Milonga, Takt 30

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Moderator: RB

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Klampfen-Uli
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Milonga, Takt 30

Beitrag von Klampfen-Uli »

Hallo,

bei Milonga von Cardoso, Takt 30, kommt ein cis vor, und die übernächste Note ist als c geschrieben - ohne Auflösungszeichen - ist davon auszugehen dass das cis auch hier noch gilt?

Gut klingen würde beides ...
fretworker
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Beitrag von fretworker »

Wenn kein Taktstrich dazwischen ist und die Tonart C- oder G-Dur lautet (parallele Molltonarten einbezogen), dann ist davon auszugehen, dass das cis auch dort gilt.

Sorry, aber das ist immer so, und bei deinem Kenntnisstand wundert mich die Frage ein bisschen …

Einzige Ausnahme: Schreibfehler des Komponisten oder des Verlages.
Gruß, fretworker
Klampfen-Uli
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Beitrag von Klampfen-Uli »

fretworker hat geschrieben:Sorry, aber das ist immer so, und bei deinem Kenntnisstand wundert mich die Frage ein bisschen …
... in Sachen Notensätze habe ich schon Sachen erlebt die glaubst du nicht ... egal welcher Verlag, egal wie sauteuer - Fehler zum Kopfschütteln oft. Qualitätssicherung ist wohl ein Fremdwort bei den Verlagen ...
fretworker
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Beitrag von fretworker »

Bestes Beispiel sind die Villa-Lobos-Ausgaben. Die strotzen vor Fehlern, aber der Verlag verweigert die Einsucht in die Original-Manuskripte. :roll:

Aber dennoch: cis :wink:
Gruß, fretworker
Klampfen-Uli
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Beitrag von Klampfen-Uli »

fretworker hat geschrieben:Bestes Beispiel sind die Villa-Lobos-Ausgaben. Die strotzen vor Fehlern, aber der Verlag verweigert die Einsucht in die Original-Manuskripte. :roll:
Da sagst du was! Mein erstes großes Stück war Prelude No.1 von Villa-Lobos in der Ausgabe von Max Eschig - was da mein Lehrer mit Stift nachbessern musste ...! ich war irritiert, vor allem, weil das Ding ja auch richtig teuer war :shock:

... irgendwo meine ich mal gesehen zu haben: "seule edition conformé et adapté a mon manuscript original" - finde ich jetzt aber bloß nicht mehr ...? Ich hätte schwören können es wäre diese Villa-Lobos-Ausgabe gewesen ....
fretworker
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Beitrag von fretworker »

Ja, Eschig, das ist die einzige – bzw. WAR. Ich glaube, Heike hatte mal gesagt, dass es eine neue Ausgabe der Preludes geben würde oder in Planung sei. Aber nagel mich nicht fest, ich weiß es nicht mehr genau.
Gruß, fretworker
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Es gibt eine Buchausgabe von einem amerikanischen Verlag. Darin sind Preludios, Etüden und noch was drin, auch die Suite populaire braslienne (liegt in einem Umzugskarton, deswegen komme ich nicht dran). Ich hatte in den 90er Jahren noch die erste Ausgabe gekauft. Inzwischen habe ich von Trekel erfahren, dass es neue Auflagen gibt, bei denen die Fehler korrigiert wurden.
Zuletzt geändert von Bernd C. Hoffmann am Mo Nov 12, 2012 2:14 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Bernd
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docsteve
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Beitrag von docsteve »

Ich habe gestern bei Trekel eine neue Ausgabe gesehen, aber nicht gekauft und mir auch den Hrsg. nicht gemerkt. Auf Anfrage wissen die aber Bescheid.

Die Ausgabe sah sehr gut aus, reproduzierte auch die unterschiedlichen Größen der Noten, die HVL in seinen Manuskripten verwendet hat, um Haupt- und Nebenstimmen zu markieren.

