Harmonielehre - Dur-Moll-Wechsel

Musiktheorie und Komposition

Moderator: RB

_Tom_
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Harmonielehre - Dur-Moll-Wechsel

Beitrag von _Tom_ »

Hallo Forum!

Ich hab mich gefragt, wie der Wechsel von einem Dur auf einen Mollakkord dergleichen Stufe zu "erklären" ist, bzw. wie das Konstrukt heißt..

Als Beispiel fallen mir jetzt "Don't look back in anger" und "simple twist of fate" ein, bei denen nach der Subdominante Dur an einer Stelle auf Moll gewechselt wird, ohne dass sich die Tonart großartig verschiebt.

Klar was ich meine? :) Also wie ist dieser gefühlt kadenzfremde Akkord zu erklären. Und falls ich hier Begriffe zusammenschmeiß die einfach nicht zusammen passen bitte ich auch um Aufklärung.

Tausend Dank im Voraus,
Thomas
rwe
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Beitrag von rwe »

... in aller Kürze: Die Mollsubdominante (so der Begiff) ist in der klassischen und romantischen Musik recht häufig, wird zur Modulation in eine andere Tonart benutzt, oder die Schlusswirkung einer Kadenz verstärkend.

Mehr erfährst Du, wenn Du nach dem Begriff "Mollsubdominante" im Netz oder Harmonielehrebüchern suchst.
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jafko
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Beitrag von jafko »

Ich Google jetzt nicht nach den Beispielen, aber die Kombination Dur-Subdominante; Moll- Subdominante gibt es recht häufig.
Vor allem mit vorangehenden--> Tonika (maj7); Tonika7;
In C Dur wären das C(j7) C7-F-Fm.
Das klingt schlüssig weil wir hier eine chromatische Vernbindung in den Akkorden haben. Nämlich C-B-Bb-A-Ab
Man sollte beim Spiel auf ein Voicing achten, dass auch dieser Chromatik entspricht, das klingt dann wirklich schlüssig.
Das nachfolge G kann dann zB. entweder wieder zur Tonika C oder zur Dominanten G gehören
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Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Die "Schlüssigkeit" der Mollsubdominante (in einem Dur-Kontext) wird nicht durch eine "chromatische Verbindung" legitimiert, sondern durch die Alteration der Subdominant-Terz. Durch die Tiefalteration der Terz entsteht in der Folge s-T ein abwärtsführender HT-Schritt zur Quinte der Tonika, wodurch die Subdominante klanglich in die Nähe eines Dominant-7-Akkords mit tiefalterierter 9 gerückt wird (in C: g-h-d-f-as) und dadurch eine verstärkte Kadenzqualität erhält.
Absolut!
Könnte jetzt aber auch der Beipackzettel eines Blutdrucksenkungmittels sein oder die Strophe eines frühen Reinhard Mey Werkes. Sorry, aber sonst sehr eloquent dargestellt.
Schöne Grüße, Rolli
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notenwart
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Beitrag von notenwart »

@Ulrich:
also mir als Laie ist es nicht klar, was der Unterschied zwischen einem Halbtonschritt, der Alteration ( chromatisches Verändern von Tönen innerhalb eines Akkordes) und einer chromatischen Verbindung ist.

Ich als Laie lese: kleine Sekunde.
rwe
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Beitrag von rwe »

... stark vereinfacht: Der Unterschied zwischen "Wert" und "Funktion". Der "Halbtonschritt" ist lediglich eine Intervallgröße. Eine "Verbindung" ist eine Verbindung, und die muss einen Anfangs- und einen Endpunkt haben.

In der Funktionstheorie werden Akkordverbindungen auf Grund ihrer Funktion logisch begründet (was Mehrdeutigkeiten nicht ausschließt).

