Arpeggio-Frage

Musiktheorie und Komposition

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Holger Hendel
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Arpeggio-Frage

Beitrag von Holger Hendel »

Moin Leute, ich tauche gerade halbwegs ein in die Arpeggio-Spielweise (also das politisch korrekte Spielen der verschiedenen Mehrklangstöne gemäß ihrer zugedachten Reihenfolge vom Grundton bis zur letzten geschichteten Terz); in einem "Workbook" von Franz Holtmann wird mir auf Seite 54 z.B. ein Am7-Arpeggio aus den Tönen:

A-C-E-G-(int.)B

angeboten - für mich ist das aber ein Am9!

Im nächsten Takt dann D7 aus:

D-Fis-A-C-E

...D9?

:?

Was soll der Blödsinn? Entweder habe ich etwas jahrelang falsch verstanden oder die Lektoren haben´ne Backpfeife verdient - was fällt denen ein, emsige Lernende so zu verunsichern?
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RB
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Beitrag von RB »

Sind die jeweils letztgenannten Noten mit dabei ? Dann sind die 7-er-Bezeichnungen irreführend.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Jepp, es handelt sich tatsächlich um Fünfklänge.
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RB
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Beitrag von RB »

Verstehe ich ebensowenig, wie Du. Fehler im Lehrwerk - oder wir sind beide unwissend.
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Manati
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Beitrag von Manati »

Der Neunerakkord enthält normalerweise immer auch die (kleine) Septime. Es heißt also eigentlich z. B. a7/9.

Es sei denn, es heißt z. B. Cadd9 oder aadd9. Dann ist die Septime ausdrücklich nicht dabei, sondern nur der Dreiklang plus die None.

Oft wird bei solchen Bezeichnungen aber "geschlampt".

Was du an Akkorden aufzählst, sind eindeutig 7/9 Akkorde.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Hi Manati, die Akkordindizierung ist in der Tat so eine Sache. Für mich impliziert ein "9er"-Akkord immer die kl. Septime, ein add9 hat diese nicht inne. 7/9 wäre mir schon wieder zu viel Schreibkram. ;)

Auch die Groß- und Kleinschreibung des Akkordsymbols - ich habe mir kleine Buchstaben abgewöhnt und setze stets das "m" ein. Im Nachhinein betrachtet weiß ich gar nicht mehr, warum ich damit angefangen habe. Ich meine mich zu erinnern, dass das nach dem Studium das Haunschild-Buches war, doch der hat die Wahrheit ja auch nicht gepachtet und relativiert zum Glück auch im entsprechenden Kapitel.

Auf diesem Gebiet gibt es keine allgemeingültige Konvention, leider. Würde der Musikwelt sicherlich mal guttun - jedenfalls finde ich es völlig daneben, dass Verlage so schlampig arbeiten wie besagter MPV-Verlag, Ibbenbühren. Sicher kann das "mal" vorkommen, doch in so einem Verlag checkt mind. ein Lektor die Ideen des Autors. However, ich hab´ja das Forum. ;)
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jafko
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Beitrag von jafko »

In der Praxis wird selten mehr als der vierstimmige Akkordgrundtyp notiert.
Es wird erwartet, daß ein Musiker weiß, bzw. spürt welche erweiterungen in einer bestimmten Situation passend, bzw. erwünscht sind.

(Zitat: Neue Jazz-Harmonielehre von Frank Sikora)
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

jafko hat geschrieben:In der Praxis wird selten mehr als der vierstimmige Akkordgrundtyp notiert.
Es wird erwartet, daß ein Musiker weiß, bzw. spürt welche erweiterungen in einer bestimmten Situation passend, bzw. erwünscht sind.

(Zitat: Neue Jazz-Harmonielehre von Frank Sikora)
Da mag sicher was dran sein und es wäre eine Erklärung für diesen Umstand.

Ich halte es seit jeher so, dass ich essentielle Optionstöne mit angebe, also durchaus mehr als kl. oder gr. Septime - ich steh´nicht sonderlich auf "funky-sounds" und schließe sowas von vornherein bei meinen Notationen am liebsten aus. ;)

Die Angaben im Buch haben mich insofern verwirrt, als dass der Autor seitenlang auf grundlegende Dinge eingeht, sich an binärer Rhythmik verbeisst um dann so einen - in meinen Augen - Blödsinn abzuliefern ohne einen Kommentar dazu. Finde ich nicht gelungen, so ein kurzer erklärender Satz wie von dir oben hätte es schon getan und niemand würde zu Hause vorm Buch sitzen und grübeln, wie es sein kann, dass ein Vierklang mit fünf verschiedenen Tönen gespielt werden soll. ;)

