Saiten von oben?

Der Admin hat ein Herz für Blueser. Aber man kann doch auch Bluegrass damit machen, oder ?

Moderator: RB

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bluesballads
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Abspannwinkel

Beitrag von bluesballads »

Was sich beim Einfädeln von oben ändert, ist der Winkel, mit dem die Saite über den Steg läuft. Damit erhöht sich logischerweise auch der Druck auf Steg und Cone.
Das kann gerade bei billigen Resonatorgitarren nützlich sein: ich hatte schon einige Johnsons in der Hand, die falsch oder schlecht konstruiert waren: die einen hatten einen zu flachen Abspannwinkel, die anderen schepperten, wenn sie nicht mehr Druck als üblich bekamen. Hier musste man die Saiten entweder von unten einfädeln oder aber die obere Lippe vom Saitenhalter wegflexen, das geht auch.
Grundsätzlich gilt aber: je besser das Setup, umso flacher kann man den Abspannwinkel halten, ohne dass es rasselt. Denn: je enger man den Abspannwinkel macht, umso so steifer wird der Klang!
Die alten Singlecone-Nationals hatten einen flacheren Abspannwinkel als die neuen National Resophonics und klangen besser - weil offener und fedriger - wenn denn das Setup stimmt. Da sich mit dem engeren Abspannwinkel auch der Saitendruck erhöht, sind die neuen Cones dicker und schwerer als die Vintagecones: sie müssen ja dem erhöhten Saitendruck Stand halten. Einen Kompromiss stellen die neuen National Resophonic Hot Rots dar, die leichter als die üblichen National Resophonic Cones sind und damit wärmer und offener klingen.
Unterscheiden muss man auch zwischen Dobro, Single Cone und Tricone: optimal eingestellt, ist der Abspannwinkel der Singlecone der kleinste, danach kommt die Tricone, und die Dobro hat den höchsten Abspannwinkel. Das alles bewegt sich zwischen 1,5 bis 6 Grad.
Meiner Meinung nach macht der Verleich mit paarweise aufgezogenen Saiten wenig Sinn: indem man einen Teil der Saiten von oben einfädelt, erhöht sich der Druck auf den Cone insgesamt, und nicht nur für die anders eingefädelten Saiten: der Klang ändert sich also auch für die normal eingefädelten Saiten, ein Restunterschied wird sicher aufgrund des unterschiedlichen Winkels bleiben.
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nolinas
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Re: Abspannwinkel

Beitrag von nolinas »

Hallo bluesballads, hallo Forum,
bluesballads hat geschrieben:Meiner Meinung nach macht der Verleich mit paarweise aufgezogenen Saiten wenig Sinn: indem man einen Teil der Saiten von oben einfädelt, erhöht sich der Druck auf den Cone insgesamt, und nicht nur für die anders eingefädelten Saiten: der Klang ändert sich also auch für die normal eingefädelten Saiten, ein Restunterschied wird sicher auf grund des unterschiedlichen Winkels bleiben.
1. Was hältst Du denn davon, nur eine Saite vergleichsweise zu doppeln?
Am besten eine Saite, die eine ähnliche Zugkraft hat, wie die Saite, die dafür wegfällt.
Der mittels des Einfädelns von oben erhöhte Anpressdruck wirkte dann nur auf einer einzigen Saite. Damit dürfte der von Dir erwähnte Effekt minimiert werden.

2. Verfügt irgend jemand in diesem Forum über die Kombination: Resonator-Gitarre und Stimmgabel?

Wenn ja, hätte er vielleicht die Güte mal folgendes auszuprobieren?
Anschlagen der Stimmgabel und aufsetzen selbiger auf den Steg (bitte die Saiten dämpfen) -> was ändert sich am Ton, wenn man die "Aufpresskraft" verändert?

Das interessiert mich wirklich.

Guten Abend

Daniel
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bluesballads
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Re: Abspannwinkel

Beitrag von bluesballads »

nolinas hat geschrieben:Hallo bluesballads, hallo Forum,
1. Was hältst Du denn davon, nur eine Saite vergleichsweise zu doppeln?
Am besten eine Saite, die eine ähnliche Zugkraft hat, wie die Saite, die dafür wegfällt.
Der mittels des Einfädelns von oben erhöhte Anpressdruck wirkte dann nur auf einer einzigen Saite. Damit dürfte der von Dir erwähnte Effekt minimiert werden.
Daniel
Hallo Daniel!
Wenn Du auf die von Dir beschrieben Art nur eine Saite doppelst, müsste das funktionieren! Das ist dann ein ausagefähiger Versuch.
Allerdings geht es ja meist drum, ob die Gitarre mit geänderter Saitenführung besser klingt - und der Cone den erhöhten Saitendruck verträgt -, oder eben nicht. Und dazu muss man alle Saiten umdrehen.
Wie gesagt: im Ergebnis wird die Gitarre klanglich an Leichtigkeit verlieren. Aber vielleicht hat die zu modifizierende Gitarre ja genug Leichtigkeit übrig, bzw. klingt einfach erst gut nach dem Umbau. Das ist mit eine Geschmacksache, man muss nur beim Hochstimmen erst einmal gucken, ob nicht zuviel an Druck erzeugt wird.
In einem anderen Beitrag habe ich beschrieben, wie man mit Filz bei Singlecones bzw. mit Dichtungspapier bei Tricones den klanglichen Druck einer Resonatorgitarre verbessert - mehr Bass, mehr Punch -, ohne dass man den Saitenwinkel verändert. Denn: gerade die guten Cones sind bautechnisch nicht endlos belastbar...
Viel Glück beim Probieren,
Markus.
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tomis
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Beitrag von tomis »

sehe ich auch so
ob pappe oder gaffa
und wenn man die flöhe husten hört - was hat man davon?
außerdem finde ich von oben reinstecken einfacher
tape drüber und sie flutschen nicht mehr raus
andersrum ist doch elendes gefrickele für liebhaber
mit Blues und Gruß
Thomas
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