Näheres in der einschlägigen Literatur
notenwart
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Beitrag von notenwart »

@rwe
ich weiß jetzt nicht, ob ich auch im Sinne des ursprünglichen Fragestellers spreche, aber wenn ich in einem Forum darauf hingewiesen werde, dass ich ja in Lehrbüchern nachsehen könne, dann bedanke ich mich höflich für diese Idee, auf die ich selbst natürlich nicht gekommen wäre.
rwe
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Beitrag von rwe »

... das Thema ist, wenn man es in aller Schönheit abhandeln will, so komplex, dass man meines Erachtens ohne die Lehrbücher nicht auskommt, wenn man es denn wirklich verstehen möchte. Musiktheorie hat ja auch eine geschichtliche Entwicklung und die verschiedenen Interpretationen der "Dur-Moll-Tonalität" hängen dann auch immer von dem Stück bzw. dessen Entstehungszeit ab. Wir akzeptieren heute manches einfach als "Farbe", das wir nicht vernünftig in der FUnktionslehre unterbringen können.

Insofern ist die Antwort zwar sehr kurz (was ich meiner ersten Antwort auch vorangestellt habe) aber etwa auf dem Level wie: Bitte lieber ein Instrument doch nochmal spielen, bevor ich NUR die Antwort aus dem Forum zur Kaufentscheidung mache...

Nix für ungut.
notenwart
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Beitrag von notenwart »

ok, lassen wir das.
Ich frage jemanden, der es mir erklären kann
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jafko
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Beitrag von jafko »

Ulrich Peperle hat geschrieben: 1, Ein C7 vor der Subdominante F ist weder stufen-, noch funktionsharmonisch ein "Tonika7"-Akkord, sondern eine Zwischendominante.
Logisch wird der Tonika Akkord mit der kl.7 die Funktion der Zwischendominanten. Es bleibt dennoch der Tonika-Akkord mit einer kl.7.

2. Die "Schlüssigkeit" der Mollsubdominante (in einem Dur-Kontext) wird nicht durch eine "chromatische Verbindung" legitimiert, sondern durch die Alteration der Subdominant-Terz. Durch die Tiefalteration der Terz entsteht in der Folge s-T ein abwärtsführender HT-Schritt zur Quinte der Tonika, wodurch die Subdominante klanglich in die Nähe eines Dominant-7-Akkords mit tiefalterierter 9 gerückt wird (in C: g-h-d-f-as) und dadurch eine verstärkte Kadenzqualität erhält.[/quote]

Wo bitte ist der Unterschied?
... und ein lupenreiner Moll Dreiklang der ähnlich wie ein Dom7 klingt? Also nee...

Ich bleibe dabei, dass liegt an der Stimmführung! Und was du beschreibst ist ein Produkt der Stimmführung!
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rwe
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Beitrag von rwe »

... oops, Stufen- vs. Funktiontheorie ..., oder?

@jafko, ich denke, dass der Begriff der Tonika bereits eine Funktion impliziert. Wenn Du also sagst, dass die Tonika die Funktion (!) einer Zwischendominanten einnimmst, wäre das aus meiner Sicht ein Widerspruch.
In der Stufentheorie geht das (edit: fast) ganz undramatisch.

Die Funktionstheorie geht nach meinem Verständnis auch primär von den Funktionen aus. Du gehst aber von der Stimmführung aus. Und wenn Du schreibst: "Man sollte beim Spiel auf ein Voicing achten, dass auch dieser Chromatik entspricht, das klingt dann wirklich schlüssig.", dann ist das essentiell wichtig und ich kann das nur unterstreichen. Aber m.E. betrachten Ulrich und Du das Thema von verschiedenen Seiten (Saiten?).
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RB
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Beitrag von RB »

Darf ich mal dazwischen fragen, wieso der Wechsel von Dur auf Moll der Tonika in "Norwegian Wood" auch schlüssig klingt ?
rwe
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Beitrag von rwe »

... weil's passt. Ernsthaft: Ästhetik lässt sich wohl weder durch die Funktions- noch durch die Stufentheorie "begründen".

Der von Dir angesprochene Wechsel zwischen Dur und Moll der gleichen Tonart findet sich auch in der vorklassischen Musik immer wieder.
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RB
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Beitrag von RB »

Ja, beispielsweise "Calderai", so wie ich es von Franco Morone kenne. Es beginnt in moll, danach schwenkt das Stück unter Beibehaltung des Motivs (ich hoffe, daß ich den Begriff harmonielehre-mässig korrekt verwende) auf Dur um und ein strahlendes Lacheln/Grinsen überzieht das gutmütige Gesicht des Morone.
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