Der körpenahe Einstieg

Alles über die klassischen Spielweisen

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tele
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Der körpenahe Einstieg

Beitrag von tele »

Wenn der Nachwuchs bei einem einigermaßen qualifizierten Lehrer Unterricht erhält (was zu empfehlen ist), der auch methodisch auf dem Stand der aktuellen Entwicklungen ist, wird er sogar in den körpernahen, d.h. hohen Lagen anfangen!
Meint Ulrich Peperle im Faden, wo es um die Saitenlage von Kindergitarren geht. Leuchtet im Prinzip ein. Ich muss gestehen dass mir meine Gitarre am liebsten mit Kapo ist, wobei mir noch lieber Instrumente sind, wo die Körpernähe quasi eingebaut ist, Mandoline und Ukulele.

Aber woher nimmt der interessierte Lehrer Lehr-und Spielmaterial für dieses Konzept?
Die gängigen Kindergitarrenschulen sind alle fest in der ersten Lage verankert. Aber vielleicht nur hier im rückständigen Deutschland? Vielleicht sind die Gallier progressiver? Fehlanzeige! Die Kindergitarrenschulen von Francis Kleynjans und Thierry Tisserand beginnen auch ganz unten .
Aber "New Dimensions in Classical Guitar for Children", das hört sich doch hoffnungsvoll an. Wieder nichts, das erste, was gespielt wird, ist der Kuckucksruf auf 3.Bund und leerer h-Saite.

Entsprechend sieht es bei leichten Trios, wichtig als frühe Heranführung ans Ensemblespiel, aus. Die Melodiegitarre wagt sich ab und an mal in die zweite oder dritte Lage, ansonsten erste Lage.

Auch leichte mehrstimmige Stücke sind überwiegend auf den ersten Bünden angesiedelt.
Bild
Zum Arm ausrenken!

Aber vielleicht haben wir hier ja einen einigermaßen qualifizierten Gitarrenlehrer an Bord, der mir Einzelheiten über dieses Konzept verraten kann.
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Bernd C. Hoffmann
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

tele hat geschrieben:
Aber woher nimmt der interessierte Lehrer Lehr-und Spielmaterial für dieses Konzept?
Z. B. aus seiner eigenen Kreativität und seinem Erfahrungs- u. Wissensbestand. Ich hatte damals kurz darüber nachgedacht. Da es für mich aber zu zeitaufwändig war, verwarf ich es. ^Der Grundgedanke ist doch ganz einfach: Wenn Zeichen in Form von Noten eine bestimmte bestimmte Tonhöhe wiedergeben, dann kann ich das im Zusammenhang vermitteln, indem ich zeige, wo diese Noten zu finden sind. Warum also nicht in der Griffbrettmitte oder höher? Die Identifikation der Noten und Lagen lernen Gitarrenschüler durch repetitives Wiederkennen im Übe- und Spielfluss. Das ist eigentlich schon alles. Ob man Bindungen in der 1. oder 8. Lage spielt, ändert nichts an der Technik. Dann kann man die Lagenwechsel und die erweiterte Notenkenntnis von gleichen Tönen in unterschiedlichen Lagen hinzunehmen, ebenso das zwei- und mehrstimmige Spiel. Das ist in etwa das Grundgerüst. Dann muss adäquates Spielmaterial her, und ein (realisierbarer) Unterrichtsplan (worüber sich viele diplomierte Gitarrenpädagogen sich einen Dreck scheren).

Ich hatte mal in Ungarn mit einem zertifizierten Lehrer gesprochen, der nach der Yamaha-Methode unterrichtet. Dort fangen die kinder schon sehr früh mit Lagenspiel an. Evtl. kann man sich da etwas Anregung holen.
Liebe Grüße
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tele
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von tele »

