Improvisation mit Akkordumkehrungen

Musiktheorie und Komposition

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Newbie
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Improvisation mit Akkordumkehrungen

Beitrag von Newbie »

Ich möchte mir einen Spielraum zur einfachen! Improvisation mit Akkorden erschliessen. Sagen wir, ich habe ein Stück in G-Dur mit folgenden Akkordfolgen:

G-Hm-F-C
Em-G-C...

Jetzt habe ich folgenden Gedankengang und würde mich über Ratschläge freuen, ob ich hier auf dem Holzweg bin.

Ich schreib mir die G-Dur-Tonleiter auf (1.), schreib die Intervalle drüber und mach dem Quintenzirkel entsprechend aus den Stufen II, III, und VI moll-Akkorde (2.). Schliesslich bilde ich die Akkorde aus den Tönen der Skala G-Dur(3.a):

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1. G-A-H-C-D-E-F#

2. I-II-III-IV-V-VI-VII
   G-Am- Hm- C-D-Em- F#

3a. G Am Hm C D  Em
    H C  D  E F# G 
    D E  F# G A  H 

oder

3b. 1 2 3 4 5 6
    3 4 5 6 7 1
    5 6 7 1 2 3
Nun möchte ich zur Improvisation mit Drei-Ton-Akkorden auf den D-g-h Saiten arbeiten. Dazu schreib ich mir die Töne als Intervalle der G-Dur-Skala auf diesen Saiten auf dem Griffbrett auf. Es geht unten vom Nullbund vor dem "||" bis zum 7.Bund von links nach rechts:

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h:3||4|-|5|-|6|-|7
g:1||-|2|-|3|4|-|5
D:5||-|6|-|7|1|-|2
Nun nehme ich meine Akkorde aus 3.b und vertausche die Reihenfolge von oben nach unten, also nicht mehr Grundton/Terz/Quinte sondern andersrum

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3.c 5 6 7 1 2 3
    3 4 5 6 7 1
    1 2 3 4 5 6
Wenn man jetzt genau hinguckt, lassen sich die Akkorde und Umkehrungen davon auf der Skale recht gut finden.

Wie nennt man sowas? Kann man das noch systematischer beschreiben?
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Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hi newbie,

ich habe sowas als cluster kennengelernt. das ist zwar nicht das gleiche wie ulrich es beschreibt kann aber zur interessanten gestaltung einer einfachen tonleiter (z.b. pentatonisch) dienen und damit für eine melodisch/rhythmische improvisation nützlich sein.

z.b. quarten-cluster a-moll pentatonisch.
du legts über den jeweiligen leiterton immer einen leitereigenen ton eine quarte höher. natürlich triffst du eine quarte höher nicht immer einen leitereigenen ton, deshalb kann der intervall auch mal nur eine terz sein, die dann eben wahrscheinlich völlig unkorrekt als verminderte quarte zählt.

eine dreistimmiges quartencluster aus a-moll pentatonisch, beginnend mit der leeren g-saite aufsteigend bis zum 12ten bund:

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zahl steht für bund;
0e---3g---5a---8c---10d---12e
1c---3d---5e---8g---10a---13c
0g---2a---5c---7d----9e---12g

oder eine saite tiefer

1c---3d---5e---8g---10a---13c
0g---2a---5c---7d----9e---12g
0d---2e---5g---7a---10c---12d

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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Bernd Kofler behandelt diese Art von Akkorden

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zahl steht für bund; 
0e---3g---5a---8c---10d---12e 
1c---3d---5e---8g---10a---13c 
0g---2a---5c---7d----9e---12g 

oder eine saite tiefer 

1c---3d---5e---8g---10a---13c 
0g---2a---5c---7d----9e---12g 
0d---2e---5g---7a---10c---12d 

in seinem "pentatonic workbook", nennt sie dort allerdings "pentatonische Akkorde. Ich kenne den Begriff "cluster" aus meiner Keyboardzeit als Ansammlung von im Halbtonabstand zueinander liegender Töne?! Ein eher dissonanter sound.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hi,

ist schon ziemlich lange her seit ich das kennenlernte, ich habe es als cluster, bzw. quarten cluster in erinnerung.

ich habe auch etwas dazu gefunden:
http://www.bonedo.de/artikel/einzelansi ... hop-6.html

es ist genau das was ich meine. die pentatonische leiter sollte den einstieg etwas vereinfachen. ich nutzte auch die modalen leitern.
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Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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Herigo
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Beitrag von Herigo »

lieber ulrich, eigentlich kenne ich cluster sowieso eher aus dem bereich der astronomie...
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Ulrich Peperle hat geschrieben:
... schreib die Intervalle drüber und mach dem Quintenzirkel entsprechend aus den Stufen II, III, und VI moll-Akkorde ...

