Mein erstes richtiges Messer
Mein erstes richtiges Messer
Da ich nun angefangen habe, beginne ich hier und jetzt, mitten drin den Bericht über den Bau des Messers Nr. 2 an. Ob die Sache gelingt, oder scheitert, steht nicht fest.
Wie schon geschrieben, habe ich mit dem unbehandelten Kultobjekt (Zaunbeschlag-Messer) dem Geschmack gefunden und angefangen, mich zu informieren, wie es richtig gemacht wird. Schnell fand ich heraus, dass es bestimmter Stahlsorten bedarf, die nach der Bearbeitung gehärtet und getempert (angelassen) werden müssen. Die meisten heute angebotenen Messer bestehen aus hochlegierten Stählen mit viel Chrom im Stahl, der sie rotträge macht, aber auch gröber im Gefüge. Paradoxerweise sind es teure Custom-Messer, die - wenn nicht aus Damast - aus Carbonstahl (Kohlenstoffstahl) bestehen. Das ist Eisen mit 0,5 bis 1,5 % Kohlenstoff und, je nach Sorte, noch in geringen Mengen Chrom, Mangan, Molybdän, Schwefel, Beimengungen, die dem Stahl spezifische Eigenheiten verleihen. Das Gefüge solcher Stähle ist um zehnerpotenzen feiner, als das der rostträgen Materialien, daher lassen sie sich superfein schärfen. Auch zäher sollen sie sein und: Man kann sie nach altem Brauch in der Holzkohleglut selbt härten. Nachteil ist, dass sie nicht rostfrei sind.
Die geeigneten Sorten gibt es im einschlägigen Fachhandel für kleines Geld. Die Bänder kommen "weich", so dass man sie bearbeiten kann. Anschliessend erhitzt man sie bis zur orangen Glut und schrekt sie in Salatöl ab, dann sind sie etwa feilenhart. Durch anschliessendes Tempern (backen im Backofen) nimmt man ein paar Prozent Härte und macht die Klinge zäh.
Und so ging es lös. Am Freitag kam das Material. Es ist 6,3 mm stark und es soll ein handliches Messer fürs Grobe herauskommen. Tomatenschneiden soll es auch können, aber auch Holz spalten.
Stahl dieser heißt C75 (CK75) oder auch 1.1248. Eigentlich ein Federstahl, soll er sich aber auch hervorragend für die Klingenherstellung eignen und Fehlern bem Härten gegenüber gutmütig sein.
Die Form mit der Flex herausgeschnitten
Andere Perspektive, die die Materialstärke zeigt (6,3 mm)
Etwas gerade biegen, noch ist der Stahl so weich, daß das geht
Löcher bohren
Die Löcher dienen der Befestigung des Griffs, aber zwischenzeitlich auch der Fixierung
beim Bearbeiten.
Löcher angesenkt, habe gehört, das macht man so. Das hinterste wird gleichzeitig Öse
Der Rest ist Fleißarbeit, nämlich das Anschleifen der Primärphase.
Dafür habe ich eine Vorrichtung gebaut
die das Einhalten des Winkels gewährleisten soll.
Wie ich dann feststellen konnte, klappt das auch ganz gut.
Die Idee ist aus dem Internet geklaut und das Internet hat sie von Lansky geklaut.
Wie man hier ganz gut sehen kann, ist die andere Seite noch unbearbeitet und
das Feilen einer Seite dauert etwa 1 Stunde 30 Minuten.
Hier noch eine schicke Gegenphase in stumpferem Winkel...
und dann geht der ganze Spaß auf der anderen Seite von vorne los.
Das Ergebnis mit Feilmarken (das muß alles noch geglättet werden)
Noch mehr Ergebnis. Hier sieht man eine Macke, die noch weg muß.
und weil es so schön war, noch mal
und noch einmal
von oben über den Klingenrücken gepeilt
Phase und Gegenphase
Am Sonntag dann eine Seite ausgeschliffen, also mit Schleif-Leinen (60, 80, 150) die Riefen vom Feilen herausgeschliffen.
so daß zwischen Rohstoff und Zwischenprodukt schon ein deutlicher Kontrast besteht
das "Aua" bezieht sich auf zwei noch vom Winkelschleifer stammende Macken.
Hier die andere Seite, noch mit Feilmarken.
Fortsetzung folgt.