Kinder brauchen Leersaiten. Und nicht nur die. Der Jingle-Jangle von offenen Akkorden ist eines der Elemente, die den Reiz des Instrumentes ausmachen und ist wichtiger Bestandteil typischer Gitarrenstilistiken von Bluegrass über Folk bis Flamenco.
Nur Jazzer meiden Leersaiten wie der Teufel das Weihwasser. Aber die nimmt sowieso keiner ernst. Gitarristen der erstgenannten Stilistiken hingegen sind eifrige ¡Ceja!-User.
Wenn der frühe körpernahe Einstieg durch einen Kapodaster geschieht, der mit zunehmendem Können in Richtung Sattel verschoben wird, haben sich meine Fragen erübrigt. Das scheint mir sinnvoll und praktikabel.
Ich hatte mal in Ungarn mit einem zertifizierten Lehrer gesprochen, der nach der Yamaha-Methode unterrichtet. Dort fangen die kinder schon sehr früh mit Lagenspiel an.
Ich habe mir gerade die Yamaha Methode angesehen. Die beginnt auch ganz unten in der ersten Lage. Und auf Seite 42 ist sie dort immer noch. Dann aber mit open chords.
http://www.alfred.com/samplepages/00-14881.pdf
Außerdem sind in der Yamaha-Schule die verpönten Tabulaturen sowie pick-direction-marker, richtet sich also wohl eher an die Steelstring-Kollegen.
Möglicherweise hast du da zwei japanische Kradfabrikanten durcheinandergeworfen und der magyarische Kollege unterrichtet nach der Suzuki-Methode.
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Bernd C. Hoffmann
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

tele hat geschrieben:Kinder brauchen Leersaiten (..)
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben: Ich hatte mal in Ungarn mit einem zertifizierten Lehrer gesprochen, der nach der Yamaha-Methode unterrichtet. Dort fangen die kinder schon sehr früh mit Lagenspiel an.
Ich habe mir gerade die Yamaha Methode angesehen. Die beginnt auch ganz unten in der ersten Lage. Und auf Seite 42 ist sie dort immer noch. Dann aber mit open chords.
http://www.alfred.com/samplepages/00-14881.pdf
Außerdem sind in der Yamaha-Schule die verpönten Tabulaturen sowie pick-direction-marker, richtet sich also wohl eher an die Steelstring-Kollegen.
Möglicherweise hast du da zwei japanische Kradfabrikanten durcheinandergeworfen und der magyarische Kollege unterrichtet nach der Suzuki-Methode.
Ob Kinder Leersaiten brauchen, ist für mich vorrangig weniger entscheidend. Die Frage ist eher, ab wann. Am Anfang mit dem Daumen, wie es die Teuchert-Fibel macht, ist sicher sinnvoll, um bspw. mit der d, g, und h Saite einfacher Lieder zu begleiten und den Daumenanschlag zu lernen. Man kann die Kinder auch problemlos mit einem Tonleiterfragment in eine höhere Lage schicken. Das Kapo ist dafür nicht nötig. Man kann ihnen zeigen, wie man auf improvisatorischer Basis ein Schlussgefühl für eine kurze Melodie herbeiführt. Improvisativ hatte ich das ein paar Mal gemacht. Wegen dem Zeitproblem, strukturiertes Material zu entwerfen, nahm ich davon Abstand.

Die Verwendung des Kapos zum Spiel in höheren Lagen zu verwenden, halte ich für unangebracht. Erstens ist das gar kein Lagenspiel sondern bestenfalls ein Pseudo-Lagenspiel, zweitens lernen Kinder aus dem Notenkontext nichts Korrektes, was die Spielsicherheit des korrekten Tonraumes und die dazugehörige Notenidentifikation betrifft, und drittens - eine entsprechende Zeitspanne vorausgesetzt - ergibt sich dadurch eine falsche Gehörbildung auf die korrekte Tonhöhe. Das sind für mich alles Gründe, das Kapo wegzulassen und die Kinder konzeptionell an das Lagenspiel heranzuführen oder es zu lassen und sich an bewährtem Unterrichtsmaterial zu orientieren. Zieht man es durch, dann muss das mMn methodisch so angelegt sein, dass der Forschergeist der Kinder geweckt und am Laufen gehalten wird. So hatte ich das damlas angedacht. Wäre adäquate Literatur da, dann hätte ich das gemacht.

