Nylon-Fusion-Gitarre

Alles über die Nylon- und Darmbesaiteten

Moderator: RB

InTune
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Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von InTune »

Hallo zusammen,

ich bin auf der Suche nach dem, was man neumodisch, glaube ich, Fusion Nylonstring nennt.

Also nach einer Konzertgitarre, die aber einen Cutaway, ein PU-System, eine schmalere Sattelbreite (ich bin aber Konzertgitarren gewöhnt, deshalb dürfen es
ruhig 48 mm min. sein) und ein leicht gewölbtes Griffbrett besitzt.

Dann hätte ich noch gerne die Quadratur des Kreises, nämlich keine verringerte Zargentiefe, damit sie akustisch gut klingt, aber auch verstärkt auf der Bühne mit
akzeptabler Feedbackgefahr einsetzbar ist.

Hat da jemand gute Erfahrungen mit bestimmten Modellen gemacht? Den preislichen Rahmen würde ich mal bis ca. 1500 festmachen, aber Qualität geht eindeutig vor.

Vielen Dank für eure Tipps.

Gruß
InTune
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JazzDude
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von JazzDude »

Eingedenk deines Preisrahmens weiß ich, was ich dir nicht empfehlen kann: eine Cordoba in der 800€-Klasse. Die Gitarren wurden hier und da gelobt, aber zumindest die, die ich in der Hand hatte (und auch die Orchestra CE Fichte/Palisander, die ich letztlich gekauft habe) genügen klanglich nicht den Ansprüchen, die man entwickelt haben könnte, wenn man mal (zumindest eine Zeit lang) eine gute Konzertgitarre gespielt hat. Für Band & Bühne mögen die Dinger gut sein...
Ich würde auch vor der im ersten Moment attraktiven schmalen Sattelbreite warnen. So etwas fühlt sich meiner Erfahrung nach oft zu schmal an, da die Saiten dicker sind und damit der Saitenabstand geringer ist als bei einer Steelstring. Auf so einem Instrument kann man das Spielen klassischer Literatur vergessen. Unter 50 mm würde ich nicht mehr gehen, die Cordoba hat 48 mm. Ob die Wölbung was bringt? Ich weiß es nicht.
So weit ich weiß, baut Cordoba auch teurere Modelle, teilweise auch mit 50 mm Breite.
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InTune
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von InTune »

Danke für deine Infos.
Das mit der Sattelbreite ist ein interessanter Aspekt. Ich komme nämlich ursprünglich auch von der Klassischen, bin also die breiten Bretter gewöhnt, spiele aber ebenso seit Jahren auch Steelstring und E-Git.. Und ich habe gemerkt, dass ich bei den Steelstrings unter 47 mm auch wenig anfangen kann. Wenn dann die Saiten noch dicker sind und näher beieinander liegen ... das werde ich berücksichtigen.
Zu Cordoba und Konsorten: Da bin ich auch hin- und hergerissen. Ich bräuchte die Gitarre zwar in erster Linie für ein Singer/Songwriter-Projekt, aber ab und zu klassische Literatur zu spielen wäre auch nicht schlecht ... und man hat über die Jahre ja auch einen gewissen klanglichen Anspruch entwickelt. Alles nicht so einfach.

Gruß
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Niels Cremer
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von Niels Cremer »

Die Österreichische Gitarrenbauerin Christine Kobler baut wunderbare nylon cross-over Gitarren, hier mal ein Beispiel auf ihrer Webseite und eines von Youtube.

Sicherlich oberhalb der genannten Schmerzgrenze, aber wie du schon sagst, Qualität geht vor ... :wink:

Ich selbst habe bisher nur eine ihrer steel-strings gespielt (die sich mein Freund Zane Charron von ihr hat bauen lassen), aber die war hervorragend!