Wie schon geschrieben, habe ich mit dem unbehandelten Kultobjekt (Zaunbeschlag-Messer) dem Geschmack gefunden und angefangen, mich zu informieren, wie es richtig gemacht wird. Schnell fand ich heraus, dass es bestimmter Stahlsorten bedarf, die nach der Bearbeitung gehärtet und getempert (angelassen) werden müssen. Die meisten heute angebotenen Messer bestehen aus hochlegierten Stählen mit viel Chrom im Stahl, der sie rotträge macht, aber auch gröber im Gefüge. Paradoxerweise sind es teure Custom-Messer, die - wenn nicht aus Damast - aus Carbonstahl (Kohlenstoffstahl) bestehen. Das ist Eisen mit 0,5 bis 1,5 % Kohlenstoff und, je nach Sorte, noch in geringen Mengen Chrom, Mangan, Molybdän, Schwefel, Beimengungen, die dem Stahl spezifische Eigenheiten verleihen. Das Gefüge solcher Stähle ist um zehnerpotenzen feiner, als das der rostträgen Materialien, daher lassen sie sich superfein schärfen. Auch zäher sollen sie sein und: Man kann sie nach altem Brauch in der Holzkohleglut selbt härten. Nachteil ist, dass sie nicht rostfrei sind.
Die geeigneten Sorten gibt es im einschlägigen Fachhandel für kleines Geld. Die Bänder kommen "weich", so dass man sie bearbeiten kann. Anschliessend erhitzt man sie bis zur orangen Glut und schrekt sie in Salatöl ab, dann sind sie etwa feilenhart. Durch anschliessendes Tempern (backen im Backofen) nimmt man ein paar Prozent Härte und macht die Klinge zäh.
Und so ging es lös. Am Freitag kam das Material. Es ist 6,3 mm stark und es soll ein handliches Messer fürs Grobe herauskommen. Tomatenschneiden soll es auch können, aber auch Holz spalten.
Stahl dieser heißt C75 (CK75) oder auch 1.1248. Eigentlich ein Federstahl, soll er sich aber auch hervorragend für die Klingenherstellung eignen und Fehlern bem Härten gegenüber gutmütig sein.
Die Form mit der Flex herausgeschnitten
Andere Perspektive, die die Materialstärke zeigt (6,3 mm)
Etwas gerade biegen, noch ist der Stahl so weich, daß das geht
Löcher bohren
Die Löcher dienen der Befestigung des Griffs, aber zwischenzeitlich auch der Fixierung
beim Bearbeiten.
Löcher angesenkt, habe gehört, das macht man so. Das hinterste wird gleichzeitig Öse
Der Rest ist Fleißarbeit, nämlich das Anschleifen der Primärphase.
Dafür habe ich eine Vorrichtung gebaut
die das Einhalten des Winkels gewährleisten soll.
Wie ich dann feststellen konnte, klappt das auch ganz gut.
Die Idee ist aus dem Internet geklaut und das Internet hat sie von Lansky geklaut.
Wie man hier ganz gut sehen kann, ist die andere Seite noch unbearbeitet und
das Feilen einer Seite dauert etwa 1 Stunde 30 Minuten.
Hier noch eine schicke Gegenphase in stumpferem Winkel...
und dann geht der ganze Spaß auf der anderen Seite von vorne los.
Das Ergebnis mit Feilmarken (das muß alles noch geglättet werden)
Noch mehr Ergebnis. Hier sieht man eine Macke, die noch weg muß.
und weil es so schön war, noch mal
und noch einmal
von oben über den Klingenrücken gepeilt
Phase und Gegenphase
Am Sonntag dann eine Seite ausgeschliffen, also mit Schleif-Leinen (60, 80, 150) die Riefen vom Feilen herausgeschliffen.
so daß zwischen Rohstoff und Zwischenprodukt schon ein deutlicher Kontrast besteht
das "Aua" bezieht sich auf zwei noch vom Winkelschleifer stammende Macken.
Hier die andere Seite, noch mit Feilmarken.
Fortsetzung folgt.
Re: Mein erstes richtiges Messer
Super Arbeit mit bestaunenswertem (Zwischen-) Ergebnis. Chapeau.
Ein BAZ hätte das auch nicht viel besser hinbekommen (vielleicht nicht einmal schneller - bis die Maschine eingestellt ist, ist die Sache bei Dir ja von Hand fertig).
