Techniken der Flamencogitarre

Alles über die klassischen Spielweisen

Moderator: RB

Klampfen-Uli
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Techniken der Flamencogitarre

Beitrag von Klampfen-Uli »

Sehr schöne und informative "Saite" im Internet:

http://www.flamenco-gitarre.de/technik.html
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Das sind die DVDs zu seiner Schule, die ich Interessierten wärmstens empfehlen kann.
Liebe Grüße
Bernd
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flamenco matthias
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Beitrag von flamenco matthias »

Über GGM gehen die Meinungen ja ziemlich auseinander.

Ich hab den erst nicht wirklich ernst genommen. Unglaublicher Aufwand und magere Ergebnisse, dachte ich. Die Technikerklärungen im Buch ! sind auch zum Teil etwas missverständlich;- insbesondere beim Rasg. und Picado.

Inzwischen schätze ich sein Unterrichtswerk als vernünftig strukturiert und nicht zu unterschätzendes (Grundlagen) Lehrwerk.

Lediglich die etwas "teutonische" Art seines "aires" läßt mich aber doch ab und an schmunzeln.

matthias
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

flamenco matthias hat geschrieben:Lediglich die etwas "teutonische" Art seines "aires" läßt mich aber doch ab und an schmunzeln.
Das muss man realativieren, weil er hauptsächlich Tanzbegleitung spielt. Der besondere Vorteil (neben den soliden Grundlagen) kommt zwischen den Zeilen zum Vorschein: Die falsetas sind so gewählt, dass man daraus jederzeit etwas neues, eigenes kreiren kann. Dies bietet in dieser Einfachheit kein mir bekanntes Lehrwerk. Hervorzuheben ist auch die Vermittlung der Bulerías, die wahrscheinlich auch noch nie so einfach zur "Sattelfestigkeit" geführt hat.
Liebe Grüße
Bernd
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Stefan H.S.
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Beitrag von Stefan H.S. »

Ich habe mir vor etwa einem Jahr diese GG-M DVD´s "Flamenco Guitar Vol.1 und Vol.2 zugelegt,
weil mich Flamenco im Allgemeinen fasziniert und weil ich viel Positives über die inhaltliche Gestaltung dieser DVD´s gelesen und gehört habe.
Leider hatte ich bisher noch nicht viel Zeit mich da hinein zu kämpfen. Sehr schnell habe ich begriffen, dass man sich sowas selbst als
"fortgeschrittener" Klassiker nicht einfach so nebenher beibringt.
Frage an die Flamencospieler: (Wahrscheinlich wurde sie hier schon mal gestellt, habe das Forum noch nicht durch geackert)
Wie sinnvoll ist es, für die ersten Versuche eine stinknormale Klassikgitarre zu verwenden?
Kann damit überhaupt mal so ein bisschen ein Flamenco-feeling aufkommen, wenn die Finger irgendwann mal flinker werden?

LG
Stefan H.S.
flamenco matthias
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Beitrag von flamenco matthias »

Wie sinnvoll ist es, für die ersten Versuche eine stinknormale Klassikgitarre zu verwenden?
Für den Anfang ist es völlig o.k..
Flamenca kaufen, üben und dann feststellen: eher doch nicht,- wäre ja ärgerlich.

Eine Flamenca ist im allgm. komfortabeler zu spielen ( bei Mensuren von zum Teil über 66,5 trifft das nicht unbedingt zu ) und perkussiver als ne KG. Für den Anfang ist das aber nicht so dramatisch.
Durch die oft hohe Saitenlage (bei ner KG) wirst Du ein m. Golpe von oben (bei GGM taucht es bei der Taranto im ersten Drittel des Lehrwerkes auf ) nicht hinbekommen. Lass es einfach weg, es gibt genug anderes zu üben.

Wenn Du merkst das es "Deins" ist das ernsthafter zu betreiben, würde ich dann doch nach ner Flamenca Ausschau halten.

matthias
Klampfen-Uli
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Beitrag von Klampfen-Uli »

flamenco matthias hat geschrieben: Eine Flamenca ist im allgm. komfortabeler zu spielen ( bei Mensuren von zum Teil über 66,5 trifft das nicht unbedingt zu ) ...
Durch die oft hohe Saitenlage (bei ner KG)
Es gibt einen Gitarrenbauer, der dafür bekannt ist klassische Gitarren mit tiefer Saitenlage zu bauen, ohne dass es schnarrt oder scheppert!