Besonders gemein daran ist mMn auch, dass im Verlauf des Arpeggio-Kapitels dann z.B. ein Dur-maj7/9 "korrekt" dargelegt wird und die None plötzlich wieder eine Rolle spielt / Erwähnung findet. So ein nicht einheitliches Vorgehen in Lehrwerken macht mich fertig, ich brauch´nen neuen Kaffee. ;)
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jafko
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Beitrag von jafko »

Da hast du absolut Recht. Gerade in einem "Lehrwerk" darf nicht so schlampig notiert werden. Das liegt aber auch oft daran, daß heutzutage einfach nix mehr lektoriert wird.

Mir laufen immer öfter Notenbücher über den Weg, die nur so vor Fehlern strotzen.
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RB
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Beitrag von RB »

Ich kenne es so:

Am 9 ist Am plus kleine Septime plus 9
Am add 9 ist Am plus 9
Am 7 ist Am plus kleine Septime
Am maj 7 ist Am plus grosse Septime

Dann gibt es da noch diese kleinen Dreiecke, die die Jazzer malen, wenn sie die grosse Septime meinen. Oder waren das Kringel ? Habs vergessen.

Die Konventionen gehen jedenfalls auseinander, es fängt ja schon beim "h" (deutschsprchig) und Bm (Welt) an, ich meine aber, daß die am Beispiel "Am" gezeigte Konvention den Mainstream darstellt. Wenn einer davon abweicht, wäre eine keine Anmerkung nicht ganz deplaciert, erst recht, wenn ein Arpeggio gezeigt wird und der Leser dann jeden Ton besonders "einzeln" vor Augen geführt bekommt:

"A und kleine Terz und Quinte und kleine Septime und huch, da kommt ja noch einer".
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jafko
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Beitrag von jafko »

RB hat geschrieben: Dann gibt es da noch diese kleinen Dreiecke, die die Jazzer malen, wenn sie die grosse Septime meinen. Oder waren das Kringel ? Habs vergessen.
Das sind die Dreiecke, die Kringel stehen für verminderte Akkorde.
:D
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Manati
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Beitrag von Manati »

Die "Dreiecke" sind m. W. das Delta-Zeichen.

Sehr praktisch, finde ich. Besser jedenfalls als das Anhängsel "maj7" (das zu leicht als Dur-7 missverstanden werden kann) oder "7+" oder "#7".

Gerade gestern habe ich mich mit meinem Gitarrenlehrer darüber geärgert, dass es z. B. für moll7-b5 Akkorde nicht auch so ein einfaches Zeichen gibt, das jedem Gitarristen geläufig ist (oder sein sollte ;-).
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jafko
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Beitrag von jafko »

Manati hat geschrieben: Gerade gestern habe ich mich mit meinem Gitarrenlehrer darüber geärgert, dass es z. B. für moll7-b5 Akkorde nicht auch so ein einfaches Zeichen gibt, das jedem Gitarristen geläufig ist (oder sein sollte ;-).
Doch gibts: Das ist das mit dem Kringel!

Beim Halbverminderten Vierklang (also m7b5) wird der Kringel nur durchgestrichen.
Beim Verminderten Vierklang (also Moll b5 bb7) einfach nur ein Kringel.

Diese Schreibweise bezieht sich auf die Urversion des Real Book und ist angeblich auch in der Symbolbibliothek von Finale enthalten.
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Manati
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Beitrag von Manati »

Durchgestrichener Kringel? Wusste ich nicht! Das habe ich auch noch nie gesehen ...

Vielen Dank für die Info!
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Junkens, mal wieder eine Frage zu den Arpeggios (oder Arpeggien?). Ich finde nicht wirklich den Einstieg und suche daher ein Quelle, die mir mögl. praxisbezogen zeigt, wie´s geht. Höre ich z.B. den neuen shit von Richie Blackmore (also "Blackmore´s Night"-Krams) komme ich mehr und mehr dahinter, dass er da wohl häufig Arpeggios spielt. Nicht, dass ich das auch in der Gangart jemals können will, dazu bin ich viel zu eingefahren auf abgehangene Pickings - doch so halbwegs wissen, wann welches Arp. passt und wie ich zwei Arps. möglichst geschickt miteinander verbinden kann - das möcht´ich wissen - quasi eine Systematik - unterschiedliche Arp.Typen mit Grundton / Startton auf unterschiedlichen Saiten...da hat doch gewiss jemand gute Lektüre drüber angefertigt, oder? Wie gesagt, mögl. praxisnah, das wäre hilfreich.
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