Du scheinst für den Metallberuf eine ausgezeichnete Begabung zu haben. Wenn die Rechtspflege nicht mehr auskömmlich sein sollte, melde Dich gerne bei unserer Personalabteilung. Es herrscht hier ein Mangel an Kollegen, die die Metallbearbeitung in ihren Grundlagen verstehen. Ich sehe optimale Einsatzmöglichkeiten in unserem Werkzeugbau oder für kritische, filigrane Handentgratarbeiten.
Ein BAZ hätte das auch nicht viel besser hinbekommen (vielleicht nicht einmal schneller - bis die Maschine eingestellt ist, ist die Sache bei Dir ja von Hand fertig).
Du scheinst für den Metallberuf eine ausgezeichnete Begabung zu haben. Wenn die Rechtspflege nicht mehr auskömmlich sein sollte, melde Dich gerne bei unserer Personalabteilung. Es herrscht hier ein Mangel an Kollegen, die die Metallbearbeitung in ihren Grundlagen verstehen. Ich sehe optimale Einsatzmöglichkeiten in unserem Werkzeugbau oder für kritische, filigrane Handentgratarbeiten.
Re: Mein erstes richtiges Messer
Schöne Doku vom Werden des Messers. Ich bewundere Ausdauer, Präzision und die offenbar gut ausgestattete Werkstatt. Verwirrt hast du mich aber kurz mit den Phasen statt Fasen.
Gruß
von
Ralf
von
Ralf
Re: Mein erstes richtiges Messer
Mich würde doch mal sehr interessieren wieviel Zeit Du bis zu diesem Schritt benötigt hast?
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
Re: Mein erstes richtiges Messer
ojott, Fasen. Den Fehler mache ich immer wieder.
@ Rumble: Welchen Schritt meinst Du ?
@ Rumble: Welchen Schritt meinst Du ?
Re: Mein erstes richtiges Messer
Hat da eine Feile genügt?
Re: Mein erstes richtiges Messer
Bis zu dem letzten von Dir gezeigten Foto meinte ich.RB hat geschrieben:ojott, Fasen. Den Fehler mache ich immer wieder.
@ Rumble: Welchen Schritt meinst Du ?
Das ist ja schon ordentlich Handarbeit bis da hin.
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
Re: Mein erstes richtiges Messer
Zum groben Ausschneiden die Flex mit Trennscheibe, dann Feile dann Schleifpapier bzw. Leinen in 60, 80, 140.
Dauer bis dahin schätze ich auf vielleicht 8 Stunden.
Plus drei Stunden für weiteres Glätten und anlegen der Sekundärfase, womit der folgende Status erreicht ist:
Anlegen der Sekundärfase. Hier habe ich einfach ein höher liegendes Loch als Führung verwendet, der Winkel passte, das sind ca. 20 Grad
Ganz bis zur Schärfe habe ich es nicht getrieben, sondern so 0,3 bis 0,5 stehen gelassen, damit es beim Härten dort keine Wellen gibt.
Demzufolge wird das Schärfen dann harte Arbeit sein. Zum Griff hin ist die Fase etwas tiefer getrieben, weil die Klinge dort am unteren Ende der Primärfase etwas stärker geblieben war. Um die weiter oben gestellte Frage zu beantworten: Der Stahl ist ungehärtet und weichgeglüht, so daß für die Sekundärfase nur wenige Feilenstriche pro Feilenbreite nötig waren.
So sieht das ganze dann aus.
und so...
Die gegenfase habe ich ebenfalls angeschliffen. Sie ist in einem stumpferen Winkel angelegt,
so dass sie später zum Hauen und Holzspalten taugen soll.
Der Erl ist umlaufend ebenfalls geglättet. Nur der Fingerschutz siehet noch ein wenig aus wie ein kariöser Zahn. Da muß noch etwas geschehen, dann geht es ans Härten.
Mit dem Härten würde, so es gelänge, die Klinge im eigentlichen Sinne entstehen. Das wird aber zugleich auch das größte Abenteuer an der Sache, denn da kann einiges mißlingen und etwas Ähnliches habe ich noch nie gemacht. Geflext, gefeilt und geschliffen haben wohl viele schon einmal, das wäre also nichts völlig Neues. Aber rotglühend machen, abschrecken, wie Zwerg Pipin in der Schwertwerkstatt, das wird etwas gänzlich Neues für mich sein. Ich bin schon sehr gespannt.
