Da ich mit anderen Spielern zusammenspiele, letztens sogar "gegen" ein Klavier, dachte ich mir, daß eine mit F-Schallöchern eher für mich geeignet wäre. Wenn schon, dann richtig, also eine mit "Schnecke" und "Spitzen". Eines der entscheidenden Qualitätskriterien bei diesen Mandolinen gleicht den Anforderungen bei der Auswahl einer Violine: Die Decke (aus massivem Tonholz) sollte aus dem Vollen geschnitzt sein. Bei den vielen extrem preisgünstig erscheinenden Mandolinen aus Fernost ist die Decke aus einem Stück Brett, das unter Dampf in eine Form gepresst wird. Außerdem sollte die Oerfläche so behandelt sein, daß sie sich noch bewegen kann. Bei den ganz billigen ist oft eine sehr dicke Lackschicht aufgetragen, die feine Unebenheiten der Oberfläche zukleistert und alles schön glatt aussehen läßt, aber auch den Klang im Keime erstickt.
Im Preissegment um 700 bis 1000 Euro herum habe ich die folgenden Hersteller ausgemacht und darüber Informationen zu finden versucht:
1. Michael Kelly (Fernost)
2. Stanford (Tschechien)
3. Eastman (China)
Über Michael Kelly und Eastman bekommt man in den Ami-Bluegrass- und Folk-Foren einiges zu lesen, meist recht gute Kritiken hinsichtlich Verarbeitung, Bespielbarkeit und Klang. Dabei wird im Tenor gesagt, die Eastman seien generell eine Kante besser als Michael Kelly, was hauptsächlich auf eine zu dicke Lackierung der Michael Kelly -Mandos zurückgeführt wird. Beide sollen jedenfalls keine Dampf-formgepressten Decken, sondern aus vollem Holz geschnittene haben.
Wenig findet man dort (und überhaupt) hingegen über die Stanford-Mandos. Auf Michael Kelly war ich gestoßen, weil eine "MK" F-Mandoline mit ovalem Schalloch bei Ebay angeboten wurde, die sehr hübsch anzuschauen war. Später dann stieß ich auf eine Stanford MF-3, die es bei diesem Händler für 715,- Euronen im Sonderangebot gab. Überall sonst steht sie für mindestens 1000,- zum Verkauf. Da habe ich sie bestellt und mich von meiner Erfahrung leiten lassen, daß Stanford gute bis hervorragende Gitarren baut. Das war einfach blindes Vertrauen in den Namen.
Die Mandoline kam an und sah sorgfältigst verarbeitet aus. Schon äußerlich also ein Unterschied wie Tag und Nacht zu meiner billigen China-Mandoline. Auch der Klang lag Welten davon entfernt, er war wesentlich voller und lauter. Was mich allerdings gestört hat, war die Tatsache, daß die Mando kein Truss-Rod im Hals hatte. Das hatten die alten Gibsons vom Anfangh des HJahrhunderts zwar auch nicht, aber es hat mich gestört. Also habe ich sie nach kurzem Überlegen wieder zurückgeschickt. Besagter Händler bot mir als Alternative eine Eastman md515 an und was soll ich sagen....... das ist es, wonach ich gesucht habe. Der Händler hat sich sehr kooperativ, unbürokratisch, schnell und freundlich verhalten, ich fühle mich verpflichtet, das hier ein mal hervorzuheben.
Die Neue ist doppelt so laut, wie meine bisherige, mit viel Sustain und unteren Mitten ausgestattet. Es ist klanglich tatsächlich eine andere Welt. Auch wenn ich einen Blick auf das Griffbrett und die Bünde werfe und das, was meine entzündeten Augen sehen, mit dem Griffbrett der "Stagg" vergleiche, liegen hinsichtlich sauberer Bundierung Welten zwischen den beiden.
Auch ist ein hölzernes Köfferchen mit Cordura-Bezug dabei, die Mandoline hat ein rotbraunes, geigen-ähnliches Finish, ein Griffbrett aus Ebenholz und dem begehrten Truss-rod. Sie ist vollmassiv gebaut mit geschnitzten, abgestimmter Decke und Boden. Offiziell habe ich sie ja erst ab dem 06.01.2006, aber ich kann sie ja schon mal vorstellen:

Ich denke, die Stanford war im Ton genau so, optisch sogar wertiger, aber ich wollte halt ein Truss-Rod haben.
Aufnahmen werden sicher folgen, ich darf zur Zeit nicht darauf spielen, weil noch nicht der 06.01. ist.