Lindenberg-Song zensiert / "dürfen die das"?

[Holger Hendel]

Nee, ham se nicht.
Aber ist das wirklich eine bundesweit relevante Meldung, wenn irgendein (Laien-?)Chor in Berlin so entscheidet? Wen interessiert sowas? Hätte das ohne die Anti-woke-Hysterie überhaupt irgendjemand bemerkt?

Hier, ich. Großes Interesse bei mir vorhanden. Keine gute Entwicklung ich wahrnehme und ich bin gerne informiert, wie man im Land mit bestimmten Themen umzugehen gedenkt. Ich empfinde viele "moderne" Phänomene (Debatte um "kulturelle Aneignung", "Abbruchkultur", "Wokeismus", Gebrauch von verkomplizierender geschlechtergerechter Sprache von staatlichen Organen etc.) nicht hilfreich für ein lebenswertes gesellschaftliches Miteinander. Da ich mal "1984" lesen musste (danke Herr Pannwitz) bin ich natürlich gewarnt und freue mich über Diskussionen die vielleicht meinen Horizont erweitern.

Eine anti-woke-Hysterie kann ich nicht beobachten; in den Extremen nur zwei Fronten, die scheinbar verlernt haben wie Zuhören geht.

Ach ja, falls ihr ein langes Wochenende vor euch habt und noch nie mit KI herumgespielt habt: sehr interessant, was KI-Bildgeneratoren so ausspielen wenn man "Indianerober" eingibt.

[bookwood]

JazzDude, es war ja nicht nur ein Chörchen, sondern einige und, viel bedeutsamer, die Stiftung Humboldt hat sich in dieser Sache quasi zur Oberidianerinstitution aufgeschwungen. Das erzeugt schon eine andere Reichweite.

PS @ Holger: was ist eine "Indianerober"? Sowas: Ober-/Unterteile?

[Holger Hendel]

PS @ Holger: was ist eine "Indianerober"? Sowas: Ober-/Unterteile?

"Indianeroberteile", auch nicht schlecht. nightcafe spielte sowas aus.

[fingerstylist]

Das wird aber eng für den Hartmut Engler " Wo sind all die Indianer hin "

[woodder]

Anderes Beispiel:
The Cure haben 1979 den Song "killing an arab" herausgebracht, der sich auf den Roman "Der Fremde" von
Albert Camus bezieht.
Der Song wird seit etlichen Jahren live nur noch mit dem Text "killing another" performed, auch ein (notwendiges?)
Zugeständnis an den Zeitgeist?

[Holger Hendel]

@woodder: Ja, spannend, war mir gar nicht bewußt.

[...] Beim Best of Album „Standing on a Beach“ wurde dann mittels Aufkleber darüber informiert, dass es sich nicht um einen Aufruf zur Gewalt gegen Araber handelt.

Mit dem Aufkleber wurde auch verhindert, dass der Verkauf des Best of Albums komplett abgebrochen wurde. Außerdem haben The Cure gefordert, dass das Lied nicht im Radio gespielt wird. 30 Jahre später, also vor 10 Jahren ungefähr, wurde der Text um einen neuen Anfangsvers erweitert, der zur Aufklärung beitragen sollte. Aber so ist „Killing an Arab“ die umstrittenste Single von The Cure.

(Henning Uhle, der erste Suchtreffer, den mir google ausspuckte)

Wenn jemand Änderungen ("killing another") an einem Werk vornehmen darf, dann ist es auf jeden Fall der Urheber. Wenn der z.B. meint den Zeitgeist erkannt zu haben und ihm folgen möchte, let´s go; finde ich absolut in Ordnung und cool, wenn sich Kreative z.T. auch nach Jahrzehnten / Abstand mit ihren Werken beschäftigen. Ob man als Konsument dann da ggf. hineininterpretiert, "das hat er nur gemacht wg. Druck von außen blabla..." ist allein Problem des Konsumenten.

[saitentsauber]

Erinnert mich an die Diskussion über die von Florian Silbereisen beabsichtigte Änderung am Text von Klaus Lages Hit "1001 Nacht" (Erinnerst Du Dich, wir ham Indianer gespielt). FS wollte wohl "Indianer" weglassen, aber der Texter/Urheber Diether Dehm hat nicht mitgespielt. Wenn ich mich nicht irre, hat FS daraufhin seinen Plan fallen lassen.

Jetzt bin ich gespannt, was Udo sagt - wenn er was sagt (oder nuschelt).

Zum Drumherum sagt mein Bauchgefühl, dass mehr als nur ein paar der Leute, die seinerzeit gegen Dehm (also pro Änderung) Stellung bezogen haben, jetzt die Seite wechseln und die Änderung nix gut finden, und wohl eher prinzipiell, nicht, weil sie Oberiiiiiiiiii bescheiden finden..