=> Stefan Rössler!

Stefan Rössler war der einzige Lehrling bei Dieter Henze und hat von ihm das Geheimnis und die Kunst des Griffbrettabrichtens gelernt.

Das Abrichten geschieht in drei Schritten schon während des Baus - also nicht erst, wenn die Gitarre dann fertig ist.

Davor noch schaut er sich das Holz für den Hals genau an, ob es geeignet ist oder nicht für seine Art des Griffbrettmachens.

Man hört immer wieder von Leuten mit einer Rössler, dass die einfach leicht zu spielen wären und dass man den Eindruck habe eine kleinere Mensur zu spielen, und selbst bei tiefster Saitenlage nichts scheppert oder klirrt..!


Es ist (s)ein Geheimnis wie er das macht - ich hoffe, er vererbt es weiter ...
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Stefan H.S. hat geschrieben:Wie sinnvoll ist es, für die ersten Versuche eine stinknormale Klassikgitarre zu verwenden?
Kann damit überhaupt mal so ein bisschen ein Flamenco-feeling aufkommen, wenn die Finger irgendwann mal flinker werden?
Hierzu hat Matthias schon alles gesagt, aber noch 2 Anmerkungen von mir:
1) Ich habe anfangs auch eine Konzertgitarre (Schülermodell) zum Lernen genommen. Und wenn man es ein bisschen "drauf" hat, dann klingt die Konzertgitarre - auch wenn sie Perkussion hat - immer geschliffen nach Konzertgitarre klingen, aber niemals nach Flamenco, unabhängig von den klanglichen Stimmungen.

2) Die Konzertgitarre muss mit einem Golpeador ausgestattet werden. Das ist eine transparente Schlagschutzfolie, die auf der Decke zwischen Steg und Mitte des Schallloch geklebt wird und reicht in der Breite bis an die Außenseite des Stegs, idealerweise etwas darüber hinaus, insbesondere unterhalb der E1. "Golpe" ist die Klopftechnik, wodurch der Rhythmus mit mit Schlagen des Fingernagels auf die Decke akzentuiert wird. Der Golpeador schützt den Lack vor Beschädigungen. Ohne Golpeador brauchst Du erst gar nicht anzufangen, da es mit dem Ringfinger schon gleich losgeht.
Liebe Grüße
Bernd
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flamenco matthias
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Beitrag von flamenco matthias »

[quote]Die Konzertgitarre muss mit einem Golpeador ausgestattet werden[/quote]

Jo, das hat ich ganz vergessen zu erwähnen.
Bevor du dir son Teil auf Deine vielleicht wertvolle Klampfe klebst,- es gibt die als ..ich sach mal "statisch geladen"....kannst dann immer zum Flamenco auf die Decke drauflegen (und ohne Schäden) wieder abziehen.

matthias
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Klampfen-Uli hat geschrieben:Es gibt einen Gitarrenbauer, der dafür bekannt ist klassische Gitarren mit tiefer Saitenlage zu bauen, ohne dass es schnarrt oder scheppert!

=> Stefan Rössler!
Seine Gitarren haben auch ein herausragendes Sustain. Zudem kann er auch Gitarren mit Ahornkorpus bauen, die einen ausgeglichenen Ton mit nie dagewesenen Bässen hat! Er sagte mir mal, dass er dafür auch lange experimentiert hatte, bis er wusste, wie es geht.

Bei Deinen Anmerkungen stellt sich mir die Frage, warum die eine Ochs und keine Rössler gekauft hast.

Leider baut Stefan Rössler keine Flamencogitarren. Dafür hat er aber ein bezahlbares High End System zur Verstärkung, was auch für Flamencogitarristen sicher nicht uninteressant sein dürfte => www.gitarrenbaumeister.de
Liebe Grüße
Bernd
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Klampfen-Uli
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Beitrag von Klampfen-Uli »

Weil ich seine Gitarren nur vom Hörensagen kenne, und noch nicht persönlich testen konnte.
Thomas hat mir viele andere Sachen "Schmankerl" ermöglicht, die ich so woanders nicht soleicht bekommen hätte

Zu dem sind Rössler-Gitarren sehr teuer ...

