Diese Frage tauchte im 150 vs 5.0000€ thread auf.Paradise hat geschrieben:Wenn ein Cutaway den Preis nach oben treibt, warum haben dann günstige Gitarren so oftAläx hat geschrieben:@Gitarrenmacher
Wie lange dauert es denn für einen geübten Gitarrenbauer eine gute Gitarre zu bauen ?
Ich habe mal die Info bekommen, dass z.B. ein Cutaway den Preis um cirka 3-400 € nach oben treibt.
Gruß aläx
einen Cutaway? Spielt es bei der Fabrikherstellung keine Rolle?
L.G. Simone
In der Fabrikfertigung mit immer der gleichen Cutawayform, CNC Maschinen, Positionierungsvorrichtungen etc. pp. fällt die Fertigung eines Cuts preislich kaum ins Gewicht.
Wenn ein Cutaway genau nach Kundenwunsch gebaut wird aber schon. Einer möchte den Radius an der Zarge eng, zum Hals aber geschmeidig, der nächste wünscht sich einen Korpusrand, der an allen Ecken auf Gehrung gestoßen ist, und, und, und.....
Der Bau der Decke und des Bodens ist im Wesentlichen gleich mit einer "Non-Cut" (N-C)
Dann kommt die Zarge. Ich baue jeden Cut individuell nach Kundenvorgabe und biege daher den Cutaway mit der Hand, über dem Biegeeisen. Die Basszarge wird normal in der Biegemaschine gebogen, Die Diskantzarge im Oberbug nur bis zum Begin des Cuts. Der Halsklotz muss für den Cut vorbereitet werden. Die Lage der Trennlinie mit den Stiften ist abhängig von der Griffbrettbreite. Den Klotz leime ich zuerst an die Basszarge. Während der Leim bindet, biege ich den Cut. Die Biegestelle wird immer wieder angefeuchtet (Blumenspritze) und auf die Zeichnung gelegt. Wenn die Biegung passt, wird die Zarge in die Bauform gespannt und der Überstand in Etappen abgesägt, bis allen passend ist. Dabei wird immer auf Rechtwinkligkeit geachtet. Dann kann auch die Diskantzarge an den Klotz geleimt werden.









Nun geht alles in etwa so weiter wie der Bau einer N-C Gitarre. Bei den Reifchen mache ich ein paar zusätzliche Schlitze, damit sie sich besser an den Zargenrand fügen. Der Korpus ist irgendwann fertig, und die Kanäle für Bindings und Randeinlagen gefräst. Alles Standartbau.
Dann kommt wieder Extraarbeit, weil der Cutaway auch an die Holzränder gebogen werden muss. einmal für den Bodenrand, einmal für die Decke. (Leider kein Bild) Bei Kunststoffrändern -Fabrikgitarre- entfällt diese Arbeit. Das Deckenbinding kann mit nur geringem Mehraufwand angebracht werden, da das Ende vom Hals abgedeckt wird.
Nun kommts. Soll der Korpus an allen Rändern eingefasst werden und die Ränder auf Gehrung geschnitten kommen am Eckpunkt -Boden, Basszarge, Diskantzarge- drei Winkel aneinander, die genau angepasst werden müssen.
Wer schon mal Fußbodenleisten angebracht hat.............

Der Endrand am Halsübergang muss auch sauber auf Gehrung eingepasst werden. Der Halsfuß muss bündig mit der Korpuskante gestellt werden, dabei ist darauf zu achten, dass das Griffbrett im ersten Bereich über dem Korpus ebenfalls mit dem Rand sauber abschließt.
Da ich Hals und Korpus erst nach dem Lackieren zusammensetze, muss alles noch penibler ausgeführt werden. Ich kann ja nach dem Zusammenbau nichts mehr bündig schleifen.










Der Zeitaufwand für den gezeigten Cut, mit Hin-und Hermessen, homöopatien Abnehmen von Stoßkanten (Dranschnitzen geht ja leider nicht

Darum ist ein Cutaway bei einer handgebauten Gitarre eine kostenintensive Angelegenheit.
Munterbleiben
Christian