Tricone Upgrade

Der Admin hat ein Herz für Blueser. Aber man kann doch auch Bluegrass damit machen, oder ?

Moderator: RB

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bluesballads
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Tricone Upgrade

Beitrag von bluesballads »

Wer eine Vintage Tricone oder eine Nicht-NRP-Tricone (Continental, Johnson, Ozark etc.) spielt, kennt das Problem: man möchte oder muss die Cones ersetzen, aber die neuen NRP Cones sind einen Hauch zu groß...
Die Lösung: In das Soundwell 3 Dichtungsringe einpassen, dazu braucht man viel Geduld und möglichst 1mm starkes Dichtungspapier. Wenn man das Papier unten an den Kanten so befeilt, dass es sich an die Rundungen der Soundwellkanten und die 4 hochgepressten Begrenzungen anpasst, hat man als Endergebnis ein Soundwell, das rundum 0,5-1mm weiter ist als vorher. Das Befeilen des Dichtungspapiers geht super bei so einer Schwarte.
Bei meiner Continental waren die originalen Cones oben stark eingedrückt (die ersten Continentals hatten extrem weiche Alulegierungen), nach dem Einkleben der Dichtungsringe passen 3 neue National Cones ins Soundwell, es rappelt nicht mehr und alle Frequenzen, insbesondere der Bass, sind wesentlich (druck)-voller.

Ach ja: Wer das versuchen will, dafür aber keine große Rolle mit 1mm Dichtungspapier anschaffen will: auf meiner Rolle ist noch genügend, um davon mal etwas in der notwendigen Größe abzugeben...
Zuletzt geändert von bluesballads am Di Mai 19, 2015 7:03 am, insgesamt 1-mal geändert.
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Die Kanten unten haben einen abgerundeten Winkel. Wenn man 1mm Dichtungspapier einsetzt, bei dem die untere Kante gerundet wurde, liegt dieses ganz plan, und man hat ca. 1mm gewonnen, den die Rundung einnimmt. Ohne Rundung schiebt sich der Cone am Rand leicht hoch, liegt nicht plan. Das ist noch gravierender bei den 4 Begrenzungen in der Mitte.
Viele Tricones brauchen zudem solche Dichtungen, weil das Soundwell verzogen ist.
Dichtungspapier ist getränkter Karton, also eher hart. Man kann es an der Oberfläche danach auch noch beschleifen mit selbstgemachten Schleifpads, damit die Cones etwas einsinken.
Für Singlecones nimmt man aber Filz (dünn!), Dichtungspapier hat man von Anbeginn an in Tricones gesetzt.
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Dafür machen wir das ja hier: jeder hat im Laufe seiner Reso-Zeit diese oder ähnliche Probleme, die man häufig besser selbst beheben kann, als wenn der "normale" Gitarrenbauer um die Ecke das Problem mit seinem Wissen um normale Steelstrings zu beheben versucht.
Warum mal Filz und mal Dichtungspapier, das muss wohl an der Dämpfung liegen, Dichtungspapier überträgt noch Frequenzen, Filz dichtet und verringert die Schallübertragung.
Beides wurde so von National bereits in den ersten Jahren gemacht, ich denke, da haben Hörversuche zu der unterschiedlichen Wahl geführt. Ich habe beides von meinem Resonatorgitarrenguru, und der hat nicht nur ettliche originale Nationals in der Hand gehabt sowie viele überarbeitet, sondern durch Rainer Wöffler, Franta, Bob Brozman etc. immer den Überblick über eine Vielzahl alter (und neuer) Instrumente.
Das mit dem Filz ist eine leichte Übung: dünnen Filz besorgen, einen langen, ca. 0,8 mm Streifen schneiden, das Soundwell unten dünn mit Kontaktkleber bestreichen, den Filz vorsichtig rund einlegen und sanft andrücken, und zwar so, dass er eben bis zum Rand geht (nicht die Wand hoch).
Der cone hat damit nicht nur eine perfekte Dichtung, er sitzt auch sicherer im Soundwell, weil er sich eine kleine Rille schafft, aus der ihn normale Stöße beim Transport auch nicht herausrütteln.
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Hier noch einmal eine Fotostrecke plus Link zum Video, bei dem der Sound nach dem ersten Hochstimmen auf open Bb und dann auf open C zu hören ist:

