Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Alles über die klassischen Spielweisen

Moderator: RB

tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Ich finde manche Klassikstücke hören sich auf der Stahlsaitengitarre durchaus gut an.

Es ist aber wohl ganz klar so, dass man auf Stahlsaiten viele Sachen nicht mehr sauber genug spielen kann, weil der Abstand der Saiten zu gering ist (im Normalfall, außer man nimmt Stahlgitarre imt 48mm Bundweite), bzw. die Saitenspannung ist zu hoch um das Tempo zu halten.

Alles was man auf Stahlsaiten so an Klassik hört ist maximal intermediate level aus klassischer Sichtweise.

Classical Gas ist aus klassicher Gitarrensicht z.B. noch Beginner Level. (Und zwar die Originalversion, nicht irgendwelche "angeblich mal von Eric Clapton arrangierte" vereinfachte Versionen)

Und wenn man so die durchschnittlichen Sachen sieht, die auf Stahl gespielt werden sind diese auch nicht wesentlich anspruchsvoller.

Steelstring Klassiker wie Windy and Warm oder Anji sind jedenfalls wesentlich einfacher als z.B. die Originalversion von Classical Gas.

Es gibt auch fast niemanden mehr, der längere Barre Passagen auf Stahl spielt, sofern er 12er oder 13er Saitensätze verwendet.

Und so was wird dann denke ich schwierig auf Stahl werden

http://www.youtube.com/watch?v=AO9AhMqXs_s
http://www.youtube.com/watch?v=8pnt4ls9cAU
Der Papa
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Beitrag von Der Papa »

tonidastier hat geschrieben:Ich finde manche Klassikstücke hören sich auf der Stahlsaitengitarre durchaus gut an.

Und so was wird dann denke ich schwierig auf Stahl werden

http://www.youtube.com/watch?v=AO9AhMqXs_s
http://www.youtube.com/watch?v=8pnt4ls9cAU
ich glaub da wird dir niemand mehr widersprechen, und wenn ja
nur mit Videobeweis , am besten das Stück von Su Meng.... :D
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

[Beitrag vom Verfasser entfernt]
Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 10:26 am, insgesamt 1-mal geändert.
jürgenM

Beitrag von jürgenM »

Hallo Ulrich,
starker Text, den ich nochmal durchdenken muß,

ich sehs etwas banaler: Die ersten 8 Takte von Pachelbels Kanon sind für mich die perfekte Herausforderung. Wahrscheinlich egal, ob auf Nylon oder Stahl gespielelt...geschrieben ist das Stück höchstwahrscheinlich sowieso für Kirchenorgel, also was solls...
Ich nehme das Ding um eine perfekte Stimmung zu erzeugen. Da es eigentlich einfach ist, ist das für mich eine perfekte Ausdrucks- und Dynamikübung.
Ich höre mich auch stark "gegenatmen".

Für mich sind die ersten 8 Takte vom Kanon die ultimative Vorübung einer jeden Gitarrenstunde, die ich mir als Autodidakt gönne, auch wenns schmerzt.
Die Kraft liegt vielleicht in der Einfachkeit.

Musiktheoretische Erwägungen sind m.E. gar nicht von Belang, der Zuhörer entscheidet...

Vielleicht war Pachelbel ein eiskalter Kerl a la Bach oder ein Feelingjazzer a la such es Dir aus...man wirds nie erfahren.

...meine Gedanken dazu...J.
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Hallo Ulrich,

sehr gute Argumentation, allerdings ist es glaube ich ein Fakt, dass man mit den Stahlsaiten einer Akustik ein gewisses Tempo nicht mehr gehen kann, weil es mehr Kraft erfordert. Mit entsprechendem Auwand hinsichtlich Übungsstunden kann man den Effekt natürlich verringern.

Das schwierigste, dass ich auf meiner Nylon kann wäre jetzt Asturias. Mit meiner Stahlsaiten Ibanez, kann ich es aber bei weitem nicht. Mit 12er Saiten und dem Werkssetup wird es da auch schwierig werden das je vernünftig zu spielen.

