Bau eines 5E5A Tweed Pro

Hier zeigen die Laien, was sie trotz linker Hände drauf haben!
jpick
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von jpick »

Jaja, die Nachwehen! Mein 5E3 zickte bei den letzten Proben auch unregelmäßig rum, Zerre bei Pegelspitzen und Aussetzer. Tippe auf Röhre, der Fehler scheint erst bei länger warmem Gerät zu kommen. Schwierig zu lokalisieren. Bei der letzten Inspektion bequemte sich der Amp dann leider nicht zu einem Zerren ...

Aktuell:

Ich habe mittlerweile meine Ersatzteile bekommen und eingebaut/-gelötet. Nun ist der Amp vollständig bezüglich der Bauteile.

Bild
alles voll Röhren

Bei der ersten Inbetriebnahme hatte sich allerdings bereits ein sehr hässlicher Brumm eingestellt, der jetzt, nach Austauschen und Auffüllen der fehlenden Teile noch stärker schien und mich schon an meinem oft bewährtem Massekonzept zweifeln ließ.

[Insider]
Das ganze klang aber sehr nach "offener Masse" irgendwo und verschwand nach entfernen der Röhre in der Treiber-/Phasenumkehrstufe, der 12ax7. Ich habe die Spannungen an dieser Röhre gemessen und an der Kathode der zweiten Triode statt der erforderlichen 53 Volt Null Volt gemessen, also kein Anodenstrom! Alle Anschlüsse sowie die Anodenspannung waren OK, also Röhre tauschen. Siehe da, mit einer nagelneuen ECC83 ging es und der Brumm ist vollständig VERSCHWUNDEN. Traue also nicht immer Teilen aus der Bastelkiste. Leider habe ich meine Röhrenprüfgeräte mittlerweile alle verkauft.
Eine Kleinigkeit ist noch: der Kondi, der vom Präsenzregler an Masse geht, wird beim Ceriatone-Layout komischerweise an einen Pin der Verschraubung des Boards befestigt und liegt damit am Chassis. Ich hatte das auch so vorgesehen, aber damit handelt man sich eine - wenn auch nur leichte - Brummspannung ein. Also geht der auch an die Sternmasse.
[/Insider]

Bild
Übeltäter #2 - schlicht defekt!

Fazit heute: Amp läuft brummfrei, am WE wird die Gitarre angeschlossen, versprochen! Und dann könnte sich das große, spannende Finale ankündigen - fingerverzahnter Gehäusebau mit Tweedbespannung ...
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RB
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von RB »

Wie kann man das Insiderwissen haben, wenn man doch einen Beruf hat und auch noch Musik macht. Bleibt mir unbegreiflich, ich knie virtuell nieder vor Anbetung und Vergötterung knapp unterhalb der Schwelle zum Personenkult. Jedenfalls verfolge ich das ganze Projekt mit Interesse und wollte an dieser Stelle einmal Dank für die Geschichte kund tun.
jpick
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von jpick »

... und wieder paar news. Schön, wenn man sich hier unterhalten fühlt.

Heute etwas Feintuning gemacht. Den Impedanzwahlschalter für den Lautsprecherausgang habe ich heute mit einem Chickenhead versehen und mal beschriftet, da ich selber die Positionen nicht mehr wusste. Dazu dienten mir die seit Urzeiten hier in der Werkstatt vor sich hin liegenden Abriebsymbole. Ganz nett sieht das aus, zum Schutz nach dem abrubbeln noch mit etwas Zaponlack übersprüht.

Bild

Bild
ordentliche Beschriftung muss ...

Dann habe ich die Chickenheads auf der Frontseite angeschraubt, das gibt schon mal ein geiles Aktfoto ...

Bild
da kommt schon feeling auf ...

Und hinten die restlichen Retainer und Abschirmbecher montiert.

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Restmontage Röhren ...

Dann stand mir noch der Sinn nach weiteren Tests. Da es aber bereits 21 Uhr durch war, habe ich statt des Lautsprechers einen Lastwiderstand angeschlossen und wollte eine Rechteckspannung auf den Eingang legen.

Bild
zur Last gelegt ...