Eine gewisse Zeit habe ich überlegt, die Klinge in die Härterei zu geben, aber m.E. wäre das Feigheit. Also: Am kommenden Wochenende wird es weitergehen.
Dauer bis dahin schätze ich auf vielleicht 8 Stunden.
Plus drei Stunden für weiteres Glätten und anlegen der Sekundärfase, womit der folgende Status erreicht ist:
Anlegen der Sekundärfase. Hier habe ich einfach ein höher liegendes Loch als Führung verwendet, der Winkel passte, das sind ca. 20 Grad
Ganz bis zur Schärfe habe ich es nicht getrieben, sondern so 0,3 bis 0,5 stehen gelassen, damit es beim Härten dort keine Wellen gibt.
Demzufolge wird das Schärfen dann harte Arbeit sein. Zum Griff hin ist die Fase etwas tiefer getrieben, weil die Klinge dort am unteren Ende der Primärfase etwas stärker geblieben war. Um die weiter oben gestellte Frage zu beantworten: Der Stahl ist ungehärtet und weichgeglüht, so daß für die Sekundärfase nur wenige Feilenstriche pro Feilenbreite nötig waren.
So sieht das ganze dann aus.
und so...
Die gegenfase habe ich ebenfalls angeschliffen. Sie ist in einem stumpferen Winkel angelegt,
so dass sie später zum Hauen und Holzspalten taugen soll.
Der Erl ist umlaufend ebenfalls geglättet. Nur der Fingerschutz siehet noch ein wenig aus wie ein kariöser Zahn. Da muß noch etwas geschehen, dann geht es ans Härten.
Mit dem Härten würde, so es gelänge, die Klinge im eigentlichen Sinne entstehen. Das wird aber zugleich auch das größte Abenteuer an der Sache, denn da kann einiges mißlingen und etwas Ähnliches habe ich noch nie gemacht. Geflext, gefeilt und geschliffen haben wohl viele schon einmal, das wäre also nichts völlig Neues. Aber rotglühend machen, abschrecken, wie Zwerg Pipin in der Schwertwerkstatt, das wird etwas gänzlich Neues für mich sein. Ich bin schon sehr gespannt.
Eine gewisse Zeit habe ich überlegt, die Klinge in die Härterei zu geben, aber m.E. wäre das Feigheit. Also: Am kommenden Wochenende wird es weitergehen.
- Herr Ottering
- Beiträge: 406
- Registriert: Mi Okt 09, 2013 10:19 pm
- Wohnort: bei Bad Segeberg
Re: Mein erstes richtiges Messer
Moin
...zur Not kannst du auch "Härtungsfehler" reparieren, indem du wieder glühend machst und in Quarzsand langsam
abkühlst. Mein Vater (gelernter Schmied) hat mir den Tipp mal gegeben und etwas von Gefüge entspannen gesagt, die genaueren
Zusammenhänge habe ich aber vergessen.
Das Messer sieht aber gut aus.
Grüssle Gerald
...zur Not kannst du auch "Härtungsfehler" reparieren, indem du wieder glühend machst und in Quarzsand langsam
abkühlst. Mein Vater (gelernter Schmied) hat mir den Tipp mal gegeben und etwas von Gefüge entspannen gesagt, die genaueren
Zusammenhänge habe ich aber vergessen.
Das Messer sieht aber gut aus.
Grüssle Gerald
"Es gibt Tage da bin ich ein Montag"
Re: Mein erstes richtiges Messer
Merci vielmals. Als Griffmaterial habe ich schon ein altes Küchenbrett (ein rundes Unterlegbrett) von etwa 15 mm Stärke ausgeguckt. Zwei Messingstifte und eine Messing-Öse, das wird bestimmt mein Outdoor-Messer Nr. 1. Sofern es die Wärmebehandlung überlebt. Ich werde berichten.