Grundsätzlich ist es nach meinem Empfinden auch so, dass sehr viele Lieder für die Stahlsaiten Gitarre, z.B. die von Merle Travis auf Akkordvariatoinen basieren, wo man den Akkord für eine Zeit hält und nicht so viel Bewegung mit der Linken Hand vollzogen wird.
Bei der klassischen Gitarre ist die Linke Hand meist mehr gefordert, es wird viel schneller zwischen Griffen gewechselt.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

@ulrich

ich gebe zu, dass ich immer mehr deine texte suche und sie sehr gern lese. auch dieser hier ist erstaunlich weil er trotz oder vieleicht gerade wegen deiner fundierten kenntnisse und kompetenz sehr viel offenheit über die verschiedenen stilrichtungen hinweg zeigt und sie auch respektiert. das soll keine mir auch nicht zustehende bewertung sein sondern ausdrücken, wie sehr ich von deinen beiträgen profitiere. in jeder hinsicht.
eine persönliche bemerkung möchte ich mir noch erlauben. ich habe den eindruck, dass deine schreibweise wesentlich entspannter als vor 1 - 2 jahren ist. ich hoffe dir geht es zur zeit gut.

@tonidastier

ich behandle nylonstring und steelstring gleichrangig, obwohl ich unterricht (eher coaching) bei einem flamencogitarist nehme. aus meiner sicht kann ich nicht sagen, dass man auf der nylon schneller spielen kann als auf der steelstring wenn das setup optimal ist. im gegenteil gelingt es mir immer noch wesentlich schneller auf der steelstring mit plektrum zu spielen als auf der nylon (wenn es sein muss auch mit einem plek). und zwar weil die saiten härter sind. der gegendruck der saiten hilft mir dabei sehr, nylon haben da fast was gummiartiges.

ich versuche immer alles was ich einübe auf verschiedenen gitarren mit verschiedenen saiten (auch 12string) zu spielen. da klappt tatsächlich nicht auf anhieb, man muss die technik anpassen (da hast du vollkommen recht), aber es funktioniert meistens. am ende entscheidet der erzielte klang. es gibt vereinzelte stücke die spiele ich auf der einen gitarre mit der fingerzupftechnik auf der anderen mit plektrum. nun sind das aber wirklich ziemlich einfache stücke, das muss ich auch zugeben. trotzdem habe ich nicht das gefühl, das etwas überhaupt nicht geht, ein rasqueado auf der steelstring hört sich auch ganz gut an.
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hmarke
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Beitrag von hmarke »

Herigo hat geschrieben: aus meiner sicht kann ich nicht sagen, dass man auf der nylon schneller spielen kann als auf der steelstring wenn das setup optimal ist.


Hallo,

ich finde dass Stahlsaiten in klasischer Spielweise erheblich schwieriger zu handhaben sind als Nylonsaiten, gerade wegen der höheren Spannung und auch weil Stahlsaiten in der Dicke deutlich unterschiedlicher sind.
Der Wechselschlag z.B. fühlt sich bei einer 11er Saite völlig anders an als bei einer 50er.
Nicht zu vergessen, dass Stahl viel länger klingt und durch das obertonreichere Spektrum mehr Nebengeräusche macht.
Wenn ich auf Nylon versehentlich eine benachbarte Saite mit anreisse, dann merke ich das kaum. Bei Stahl hingegen klingt das deutlich mehr nach Fehler.
--> Nylon ist hier fehlertoleranter.

Wenn ich hin und wieder mal eine Klassikgitarre (von dort komme ich ursprünglich her) anspiele, dann habe ich das Gefühl, ein Spielzeug in den Händen zu haben.