LG,
Niels
jpick
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von jpick »

InTune hat geschrieben:Danke für deine Infos.
Das mit der Sattelbreite ist ein interessanter Aspekt. Ich komme nämlich ursprünglich auch von der Klassischen, bin also die breiten Bretter gewöhnt, spiele aber ebenso seit Jahren auch Steelstring und E-Git.. Und ich habe gemerkt, dass ich bei den Steelstrings unter 47 mm auch wenig anfangen kann. Wenn dann die Saiten noch dicker sind und näher beieinander liegen ... das werde ich berücksichtigen.
Zu Cordoba und Konsorten: Da bin ich auch hin- und hergerissen. Ich bräuchte die Gitarre zwar in erster Linie für ein Singer/Songwriter-Projekt, aber ab und zu klassische Literatur zu spielen wäre auch nicht schlecht ... und man hat über die Jahre ja auch einen gewissen klanglichen Anspruch entwickelt. Alles nicht so einfach.

Gruß

... jaja, die eierlegende Wollmilchsau ;-) Ich spiele so eine Cordoba GK Studio und mache damit Jazz und Bossa in der Band. Das funkt sehr gut. Kann dir gerne auch einen link mit live-Video schicken. Auch ich finde den Sound so trocken nicht überragend, wenngleich er eine ganz gute Projektion hat. Aber im Grunde ist es auch nicht so schlecht. Es gibt da aber auch noch die für den doppelten Kurs: https://www.thomann.de/de/cordoba_gk_pro_negra.htm" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Die werde ich demnächst mal testen wollen. Berichte gerne, falls ich es schaffe. Korpustiefe ist aber bei denen auch überall eher beschränkt. Ansonsten bauen Lowden und Avalon noch welche, die - wie ich weiß - sehr gut klingen. Aber nochmal doppelt soviel kosten.
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es hilft sowieso nur üben
Bernd C. Hoffmann
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Als es vorhin noch keine Antwort gab, wollte ich schreiben, dass diese Fusion-Modelle alle nichts taugen. Wir hatten vor ein paar Wochen oder Monaten schon eimal das Thema, wo ich gefragt habe, was man an diesen Gitarren gut findet, weil ich klanglich nichts davon halte. Ich bleibe auch dabei, dass Stahlsaitengitarristen, die sich eine Fusiongitarre zulegen möchten, sich für einen schlechten Klang entscheiden. Im Grunde ist es so, dass jede durchschnittliche Konzertgitarre klanglich mehr zu bieten hat als irgendeine Fusiongitarre. Das sage ich als jemand, der von der klassischen Gitarre kommt. Auch finde ich, dass die Halsbreite überhaupt kein Argument ist. JazzDude hat das mit seinem Beitrag für mein Verständnis gut auf den Punkt gebracht.

Eine 50er Halsbreite hat fast jede 7/8 Konzertgitarre. Was sie nicht haben, sind flache Zargen (die wirklich niemand braucht) und ein Pickup. Letzteres gibt es manchmal optional.
Liebe Grüße
Bernd
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scifi
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von scifi »

Ich hatte letzthin beim session eine von den neuen Taylor Nylons mit Pickup und Cut in der Hand.
Als Steelstring-Spieler fand ich die schon erstaunlich gut klingend. Und sie klang auch eindeutig nach "Taylor". Für Singer-Songwriter, die den weicheren Nylon-Sound mögen, könnte die ideal sein. Super zu spielen, alles perfekt. Für südamerikanische Tanzmusik und Jazz-Sachen bestimmt auch interessant.
Jedoch: es klang nicht wie eine klassische Konzertgitarre - das ist irgendwie was anderes.
dominik
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von dominik »

Hi,
vielleicht geht diese in die richtige Richtung:

https://www.tfoa.eu/de/voigt-curt-claus ... -2000.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Die Klassik- und Flamencogitarren von Claus Curt Voigt sind richtige Granaten. Ich könnte mir vorstellen, dass er klanglich nicht allzu viele Kompromisse eingeht.

Gruß,
Dominik
Es335
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von Es335 »

Diese Gitarre geistert schon recht lange durch den Gebrauchtgitarrenmarkt. Bevor sie jetzt bei TFOA gelandet ist, war ich auch mal daran interessiert, weil der bzw. einer der Vorbesitzer hier in der Nähe wohnte. Aber die Halsbreite von 48mm bei Nylonsaiten bis zu 1 mm Dicke, hat meine GAS-Attacken dann immer sehr schnell abgekühlt.

Bei dem Preis, den TFOA jetzt dafür aufruft, muss sie wohl deutlich unter der damaligen Preisvorstellung weggegangen sein. :?