Der Ungar war durch Yamaha zertifiziert. Der Junge in meinem Unterricht brachte das Notenmaterial mit. Da waren keine Tabulaturen drin. Von dem Ungar hatte ich auch 12 oder 13 Schüler kennengelernt. Ich war damals Aussteller auf einem Gitarrenfestival. Abgesehen davon, dass die Ungarianer offensichtlich kaum apoyando können, waren Leute dabei, die erst 1,5 bis 2 Jahre dabei waren. Die waren alle im Lagenspiel souverän, wenngleich das Material im Konzert z. B. bei Trios und Quartetten aus mehrfach besetzten einstimmigen Stimmen bestand. Es waren mehrere dabei, die nach 2 Jahren das Preludium aus der E-Dur Lautenssuite von Bach oder "Asturias" spielten. Ob das nur an der Yamaha-Methode, einem Talent oder einer anderen Herangehensweise liegt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Dass die Ausgabe von Alfred Publ. Tabulaturen hat, liegt wohl eher an dem Umstand, dass eine größere Käuferschicht angesprochen wird. Bei Felix Schell geht genau aus diesem Grund auch nichts ohne Tabulatur raus.
Wenn ich nach brauchbarer Unterrichtslektüre für Konzertgitarre suche, dann gehe ich nicht zu Verlagen wie Alfred oder Music Sales, wo ohne Tabulatur i. d. R. gar nicht geht.
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von tele »

Es geht bei diesem Ansatz, wenn ich Ulrich Peperle richtig verstanden habe, nicht um die Frage, ab wann Kinder ins Lagenspiel eingeführt werden können, als vielmehr darum, sich dem Gitarrenspiel überhaupt aus den höheren Lagen zu nähern.
So interessant mir dieser körpernahe Ansatz erscheint, um bei motivierten Erwachsenen von Beginn an eine optimale Fingerbeherrschung der linken Hand zu erzielen, so fragwürdig scheint mir die verdeckte Unterstellung, dass die vielen Kollegen, die engagiert und erfolgreich nach Gitarrenfibel&Co mit Kindern in der ersten Lage beginnen, dies aus mangelnder Qualifikation tun.

Kinderunterricht hat andere Schwerpunkte als eine Optimierung der Greifhand.

Zum Beispiel:
-Einführung in die Notenschrift (Hier erst die Noten mit Hilfslinien zu lernen ist so, wie eine Fremdsprache mit den Bezeichnungen seltener Vögel anzufangen.)
-Verankern des Übens im Tagesablauf
-´Steigerung der Konzentrationsfähigkeit
- Beibehalten einer erlernten Haltung
- Einüben von Rhythmusmustern, die mathematisch noch nicht erfasst werden können (punktierte Viertel-Achtel) über die Hörsphäre
-Erarbeiten einer ausbaufähigen Anschlagskultur der Zupfhand
-behutsame Heranführung an das Ensemblespiel
-Herbeiführung eines Aha-Erlebnisses durch die Beherrschung einfacher, bekannter Melodien im Fünftonraum g,a,h,c,d unter Verwendung von Leersaiten Bildhttps://www.youtube.com/watch?v=CrniC87g6X0 :guitar1:


Die Finger der Greifhand haben dabei nur eine ausführende Dienerfunktion. Mit ihrem gezielten Training kann begonnen werden, wenn die obengenannten Aufgaben einigermaßen erfüllt sind.
Oder auch parallel dazu in rein mechanischen Übungen ohne Notenzuordnung in den höheren Lagen.(Vierfingeraufsatz, chromatische Klopfübungen u.s.w.)

Zusammenfassend: Das vorrangige Ziel des Kinderunterrichts ist es, die Freude am Instrumentalspiel hervorzurufen und zu vertiefen, die Gitarre also als ernstzunehmende Konkurrentin von Sportverein und Daddelstation zu etablieren.
Im Konzert der möglichen Widersacher dieses Unterfangens spielt die leichte Abspreizung des linken Arms um die erste Lage zu bedienen lediglich eine zweite Geige.
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von tele »

ergibt sich dadurch eine falsche Gehörbildung auf die korrekte Tonhöhe.
Darin sehe ich eventuell ein Problem bei Schülern, die über das absolute Gehör verfügen.
Ansonsten ist es doch gang und gäbe Renaissancestücke, die für Gitarre in Normalstimmung notiert sind, mit Kapodaster am zweiten oder dritten Bund zu spielen.
https://www.youtube.com/watch?v=zwFmpot3BDQ
https://www.youtube.com/watch?v=NfG_Sv7JT4w
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Bernd C. Hoffmann
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Die Renaissance Literatur beschreibt aber nicht das Gitarrenspiel im Unterricht als kontinuierliche Lehrvorlage. In dem Fall würde sie auch zur falschen Gehörbildung beitragen. Wurde hingegen ein gewisser Tonraum erarbeitet, dann haben sie auch die nötige Verständnissicherheit und können das entsprechend auseinander halten. Ohne dem identifizieren sie die Spielpositionen und speichern die höheren Klänge (wegen Gebrauch des Kapos) falsch ab. Deswegen würde ich so nicht beginnen.

