
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Beitrag von rwe »

Mit Ausnahme von den Instrumenten weniger legendärer Instrumentenbauer sind alte Konzertgitarren einfach alte Konzertgitarren und werden an Wert verlieren. Eine Friederich oder Fleta wäre vor Jahren sicherlich eine gute Geldanlage gewesen (ebenso, wie der Doppellampen-Daimler). Bei einer "normalen" Ramirez bin ich mir da nicht so sicher.

Ob der Markt sich langfristig weiter so entwickeln wird, weiß ich nicht; da bin ich eher skeptisch: Im Vergleich zur Violine sind bei der Gitarre noch viel mehr Entwicklungspfade aktiv (Hölzer, double tops, Bracing, Griffbrett/Bünde), da hat sich noch kein so fester Kanon herausgebildet, und die Bezugsgrößen sind nciht nur Stradivari und Amati... Neue Anbieter auf dem Markt können sich auch mit Innovationen positionieren.

Im Moment gibt es die relativ zahlungskräftige Babyboomer-Generation. So lange die noch Geld hat, wird sie auf dem Markt als Nachfrager für Sammlerstücke aktiv sein. Das wird sich in - denke ich - ca. 20-30 Jahren ändern. Nicht, dass der Markt dann vollständig zusammenbrechen wird, aber er wird selektiver werden. (Analogie: Die "Youngtimer" bei den Autos. Unsere Kinder kennen keinen Manta und keinen Capri. Die würden dafür nie Geld ausgeben.)

Einen realen Vermögenszuwachs darf man nur in seltenen Fällen erwarten. Aber es gibt schlechtere Möglichkeiten, sein Geld zu parken.
Filigran
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Beitrag von Filigran »

...
Zuletzt geändert von Filigran am Mi Mai 18, 2016 5:28 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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landmesser
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Beitrag von landmesser »

tele hat geschrieben: (Nur den Rest würde ich nicht zu einem eibgebildeten Fatzke von 3-Sterne-Koch bringen,sondern irgendwie sinnvoll anlegen).
Moin Tele,

mit meiner Frau essen zu gehen ist immer eine der besten Investitionen, die ich gemacht habe. Auch das Geld alleine gut essen zu gehen habe ich eigentlich nie bedauert ...

Meint mit freundlichen Grüßen
landmesser
Frei Cörper Kultur auch für Dicke
jazzloft

Beitrag von jazzloft »

Du hast eine Variante vergessen ;-):

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Mad Jazz Morales

Beitrag von Mad Jazz Morales »

Ich würde eine Mitsubishi Colt für unter 4500 kaufen, am besten mit autotisiertem Schaltgetriebe und am besten von einem Forumsneuling.
Zu den Gitarren kann ich nichts sagen :D
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