Das originale Soundwell, sehr plan, aber wie alle, nicht 100% plan und mit zu wenig Platz für 3 neue NRP Cones:
Bild

Hier mit dem vorgezeichneten Verlauf der Dichtungen:
Bild

Dann wird der Kleber aufgetragen:
Bild

Die Dichtungen werden mit wenig Druck eingesetzt und nach dem Trocknen mit einem angefertigten Schleifpad beschliffen:
Bild

Das Pad wird aus einem Stück Dichtungsring gefertigt, indem man oben und unten Schleifpapier aufklebt:
Bild

Hier sieht man, wie die Cones jetzt gerade eben in das Soundwell passen:
Bild

Und hier der erste Hochstimm-Test:
https://youtu.be/Uo5d54QD4qU

Tausend Dank an Gottfried Gfrerer für die vielen wertvollen Tipps und Informationen!
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

Weil ich mal auf´m Schlauch stand und nich blind in der Gegend rumbasteln wollte habe ich mir dies gekauft.

http://www.resophonicoutfitters.com/pro ... VD-58.html

Mir hat geholfen
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Hallo Christian!
Das habe ich auch noch irgendwo, ist aber nur für Dobro-Type Resonatoren, oder? Da ich das als VHS habe, der Videorecorder aber das Zeitliche gesegnet hat, kann ich das nicht mit Sicherheit sagen.
Die 3 Typen (Biscuit, Dobro, Tricone) sind letztlich so eigenständig und haben jeweils ihre ganz speziellen Macken (die Tricone ist da anscheinend die Oberzicke, ist ja auch die technisch Aufwändigste) bzw. verlangen nach unterschiedlichen Lösungen (Filz, Dichtungspapier, etc.).
Wie gesagt, ohne Gottfried Tipps würde ich größtenteils im Nebel herumstochern bzw. die an einem Typ erlangten Erfahrung an den anderen Typen ausprobieren, und mich wundern, warum das so schlecht geht...
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tomis
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Beitrag von tomis »

mensch markus, du hast ja deine pilze noch drin ?
@christian
dann komme ich mal bei gelegenheit und wir motzen meine
national auf.
irgendwas wird sich schon finden...
mit Blues und Gruß
Thomas
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Ja, die Pilze sind noch drin, auch wenn der mittlere eigentlich umsonst ist: ich habe immer etwas Bammel, bei so einem Instrument etwas zu verändern, was nicht augenscheinlich negativ ist, am Ende flattert da dann beim Spielen etwas, was vorher gedämpft war...
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

tomis hat geschrieben:mensch markus, du hast ja deine pilze noch drin ?
@christian
dann komme ich mal bei gelegenheit und wir motzen meine
national auf.
irgendwas wird sich schon finden...
Nach einer fast schlaflosen Nacht, glaube ich nun zu wissen, von welchem Gemüse ihr sprecht. :idea:
National:Was soll ich denn bei einem funktionierenden Instrument machen? Spoiler, Heckflügel oder Metalliclack?

Die DVD muss ich mir nochmal anschauen. ist schon so lange her.
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Howein hat geschrieben:
bluesballads hat geschrieben:Ja, die Pilze sind noch drin, auch wenn der mittlere eigentlich umsonst ist: ich habe immer etwas Bammel, bei so einem Instrument etwas zu verändern, was nicht augenscheinlich negativ ist, am Ende flattert da dann beim Spielen etwas, was vorher gedämpft war...
Was sagt dein Spezialist zu dem Thema? Das hört man ja relativ häufig, zumindest den mittleren Pilz zu entfernen ... aber ich hätte da auch erst mal Hemmungen ...
Mein Spezialist sagte mir neulich zum Mittleren: kann raus. Er sagte aber nicht: muss raus! Ich denke, das hängt mit der Steifheit des Korpus zusammen: ist der sehr/zu steif (ich hatte mal so eine Delphi), ist es hilfreich, überflüssige Versteifungen zu entfernen.
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