Motorisch verbessern kann man immer etwas. Allerdings sehe ich nicht eine primäre Verbesserung der Greifhand, wenn man in körpernahen Lagen spielt. Wenn das wirklich gravierend wäre, dann hätte eigentlich jeder, der nicht in höheren Lagen angefangen hatte, eine schlechte Technik. Das ist nun wirklich Blödsinn. Ich sehe die höheren Lagen im Anfangsbereich bei Kindern eher als einen kreativen Ansatz für die Schüler. Dein Argument mit der Fremdsprache im übertrangenen Sinne klingt im ersten Moment überzeugend, praktisch hatte ich das in meinem Unterricht als unrelvant wahrgenommen. Die Kinder lernen Noten mit Hilfslinien genauso schnell wie innerhhalb der Notenlinien. Wenn ich den Kindern natürlich die Noten in der Weise vorlege, dass ich sage, "auf der zweiten oberen Hilfslinie ist das c', davor das h uns jetzt spiel mal", dann muss ich mich nicht wundern, wenn sie damit überfordert sind und keine Lust mehr haben. Das ist das, was ich meinte, warum es wichtig ist, den Forschergeist zu wecken. Vielleicht hast Du nicht die Fähigkeit den Unterricht in diese Richtung zu gestalten. Dann bleib einfach bei dem, was sich für Dich bewährt hat. Neue Ansätze entschlossen durchzuziehen, macht nur Sinn, wenn adäquate Litratur und eine gewisse Empathie vorhanden ist. Ansonsten wird es zur Sackgasse, wenn man nichts ändert.
Liebe Grüße
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von tele »

Vielleicht hast Du nicht die Fähigkeit den Unterricht in diese Richtung zu gestalten.
Ich denke, es führt uns jetzt nicht weiter, die Diskussion auf die persönliche Ebene zu verlagern.
Es geht in dieser Diskussion weder um meine Fähigkeiten, noch darum, mit welchem Ziel du Lagenspiel in deinem Unterricht eingesetzt hast.
Ausgangspunkt meiner Überlegungen war folgender Satz:
Wenn der Nachwuchs bei einem einigermaßen qualifizierten Lehrer Unterricht erhält (was zu empfehlen ist), der auch methodisch auf dem Stand der aktuellen Entwicklungen ist, wird er sogar in den körpernahen, d.h. hohen Lagen anfangen!
Bei sorgfältiger Analyse seines Sinngehaltes kann ich daraus folgende Aussagen ableiten:

- es gibt eine aktuelle Tendenz bei qualifizierten Gitarrenlehrern, das Gitarrenspiel nicht mehr in der ersten Lage, sondern in höheren Lagen zu beginnen.
-wer in seiner Methodik nicht aktuellen Trends wie dem beschriebenen folgt, dem ist eine ausreichende Qualifikation abzusprechen.

Beide Aussagen erscheinen mir zweifelhaft..
Wenn das wirklich gravierend wäre, dann hätte eigentlich jeder, der nicht in höheren Lagen angefangen hatte, eine schlechte Technik. Das ist nun wirklich Blödsinn.
So drastisch wollte ich es nicht ausdrücken ohne Näheres über das Konzept des Einstiegs in den hohen Lagen und seine konkrete Realisierung im Kinderunterricht erfahren zu haben.
Zu meinem Bedauern hüllt sich der Autor der Zeilen, die den Faden inspiriert haben, aber in beharrliches Schweigen.
Möglicherweise würden Erläuterungen seinerseits Missverständnisse unsererseits ausräumen.
Vielleicht geht es ihm aber zur Zeit einfach nicht so gut.
In diesem Fall: Gute Besserung Ulrich!
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Bernd C. Hoffmann
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Was den angelbichen Trend des Beginns im Lagenspiel betrifft, kann ich aus meinem Umfeld von Gitarrenlehrern sagen, dass Ulrichs Betrachtung mengenmäßig keine besondere Rolle spielt. Konzeptionell spricht einiges dafür, ebenso dagegen. Ulrich ist in seiner Überzeugung (aus meinem Blickwinkel) ein Querdenker, der sich nicht mit üblichen Herangehensweisen abzufinden scheint. Wenn er sich damit nicht schwer tut, warum nicht? Bei Klassikern wird immer wieder kritisiert, dass sie nicht improvisieren können. Meine Schüler können das. Aber deswegen sind andere Gitarristen, die das nicht können, nicht schlechter dran. Der Beginn des Gitarrenspiels in den oberen Lagen ist für mich etwas analoges, wie der Beginn mit dem Daumenanschlag in den Teuchert Lehrwerken. Da spricht genauso einiges dafür und dagegen. Und dass man mit dem Gitarrenspiel in höheren Lagen anfangen kann, ist keine neue Erkenntnis sondern lediglich ein konzeptioneller Aspekt, den man unterschiedlich bewerten kann. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Liebe Grüße
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von tele »