Lass die Zahlenspielereien und merke dir einfach einige elementare Grifftypen für dreistimmige Voicings, im konkreten Fall also Dur (für I, IV, V), Moll (II, III, VI) und Verminindet (VII). Für jede dieser 3 Strukturtypen gibt es 3 Varianten (Grundstellung, 1. und 2. Umkehrung), also 3x3 Grifftypen für die Saiten 6-5-4 und 5-4-3 (Quartenstimmung), sowie deren Griffvarianten für die Saiten 4-3-2 und 3-2-1 (Quart-Terz- bzw. Terz-Quart-Stimmung). Das macht insgesamt zwar 27 Grifftypen, damit hast du aber alle Saitenkombinationen abgedeckt, außerdem sind konkrete Griffkonstellationen leichter zu memorieren, als abstrakte Zahlenkombinationen (sofern kein außergewöhnliches Zahlengedächtnis vorliegt).
Wo er recht hat, hat er recht, der Herr Peperle! Seh ich auch so, dieses abstruse Zahlenkombi-Gewürge bringt weder in der Praxis was, noch erleichtert es den Zugang oder das Verständnis für Improvisation.

Ein oft unterschlagener Bereich um befriedigend zu improvisieren ist die Gehörbildung. Bevor ich mich mit o.g. Zahlenspielereien beschäftige, würde ich da ansetzen und mich grundlegener mit Gehörbildung, Harmonie- und Improvisationslehre beschäftigen. Irgendwann spielst Du dann hoffentlich, was Du in Dir "hörst".
Literatur dazu, die ich ganz gut finde:
Harmonielehre:
http://www.amazon.de/neue-Harmonielehre ... 3927190004
Etwas fortgeschrittener!
http://www.amazon.de/Neue-Jazz-Harmonie ... pd_sim_b_5

http://www.thomann.de/de/schott_ear_tra ... wwodHmoAkg
Schöne Grüße, Rolli
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

Danke für Hinweise, Anregungen und Feedback. Mein laienhaftes Vokabular gepaart mit solidem Halbwissen, sorgt natürlich für Verwirrung. Nicht nur bei mir.

Aber wenn ich mir Obiges, vor allem Ulrichs Hinweise so ansehe, meine ich eine unvollständige Herleitung der jeweils drei Griffformen für Dur- und Moll-Akkorde in Quart-Terz-Stimmung geliefert zu haben. Aber die Schreiberei über Musiktheorie ist eh ziemlich anstrengend und fehleranfällig: bezieht sich Quart-Terz jetzt auf die Saiten 4-3-2 oder 3-2-1? Wo die Quart und die Terz liegt ist klar, aber welcher Begriff gehört zu welchen Saiten... Das erfordert einen wohlwollenden und verständnisvollen Leser.

Ich schrieb oben, dass ich aus den Tönen II, III und VI der G-Dur-Skala, die Mollakkorde der Mollparallele gemacht habe, da sie in meinem Stück in G-Dur zur harmonischen Anreicherung, oder wie man das auch immer nennt, verwandt werden.

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Die Töne der G-Dur-Skala auf dem Griffbrett

    h:3|4|-|5|-|6|-|7|1|-|2 |-
    g:1|-|2|-|3|4|-|5|-|6|- |7
    D:5|-|6|-|7|1|-|2|-|3|4 |-
Bund: 0|1|2|3|4|5|6|7|8|9|10|11

5  6   7   1  2  3  4
3  4   5   6  7  1  2
1  2   3   4  5  6  7
G  Am  Hm  C  D  Em F#dim

sucht man jetzt die Akkorde auf dem Griffbrett müsste man die Griffvariationen für die 
Dur-Akkorde        &   Moll-Akkorde       &   verminderte Akkorde in Quart-Terz-Stimmung erhalten.
o|-|-  -|o|-  -|o|-   -|o|-  o|-|-  -|-|o     -|o|-  o|-|-|-  -|-|o
-|o|-  o|-|-  -|o|-   -|-|o  o|-|-  -|o|-     -|-|o  -|o|-|-  o|-|-
-|-|o  -|-|o  -|o|-   -|-|o  -|-|o  -|-|o     -|o|-  -|-|-|o  -|-|o 

Das mag ja etwas wie Zahlenspielerei aussehen, und ich nehme das gern zur Kenntnis, dass es sich für den einen oder anderen wie verkopfte Zahlenspielerei handelt. Für mich persönlich ist es der Versuch ein Stück Musiktheorie auf mein Gitarrenspiel anzuwenden und die Zusammenhänge praktisch nachzuvollziehen. Und etwas theoretische Diskussionen über Musiktheorie finde ich zur Zeit erfreulicher und fruchtbarer als viele Hardwarediskussionen.
Zuletzt geändert von Newbie am Di Nov 19, 2013 1:29 pm, insgesamt 3-mal geändert.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Aber die Schreiberei über Musiktheorie ist eh ziemlich anstrengend und fehleranfällig:
Ja, es schleichen sich mitunter auch Flüchtigkeitsfehler ein...
[...] da G-Dur z.B. auch als Akkord der IV. Stufe in C-Dur vorkommen kann, wobei er dann aber nach deiner Logik mit "5-7-2" zu beziffern wäre.
Sollte die V. Stufe sein. Das kann die Sache dann ggf. noch komplizierter machen. Einen wohlwollenden Leser darf man aber durchaus erwarten, denke ich, wenn sich jemand die Mühe macht die Sache zu erklären, v.a. wenn man eh interessiert ist und schon gut im Thema ist:

