04.01. - Der letzte Vorhang fällt

Regelmäßige Open-Stage-Events und ähnliches...

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jayminor
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04.01. - Der letzte Vorhang fällt

Beitrag von jayminor »

Hallo zusammen,

am Donnerstag, dem 4.1.18 wird es in Gütersloh die letzte GTown Music Acoustic Session geben. Wir stellen das Format nach fast 8 Jahren und dann 94 Veranstaltungen ein. Der Trend von immer weniger Zuschauerzuspruch ist wohl leider nicht umzukehren, so dass alle Beteiligten Akteure zu dem Schluss kamen, dass ein zusätzliches finanzielles Engagement (als reines Sponsoring), wie es in den letzten Monaten nötig war, nicht mehr sinnvoll ist.

Wir (also die beiden Gründer und Organisatoren) haben uns gefragt, woran es liegen mag, dass wir von durchschnittlich 130-150 Zuhörern auf jetzt noch etwa 60 -70 abgesackt sind. Da gibt es ja viele Facetten der Veranstaltung zu beleuchten, die in Frage kämen.
- das Grundkonzept des Abends mit einem "ausgesuchten" Opener und dann einer Offenen Bühne mit Voranmeldung
- die Auswahl der Opener (überregional bis international)
- die Qualität auf der Offenen Bühne (wir haben da keine Auswahl betrieben)
- die Begrenzung auf "akustische" Darbietungen (keine E-Gitarre, keine Synthies, kein Midi, kein Playback)
- der Veranstaltungstag (Donnerstag) in Verbindung mit der Dauer der Veranstaltung (meist bis nach 23:00h)
- die Location (Veranstaltungsraum, gastronomisches Angebot, etc)
- die Frequenz und Regelmäßigkeit (monatlich am 1. Donnerstag des Monats ohne Sommerpause)

Wir haben das sehr intensiv betrachtet und mit vielen Leuten gesprochen. Sowohl mit dem Stammpublikum (warum kommt Ihr, was würdet Ihr nicht vermissen wollen?), als auch mit Leuten, die früher häufiger mal da waren und seit Monaten nicht mehr gesehen wurden (was sind die Gründe fürs Fernbleiben?).

Resultat dieser Recherche ist, so wie wir das raushören, dass wir weniger in Problem mit der Veranstaltung an sich, sondern quasi mit einem "Luxusproblem" in Gütersloh haben. Es gab in Gütersloh im letzten Jahr weit über 100 Musikveranstaltungen, zu denen das Publikum keinen Eintritt zahlen musste (wie auch bei unserer Session). Bei einigen ging der Hut rum (z.B. bei uns), bei anderen wurde gar nicht nach Geld gefragt.
Wenn nun "DER ZUSCHAUER" über das Jahr rechnerisch jeden dritten Tag ein Musikangebot hat, wird es fast zwangsläufig einen Auswahlprozess geben, an welchen man teil nimmt und welche man nicht besucht. Denn zum einen ist es zeitlich kaum zu leisten zu allen Events zu gehen (Familie, beruf, andere Freizeitgestaltung, etc.), zum anderen aber auch trotz freiem Eintritt finanziell für viele nicht machbar, permanent die Verpflegung zu Gastronomiepreisen zu kaufen. Ohne Bewertung der Güte (ist ja eh Ansichtssache) der Veranstaltungen ist es wohl so, dass sich die Angebote gegenseitig kanibalisieren.

Konsequenz: wenn sich die Veranstaltung "über den Hut" finanziert, ist das Potential bei weniger Publikum natürlich geringer und die Kosten sind ohne zusätzliches Sponsoring nicht mehr zu decken. Der Gastronom macht weniger Umsatz, wird also auch sein finanzielles Engagement zurückfahren. Laufende Kosten für Technik, Opener-Gage, GEMA etc bleiben bestehen. Man könnte zwar hier etwas einsparen, indem man die Qualität reduziert (keine Bühne, kein Licht, minimale PA, kein Profi am Mischpult, Opener ohne Gage, etc.) aber das wollten wir nicht, da wir annehmen, dass das den Trend zu weniger Publikum sofort verstärken wird.

Es gibt zwar mittlerweile eine mögliche Unterstützungen aus dem Kulturetat der Stadt, da unsere Veranstaltung die einzige ist, die jungen Künstlern eine Bühne für ihre ersten Schritte bietet, aber dieses "Budget" könnte nur verfügbar werden, wenn wir zusätzliche Strukturen schaffen (wie z.B. Vereinsgründung oder Ähnliches), da ein Förderung von Privatpersonen nicht vorgesehen ist. Eine Vereinsgründung mit all den zusätzlichen Aktivitäten und Verantwortlichkeiten ist aber keine Option für uns, denn am Ende des Tages werden erfahrungsgemäß genau die Leute wieder die Zusatzarbeit machen müssen, die bisher schon einen Teil ihrer Freizeit dafür opfern.

