Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Alles über die klassischen Spielweisen

Moderator: RB

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RB
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Beitrag von RB »

Die Spieltechniken, die sich auf einem Instrument und in einem musikalischen Kontext entwickeln, entstehen mE nicht um ihrer Selbst willen, sondern, weil die Musik es nahelegt und weil das Instrument die Technik erlaubt.

Das Picking mit abgedämpftem Bass läßt die Bassnoten einmmal rhytmischer und perkussiver erscheinen, zum anderen hebt sich der Diskant klarer ab. Letzteres aus zwei Gründen, nämlich dem stärker sich unterscheidenden Klangbild von Bass und Diskant und außerdem wegen des größeren Raums, den die verkürzten Bassnoten offenlassen.

Die Stahlseitengitarre ist in einiger Hinsicht ein Instrument mit deutlicheren Extremen, als dies eine gute klassische ist. Große Gitarren, Dreadnoughts zum Beispiel, entwickeln leicht viel Bass, der in eine deutliche Schwebung geraten kann. Die Wucht des Basses wird durch Daumenpick noch verstärkt. Demgegenüber kann der Diskant eine gewisse Schärfe - bis hin zum Klirren - entwickeln. Also kann bei kräftigem Anschlag und maßvollem Dämpfen der Bass immer noch prominent sein (das Dämpfen ist zum einen Klangformung, zum anderen aber auch "Zügeln"), der Diskant kann sich im Klang silberig und im Ausklang lange schwebend davor abheben. Werner Lämmerhirt machte das besonders ausgeprägt und ich fand immer das Melodiespiel vor dem Bass-Fundament wunderbar leicht und eingängig und das nicht zum geringen Teil wegen der Dämpfung im Bass und dem bewußt "an der langen Leine gelassenen" Nachklang im Diskant.

Ein Instrument das hinsichtlich Trennschärfe, Klang der einzelnen Saiten und "Wertigkeit" des Tons so gebaut ist, daß es "ausgeglichen" ist, bietet an dieser Stelle weniger Gestaltungsmöglichkeiten. Wird der Bass gedämpft kann er hinter den Diskant zurückfallen beispielsweise. Der Diskant wird sich vom Bass nicht so deutlich abheben, wenn der Nachklang von der Natur des Instruments her begrenzter ist.

Insofern bin ich der Überzeugung, daß beide Instrumententypen ihre Vorzüge, aber auch ihre Eigenheiten haben und daraus bei der Übertragung von Musikmaterial und Spieltechniken hinüber und herüber Einschränkungen bestehen.
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Andique
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Beitrag von Andique »

beim Durchlesen des Forums bin ich auf folgenden interessanten Link gestossen:
Chet Atkins an der klassischen:
http://www.youtube.com/watch?v=RI9HGeQdFq4

mfG
Andreas
liebe Grüsse, Andreas
Es gibt nichts, was es nicht gibt – außer dem Nichts selbst.
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RB
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Beitrag von RB »

Sogar mit Daumenpick . . . ich bin so müde.
flamenco matthias
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Beitrag von flamenco matthias »

Aber Hallo, haste dir extra die Mühe gemacht Jaaaaaaa,- sei mir jetzt nicht böse, das klingt in meinen Ohren genauso, wie ich mir das vorgestellt (und auch selbst schon praktiziert ) habe
Warum sollte ich böse sein? Ich find das schauderhaft lustig.
Als ich noch Stahlsaite hatte (vor 15 Jahren) hab ich so'n Zeug gespielt und meine Finger konnten sich noch daran erinnern

Mal abgesehen von der eher schlechten Zupftechnik kann man hier gut raushören warum ne Flamenca sich dafür wenig eignet: weil sie halt ne Flamenca ist. trocken, knackig, wenig sustain..... :)

matthias
Filigran
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Beitrag von Filigran »

gelöscht
Zuletzt geändert von Filigran am Mi Mai 18, 2016 4:21 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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JeSter
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Beitrag von JeSter »

tonidastier hat geschrieben:Ich finde manche Klassikstücke hören sich auf der Stahlsaitengitarre durchaus gut an.

Es ist aber wohl ganz klar so, dass man auf Stahlsaiten viele Sachen nicht mehr sauber genug spielen kann, weil der Abstand der Saiten zu gering ist (im Normalfall, außer man nimmt Stahlgitarre imt 48mm Bundweite), bzw. die Saitenspannung ist zu hoch um das Tempo zu halten.

