"You've got a friend" / James Taylor, Carole King

Musiktheorie und Komposition

Moderator: RB

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Lucie
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"You've got a friend" / James Taylor, Carole King

Beitrag von Lucie »

Hallo allersaits,

viele kennen doch dieses schöne Lied "You've got a friend".

par exemple hier ein Notationsbeispiel:
http://www.megachords.com/piano/music/1 ... friend.htm


Da gibt's an einer Stelle ein F#m.
Die tut mir immer in den Ohren weh. :roll:

Könnte man diese Stelle nicht auch so spielen:

e ---|---|---|---|---|
B ---|---|---|---|---|
G ---|-o-|---|---|---|
D ---|-o-|---|---|---|
A ---|---|---|---|---|
E ---|-o--|---|---|---|

Klingt in meinen Ohren viel passender zur Melodie.

Was wäre das überhaupt für ein Akkord? :oops:
fragt ewas ratlos
Eure Lucie.
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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

Das erste mal, dass ich Tabs /Chords von dem Titel seh....ich hab das rausgehört vor Jahren und hier immer durchgehend ein B7 gespielt.
Martin D28S '76
Stoll Ambition Fingerstyle Cut
Strohmer Konzert '74
K.Yairi Doppelhals
Taylor LKSM 12-String
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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jafko
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Beitrag von jafko »

Also, das geht mir nicht aus dem Kopf...

Ich hab irgendwann mal gelernt, daß nur Dur-Akkorde eine Dominant-Wirkung haben können.
Ich bin ja immer bereit was neues zu lernen, nur interessiert mich, wie du den Moll Akkord als Dominante erklärst? :?:
Spong
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Beitrag von Spong »

Ich habe statt des F#m ein Am6 (?) gespielt, also einen Am-Dreiklang mit Fis dabei, zB so

E x
A 0
D 4
G 5
h 5
e 5

Und dann übergehen in H7, zB als Barré im zweiten Bund. Vom Raushören kam mir das am nächsten ans Original.
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hbslowhand
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Re: "You've got a friend" / James Taylor, Carole

Beitrag von hbslowhand »

Lucie hat geschrieben:Hallo allersaits,

Könnte man diese Stelle nicht auch so spielen:

e ---|---|---|---|---|
B ---|---|---|---|---|
G ---|-o-|---|---|---|
D ---|-o-|---|---|---|
A ---|---|---|---|---|
E ---|-o--|---|---|---|

Klingt in meinen Ohren viel passender zur Melodie.

Was wäre das überhaupt für ein Akkord? :oops:
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Eure Lucie.
Hallo Lucie,

der Akkord ist genau richtig und nennt sich F#m7 oder A/F# oder A6 oder sonstwie. Die B-Saite auf dem 2.Bund darfst Du auch noch mitnehmen (A und e werden nicht gespielt).
Ist auch nicht auf meinem Mist gewachsen, hab's von einer Guitar-Pro Version von James Taylor und die habe ich wahrscheinlich von http://www.ultimate-guitar.com/search.p ... nd&w=songs

Gruss Harald
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Lucie
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Beitrag von Lucie »

Danke für die Tipps.

Gruß,
Lucie.
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jafko
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Beitrag von jafko »

Die Frage ist immer noch, wie man die Dominant-Funktion eines Moll-Akkordes erklärt?

[quote="Ulrich Peperle"]
...F#m ist harmonisch als Zwischendominate...[/quote]
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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hbslowhand
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Beitrag von hbslowhand »

Hi Ulrich,
vielen Dank für die Info! Erhellend ist das für mich leider nicht, aber ich habe mir gerade "In Vivo Guitar" bei Amazon bestellt. Vielleicht verstehe ich nach dieser Lektüre ja mehr. :whistler:

Gruss Harald
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jafko
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Beitrag von jafko »

Vielen Dank. :D :D

Jetzt bin ich wieder schlauer. Dominantische Erweiterungen können also auch in Moll stehen.

(Wäre dann so gesehen die IIm - V Verbindung im Jazz nicht eher als Doppeldominante-Dominante zu deuten? :wink:
Ich glaub, daß führt jetzt aber zu weit...)
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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gahlenguitar
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Re: "You've got a friend" / James Taylor, Carole

Beitrag von gahlenguitar »

hbslowhand hat geschrieben: der Akkord ist genau richtig und nennt sich F#m7 oder A/F# oder A6 oder sonstwie.
Stimme zu: der Akkord ist genau richtig. Um ihn sinnvoll zu bezeichnen, bedient man sich am besten des in der Jazz-Harmonielehre verbreiteten Standards und nennt ihn deshalb:

F#m11.