Wollte ist richtig ausgedrückt, leider hatte ich auch alle Eingangsbuchsen wie seinerzeit die Ausgangsbuchse falsch verschaltet, nämlich Schließer und Öffner vertauscht :evil: Das zog eine längere Lötsession nach sich, extrem ärgerlich, wenn man das so schön als Modul zusammen gebaut hatte und alles wieder auffrickeln muss. Dann kam doch noch der Moment des Tests. Ich wollte den Oszi am Lautsprecherausgang anschließen und da machte es "Peng". Sehr viel später kam heraus, dass die Gegenkopplungsleitung primärseitig an der Anodenspannung hing - OOOPS! - nämlich unten auf dem Board einen Pin zu weit vorn angelötet war. Das hätte böse enden können ... :o Dann war in der Folge von dem Rechtecksignal am Eingang am Ausgang nicht mehr viel zu erkennen, auch alles zu leise. Nachmessung der Spannungen erbrachte wieder Fehler bei der 12ax7. Nach Beseitigung des Fehlers und mit erneut neuer Röhre lief dann doch noch alles wie es soll. Auch die Lautstärke stimmte: mit angeschlossenem CD-Walkman konnte man gerade auf 1-2 Uhr drehen, ehe es absolut zu laut wurde :D :D :D

Damit endet die Abendsession mit der offiziellen Freigabe zum Rocken. Morgen kommt dann endlich die Gitte dran :guitar1:
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jpick
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von jpick »

JAAAA!

Wie sagte Wolfgang so schön: "Er lebt". Praktischerweise sind die Nachbarn gestern in Urlaub gefahren, was mir ein wenig Krach um die Mittagszeit erlaubte. Habe die Tele aus dem Schrank geholt und angeschlossen. Bemerkte dabei noch - harmlose - zwei Fehler in der Verdrahtung. Nun ist aber nach 5 Monaten seit Planung soweit alles klar mit der Elektronik :?

Hier Hörprobe (nur zum Funktionstest ohne jeglichen künstlerischen Anspruch)

Nun naht allerdings die echte Herausforderung.
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fingerstricker
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von fingerstricker »

Moin,
herzlichen Glückwunsch :bide:

Der Moment in dem das erste Mal ein Gitarrenklang aus einem neuen Amp erklingt ist schon was schönes.
Ok, so ein abgeflachter Sinus am Oskar is auch nicht schlecht ... aber das erste Schrängeldängel hat schon was :guitar1:

Ich bin ja auch schon wieder im Keller am Werkeln - dieses Mal allerdings kein Amp sondern die Spülmaschine.
Pfui Galle, das wollt ihr alle gar nicht sehen, was sich da im Lauf der Zeit so im Wärmetauscher festsetzt und dazu führt, dass das Ding nicht mehr ordentlich spült... :whistler:

Gruß
fingerstricker
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Gitarrenspieler
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von Gitarrenspieler »

Ja klasse Stefan!
Jetzt geht es an die Holzkiste, das werde ich als „Holzwurm mit Gesellenbrief“ dann mal besonderes beobachten!
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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berndwe
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von berndwe »

Lebt wirklich und gibt erbauliche Klänge von sich. Glückwunsch!
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woodder
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von woodder »

Jo, klasse gemacht!!
Wie ist denn der Plan? Soll das Gehäuse in Holz bleiben oder wird es bespannt? Im letzteren Fall würde ich mir die Fingerverzinkung sparen...
jpick
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von jpick »

woodder hat geschrieben:Jo, klasse gemacht!!
Wie ist denn der Plan? Soll das Gehäuse in Holz bleiben oder wird es bespannt? Im letzteren Fall würde ich mir die Fingerverzinkung sparen...
Danke!!
... schau mal weiter am Anfang zu den Zielen des Projektes - natürlich soll das Ganze in Original-Look mit Tweed bespannt werden! Steht hier schon rum, ebenso wie die Bespannung der Schallwand. Fingerverzahnung ist auch quasi obligatorisch. Warum einfach, wenn es auch umständlich geht ... 8) 8) 8)
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Gitarrenspieler
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von Gitarrenspieler »

jpick hat geschrieben:...Fingerverzahnung ist auch quasi obligatorisch....
... gern auch als Schwalbenschwanz. :mrgreen:
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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jpick
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von jpick »

... na, Wolfgang, Schwalbenschwanz weiß ich noch nicht :?