[JazzDude]

Bei allem Verständnis für Postkolonialismus - ich frage mich, warum man ein Lied covern muss, dessen Text man s#*$$e findet. Dann nehmt doch bitte ein anderes Lied.

[rudi]

Empfehlenswerter F.A.Z. Beitrag: Ist „Indianer“ wirklich rassistisch?
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... ml?GEPC=s9

[saitentsauber]

ich frage mich, warum man ein Lied covern muss, dessen Text man s#*$$e findet

Würde mich nicht wundern, wenn sich hinter dem Wort "man" unterschiedliche Personen/Gruppen ausmachen ließen.

Der Sonderzug sollte ja wohl in erster Linie wegen des Bezugs zur DDR-Geschichte gebracht werden. Dass da ein Neologismus drinsteckt, der manchen Bauchschmerzen bereitet, war möglicherweise ersma kein Thema, sondern wurde erst eins, nachdem die ersten "mans" genauer hingeschaut/hingehört haben. Woher die Idee kam, da Oberiiiiiiiiii zu singen? Tja, da muss ich passen. Ich hätte schon erwartet, dass irgendein "man" zeitnah darauf kommt, dass das urheberrechtlich bedenklich sein könnte...

[Pappenheim]

Get woke, go broke.
So einfach kanns gehn.

[saitentsauber]

Inzwischen schlägt die Sache ja fröhlich weiter Wellen, und ich kann nur über all die Medien staunen, die zwar Unmengen schreiben, aber bis jetzt kaum mal auf die Idee kommen (wollen), dass UL - und nicht irgendwelche dunklen (meine Übersetzung des Unworts w..e) Kräfte - entscheiden kann und wohl auch wird, ob bzw. wie der Sonderzug nach Pankow in (Ost)berlin besungen wird - da, wo seinerzeit ein Mädchen Cello spielte. Hauptsache Schlagzeilen.

Auch von der Ironie des Schicksals, dass Udos letzter Erfolg ein Duett mit "Apache(!) 207" war, lese ich recht wenig

[Holger Hendel]

Get woke, go broke.
So einfach kanns gehn.

Ist wirklich so. Man wundert sich...sehr schön gerade im Videospielesektor zu beobachten, interessanteste Meldung dazu mMn: Sonys Spiel "Concord" (Shooter mit woken Charakteren (warum auch immer), der nach drei Wochen vom Markt genommen wurde, Entwicklerstudio "Firewalk Studios" geschlossen, 150 Entlassungen, 400 Millionen Euro Verlust für Sony). Spielmechanisch völlig okayes Spiel (Ferndiagnose auf Grundlage mehrerer reviews auf youtube / das maße ich mir an zu behaupten nach mehreren hundert Spielstunden in Vermintide 2 und Darktide ) doch die Spielergemeinde hat ganz offenbar keinen Bock auf woke Spielercharaktere. Tja...das hat man wohl echt nicht kommen sehen, verrückt.

[saitentsauber]

Das Dumme bei One-Linern ohne Themenbezug ist nicht nur, dass sie es dem Elefanten im Porzellanladen gleichtun, sondern auch, dass man sich mit ihnen kaum auseinandersetzen kann, ohne das eigentliche Thema weiter in den Hintergrund zu drängen.

Deshalb nur eine Bemerkung und eine (rhetorische...) Frage zu der Studiogeschichte: Das Studiosterben hat keineswegs vor 2 Wochen angefangen, auch wenn dieser Eindruck hier entstanden sein könnte. Schon im Mai zählte eine spezialisierte Publikation über 10 Fälle.

Sollten etwa auch andere Faktoren als die für den einen Fall genannten im Spiel sein?

Nuff said.

[Holger Hendel]

@saitensauber:

Sollten etwa auch andere Faktoren als die für den einen Fall genannten im Spiel sein?

Nuff said.

Hast Recht, wird so sein. Multifaktorielle Ursache ist anzunehmen, die gesamte Spielidee kommt im Prinzip einige Jahre zu spät. Doch das woke Element setze ich gefühlsmäßig nicht zu niedrig an. Da draußen scheint bislang kein einziges erfolgreiches wokes Videospiel zu sein. Dafür gibt es hingegen eine Vielzahl hart gefloppter woker Videospiele. Just sayin. Und nein, ich will natürlich auch nicht das von mir gestartete Thema hijacken, Pappenheims Ausspruch erinnerte mich nur hart an die Videospielbranche. "Dustborn" ist ja auch so ein fieses Ding nach dem niemand gefragt hat, für das aber sogar EU-Kohle nausg´schürt wurde.