Dies natürlich alles aus der Sicht eines Konzertgitarrenspieler, für den 52 mm Halsbreiten normal sind! :wink:
schinkenkarl
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von schinkenkarl »

Habe auch einige "Fusion" Modelle ausprobiert.
Die klangen aber durch die Bank nicht nach einer klassischen.
Ich wollte den Klang aber die Bespielbarkeit einer Steelstring.
Bin letztlich weit unter meinen Preisvorstellungen geblieben.
Es wurde eine Ortega der Feel Serie.
48mm sehr flacher Hals, einfach ideal.
Eine Wölbung ist unnötig.
Die gibt es günstig in allen Variationen, wirklich sehr empfehlenswert.
PeterT
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von PeterT »

Moin,
Ich spiele eine Córdoba GK Pro Negra,
Liegt preislich genau in deinem Budget, hat ne 50er Sattelbreite, einen rel."dünnen" Hals,das selbst mein Wurstfinger mit dem Daumen die eSaite greifen können. Ich finde sie klanglich völlig ok, sowohl unplugged als auch über den Tonabnehmer, ein fishman mit piezo und Micro.
Also ich kann sie empfehlen.Gibt bei youtube auch einige https://m.youtube.com/watch?v=B-4S3K8iJoE" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false; soundbeispiele
Gruß Peter
"the saddest music is also the most beautiful" Steven Wilson
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bookwood
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von bookwood »

Bei Córdoba sollte man auf die Verarbeitung der Bundstäbe achten. Ich hatte eine C9 Parlor mit ungeheuer schlechten Bünden. Da war dann erst mal eine größere Aktion zum Entgraten und Polieren nötig.

Ansonsten bin ich mit meiner Crossover (Classic Jazz) von Henning Doderer immer noch sehr zufrieden. Fichte/Kirsche, 63er Mensur, leicht gewölbtes Griffbrett, Halsbreite 49 mm. Dabei kein Platzmangel für die Nylons. Nur der passive Schatten-Design PU (HFN-C-Player) klingt etwas matt und leblos. Eine aktive Variante wäre bei Bedarf wohl besser, aber ich wollte für die wenigen Gelegenheiten keine Batterie und schon gar kein Zargenradio.

Liegt aber ganz klar auch außerhalb des genannte Budgets.

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Gruß
von
Ralf
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von InTune »

@Ralf
Die Doderer sieht aber mal klasse aus. Das wäre wohl meine Kragenweite. Aber da sind wir wohl im deutschen Gitarrenbauerpreisbereich, oder?
Wie lässt sich denn deren Klang beschreiben?

Gruß
InTune
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von InTune »

Dank auch an schinkenkarl und Peter für ihre Tipps.
Die Ortega und die Cordoba liegen ja preislich deutlich auseinander. Bin gespannt, ob es mir gelingt, die beiden mal nebeneinander testen zu können.
Aber ich sehe schon, hier gibt es doch einige, die ein ähnliches Anforderungsprofil wie ich haben/hatten.

Dank und Gruß an alle - und weitere Hinweise werden gerne entgegengenommen ...
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bookwood
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Re: Nylon-Fusion-Gitarre

Beitrag von bookwood »

InTune hat geschrieben:Die Doderer sieht aber mal klasse aus. Das wäre wohl meine Kragenweite. Aber da sind wir wohl im deutschen Gitarrenbauerpreisbereich, oder?
Wie lässt sich denn deren Klang beschreiben?
Preisbereich in der Ausführung mit den edlen Scheller Mechaniken rd. 3000 €uronen. Preisgünstiger war damals die Ausführung in Mattlack mit Standardtunern.

Klang beschreiben fällt mir immer zu schwer. Die Ansprache ist gut, Bässe sind ausreichend vorhanden, insgesamt ausgeglichenes Frequenzspektrum. Mit dem singenden Diskant und der Tragfähigkeit sehr guter Konzertgitarren kann sie sicher nicht mithalten. Das hängt aber auch an der Kirsche, die bei den Klassikern ja kein verbreitetes Korpusholz ist. Zwei Soundschnipsel kann ich anbieten:

Doderer Classic Jazz 1
Doderer Classic Jazz 2 (Hier nur im Intro zu hören)
Gruß
von
Ralf
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