Ein späterer Re-Start ist zwar nicht ausgeschlossen aber es sieht kurzfristig nicht nach einer "Rettung" aus.
Und da stehen wir also nun und machen die letzte Veranstaltung. Kommt alle hin und macht es zu einem famosen Abschluss.

04.01.2018 - 20:00h
GTown Music Acoustic Session #94
Gütersloher Brauhaus
Unter den Ulmen 9
33330 Gütersloh

Eintritt frei(willig in den Hut)

Ablauf ggü sonstigen Veranstaltungen leicht verändert:
Opener: Duo Blaupause aus Münster
Offene Bühne: Swen O. Heiland; Martin Lixenfeld
Closer: neXus
Aktuelle Infos----------> https://jay-minor.jimdosite.com/
Diskografie-------------> http://jayminor1958.bandcamp.com/
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Rainman
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Re: 04.01. - Der letzte Vorhang fällt

Beitrag von Rainman »

Ich bin, wie den meisten bisherigen Abenden, dabei.

schnief
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richfield
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Re: 04.01. - Der letzte Vorhang fällt

Beitrag von richfield »

Schade, schade, schade, schade....
Und auch schade das ich heute nicht dabei sein kann...
Hoffentlich werden musikalische (und auch sonstige) Veranstaltungen bald wieder mehr geschätzt und wird der Bereitschaft für musikalische Darbietungen zu bezahlen steigen bei vernünftige Besucherzahlen...

Aber ich befurchte da kann ich lange träumen...
Just a bassplayer...
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scifi
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Re: 04.01. - Der letzte Vorhang fällt

Beitrag von scifi »

Danke für die Darlegung der vermuteten Gründe. Interessant.
Bei uns in der Gegen (Kurpfalz) laufen solche Sachen leider auch schlechter als vor 10 Jahren und es geben immer mehr auf.

Ich kenne aber auch kaum noch jemanden zwischen 30 und 60, der mehr als ein paar wenige mal im Jahr noch auf Konzerte geht. Verdichtung der Arbeitswelt, Überreizung, "Betreungsdruck" bei der Kindererziehung und zunehmende Unplanbarkeit des eigenen Terminkalenders scheinen mir da die Hauptgründe.
Außer Jugendlichen und Rentnern hat irgendwie kaum einer mehr Zeit und den Nerv für irgendwas außerhalb der Reihe...
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Rainman
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Re: 04.01. - Der letzte Vorhang fällt

Beitrag von Rainman »

Also meine Eltern waren bei den meisten Sessions dabei.
Und die gehen beide auf die 80 zu.
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tbrenner
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Re: 04.01. - Der letzte Vorhang fällt

Beitrag von tbrenner »

Schade, schade... :(

Um dem o.a. Kulturpessimismus auch mal was Positives entgegenzusetzen:

Ich bin im Jahr 11 mit meiner monatlich organisierten + moderierten "BLUE WEDNESDAY SESSION" im Schwarzen Schaf, Ottenbronn, Lkr. CW angelangt.

Gut, da geht´s überwiegend um etwas lärmigen Rock + Blues, aber es kommen auch mal Akustik-Duos, ein Hank Williams-singender Akkordeonspieler oder nächstes mal ein Klezmer-Trio.
Niveau: von naja gut - ganz schön oho! Ich lasse jede/n zu, der/die (mit-)spielen will; keine elitäre Veranstaltung.
Resonanz: extrem gut: immer zwischen 60 - 100 ; manchmal mehr Zuhörer und 15 - 25 Musiker/innen, die aktiv mitmachen.
Publikum: ist extrem freundlich-unterstützend, begeisterungsfähig + schwooft bei passendem Material gern mit.
Marketing: nahezu 0; ich kündige es halt bei facebook an; aber es ist mehr ein "Selbstläufer" und erneuert sich irgendwie immer aus sich selber heraus.
Ach ja: Geld gibt´s keines; für niemand. Mein Lohn besteht aus ca. 2 Joha-Schorle pro Sessionabend.

Einziger Schwachpunkt: ich, der ich schon mehrmals die Anwandlung hatte, das Ganze aufzustecken, weil ein Monat immer verdammt schnell rumgeht und der Donnerstag danach (ich komme selten vor 1.30 Uhr ins Bett) ein besonders harter Arbeitstag ist. Aber ich kann es einfach nicht übers Herz bringen, die Sache sterben zu lassen... :roll:
Zumal wenn ich einige Sessionversuche ringsum beobachte, die nach mehr oder weniger kurzer Dauer wieder einschlafen.
Also laß ich das "Schafbiotop" weiter gedeihen.... :wink:

Grüssle,

tbrenner :wink:
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