Kleiner Nachtrag zum Thema "Kinder brauchen Leersaiten":
Hier gibt es einige kindgerechte Spielhefte mit kleinen Stücken, bei denen durch eine Kombination von Leersaiten und gegriffenen Tönen interessante Mehrklänge erzeugt werden. Wegen der Leersaiten muss nicht jeder Ton erkämpft werden, und der Kopf bleibt frei, sich auf die rechte Hand zu konzentrieren: Die Tonbildung kann verbessert werden, und erste Dynamik- und Klangfarbenabstufungen können so eingeführt werden.

Solche Hefte gibt es z.B. von

-Cees Hartog (diverse kindgerechte Spielhefte) https://www.youtube.com/watch?v=pMganCJOH5o
-Joep Wanders (u.a. Guitarra Tirando)https://www.youtube.com/watch?v=SGtiKPP3A88
-Horst Großnick(u.a. Things for strings 1 und 2)
-Friedrich Herweg (Superbass&Co)
-Maria Linnemann (u.a.Gitarrengeschichten) https://www.youtube.com/watch?v=9_Q8vxLUgMo

Gute Fingerübung für alle 4 Finger in körpernaher Lage aber ob das den Nachwuchs motiviert?https://www.youtube.com/watch?v=w07IH4eoHuk
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von tele »

Die Technik wird auf Saiteninstrumenten auch in der E-Musik verwendet und dort entweder als "Bartók-Pizzicato" oder allgemeiner als snap pizzicato (oder einfach als "snap") bezeichnet.
Danke Ulrich für diese interessante begriffliche Information!
Leider hast du immer noch nicht Stellung genommen zu deiner Aussage
Wenn der Nachwuchs bei einem einigermaßen qualifizierten Lehrer Unterricht erhält (was zu empfehlen ist), der auch methodisch auf dem Stand der aktuellen Entwicklungen ist, wird er sogar in den körpernahen, d.h. hohen Lagen anfangen!
die unweigerlich zum Umkehrschluss führt: wenn der Lehrer in der ersten Lage anfängt, dann ist er nicht mal halbwegs qualifiziert.
Warum du dich dazu nicht äußern willst, ist mir ein Rätsel.
Könnte es sein, dass das Eingestehen einer vorschnellen Fehlbeurteilung oder zumindest eine Relativierung derselben der hart erposteten Unfehlbarkeitsaura abträglich wären?

So sehr ich dein umfassendes Wissen und terminologische Klarstellungen schätze, so empfindlich reagiere ich darauf, wenn du methodische Idiosynkrasien, die bei einer bestimmten Klientel durchaus Sinn machen mögen, zu alleinseligmachenden Dogmen "hochsterilisierst" :wink: , oder Kollegen, die in ihrem Unterricht andere Prioritäten setzten als du dies tust, die Qualifikation absprichst!
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von wuwei »

tele hat geschrieben:
Wenn der Nachwuchs bei einem einigermaßen qualifizierten Lehrer Unterricht erhält (was zu empfehlen ist), der auch methodisch auf dem Stand der aktuellen Entwicklungen ist, wird er sogar in den körpernahen, d.h. hohen Lagen anfangen!
Bei sorgfältiger Analyse seines Sinngehaltes kann ich daraus folgende Aussagen ableiten:

- es gibt eine aktuelle Tendenz bei qualifizierten Gitarrenlehrern, das Gitarrenspiel nicht mehr in der ersten Lage, sondern in höheren Lagen zu beginnen.
-wer in seiner Methodik nicht aktuellen Trends wie dem beschriebenen folgt, dem ist eine ausreichende Qualifikation abzusprechen.