Re: Mein erstes richtiges Messer
Wie schon geplant und angekündigt, hatte ich den Samstag für die sogenannte Wärmebehandlung der Klinge vorgesehen. Was habe ich nicht alles gelesen in der Zwischenzeit: Über das Metall-Kohlenstoff-Gefüge, wie man es richtig macht, wie man das Erreichen der einigermaßen richtigen Temperatur prüft, auch wenn man kein Thermometer hat, das man in glühende Holzkohle legen kann. Aber das alles ins Werk zu setzen ist schon ein wenig spannend. Geht irgendetwas schief, kann man die Wärmebehandlung im günstigen Fall einfach erneut durchführen. Im ungüstigsten Fall macht man den Stahl weißglühend, er verliert den Kohlenstoff und tropft als Eisen durch den Grillrost nach unten.
Wie Wärmebehandlung umfaßt kurz gesagt das (1) Erhitzen des Werkstücks auf mindestens 820 Grad C, dafür muß es hellrot bis orange glühen, (2) das Abschrecken, also das möglichst schlagartige Abkühlen auf <=200 Grad binnen einiger Sekunden, das geschieht durch Eintauchen des glühenden Metalls in Öl, in meinem Fall Rapsöl und das anschließende Anlassen (Tempern) bei 180 Grad C für 1 bis 2 Stunden im Backofen.
Der Bericht ist bildlastig, ich bitte um Verständnis. Diejenigen, die sich interessieren, werden das begrüßen. Nun also los:
Da mich die Eitelkeit dazu trieb, die Klinge zu signieren, habe ich mir Schlagstempel besorgt und dachte mir: Damit schlage ich meinen Namen, das Jahr und die Stahlsorte irgendwo an geeigneter Stelle auf der Klinge ein. Versuche ergaben aber ein so grausliges Ergebnis (Buchstaben/Zahlen waren schief, ungleich voneinander entfernt, in der Höhe schwankend, einfach schrecklich. Auf Wikipedia kann man lesen, daß der Umgang mit Schlagstempeln viel Übung erfordere, bevor man ein gleichmäßiges Schriftbild hinbekomme.
Pah, dachte ich, dann baue ich eine Vorrichtung. Das ist sie, sie besteht aus einer Grundplatte von einem Bohrständer, einem Maschinenschraubstock, zwei Winkelstücken aus Stahl und vielen Schrauben.
Das Herzstück ist ein Teil aus Alu, das den Schlagstempel in den Seitenrichtungen führt, während er in den Richtungen vor und zurück zwischen den senkrechten Teilen der Vorrichtung gehalten wird.
So sieht es aus, bevor man mit dem Hammer draufschlägt. Sie mm-Skala dient der Ausrichtung der Abstände der einzelnen Zeichen.
Aber ach und weh, wenn man sich einmal auf den Daumen schlägt und zweimal das Werkstück verrutscht, wird das Ergebnis eben auch furchtbar. Aber die Vorrichtung funktioniert im Grunde, ohne sie hätte es noch schlimmer enden können.
So sieht die andere Seite aus, die "2" war der Schlag auf den Daumen, kombiniert mit einem Wegrutschen der Klinge. Ich habe aus Angst vor Kratzern die Schrauben nicht fest genug angezogen.
Eine Daumenkehle habe ich heute noch angebracht, die hätte ich fast vergessen. Nach dem Härten sollte so etwas unter zuträglichem Aufwand gar nicht mehr möglich sein. In aller Deutlichkeit sieht man das schiefe Schriftwerk.
Das verdrießt mich aber nicht lange, wenn ich sehe, wie glatt ich als Anfänger die Klinge bekommen habe.
Was habe ich alles gelesen (s. o.): Unter anderem, daß man mit einem Magneten die Temperatur testen kann. Zieht der Magnet nicht mehr an, verliert also das Eisen seine magnetischen Eigenschaften, ist man knapp unter 800 Grad C. Also habe ich einen Magneten an ein Stück Alu geklemmt und hinterher gar nicht benutzt. Komplett vergessen.
Hier sieht man die Härterei: Grill, Kohle, Öl, Blecheimer als Kühlbecken, Schmiedezange und Handschuhe, Heißluftfön als zusätzliche Luftquelle. Ob die Luft heiß oder kalt ist, ist wohl egal, aber er bläst, das ist die Hauptsache.
Ein paar Holzreste dienen zum Anfeuern
und während es schon brennt,
werden vier Liter Rapsöl in den Eimer gefüllt.
Da soll die Frucht stundenlangen Bemühens hinein. Es graust mich leicht. Wenn man genau schaut, kann man das Ende des Erls im Bild erkennen.