Ich denke man kann durchaus mit gewisser Pauschalität sagen, dass Stahl schwieriger zu spielen ist als Nylon.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

ich komme eben von der stahlsaiten gitarre, bzw. der e-gitarre und sehe es genau umgekehrt, jedoch aus dem im prinzip gleichen grunde wie du, nämlich das es einer anderen technik bedarf. die ist nicht einfacher. das was ich direkt von der e-git auf die steelstring übertragen kann funktioniert bei der nylon erst mal nicht weil es sich nicht gut anhört.

die klassische technik ist eben anders und auch "schwer" zu erlernen.

das einzige was "einfacher" ist, ist die anfängliche schmerzfreiere quälerei mit den saiten.

die halsbreite und die damit verbundene andere greifhaltung der greifhand ist eine ziemliche umstellung.
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tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Ein Beispiel, das mir dazu einfällt ist z.B. dass ich nachdem ich 6 Monate Gitarre gespielt habe und zwar auf einer Nylon für 30 € von ebay, Marke Gewa, ganz vernünftig den F Dur Barre´und den B moll Barre spielen konnte.
Dann habe ich ein Auslandssemester in USA gemacht und mir dort für 100$ eine Washburn Steelstring gekauft. Da konnte ich dann nicht mal nachdem das halbe Jahr USA vorbei war den F Barre vernünftig.

Ansonsten ist es denke ich tatsächlich sehr viel Gewöhnungssache.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

da hast du vollkommen recht, aber auf der steelstring spiele ich den auch nicht, sondern wie auf der e-gitarre nur die inneren vier saiten mit vier finger ohne barree und das nur wenn ich strumme, beim gezupfe braucht man eh seltenst einen vollen akkord zu spielen. deshalb meine ich auch das es leichter für mich ist mit der steelstring umzugehen... nur als beispiel.
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Beitrag von Filigran »

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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Oder: Kann man Klavierstücke auf einer Kirchenorgel spielen ?

ich höre: DARF ich, ... ist es erlaubt ?

Warum nicht, man darf ALLES, ... es klingt nur anders, und wird dann Geschmackssache.

Nylon gefällt mir auch, hätte ich eine Nylongstring würde ich wahrscheinlich andere Sachen spielen die sich dem Klang anpassen.

Ich höre oft "das muss du mal auf Nylon probieren" ... aber ich meine dass in manchen Passagen der Sustain fehlt und das mir die Oberton Struktur die in manchen Akkorden "singt" fehlen würde. Wenn da noch ein Slide, Slap oder Bend dabei ist klingt es einfach oft nach nichts interressantes.

Technik un Komplexikät finde ich nicht so interressant als Vergleichkriterien. Oft sind auc minimalistische Sachen sehr schwer zu spielen (verstehe um angenheme Musik su machen).

Man kann auch eine Flasche Wein mit einem Messer öffnen ...
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hmarke
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Beitrag von hmarke »

Filigran hat geschrieben: Umgekehrt wird auf einer Steelstring das Präludium BWV 999 schnell zum Klangbrei, weil bei Arpeggien die Trennschärfe verloren geht.


Das ist in dieser Allgemeinheit nur richtig, wenn man sich auf solche Gitarren wie Martin oder Gibson bezieht. Die matschen matschen richtig, was die Spieler jedoch als Wärme bezeichnen.
Die Stoll Ambition Fingerstyle zum Beispiel (kennen hier wohl einige) hat soviel Trennschärfe, sodass nie und nimmer irgendwas breiiges herauskommt. Martin und Gibson Fans nennen es "Kälte".
Die Stoll ist aber nicht die Einzige, die man "klassisch" spielen kann und auf der wirklich alles Klassische so gut klingt (vieles sogar besser), dass es lediglich eine Geschmacksfrage ist.
Die klangliche Auflösung bei Arpeggien ist auf einer Stoll besser als auf einer Nylon, was schlichtweg an dem Mehr an Höhen liegt.
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Beitrag von Filigran »

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Beitrag von classical »

Rick Graham
J.S.Bach - Prelude BWV1006
(I had a go at making an arrangement of this prelude from the 4th lute suite(which is a transcription of Partita no3 for solo violin) for steel string....)
http://www.youtube.com/watch?v=BCnp6z_w ... re=related

Beste Grüße
classical
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