Alles was man auf Stahlsaiten so an Klassik hört ist maximal intermediate level aus klassischer Sichtweise....

http://www.youtube.com/watch?v=AO9AhMqXs_s
http://www.youtube.com/watch?v=8pnt4ls9cAU
Das Thema ist anscheinend schon älter, aber da ich gerade erst interessiert den Thread gelesen habe, kann ich auch erst jetzt eine (wahrscheinlich unqualifiierte) Meinung abgeben.

Zum Thema Geschwindigkeit, ich höre gerne Ewan Dobson, manche mögen ihn wegen seines schrägen Auftritts nicht, allerdings finde ich: Er spielt sau schnell und oft sogar flatpicking. Auch klassische Stücke (sofern Paganini klassisch ist).

Hier einmal Paganini Caprice No.5
http://www.youtube.com/watch?v=v_8Lh2fTnUU

Es gibt auch noch ein anderes Stück von ihm (Paganini) und auf seinen 2 Alben sind noch paar andere Klassikstücke.

Mein Lieblingslied von ihm ist allerdings Blood and Ice, in den ersten 30s ist er auch verdammt schnell :-)
http://www.youtube.com/watch?v=MBvAvW6KQDk

Grüße!
Duke GA-PF Cut
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Wer anderen eine Bratwurst brät, hat ein Bratwurstbratgerät!
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

JeSter hat geschrieben:Zum Thema Geschwindigkeit, ich höre gerne Ewan Dobson, manche mögen ihn wegen seines schrägen Auftritts nicht, allerdings finde ich: Er spielt sau schnell und oft sogar flatpicking. Auch klassische Stücke (sofern Paganini klassisch ist).

Hier einmal Paganini Caprice No.5
http://www.youtube.com/watch?v=v_8Lh2fTnUU
Die wenigsten Gitarristen können klassische Musik auf Stahlsaiten gut interpretieren. Joachim hatte vor längerer Zeit mal einen (ich glaube aus dem Ostblock stammenden) Gitarristen vorgestellt, der das wirklich gut im Griff hatte.

Natürlich gehört Paganini (bekannt als "Teufelsgeiger") ins Klassikrepertoire. Er war auch Gitarrist, wobei die Capricen für Violine komponiert wurden. Was Ewan Dobsen spielerisch präsentiert, wirkt durch das Tempo besonders mitreißend, denn virtuos sind die Capricen alle. Sie unterscheiden sich auch im Schwierigkeitsgrad zum Teil erheblich. Was der Gitarrist hier präsentiert, ist nichts besonderes. Interpretatorisch ist das mMn eine entbehrliche Nullrunde, die bei Dobsen bestenfalls als technische Etüde für die Geläufigkeit der Greifhand taugt, mehr jedoch nicht.
Liebe Grüße
Bernd
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mrguitarpete
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Paganini mal amtlich

Beitrag von mrguitarpete »

Ewan Dobson ist ja ganz nett, aber Paganini klingt auf einer klassischen Gitarre für mich einfach schöner und Tilman Hoppstock ist dann halt doch noch ein anderes Kaliber....

http://www.youtube.com/watch?v=qkivNlBk2co
Das Leben ist zu kurz für eine schlechte Gitarre
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Word, Bernd :-)

Beitrag von mrguitarpete »

so isses
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Entspannt...

Beitrag von mrguitarpete »

Ich wäre, was die Wahl der Gitarren angeht, auch eher entspannt. Spielen, Hören, Entscheiden. Renaissance- und Barrock-Musik ist, wenn sie nicht gerade direkt für Laute geschrieben wurde, oft universell, was die Instrumentierung angeht.

Bei Puristen wird man damit nicht landen können ;-) Will man sich der historischen Aufführungspraxis annähern, werden bis Mitte des 19. Jahrhunderts eigentlich andere Gitarrenbauarten fällig. Erst mit der Torres-Gitarre um diese Zeit war die Entwicklung zu einer klassischen Gitarre, wie wir sie heute kennen, abgeschlossen. Vorher wurden die Instrumente deutlich anders gebaut. Und: wer will denn heute schon noch "einen flotten Darm zupfen", wenn er super schöne Nylon- und Carbonsaiten haben kann? Also unterliegt hier ohnehin alles den Einflüssen vom Lauf der Zeit.