Jetzt kommt der Teil, der zwar am spannendsten war, den ich aber aus Gründen der Zweihändigkeit nicht ablichten konnte. Dafür hätte ich dann mindestens drei Arme benötigt: Beobachten, so weit das auf Sicht möglich ist und ein wenig mit dem Fön draufhalten. Nach eigen Minuten, etwa fünf, zeigt sich, daß die Klinge glüht. Das Klingenblatt orange, der Erl kirschrot. Mit der Schmiedezange in einem Schwung ins Öl, eine Flamme schießt auf und verlöscht wieder, das Öl wirft Blasen und dann ist Ruhe. Nach einigen Minuten halte ich das Stück noch in kaltes Wasser und ...
... das ist das Ergebnis. Die schwärzliche Schlacke ließ sich von der Klinge einfach abschieben. Von einem Herrn der Firma Schmiedeglut weiß ich, das das ein Zeichen dafür ist, daß die Härtung geklappt hat. Die Klinge müßte jetzt härter als Glas und auch so spröde und bruchfreudig wie Glas sein.
Nach dem Abwischen sieht das so aus.
Härter als Glas: Das prüft man mit dem Kratzen auf Glas. Das habe ich mit einem alten Senfglas gemacht und die in der Mitte sichtbare Macke erzeugt. Also scheint der erste selbstgemachte Härtevorgang tatsächlich funktioniert zu haben.
Jetzt kam das Ding in den Backofen, Temperatur ca. 190 Grad, ....
wonach die Klinge jetzt nur noch des Überschleifens und Schärfens bedarf.
Mit der Fortsetzung bis hin zum fertigen Messer muß ich Euch also noch beglücken, denn es hat ja nun alles so hingehauen, wie es sein sollte.
Wie Wärmebehandlung umfaßt kurz gesagt das (1) Erhitzen des Werkstücks auf mindestens 820 Grad C, dafür muß es hellrot bis orange glühen, (2) das Abschrecken, also das möglichst schlagartige Abkühlen auf <=200 Grad binnen einiger Sekunden, das geschieht durch Eintauchen des glühenden Metalls in Öl, in meinem Fall Rapsöl und das anschließende Anlassen (Tempern) bei 180 Grad C für 1 bis 2 Stunden im Backofen.
Der Bericht ist bildlastig, ich bitte um Verständnis. Diejenigen, die sich interessieren, werden das begrüßen. Nun also los:
Da mich die Eitelkeit dazu trieb, die Klinge zu signieren, habe ich mir Schlagstempel besorgt und dachte mir: Damit schlage ich meinen Namen, das Jahr und die Stahlsorte irgendwo an geeigneter Stelle auf der Klinge ein. Versuche ergaben aber ein so grausliges Ergebnis (Buchstaben/Zahlen waren schief, ungleich voneinander entfernt, in der Höhe schwankend, einfach schrecklich. Auf Wikipedia kann man lesen, daß der Umgang mit Schlagstempeln viel Übung erfordere, bevor man ein gleichmäßiges Schriftbild hinbekomme.
Pah, dachte ich, dann baue ich eine Vorrichtung. Das ist sie, sie besteht aus einer Grundplatte von einem Bohrständer, einem Maschinenschraubstock, zwei Winkelstücken aus Stahl und vielen Schrauben.
Das Herzstück ist ein Teil aus Alu, das den Schlagstempel in den Seitenrichtungen führt, während er in den Richtungen vor und zurück zwischen den senkrechten Teilen der Vorrichtung gehalten wird.
So sieht es aus, bevor man mit dem Hammer draufschlägt. Sie mm-Skala dient der Ausrichtung der Abstände der einzelnen Zeichen.
Aber ach und weh, wenn man sich einmal auf den Daumen schlägt und zweimal das Werkstück verrutscht, wird das Ergebnis eben auch furchtbar. Aber die Vorrichtung funktioniert im Grunde, ohne sie hätte es noch schlimmer enden können.
So sieht die andere Seite aus, die "2" war der Schlag auf den Daumen, kombiniert mit einem Wegrutschen der Klinge. Ich habe aus Angst vor Kratzern die Schrauben nicht fest genug angezogen.
Eine Daumenkehle habe ich heute noch angebracht, die hätte ich fast vergessen. Nach dem Härten sollte so etwas unter zuträglichem Aufwand gar nicht mehr möglich sein. In aller Deutlichkeit sieht man das schiefe Schriftwerk.