Aber heute ging es weiter. Wer von der Holzfront hier im Forum jedoch gedacht hätte, er könne mich jetzt mit Stichsäge und Stemmeisen sehen und rumfluchen hören, der irrt vorerst. Mein in Sachen Fingerverzahnung angetriggerter Junior hatte die Idee, unseren vorhandenen Frästisch mit einem brauchbaren Parallelanschlag zu versehen, um dann eine im Internet gesichtete Raffinesse zur Zinkenerstellung zu nutzen. Unser hausbackener Frästisch hat zwar einen Anschlag, der ist aber eher dem Reich des Spielzeugs zuzuordnen. Zusätzlich war die Führung auch noch lackiert. Wir haben den Lack darin kurzerhand abgebeizt, die Führung gerade geschliffen - da waren komische Dellen drin - und einen kleinen Stahlschlitten passend hergestellt. Mit ein wenig Schmierung läuft der jetzt super mit ganz wenig Spiel in der Führung.

Bild
Schlitten als Basis für Parallelanschlag ...

Darauf haben wir ein Brett geschraubt:

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Brett von unten ...

... so haben wir einen schön leicht laufenden Anschlag mit sehr wenig Spiel fertig.

Bild
Brett von oben ...

Der bekommt jetzt noch ein Brett vor den Kopf.

Bild
Brett vorm Kopf ...

Daran kommt ein Stahlquader in der Breiten-Bemaßung der späteren Zinken und im richtigen Abstand.

Bild
Brett mit Nupsi ...

Nun wird das Werkstück senkrecht durch Schieben mit dem Anschlag über die Fräse bearbeitet, dann mit der neu gefrästen Nut nach rechts zur Seite auf den Stahl gesetzt, neu gefräst usw. und so fort bis fertig.

Bild
Schritt für Schritt ...

Unser Prototyp hat funktioniert, wenn auch die OSB-Platte an den Zinken stark ausgefasert ist (sehr schnell und unsauber gefräst weil Sonntag und Nachbarn aus Urlaub wieder da ...)

Bild
passt nicht schlecht ...

Nach diesem Teilerfolg müssen wir das natürlich noch präzisieren, d. h. die Frästiefe auf die Wandstärke genau einstellen, damit es keinen Überstand gibt. Ferner mal testen, welcher Fräser am besten ist und wie wir saubere Zinken erhalten. Aber unser vorheriger Test mit massivem Holz verlief zufriedenstellend, also wesentlich besser als mit OSB. Diese Hürde haben wir somit scheinbar auch genommen. Ich habe da noch Fichtenholz stehen, da werden wir mal ein prototypisches Umgehäuse bauen. Wenn's gut wird, wird es auch gleich zum Weiterbau verwendet. Damit steht als letztes großes Abenteuer wohl nur noch die spätere Bespannung mit dem TWEED bevor ... 8) 8) 8) Sieht nun doch so aus, als wenn der Kasten zu Weihnachten spielbereit wird!
Zuletzt geändert von jpick am So Dez 04, 2016 9:43 am, insgesamt 2-mal geändert.
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bookwood
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von bookwood »

Holla, die Rubrik entwickelt sich hier ja zu einem Fachforum für DIY-Spezis. Ich als Ahnungsloser bin beeindruckt. Aber wir kriegt ihr den ganzen Staub da wieder wech? Bild
Gruß
von
Ralf
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OldBlues
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von OldBlues »

Da hat der "Gitarrenspieler" schon recht, 'ne Zinkung des Gehäuses mit Schwalbenschwanzzapfen hält optimaler auf Zug... 8)
„simple music is the hardest music to play, and blues is simple music“ ... Albert Collins
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berndwe
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von berndwe »

Das wird hier noch zu einem Fachforum für Entwicklung und Bau von Werkzeugmaschinen. :P
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Gitarrenspieler
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Re: Bau eines 5E5A Tweed Pro

Beitrag von Gitarrenspieler »

OldBlues hat geschrieben:Da hat der "Gitarrenspieler" schon recht, 'ne Zinkung des Gehäuses mit Schwalbenschwanzzapfen hält optimaler auf Zug... 8)
Inkl. Propellerleim. Glutinleim kling zwar besser, stinkt aber mächtig.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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