- Saiten 4-3-2 = Quart-Terz-Stimmung (d -> g = Quarte / g -> b = Terz)
- Saiten 3-2-1 = Terz-Quart-Stimmung (g -> b = Terz / b -> e = Quarte)

Mein für mich klargehender Ansatz in dieses Thema hineinzukommen war das ausarrangierte Solo von "Hotel California" (zwei Stimmen über die Saiten 3-2-1). Die habe ich mir irgendwann mal draufgeschafft und dann davon ausgehend die Akkordfolge auf die Saiten 2-3-4 übertragen.
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Beitrag von Newbie »

ich glaub ich hab schon wieder Quatsch oben geschrieben und die Griffmuster für die Mollakkorde teilweise mit den Griffmustern für die verminderten Akkorde vermischt.... Wenn sich jemand die Mühe machen würde, die 3x3 Griffmuster für die Quart-Terz-Stimmung aufzuschreiben, würde ich mich sehr freuen.
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 2:41 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Holger Hendel »

Und etwas theoretische Diskussionen über Musiktheorie finde ich zur Zeit erfreulicher und fruchtbarer als viele Hardwarediskussionen.
Absolut!

Ich habe mir den Spaß gemacht, die Intervallstruktur der Dreiklänge zuzufügen.

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o|-|-  -|o|-  -|o|-   -|o|-     o|-|-     -|-|o 
-|o|-  o|-|-  -|o|-   -|-|o     o|-|-     -|o|- 
-|-|o  -|-|o  -|o|-   -|-|o     -|-|o     -|-|o 


5|-|-  -|1|-  -|3|-   -|b3|-    5|-|-      -|-|1 
-|3|-  5|-|-  -|1|-   -|-|1    b3|-|-      -|5|- 
-|-|1  -|-|3  -|5|-   -|-|5     -|-|1      -|-|b3 

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Beitrag von Newbie »

@Ulrich: danke fürs Korrektur lesen

@Holger: über Deine alternative Notation der Griffmuster grüble ich noch. Das bei den Dur- und moll-Akkorden große und kleine Terz andersherum geschichtet sind, ist klar. Allerdings weiss ich nicht, ob die Schreibweise mit b3 dann noch für den verminderten Akkord und dessen Umkehrung funktioniert. Würdest Du dann 1# oder b5 schreiben, wenn Du die Griffmuster für 'vermindert' alternativ schreibst?

Ich hab den code in meinem vorletzten Posting mal (5 Beiträge weiter oben, von Sonntag abend 8:19pm) um die G-Dur-Skala bis zum 11. Bund, die Akkordstruktur um den siebten verminderten F#-Akkord ergänzt. Und schliesslich erhält man aus dem F#dim-Akkord und seiner 1. und 2. Umkehrung auch diese drei Griffmuster.


Oben schrieb ich
ich aus den Tönen II, III und VI der G-Dur-Skala, die Mollakkorde* der Mollparallele gemacht habe, da sie in meinem Stück in G-Dur zur harmonischen Anreicherung, oder wie man das auch immer nennt, verwandt werden.
was so auch Mist ist, da die Akkorde der Stufe II, III und VI der G-Dur-Skala von sich aus schon Moll-Akkorde sind. Ich wollte vermutlich auf den Zusammenhang mit der Mollparallele hinaus...

Und jetzt das Ganze geordnet nach Dur/Moll/vermindert in Normalform und 1. und 2. Umkehrung

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Dur-Akkorde        &   Moll-Akkorde       &   verminderte Akkorde in Quart-Terz-Stimmung erhalten.
normal 1.     2.      normal 1.     2.        normal   1.     2.
o|-|-  -|o|-  -|o|-   o|-|-  -|-|o  -|o|-     o|-|-|-  -|-|o  -|o|-
-|o|-  o|-|-  -|o|-   o|-|-  -|o|-  -|-|o     -|o|-|-  o|-|-  -|-|o
-|-|o  -|-|o  -|o|-   -|-|o  -|-|o  -|-|o     -|-|-|o  -|-|o  -|o|- 
...es geht natürlich noch weiter, ich schrieb ja 'Improvisation' im Fred-Titel. Aber falls das niemanden interessiert, will ich das auch nicht herausposaunen.
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