Gerade an der Spielweise eines Diego del Gastor, der zwar einen sehr individuellen, bisweilen sogar kuriosen Stil hatte, aber im compás sehr orthodox war und keine Ausnahmen von der Regel machte, läßt sich mein Modell nahezu perfekt verifizieren.
Die Frage ist also, ob das, was du zu hören meinst, auch das ist, was Diego tatsächlich macht - man muss nämlich beachten, dass es unterschiedliche rasgueados gibt: solche, die als trémolo-rasgueado den Basispuls durchgehend auf tiempo und contratiempo unterteilen, und solche, die nur a contratiempo unmittelbar vor einem Akzent gespielt werden. Letztere werden aber gerade von Anfängern sehr oft "falsch gehört", weil sie fast "auf dem Akzent" zu stehen scheinen!
Danke Ulrich, das erklärt es wahrscheinlich, ich werde noch einmal genau hinhören. Das erscheint mir aber schon auf den ersten "blick" plausibel. del Gastor spielt nämlich nicht das zb. in einem Lehrwerk bevorzugte "Stakato-Rasgueo", und schon gar nicht 3er oder amii, sondern ein "klassisches" qami oder qamii, und das in "Altmeister-Technik", also eher fließend, also gelegentlich als "schrammelnd" bezeichnet. Ich habe 1978 das auch so gelernt, da war das wohl die normale, akzeptierte Spielart. Und dadurch fehlt natürlich die von Dir als unerwünscht dargestellte zu starke Unterteilung des Akzentes, speziell wenn das Rasgueado unmittelbar vor dem Akzent gespielt wird. Werde mal darauf achten.
Ich finde übrigens diese teilweise "verkopft" erscheinenden Beiträge sehr hilfreich. Ulrich weist darauf hin, das die meisten Flamenco-Palos nicht nur den "einfachen", z.B. in der Flamenco-Uhr darstellbaren Compas haben, sondern sozusagen mehrere Rhythmus-Schichten. Das erscheint mir aus dem puren Anhören (bin kein Spezialist oder Musikwissenschaftler) bei fast allen rhythmisch stark akzentuierten Musikstielen so zu sein. Als Beispiel kann z.B. der Samba oder jeder andere Latein-Rhythmus genommen werden, die ja alle genau davon "leben". Das wird dann wohl alles zusammen gerene als "Groove" bezeichnet, also als gleichsam treibendes Gefühl ohne Rhythmus-Beschleunigung durch die komplexe Interaktion der "Rhythmus-Schichten".
Und da haben es die jeweils mit der Musik aufgewachsenen schon sehr viel einfacher. Das funktioniert in meiner Generation am ehesten mit Rock´n Roll und entsprechend gutem Rock sowie anderen entsprechenden Musikformen, mit denen ich aufgewachsen bin und die ich sozusagen mein Leben lang gehört habe. Da spürt man diese "Polyrhythmik" und hat das schon stundenlang z.B. beim Tanzen nachfolzogen.
Und das geht mir z.B. beim Flamenco leider ab. Ich muß mir das jetzt erarbeiten, also 1. Hören lernen 2. Verstehen lernen und 3. aktiv Anwenden lernen. Und das ist einfacher, wenn man die Logik dahinter erkennt, wie bei einer Fremdsprache und damit das gefühlsmäßige Aufnehmen vereinfacht und systematisiert und oft auch erst ermöglicht. Ich bin leider auch kein Naturgenie in dieser Hinsicht.
Also, Ulrich, wenn Du das irgendwie systematisiert zusammengestellt hast, würde ich mich freuen, wenn Du es gesammelt mir, und ich nehme auch an anderen Usern, zugänglich machen könntest. Das wäre eine tolle Sache und sicher extrem hilfreich. Und damit sehr verdienstvoll.
Ansonsten erst einmal vielen Dank für die Anmerkungen!
Viele Grüße
Volker