Volltakt / Auftakt

Musiktheorie und Komposition

Moderator: RB

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notenwart
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Volltakt / Auftakt

Beitrag von notenwart »

vor ca 30 Jahren, als ich meine Grundkenntnisse in Musiktheorie erwarb, lernte ich folgendes:

Wenn ein Lied auftaktig beginnt, also beispielsweise eine Achtel als erster Ton gesungen wird, danach die "normalen" vollständigen 4/4-Takte folgen, so wird der letzte Takt nur mit 3 vierteln + einer Achtel notiert, so daß der absolut letzte Takt addiert zum ersten einen vollen 4/4 Takt ergibt.

In der heutigen Spielliteratur scheint diese Regel nicht mehr zu gelten.
Da wird auftaktig begonnen und trotzdem der letzte Takt aufgefüllt.

Weiß da jemand Bescheid?
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Manati
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Beitrag von Manati »

Ich kenne es auch nur so, wie du es gelernt hast - ist der erste Takt ein Auftakt, muss er durch den letzten Takt entsprechend "aufgefüllt" werden.

Will man das unbedingt vermeiden, muss der Auftakt durch Pausen ergänzt werden.
Gast

Re: Volltakt / Auftakt

Beitrag von Gast »

Regel kann man nur befolgen, wenn man sie kennt und befolgen will. Wer Regeln nicht kennt oder befolgen will, hat mehr Freiheit. Ich wüsste nicht, warum der letzte Takt unter dem ersten leiden sollte... Wer solche "Gut und Böse"-Regeln befolgt, für den ist ein Tritonus wohl auch keine Blue Note sondern noch ein Teufelsintervall (diabolus in musica) :wink: Manatiss Tipp mit der Pause dürfte ein goldener Mittelweg sein.
rwe
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Beitrag von rwe »

Der von Notenwart beschriebene Umgang ist bei Strophenliedern so üblich, allerdings bei durchkomponierten Stücken nicht.
notenwart
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Beitrag von notenwart »

rwe hat geschrieben:Der von Notenwart beschriebene Umgang ist bei Strophenliedern so üblich, allerdings bei durchkomponierten Stücken nicht.
danke,
muß ich mal darauf achten.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Ich kenne es nur so, wie von Notenwart beschrieben. Habe dann gerade mal einige Songbooks / Lehrwerke aufgeschlagen...zumindest machen sich Bögershausen, Michael Langer und Gerd Kröll nix aus der Regel, Dieter Szametat hingegen schon, Tonmaterial: alles ausarrangierte Picking-Stücke. :?

Wenn ich mein Material notiere sind erster und letzter Takt immer komplementär; halt zur Taktart des Songs.
Der von Notenwart beschriebene Umgang ist bei Strophenliedern so üblich, allerdings bei durchkomponierten Stücken nicht.
Ist das wirklich so? In allen Songbooks, in die ich geschaut habe- ca. acht Stück- ist es so, etwa die Dinger aus dem Leu-Verlag- "100 Songs für drei Akkorde". Doch bei Szametat eben nicht. Sicher, der AMA-Verlag ist garantiert nicht für überragende Arbeit seiner Lektoren bekannt, doch mich interessiert jetzt, wie es "richtig" geht.
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rwe
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Beitrag von rwe »

Na ja, was ist richtig? Der erste Satz aus Vivaldis Frühling aus den 4 Jahreszeiten beginnt auftaktig und endet mit einem vollen Takt. Da wird aber auch nicht in Strophen gesungen..

Bei Liedern, die in üblichen Strophen gesetzt sind, ist es üblich, dass der Auftakt vom letzten Takt abgezogen wird. Ganz schön ist es, wenn dann der letzte Takt der letzten Strophe noch anders ist, entweder mit einem vollen Takt endet oder mit einer Fermate... Sonst nicht unüblich: Letzter gesungener Takt voll, dann einen knappen Takt lang Pause und mit einem Auftakt weiter.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

@rwe: Ich frag´mich halt "was richtig ist" ;) , da ich als Hobby-Musikvermittler sehr an allgemeingültigen Wahrheiten interessiert bin, die ich weitergeben kann. Für den unbedarften Mucke-Neuling, der immerhin schon weiß, dass in´nem 4/4-Takt in jedem Takt des Songs eben genau vier Viertel- nicht mehr und nicht weniger- zu sein haben wären unvollständige Takte mit Sicherheit ein Stolperstein.

btw...
Was ich auch immer sehr verwirrend für Anfänger finde: das Setzen "unvollständiger Takte" am Zeilenende, wobei der Rest des Taktes in der nächsten Zeile steht --> man könnte auf die Idee kommen, dass der Takt in der Startzeile schon zu Ende wäre, schließlich steht rechts am Zeilenende ein senkrechter Strich, der sich von einem Taktstrich optisch nicht unterscheiden läßt.
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rwe
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Beitrag von rwe »

[quote="Holger Danske"]@rwe: Ich frag´mich halt "was richtig ist" ;) , da ich als Hobby-Musikvermittler sehr an allgemeingültigen Wahrheiten interessiert bin, die ich weitergeben kann. [/quote]

Lass es einfach als die Äußerung eines Musikwissenschaftlers stehen, dem die "sicheren Erkenntnisse" desto mehr verloren gehen, je länger er dabei ist... Tatsächlich findest du in den klassischen Lehrbüchern immer wieder ein paar Faustregeln, aber genauso musst du dir die Musik ansehen, die wirklich komponiert wurde, deshalb das Beispiel mit dem Wie-Waldi.
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