Bei manchen Stücken oder Styles sind es durchaus auch Hörgewohnheiten, die uns prägen. So sind es die meisten wie ich selbst auch einfach gewohnt, spanische und auch lateinamerikanische Gitarrenmusik automatisch mit dem Nylonsaitensound zu verbinden. Wenn einem das gefällt, macht man es eben so, wenn einem die Steelstring besser gefällt, eben mit der.


Unterm Strich gibt es dann einige Gralshüter und Puristen - das ist gut so zum Wahren der Traditionen, sei es der Erzbluesgitarrist aus dem Mississippi-Delta oder der klassische Gitarrenprofessor von der Hochschule. Und dann gibt es die für neue Einflüsse offenen, die herumexperimentieren und so immer wieder dem Gitarrenspiel die eine oder andere neue Facette abgewinnen.

Oder, um sie mal wieder in diesem Forum zu zitieren, wie meine Oma immer sagte:"Der Herrgott hat einen bunten Tiergarten." :-)
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StringKing
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Beitrag von StringKing »

Gruß StringKing
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Misty
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Beitrag von Misty »

https://www.youtube.com/watch?v=dNTTS28nQU8

Etwas abseits vom Thema:

Ich würde Noten für den bekannten Canon D von Pachelbel suchen! Gerne auch irgendwo zu kaufen! Wollte dafür kein extra Thema erstellen....

Hab mich schon durchs Internet gewühlt und nicht wirklich was gefunden.... irgendwelche Tipps? Da ich erst seit August spiele bitte mittlere Schwierigkeit.

Aber das Stück gehört definitiv zu jenen, da mich mitanimiert haben so spät mit Gitarre anzufangen!

Vielleicht weiß ja jemand, wo ich ein gutes Arrangement finde! :)
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Jack Isidore
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Beitrag von Jack Isidore »

Hi Misty

Wie wäre es z.B. damit:

http://www.amazon.de/dp/3981482050

oder das Arrangement von Per Olov Kindgren:
http://youtu.be/jXC9tuumjiA

die Noten und Tabs dazu kann man auf seiner Webseite für 9 Dollar kaufen
http://www.per-olovkindgren.com/ipnmoni ... lrecid=228

(weiß aber nicht, ob das noch zu schwer für Dich ist ....)
Viele Grüße,
Jack

Jack's schöne Gitarrenmusik auf YouTube:
http://www.youtube.com/user/JackIsidoreGuitar/videos
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uwesemmelmann
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Beitrag von uwesemmelmann »

Zur Frage vom Anfang...

https://www.youtube.com/watch?v=TDE9var1UEA

Interessanterweise hört man auf Stahlsaiten oft Bach oder anderes aus dem Barock. Aber Bach ist so gut, den könnte man auch auf der Okarina oder dem Banjo ertragen... :wink:
Fylde Orsino (Zeder/Mahag.)
Lowden O 35 (Zeder/Blackwood)
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Misty
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Beitrag von Misty »

Jack Isidore hat geschrieben:Hi Misty

Wie wäre es z.B. damit:

http://www.amazon.de/dp/3981482050

oder das Arrangement von Per Olov Kindgren:
http://youtu.be/jXC9tuumjiA

die Noten und Tabs dazu kann man auf seiner Webseite für 9 Dollar kaufen
http://www.per-olovkindgren.com/ipnmoni ... lrecid=228

(weiß aber nicht, ob das noch zu schwer für Dich ist ....)
Weiß ich auch nicht.... ;)

Danke für die Tipps!!

Pft..... ich hab das kalssische Gitarrenbuch von Stephan Schmidt.... da fehlt das eindeutig drinnen (dafür haben wir heir die Spanische Romanze dabei *ggg*)! Die Hanke Sachen sind ja alle recht gut bewertet.... ich glaub das wird aber das Schmidt Buch gut ergänzen! Sind viele Sachen drin, die ich noch aus meiner Klavier Zeit kenne....

Eventuell mach ich mal wieder eine Amazon Bestellen.... http://www.amazon.de/dp/3795751241/ref= ... SRTX0DNXFO würde mich ja auch reizen..... :)

Wobei ich schon eine echte Sammlung habe an Literatur..... :shock:
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