Beide Aussagen erscheinen mir zweifelhaft..
...Mir auch, tele, mir auch... Und wenn Du nicht mit solcher Verbissenheit Deine Attacke reiten würdest, hättest Du auch sicher längst schon bemerkt, daß sich diese beiden Aussagen (nach sorgfältiger Analyse ihres Sinngehaltes :wink: ) gar nicht aus dem von Dir zitierten Satz ableiten lassen...

Die einzige aus dem Zitat ableitbare Aussage ist doch, daß ein (Gitarren-)Lehrer, ob nun ausreichend qualifiziert oder nicht, methodisch nicht "auf dem Stand der aktuellen Entwicklungen ist", wenn sein Unterricht nicht "in den körpernahen, d.h. hohen Lagen anfängt".

Auch daß die von Dir haufenweise beigebrachte, traditionelle Unterrichtsliteratur dem nicht Rechnung trägt, kann doch erstmal überhaupt nicht verwundern, da Ulrich ja explizit von "aktuellen Entwicklungen" spricht. So what?

Herzlichen Gruß, Uwe
"A Harf’n g’hert in ka Symphonie;
i’ hab’ ma nöt helf’n könna."
(Anton Bruckner über seine 8.)
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von tele »

Die einzige aus dem Zitat ableitbare Aussage ist doch, daß ein (Gitarren-)Lehrer, ob nun ausreichend qualifiziert oder nicht, methodisch nicht "auf dem Stand der aktuellen Entwicklungen ist", wenn sein Unterricht nicht "in den körpernahen, d.h. hohen Lagen anfängt".
Der Relativsatz(methodischer Stand) und der Klammereinschub(Empfehlung) haben lediglich erläuternden Charakter.
Die Kernaussage des Satzes verbirgt sich im Konditionalsatz und im folgenden Hauptsatz:
Wenn qualifizierter Lehrer, dann Anfang in den hohen Lagen.
Im Umkehrschluss sind drei Varianten möglich:
Anfang in den hohen Lagen-qualifizierter Lehrer
Anfang in den hohen Lagen-Lehrer muss nicht qualifiziert sein
Anfang in den tiefen Lagen= wenig qualifizierter Lehrer
Den Umkehrschluss "Anfang in den tiefen Lagen-qualifizierter Lehrer" lässt dieser Satz nicht zu.
Und wenn Du nicht mit solcher Verbissenheit Deine Attacke reiten würdest,
Ich reite keine Attacke, sondern bin von Anfang an um Aufklärung und Erweiterung meines Horizonts bemüht. Wie in meinem Anfangspost erwähnt, finde ich das Konzept des körpernahen Einstiegs durchaus interessant und wäre an seiner konkreten Anwendung im Unterricht für Kinder im Grunschulalter interessiert.
Diese "aktuelle Entwicklung" scheint mir aber so aktuell zu sein, dass sie noch keinen Niederschlag im verfügbaren Unterrichtsmaterial gefunden hat. Eine aktuelle Kindergitarrenschule, die dieses Konzept schlüssig und motivierend umsetzt, ist mir nicht bekannt.
(Und auch von einem qualifizierten Lehrer an allgemeinbildenden Schulen wird nicht verlangt, dass er sein komplettes Unterrichtsmateral selbst verfasst.)
Woher nehme ich also die Gewissheit, dass es sich bei dieser "Entwicklung" tatsächlich um eine nachhaltige Entwicklung und nicht bloß um einen kurzlebigen Modetrend handelt?
Auch daß die von Dir haufenweise beigebrachte, traditionelle Unterrichtsliteratur dem nicht Rechnung trägt, kann doch erstmal überhaupt nicht verwundern, da Ulrich ja explizit von "aktuellen Entwicklungen" spricht. So what?
Die Unterrichtsliteratur habe ich nicht als Beweis der Nichtexistenz des körpernahen Ansatzes in modernen Unterrichtswerken angeführt, sondern inhaltlich als Beispiele von Stücken, bei denen die Anforderungen für die linke Hnd überschaubar sind, wo aber durch eine Kombination Leersaiten/gegriffene Töne interessante und motivierende Klangerlebnisse erzeugt werden.("Kinder brauchen Leersaiten")