Woher kommt die 11?
Sehen wir uns einmal an, welcher Intervall zwischen dem Grundton F# und dem Ton B (deutsch: H; leere H-Saite) liegt: eine Quarte. Nicht ganz zufällig ist dieses H auch der Melodieton der Gesangsstimme. In der Tat klänge ein reiner F#m-Akkord durch die Sekundreibung zwischen besagtem H und der Quinte des F#m-Akkords unschön.
Spielte man das H jedoch im Quartabstand zum Grundton in einer tiefen Lage, etwa auf der A-Saite im 2. Bund (er hieße dann wohl F#m4), wäre der Akkord nicht mehr als erweiterter F#m-Akkord erkennbar. Deshalb spielt man ihn eine Oktav höher und geht auf der F#m-Tonleiter genau 7 Schritte weiter: von der 4 (Quarte) zur 11 (Quarte, eine Oktav höher).

Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass sich zu den Akkordtönen von F#-moll - hier unter Auslassung der Quinte "C#", sondern lediglich durch Grundton und Moll-Terz (A) realisiert - noch die Septime, also der Ton E (D-Saite, 2.B.) gesellt. Streng genommen müsste der Akkord also F#m7/11 heißen.

Vorteilhaft ist die Anwendung dieser Schreibweise nicht zuletzt deshalb, weil deutlich wird, dass - vom Grundton aus aufwärts gehend - zunächst die Septime, und dann erst in der nächsten Oktav die Quarte (11) zum reinen F#m-Dreiklang addiert wird.

Ein sehr schönes Beispiel für diese Methode ist der Akkord

Code: Alles auswählen

e||-----|-----|-----|-----|-----|-----|
h||-----|-----|-----|-----|-(4)-|-----|
g||-----|-----|-----|-(3)-|-----|-----|
D||-----|-----|-(2)-|-----|-----|-----|
A||-----|-----|-----|-----|-----|-----|
E||-----|-----|-(1)-|-----|-----|-----|
welcher gemeinhin als G7/13 bezeichnet wird. Natürlich ist das E (H-Saite 5.B.) bezogen auf G die Sexte, gespielt wird sie aber eben in der hohen Lage. Insofern ist die Bezeichnung G7/6, die man gelegentlich antrifft, weniger aussagekräftig.

Inwieweit es in diesem Kontext sinnvoll ist, die Frage nach Dominanten, Doppel- und Tripeldominanten zu stellen, mag jeder für sich entscheiden; zielführender ist die Erkenntnis, dass es sich bei der Wendung F#m11-B7-Em um eine II-V-I-Verbindung bezogen auf E-moll handelt.

Wer sich en detail mit derlei Konstruktionen beschäftigen möchte, dem sei die Harmonielehre von Frank Haunschild wärmstens empfohlen...

Viele Grüße, Markus


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jafko
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Re: "You've got a friend" / James Taylor, Carole

Beitrag von jafko »

[quote="gahlenguitar"]...zielführender ist die Erkenntnis, dass es sich bei der Wendung F#m11-B7-Em um eine II-V-I-Verbindung bezogen auf E-moll handelt.
[/quote]

Noch genauer wäre ...bezogen auf E- Melodisch Moll, da in Natürlich Moll über der zweiten Stufe ein verminderter Akkord (F#m7b5) liegt.

In dem vorliegenden Stück wird diese Problematik durch schlichtes weglassen der Quinte elegant umgangen.
Und ehrlich gesagt, glaube ich auch nicht, daß sich der Komponist da Gedanken drüber gemacht hat.

Aber ich finde es auch sehr interessant mit diesen Zusammenhängen zu jonglieren. :D :D

Und wenn wir schon gerade dabei sind: Cool finde ich auch den Fm im Refrain!
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gahlenguitar
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Re: "You've got a friend" / James Taylor, Carole

Beitrag von gahlenguitar »

jafko hat geschrieben:Noch genauer wäre ...bezogen auf E- Melodisch Moll, da in Natürlich Moll über der zweiten Stufe ein verminderter Akkord (F#m7b5) liegt.
Sehr richtig! Habe mir diese kleine Ungenauigkeit erlaubt, weil F#m11 und F#m7b5 funktional in einer II-V-I-Verbindung zu E-moll häufig ähnlich eingesetzt oder gar ausgetauscht werden können.

Noch ausgefuchster wäre folgende Wendung:

F#m11 - F#m7b5 - B7/#9 - Em(maj7)

So entsteht eine aufsteigende Linie von h über c und d zu dis... ein Ausschnitt der "Dominant Altered Scale" in H... oder der Halbton-Ganztonleiter, ebenfalls in H...

Aber ich glaube, langsam versteige ich mich... :wink: und dem schönen Werk "You've Got A Friend" wäre mit derlei Klängen auch nicht mehr gedient...

Ich stimme zu: Carole King wird darüber beim Komponieren nicht nachgedacht haben!
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