Viele Grüße, Stephan
Klampfen-Uli
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Beitrag von Klampfen-Uli »

docsteve hat geschrieben:Ich habe gestern bei Trekel eine neue Ausgabe gesehen, aber nicht gekauft und mir auch den Hrsg. nicht gemerkt. Auf Anfrage wissen die aber Bescheid.
Prima Tipp!
Bin demnächst in Hamburg, werde da gleich mal vorbeischauen, wollte ich eh immer schon mal ...

PS - leider gibts noch genug andere fehlerlastige Verlage ... siehe z. B. die neue Barrios-Edition von Rico Stover bei Mel Bay - da habe ich auch schon Fehler gefunden - und das bei Rico's Lebenswerk! Versteh ich nicht ... :roll:

... wenn man sich nun also Stücke selber beibringt ohne Lehrer oder ohne Vergleichsausgaben, dann ist man doch manchmal echt aufgeschmissen ..., bringt sich Sachen noch falsch bei ... daher bin ich misstrauisch geworden ....

Ich habe von jedem Stück mindestens drei Ausgaben verschiedener Verlage und Bearbeiter - das gleiche ich dann auch noch mit YouTube-Aufnahmen ab und bringe eigene Ideen und "Experimente" mit ein - ein Heidenaufwand (und teuer), aber er lohnt sich - bei manchen Stücken konnte ich noch nach Jahren einen neuen, besseren Fingersatz für mich erarbeiten - Nachteil: man fängt wieder von vorne an ...

Gut, das ist der "Altbestand" - bei neuen Stücken mache ich es generell so ... ist halt dann dumm, wenn es nur eine Notenausgabe gibt ... von Cardoso gibts eben halt nur Cardoso-Ausgaben ...

Manchmal ist die Vielfalt an Fingersatzmöglichkeiten bei der Gitarre auch eher verwirrend als bereichernd ...

Schlecht auch, wenn man Lehrer hatte die einem immer ihre eigenen Fingersätze als Gegeben eintrichtern wollten (ich meine damit NICHT die Segovia-Diskussion :wink:), und die Schüler nicht in eine gewisse Mündigkeit und Selbständigkeit in Sachen alternativer "Fingerings" einführen und ermuntern/stärken.

Viele dieser LehrerFingersätze musste ich später "in Freiheit" für mich umändern da sie mir nicht lagen ...
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docsteve
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Beitrag von docsteve »

Hallo Uli,

Auch auf die Gefahr hin, wieder in die Segovia-Diskussion einzusteigen: ich war am Wochenende auf einem Gitarren-Workshop (deswegen konnte ich auch am Wochenende die Noten von Trekel einsehen) und habe dort ein Stück von Turina (den ersten Satz seiner Hommage a Tarrega, „Garrotin“) vorgestellt, dessen Fingersätze ursprünglich von Segovia stammen. Ich hatte mich zwar an denen orientiert, teilweise aber andere Lösungen gewählt, weil ich sie einfacher zu spielen fand oder weil sie mir klanglich schlüssiger erschienen.

Der Dozent ist das gesamte Stück von ersten bis zum letzten Ton mit mir durchgegangen, und zwar anhand der Segovia-Fingersätze! Seine Begründung war anfänglich, dass das Stück ja für Segovia geschrieben sei und deswegen auch mit seiner Ästhetik gespielt werden kann.

Während wir nicht alles nachvollziehen konnten, was der Meister wollte, haben wir aber im Laufe der Arbeit festgestellt, dass ganz viele Fingersätze tatsächlich eine handfeste musikalische Begründung hatten, die in den jeweils zu verwendenden Klangfarben liegt. Gerade bei diesem Stück, das sehr stark auf Klänge abhebt, bedeutet ein neuer Fingersatz auch immer einen Eingriff in die musikalische Substanz.

Ich will das jetzt gar nicht als Wertung in die eine oder andere Richtung verstanden wissen, fand es aber doch sehr spannend. Hat man also verschiedene Fingersätze von verschiedenen Herausgebern, liefern die auch immer gleich eine Interpretation mit – und du machst eine neue daraus, indem du deine eigenen Fingersätze verwendet. Wo ja auch überhaupt nichts gegen spricht.

Viele Grüße, Stephan
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