NRP Cones und Dichtungspapier!
Nein, im Ernst: Amistar hat tödlich dickes Alu für die Cones der Tricones verwendet, da kannst du den Bass z.B. fast ganz abschreiben. Wenn dann noch die Auflage der Cones im Soundwell bzw. die Unterseite der Cones nicht optimal ist, gibt es noch weniger Ton bzw. mehr Nebengeräusche.
Man kann natürlich auch alte Continental Cones auftreiben, die variieren aber von zu weich (die ersten), untauglich (Fehlversuche), gut bis hin zu hart (die letzten), habe ich mir sagen lassen.
013er Saiten reichen völlig. Probier die aus, eventuell gibt es dann mehr Nebengeräusche, dann schau dir mal das Innenleben an (Saiten aufspannen bei abgenommener Coverplate, vorher die Cones so legen bzw. drehen, dass sie so wenig wie möglich kippeln): da siehst du dann beim Anschlagen der Saiten meist schon, wer da wo vibriert...
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Soweit ich informiert bin, haben die Amistar Singlecones bessere Cones als die Tricones, bei denen Franta wohl zu sehr auf Nummer sicher gehen wollte (gerade die neueren). Tricones sind ja schon extrem anfällig, vielleicht hatte er die Nase voll vom ewigen Rasseln, das liegt leider selten nur an den (neuen) Cones, sondern am Rest bzw. am Zusammenspiel der Komponenten...
Man darf nicht vergessen, dass Franta zunächst Zulieferer für AMI/Continental war und sich dann erst mit den dafür gefertigten Maschinen selbst an die Produktion und an eigene Entwürfe inklusive Cones machte.
NRP hatten eine Zeit lang ja auch dickere Cones mit spitzerem Klang, bevor sie dann die Hot Rods anboten, die wieder etwas mehr in Richtung Vintage gingen.
Dieses "Puh, worauf habe ich mich eingelassen" kenne ich, nicht nur von früher, auch wieder bei der Continental kommt es mir zwischendurch in den Sinn, wenn ich denke, jetzt ist alles perfekt, und aus irgendeinem Grund führt ein Plus an Klang zu einem bisher nicht dagewesenen Nebengeräusch.
Man sollte zumindest eine Resonatorgitarre haben, an der man nicht gerade bastelt, so dass man auch mal Abstand gewinnen kann und sich am Klang erfreut, und: wenn du morgens aufwachst, und plötzlich ist da ein Nebengeräusch, erst einmal nichts machen, sondern abwarten, ob es sich nicht doch wieder verzieht, das schrieb schon Bob Brozman.
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Die schon sehr clevere Lösung des Schleifpads erfordert zum einen viele Schleifversuche (immer wieder nachschleifen, dann zusammenbauen, jedes Mal einen Hauch besser...), zum anderen bewahrt sie nicht davor, eventuell ungewollt einen neuen Buckel einzuschleifen.
Daher habe ich aus 2cm starkem Sperrholz einen Schleifring mit dem Maßen meiner Dichtungsringe herausgesägt (irgendwann brauche ich doch mal mehr als eine Stichsäge, das war suboptimal, den äußeren Kreis konnte ich mit viel Geduld und einem Bandschleifer aber doch rund an mein Soundwell anpassen, der innere ist etwas rustikal, stört aber nicht).
Einen "Griff" habe ich dann oben quer eingeleimt. Damit kommt man dem Ziel einer planen Auflage extrem nahe:
Bild
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Beitrag von bluesballads »

Mit einer Scheibe bearbeitest du dann auch die hochgebogenen Metallkanten der 3 Löcher, die stehen immer noch etwas höher als das 1mm Dichtungspapier. Wäre aber sicher nicht schlimm, wenn man das etwas flacher schleift, du schleifst zunächst dann aber nur auf dem Metall, bis es auf dem Papierniveau ist.
Mit dem Ring wird eben nur das Papier bearbeitet, ausserdem verläuft der an der Seite konisch, damit es am Rand nicht bremst, denn unten schleife ich ja bis direkt an den Seitenrand.
Wenn du eine Scheibe nimmst und einen Ring aus Schleifpapier aufklebst, geht das vielleicht auch, allerdings fand ich es gut, in der Mitte zur Kontrolle durchschauen zu können, wie der Ring dort aufliegt.
Ich habe noch keine Oberfräse, mit der könnte man sonst dort Holz sauber wegfräsen - und einen Griff stehen lassen! -, auch den Aussendurchmesser könnte man damit sauberer ausschneiden als mit einer Stichsäge.
Aber wie gesagt: aussen ist das Holz nur am Schleifpapier gerade so groß, dass es in die Rundung passt, darüber habe ich großzügig konisch weggeschliffen, damit es nur unten reibt.
Zuletzt geändert von bluesballads am Di Jul 07, 2015 9:20 am, insgesamt 1-mal geändert.
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