Abspannwinkel NRP

Der Admin hat ein Herz für Blueser. Aber man kann doch auch Bluegrass damit machen, oder ?

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bluesballads
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Abspannwinkel NRP

Beitrag von bluesballads »

Ich habe ja schon hier und da erwähnt, dass NRP einen stärkeren Abspannwinkel am Steg verwendet, als es früher bei National "üblich" war. Und meine Rubbed Steel hatte ja eine Extraportion Abspannwinkel bekommen, ich konnte 9 mm Höhenabfall zwischen Steg und Verankerung im Tailpiece messen. Tonlich ideal sind hier 3 mm.
Gelöst habe ich das Problem, indem ich vorn unter das Tailpiece einen zurecht geschnittenen Gummikeil gesetzt habe. Das ist optisch zwar nicht die Traumlösung, klingt aber wirklich gut - endlich ist das Spitze im Ton verschwunden, sie klingt offener, halliger (der Cone schwingt freier) und wärmer.
Empfehlenswert! Ich musste dazu nur die Saitenspannung vorsichtig lockern, ohne Setup-verändernde Eingriffe oder irgendein Geschraube.
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bluesballads
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Re: Abspannwinkel NRP

Beitrag von bluesballads »

Du hast ja nicht ganz Unrecht: nicht ohne Grund wird Don Young bei der Neueinführung der NRP Gitarren diesen stärkeren Abspannwinkel gewählt haben im Vergleich zu dem von John Dopyera gewählten. Unsauberheiten im Soundwell oder nicht perfekte Cones machen natürlich schneller Nebengeräusche, wenn der Druck auf den Cone geringer ist. Damit steht der Hersteller auf der sicheren Seite, Reklamationen wegen Schnarrens sind hier minimal. Und so mancher mag sicher auch den direkteren, etwas schärferen Ton der NRPs.
Ich habe mich mit den NRPs immer etwas schwer getan, hatte ich doch den Ton alter Nationals im Ohr. Und so kaufte und verkaufte ich eine um die andere NRP, letztlich immer aus dem Grund, dass mir der Ton zu scharf war. Das war auch der Grund, warum ich 2009 sofort Gottfried Gfrerer´s Angebot wahrnahm, mir einen der damals gerade fertigen Bodys "abzuzweigen" und mir daraus eine Gitarre zu fertigen. Er achtet akribisch auf solche Details, und über die Jahre hatte ich gemerkt, wie wichtig das letztlich für den Ton ist.
Von daher ist dieser kleine, immer wieder rückgängig zu machende Eingriff natürlich nur für diejenigen empfehlenswert, denen eine neue NRP nicht den gewünschten Vintage-Sound hat, bzw. für Besitzer alter Nationals, bei denen ein Neckreset zu einem höheren Abspannwinkel geführt hat.
Ich klebe bei meinen Resos eh immer Filz unter das Tailpiece, um Rappeln zu verhindern, von daher ist bei mir nie ein direkter Kontakt zum Korpus gegeben. Wenn Gottfried so etwas bei alten Nationals macht, nimmt er aber auch gern Metall oder Holz, das jeweilige Material verändert den Sound ein wenig. Damit kann man ja experimentieren, wobei sich Gummi eben optimal an die Wölbung der Coverplate anpasst, da müsste man bei 4,5 mm dickem Holz schon schleifen. Das liegt aber an dem extrem hohen Saitenabspannwinkel meiner NRP, zu erkennen auch an dem minimalen Abstand der Saiten zur Handrest. Da muss in der Fabrik einiges schief gelaufen sein (gibt es keine Endkontrolle?), oder sie nehmen es einfach nicht mehr so genau, seit Don nicht mehr da ist.
Und ja: es gibt genügend nicht ganz so perfekte Resonatorgitarren, die ohne einen höheren Abspannwinkel eben Nebengeräusche produzieren würden, da macht er dann natürlich schon einen Sinn.
Mein Ausgangspunkt zu diesem Versuch war, dass ich ein paar Wochen lang nur noch in Open C gespielt hatte, weil da die neue NRP endlich genauso klang, wie ich sie haben wollte: wie meine ehemalige alte, abgerockte Duolian, nur eben bundrein, oktavrein und statisch verlässlich. Und so fragte ich mich, wie ich das für Open D hinbekommen könnte: z.B. durch Saiten mit extrem geringerem Saitenzug, wobei ein 012er Satz im Vergleich zum 013er Satz nicht wirklich viel bringt, und alles andere (011er und weniger) ist physikalisch und vom Spielgefühl/Ton her Murks. Und Saiten wie die MM Sätze haben auch nur minimal weniger Saitenzug, zumal er bei den blanken Saiten ja gleichhoch ist wie bei normalen Sätzen. Das brachte zum Saitenabspannwinkel, dessen Höhe auch die Stärke des Saitendruckes auf den Steg, und damit den Ton, beeinflusst. Eine kurze Nachfrage ergab, dass dem Eingriff gitarrenbautechnisch nichts entgegen steht (ausser, dass man je nach Geschmack mit den Materialien experimentieren könnte), und dass das bei alten Nationals auch eine Lösung ist, wenn ein ungeschickter oder manchmal auch nicht anders möglicher Neckreset zu einem zu hohen Abspannwinkel geführt hat.
Ich freue mich zumindest über das Plus an Vintage-Sound bei der Rubbed Steel.
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