Das ist das letzte Geheimnis bei einer Gitarre das ich noch austesten möchte - Eine Rössler spielen wie die wohl so ist mit der Saitenlage, ob das wirklich so stimmt... ich bin gespannt ...
Stefan H.S.
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Beitrag von Stefan H.S. »

@ matthias
@ Bernd

Vielen Dank für eure Antworten! :)
Also werde ich mir die 37 Jahre alte Hopf schnappen, die hat ja sogar eine 66er Mensur, (obwohl ich eigentlich keine Ahnung habe,
welchen Vorteil längere Mensuren bei Flamencas bringen soll! Höhere Saitenspannung, weniger Klirren vielleicht?)
und versuchen, mir laut Graf-Martinez DVD die ersten Grundbegriffe beizubringen.
Bei dieser, doch schon ziemlich ramponierten Klampfe, kann ich auch locker auf einen Golpeador verzichten.

LG
Stefan .H.S.
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

Stefan H.S. hat geschrieben:...die hat ja sogar eine 66er Mensur, (obwohl ich eigentlich keine Ahnung habe,
welchen Vorteil längere Mensuren bei Flamencas bringen soll! Höhere Saitenspannung, weniger Klirren vielleicht?)
Hallo Stefan,

der Vorteil liegt in einer schnelleren, perkussiveren Ansprache und einem präsenteren, mittigeren und damit durchsetzungsfähigeren Klang, was wünschenswert ist, da die Gitarre ja im traditionellen Flamenco zuallererst Begleitinstrument ist und dort im allgemeinen Lärmen und Treiben unterzugehen droht. :wink:

Daß damit dem Klirren entgegengewirkt werden soll, wäre mir neu. Die wirklichen Könner scheinen es eher bewußt in ihr Spiel zu integrieren. Wie ja überhaupt Vagabunden den Nebengeräuschen des Lebens nicht so abhold sind, wie der Adel. 8)

Herzlichen Gruß, Uwe
"A Harf’n g’hert in ka Symphonie;
i’ hab’ ma nöt helf’n könna."
(Anton Bruckner über seine 8.)
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Mehr Perkussivität und eine schnellere Ansprache bei einer 66er Mensur wäre mir neu. Ich habe genügend 65er Flamencas gespielt, die das sehr deutlich widerlegt haben. Lediglich die höhere Saitenspannung sehe ich als Argument, allerdings auch nicht ausschließlich: Ich ließ mir von HSL eine 65er bauen. Die Spannung war von den 66ern nicht zu unterscheiden. Allerdings war das auch buchstäblich "knüppelhart", selbst im Vergleich zu anderen Gitarrenbauern.
Im traditionellen Flamenco hatten die Gitarren ein sehr kurzes Sustain, dass es nach dem Anschlag eigentlich nur "Tock" gemacht hatte und der Ton war weg. Für Tanzbegleitung ist das sicher von Nutzen. Der Flamenco hat aber in den letzten 12 Jahren eine Wandlung von der begleitenden zur konzertanten solistischen Ausprägung erfahren. Deswegen haben heutige Gitarren ein längeres Sustain, wenngleich nicht vergleichbar mit einer Konzertgitarre.
Liebe Grüße
Bernd
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

Mehr Perkussivität und eine schnellere Ansprache bei einer 66er Mensur wäre mir neu. Ich habe genügend 65er Flamencas gespielt, die das sehr deutlich widerlegt haben. Lediglich die höhere Saitenspannung sehe ich als Argument...
Hallo Bernd,

genau auf die höhere Saitenspannung läuft's ja eben 'raus. Daß man darüberhinaus noch durch weitere Details beim Bau eines Instruments erheblichen Einfluß auf das Anspracheverhalten hat (z.B. Halswinkel, Korpustiefe), widerspricht dem Prinzip ja nicht.

Im traditionellen Flamenco hatten die Gitarren ein sehr kurzes Sustain, dass es nach dem Anschlag eigentlich nur "Tock" gemacht hatte und der Ton war weg...
Bin übrigens stolzer Eigner einer dreißig Jahre alten Thomas Redlin (noch in Granada gebaut). Die klingt so Furztrocken, dagegen hört sich jede Conde wie ein ganzes Gitarrenorchester an, das im Hauptschiff des Passauer Doms aufspielt. Hab' ich eigentlich schon gesagt, daß ich trocken klingende Gitarren über alles liebe? :lol:

Herzlichen Gruß, Uwe
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(Anton Bruckner über seine 8.)
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