An einer sachlichen Erörterung des Fürs und Widers verschiedener Ansätze im Kinderunterricht scheint Ulrich aber nicht interessiert zu sein. Ist ihm wahrscheinlich wie Wechselschlagübungen auf Leersaiten zu infantil. Sei's drum. Ich habe inhaltlich alles gesagt, was ich zu dem Thema zu sagen habe, und andere in ihrem Kommunikationsverhalten zu kritisieren steht mir nun wirklich nicht zu.
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

tele hat geschrieben:An einer sachlichen Erörterung des Fürs und Widers verschiedener Ansätze im Kinderunterricht scheint Ulrich aber nicht interessiert zu sein. Ist ihm wahrscheinlich wie Wechselschlagübungen auf Leersaiten zu infantil. Sei's drum.
Ja warum auch. Ich habe dafür absolutes Verständnis. Wenn er bspw. ein besonders griffiges Konzept entwickelt hat, warum soll er das hier für lau preisgeben? Für die Arbeit, die das in Anspruch genommen hat, würde ich das auch nicht tun. Und warum soll man mit einer völlig redundanten Diskussion über Wechselschlag seine Zeit verplempern? Ob man oben oder unten anfängt, ist für den Wechselschlag völlig irrelevant. Das wäre auch mir viel zu trivial. Solange funktionierende Methodikkonzepte vorhanden sind, ist es egal, ob man oben oder unten anfängt. Solange sie einen mindestens mittelfristig praktikablen Unterrichtsplan ermöglichen, d. h. sich als erfolgreich herausstellen, steht ihre Berechtigung außer Frage.
tele hat geschrieben:und andere in ihrem Kommunikationsverhalten zu kritisieren steht mir nun wirklich nicht zu.
Ich meine, das sollte jedem zustehen. Bspw. zeichnet Dich eine gewisse Hartnäckigkeit in der Verfolgung Deiner Anliegen aus. Das ist eine durchweg positive Eigenschaft. Allerdings hast Du offenbar noch nie bemerkt, dass Du dabei immer wieder unwichtige Dinge einstreust und dann buchstäblich aus einem Furz eine Philosophie machst und Dich da immer weiter rein reitest. Das ist auch der Moment, wo Du Kritik nicht mehr verstanden hast. Genauso habe ich Dich in vielen Diskussionen immer wieder wahrgenommen. Bei den Lesern kommt das offenbar ganz anders an, als wie es von Dir gemeint war (Stichwort "Attacke"). Dieser Eindruck wird verstärkt, indem Du Dich mit Deutschunterricht für Siebtklässler plausibel zu machen versucht. Ab irgendeinem Punkt schlägt es um und wird nervend. Ähnliche Marotten muss ich mir selbst auf die Fahnen schreiben (lassen). Aber daran kann man arbeiten ;-) Das betrifft auch das falsche Schlüsse ziehen, wie oben, wo Du meine Aussage zu einer möglicherweise nicht vorhanden Fähigkeit als einen Stoß auf die persönliche Ebene verstanden hast. Da hat Dich der Zusammenhang nicht interessiert, aber hier legst Du uns einen völlig deplatzierten Deutschkurs vor, um Deinen Zusammenhang zu verdeutlichen. Ergo: Indem man sich gelegentlich kritisch mit dem Kommunikationsstil Anderer befasst, werden einem auch die eigenen Schwächen deutlich. Aber wenn nicht, dann geht es immer so weiter.

Wenn ich besonderen auf konkrete Informationen lege und sehe, dass ich in Foren, wo hauptsächlich Freizeitmusiker und Amateure unterwegs sind, nicht weiterkomme, dann gehe ich dahin, wo die qualifizierten Lehrer sind oder spreche sie direkt an und lasse mir z. B. ein Exemplar entsprechender Diplomarbeiten zukommen. Dabei hat man auch eine viel effizientere Kommunikationsbasis.

Bitte verstehe das nicht als Negativkritik.
Liebe Grüße
Bernd
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Ulrich Peperle
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Re: Der körpenahe Einstieg

Beitrag von Ulrich Peperle »

[Beitrag vom Verfasser entfernt]
Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 9:38 am, insgesamt 1-mal geändert.
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