Eventuell waren sie nicht ganz präzise gestimmt, aber sehr schlecht? Das finde ich mächtig übertrieben.
Lustigerweise kommt das Thema häufig, wenn - meist von Nicht-Resonatorspielern - Audios von Resonatorgitarren besprochen werden. "Intonationsschwankungen" würde ich das nennen, und die sind eben vielen Resonatorgitarren eigen, wenn man sie gegriffen spielt:
- Die h-Saite sowie die tiefe E-Saite müssen aufgrund der eher höheren Saitenlage meist extrem längenkompensiert werden. Die Style O sollte das zwar sein - schließlich habe ich mal den Biscuit längenkompensiert, wenn der denn noch drin ist -, aber ich weiß, dass die Gitarre recht kurz vor der Aufnahme geöffnet wurde. Wenn beim Zusammenbau der Cone nicht so penibel gedreht und nach hinten verschoben wurde, dass bei möglichst allen Saiten eine relative Oktavreinheit gegeben ist, ist der Spieler, der sie in Standardtuning spielen und greifen will, schachmatt gestellt, da entweder die betroffenen offenen Saiten zu tief klingen, oder aber die gegriffen Töne zu hoch - ein Teufelskreis...
- Wer sich etwas länger mit dieser Art Gitarren beschäftigt, lernt es, Bob Brozmans Tipp zu befolgen ("Before you dissamble your instrument, make sure you have a good reason!"), und das Instrument wirklich nur zu öffnen, wenn ein dringender und andauernder Deffekt vorliegt (bzw. man etwas grundsätzlich ändern möchte), und derjenige hierfür genug Erfahrung mitbringt. Jedes Öffnen hat unweigerlich eine Veränderung des bisherigen Setups zur Folge, selbst mit Hilfe von Markierungen etc. wird man es nicht schaffen, den Sitz von Cone, Saiten, Coverplate etc. exakt so hinzubekommen, wie es vor dem Öffnen war. Und manchmal liegt zwischen einem guten Klang und dauernden Nebengeräuschen nur ein Zehntelmillimeter. Berücksichtigt man dies nicht, kann in Sekunden aus einem perfekt intonierenden, gut klingenden Instrument eine schreckliche Nervensäge werden - und dabei muss noch nicht einmal etwas kaputt gegangen sein...
- Bei Resonatorgitarren ist die Saitenlage grundsätzlich etwas höher, häufig liegt sie bei gut 3mm im 12. Bund (die Style O hatte so um 3,2mm). Damit ist man bei jeder Gitarre am absoluten Limit, was die Möglichkeit anbelangt, die Oktavreinheit einigermäßen erträglich einzustellen. Der Kompromiss zwischen Slide-Fähigkeit und Standard-Greifen wird mit einer häufig lausigen Oktavreinheit bezahlt - es sei denn, man modifiziert den Biscuit und/oder optimiert die Lage des Cone. Zudem führen Unsicherheiten und noch zu entwickelndes Feingefühl schnell zu einer unsauberen Intonation, da man viele, viele Spielstunden braucht, bis nicht jeder Finger zu jeder Zeit die Saite stramm gegen das Griffbrett drückt bzw. mal dicht am Bundstäbchen und mal weiter davon weg greift. Und wenn man alte Blueser anhört, könnte man zu der Folgerung kommen, dass saubere Intonation im Blues so gewünscht ist wie anspruchsvolle deutsche Texte bei Helene Fischer.
Heißt: die hier gegeben Intonation ist zumindest für mich kein Grund dafür, den Klang nicht unterscheiden zu können - auch wenn ich persönlich sehr auf gute Intonation und entsprechendes Setup achte. Dass Steelstringgitarristen, die die saubere Intonation einer Saitenlage von ca. 2mm gewohnt sind, vor Kummer nicht auf den Klang achten können, kann ich natürlich verstehen, da hat jeder seine Archillesferse (bei mir sind es Beiträge ohne Differenzierung in der Groß- und Kleinschreibung, aber auch da schaffe ich es ja meist, zu antworten).

"Es ist ein Jammer, dass die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel." (Bertrand Russel)