Bach Menuett G-Dur - welches Tempo?

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mbern
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Bach Menuett G-Dur - welches Tempo?

Beitrag von mbern »

Wie schnell spielt der Klassiker ein Menuett, hier speziell jenes von Bach in G-Dur?

Ist das Stück im folgenden Link in der richtigen Geschwindigkeit gespielt?
Wenn ja, ist das nicht viel zu schnell, um danach zu tanzen?
Oder haben die pro Takt nur einen Schritt gemacht?

http://www.youtube.com/watch?v=wSrSMIg58GA
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Das frage ich mich auch regelmäßig...wie schnell man solche Titel spielen sollte. idR wirken sie auf mich sehr reizvoll, sowohl fixer als auch langsamer; das macht die Entscheidung für ein Tempo nicht leichter. Hier hast Du um die 135 bpm vorgelegt...habe gerade auf yt drei andere Versionen gehört...dabei waren 125, 136, 109 bpm ...ach, keine Ahnung. Das Stück klingt immer gut. :)

wg. des Tanzens bin ich sowieso der falsche Ansprechpartner...
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Liederbolt
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Re: Bach Menuett G-Dur - welches Tempo?

Beitrag von Liederbolt »

mbern hat geschrieben: Wenn ja, ist das nicht viel zu schnell, um danach zu tanzen?
Oder haben die pro Takt nur einen Schritt gemacht?
http://www.youtube.com/watch?v=cUe7vYPggns

...da erscheint das Tempo oben fast lahm...

Menuette wurden in der Barockzeit häufig getanzt. Bei Wiki steht ein Wenig zu den Tempi:

http://de.wikipedia.org/wiki/Menuett
"Mit Harrfen und Lauten schönen Metzen hofieren, solches nimmt ein böses Ende"
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mbern
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Beitrag von mbern »

Laut Wiki also von 100 Viertel pro Minute bis über 230 Viertel pro Minute.
Da habe ich wenigsten eine Ausrede, warum ich so langsam spiele:
Ich bin wahrscheinlich eher der Typ des späten 18ten Jahrhunderts.

Danke euch...
Fayol
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Beitrag von Fayol »

mbern hat geschrieben:Laut Wiki also von 100 Viertel pro Minute bis über 230 Viertel pro Minute.
Da habe ich wenigsten eine Ausrede, warum ich so langsam spiele:
Ich bin wahrscheinlich eher der Typ des späten 18ten Jahrhunderts.

Danke euch...
:lol:
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Jack Isidore
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Beitrag von Jack Isidore »

Also ich würde es nicht langsamer spielen als der Herr im Video ganz oben, sonst geht das Tänzerische zu stark verloren, und es wird zum Schlafliedchen (klingt aber auch schön ...) ;-)

Ganz früher habe ich es auch total langsam gespielt, aber dann habe ich es mal auf einer uralten Plattenaufnahme von Segovia gehört (hat die zufällig jemand ..??) - das hat mich echt umgehauen - doppelt so schnell wie ich und mit spanischem Feuer unterm Hintern - wow :shock:

Übrigens, wusstet ihr, dass dieses Stück gar nicht von Bach ist, sondern von Christian Petzold ?

viele Grüße
Jack
Viele Grüße,
Jack

Jack's schöne Gitarrenmusik auf YouTube:
http://www.youtube.com/user/JackIsidoreGuitar/videos
mbern
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Beitrag von mbern »

Es ist also nicht einmal von dem alten Knaben Bach. Die Welt ist voller Betrug.

Ich hatte immer bedächtig schreitende Tänzer vor Augen, aber das war vielleicht falsch. Danke für die Hinweise.
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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mbern
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Beitrag von mbern »

Danke dir Ulrich,
ich habe mein Tempo schon angepasst.
Die weniger starke Betonung der ersten Zählzeit der geraden Takte muss ich mal probieren, ich habe bisher immer versucht die erste Zählzeit aller Takte gleich stark zu betonen.
mrguitarpete
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Sehr schön, Ulrich :-)

Beitrag von mrguitarpete »

...und vergesst wikipedia ! Was für ein Stuss im Bezug auf die Tempoangaben.
Das Leben ist zu kurz für eine schlechte Gitarre
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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Liederbolt
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Beitrag von Liederbolt »

Ulrich Peperle hat geschrieben:
...und vergesst wikipedia ! Was für ein Stuss im Bezug auf die Tempoangaben.
Was ist an den Tempoangaben auszusetzen? Ich kenne die relevanten Originalquellen (Quantz, Emagrelle, d'Affillard usw.) und auch die in Wiki zitierte Sekundärliteratur (insbes. Mehlich), da vermag ich keinen schwerwiegenden "Stuss" zu entdecken (außer einer historisch falschen Zuordnung der Form Menuett-TRIO-Menuett zur Barockzeit).

mfG
Ulrich
Meine Auffassung: Tempoangaben = unverbindliche Vorschläge. Es sein denn, der Komponist hat sie daselbst drüber geschrieben.

Die effektivste Methode das Tempo für einen Tanz zu bestimmen wäre ihn auch mal zu tanzen. Da muss man gar nicht unbedingt einen Tanzkurs belegen - einfach mal ein paar Tanzgruppen beobachten, und in dem "groove" ein paar Schritte hüpfen. (...und dann als Video hier posten... :lol: ) ...die zugrunde liegende Bewegungsenergie erspüren - Interpretationsspielraum bleibt da immer reichlich, aber man kann etwas eingrenzen. Denn bestimmte Schritte/Sprünge sind irgendwann nicht mehr möglich - im Schnellen wie im Langsamen.

Auch lohnt es sich oft ikonographische Zeugnisse (Bilder, Plastiken) genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie stark schwingt z.B. die Kleidung des Tanzenden bei einer schwungvollen Drehung? Dies wurde in nicht wenigen Gemälden vom Künstler festgehalten.
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Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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mrguitarpete
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G-Dur Menuett mit 230 bpm :-)

Beitrag von mrguitarpete »

Ich habe mir DAS vorgestellt. Das es die Bandbreite der Tempi insgesamt beim Menuett gibt, stimmt schon.

Wenn man dazu tatsächlich tanzen soll, ist ein Tempo von 65 - 70 Takten pro Minute durchaus angemessen. Da wird dann allerdings selbst dieses technisch eigentlich nicht allzu schwere Stück auf einmal zur Herausforderung ;-)

Für meinen Geschmack klingt das G-Dur Menuett auch in einem Tempo von um die 45 Takte pro Minute noch sehr schön, was dann auch für den Normalverbraucher noch spielbar ist. Vom Gestus her finde ich es sehr sinnvoll, in ganzen Takten zu "fühlen" und nur die "1" Schwerpunkte zu nutzen. Wenn du also mit dem Metronom übst, ruhig mal pro Takt einen Schlag einstellen oder, wenn's schon gut sitzt, nur einen Schlag alle zwei Takte. Das gibt dann eher ein Gefühl für Fläche und man hängt nicht so an den einzelnen Tönen. Probier's mal aus :-)
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Jack Isidore
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Beitrag von Jack Isidore »

Ich hab's jetzt mal, angeregt durch die interessanten Beiträge hier, in "meinem" Tempo aufgenommen 8) :

http://www.fingerpicker.de/forum/viewtopic.php?t=21413

kommt etwa auf 1/4 = 140

viele Grüße
Jack
Zuletzt geändert von Jack Isidore am Sa Feb 22, 2014 7:14 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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