Das verdrießt mich aber nicht lange, wenn ich sehe, wie glatt ich als Anfänger die Klinge bekommen habe.
Was habe ich alles gelesen (s. o.): Unter anderem, daß man mit einem Magneten die Temperatur testen kann. Zieht der Magnet nicht mehr an, verliert also das Eisen seine magnetischen Eigenschaften, ist man knapp unter 800 Grad C. Also habe ich einen Magneten an ein Stück Alu geklemmt und hinterher gar nicht benutzt. Komplett vergessen.
Hier sieht man die Härterei: Grill, Kohle, Öl, Blecheimer als Kühlbecken, Schmiedezange und Handschuhe, Heißluftfön als zusätzliche Luftquelle. Ob die Luft heiß oder kalt ist, ist wohl egal, aber er bläst, das ist die Hauptsache.
Ein paar Holzreste dienen zum Anfeuern
und während es schon brennt,
werden vier Liter Rapsöl in den Eimer gefüllt.
Da soll die Frucht stundenlangen Bemühens hinein. Es graust mich leicht. Wenn man genau schaut, kann man das Ende des Erls im Bild erkennen.
Jetzt kommt der Teil, der zwar am spannendsten war, den ich aber aus Gründen der Zweihändigkeit nicht ablichten konnte. Dafür hätte ich dann mindestens drei Arme benötigt: Beobachten, so weit das auf Sicht möglich ist und ein wenig mit dem Fön draufhalten. Nach eigen Minuten, etwa fünf, zeigt sich, daß die Klinge glüht. Das Klingenblatt orange, der Erl kirschrot. Mit der Schmiedezange in einem Schwung ins Öl, eine Flamme schießt auf und verlöscht wieder, das Öl wirft Blasen und dann ist Ruhe. Nach einigen Minuten halte ich das Stück noch in kaltes Wasser und ...
... das ist das Ergebnis. Die schwärzliche Schlacke ließ sich von der Klinge einfach abschieben. Von einem Herrn der Firma Schmiedeglut weiß ich, das das ein Zeichen dafür ist, daß die Härtung geklappt hat. Die Klinge müßte jetzt härter als Glas und auch so spröde und bruchfreudig wie Glas sein.
Nach dem Abwischen sieht das so aus.
Härter als Glas: Das prüft man mit dem Kratzen auf Glas. Das habe ich mit einem alten Senfglas gemacht und die in der Mitte sichtbare Macke erzeugt. Also scheint der erste selbstgemachte Härtevorgang tatsächlich funktioniert zu haben.
Jetzt kam das Ding in den Backofen, Temperatur ca. 190 Grad, ....
wonach die Klinge jetzt nur noch des Überschleifens und Schärfens bedarf.
Mit der Fortsetzung bis hin zum fertigen Messer muß ich Euch also noch beglücken, denn es hat ja nun alles so hingehauen, wie es sein sollte.
Re: Mein erstes richtiges Messer
Die Sache mit der nicht ganz optimalen Signatur ist ertragbar und fällt in der Gesamtbewertung nicht ins Gewicht, denn der Rest des Vorhabens ist doch vollumfänglich gelungen.
- Herr Ottering
- Beiträge: 406
- Registriert: Mi Okt 09, 2013 10:19 pm
- Wohnort: bei Bad Segeberg
Re: Mein erstes richtiges Messer
Wo wir in einem Audio geprägtem Forum sind,
je heller der Ton des Werkstücks desto härter.
Bin mal auf den Schnitttest gespannt, und wäre von einem positiven Ergebnis vollkommen un-überrascht.
Grüssle Gerald
je heller der Ton des Werkstücks desto härter.
Bin mal auf den Schnitttest gespannt, und wäre von einem positiven Ergebnis vollkommen un-überrascht.
Grüssle Gerald
"Es gibt Tage da bin ich ein Montag"
Re: Mein erstes richtiges Messer
In der gleichen Zeit hätt' man auch eine Gitarre bauen können.
doc
doc
Re: Mein erstes richtiges Messer
Ich finde die teils verrutschten Schlagstempelergebnisse sympathisch, sind sie doch untrügliche Zeichen der mühevollen Handarbeit.
Gruß
von
Ralf
von
Ralf