Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

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Niels Cremer
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Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von Niels Cremer »

Habe gerade dieses Bild auf der Facebook-Seite von taran-Guitars gesehen:
Taran.jpg
Taran.jpg (97.81 KiB) 5959 mal betrachtet
Der Kommentar dazu war "even pressure all around" - klasse Trick, und hat mich als Hobby-DIY-ler auf den Gedanken gebracht man könnte ja mal einen thread starten in dem man solchen improvisierten Reparatur-, Bau- oder Bastel-Methoden und -Techniken, geheime Kniffe und "tricks of the trade" postet - je einfacher umzusetzen desto besser!

Freue mich auf eure Beiträge und überlege selbst mal, was ich so verbrochen habe in der Vergangenheit. Bildmaterial wäre natürlich klasse!

Danke & LG,
Niels
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fingerstricker
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von fingerstricker »

Moin Niels,
schöne Thread-Idee.
Ich bin ja bekennender Bastler und Schrauber... zugegeben das betrifft allerdings meist mein elektrisches Geraffel :whistler:
Nur für den Fall, dass mal jemand "ganz toll klingende 7ender Custom Shop Pickups" von fremden Menschen in irgendwelchen Kleinanzeigen kaufen sollten, die sich dann als "morsch und unbrauchbar" herausstellen.
Mir ist das mal passiert. Der Hals-Pickup hatte, aus welchem Grund auch immer, seine Magnetisierung verloren ... ich habe sie so wieder gefunden.
Der kleine Kinderkompass war eine freundliche Leihgabe meiner Tochter :whistler:
Gruß
fingersticker
Zuletzt geändert von fingerstricker am Sa Jan 16, 2016 6:20 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Niels Cremer
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von Niels Cremer »

Klasse, das ist doch schonmal ein sehr interessanter und potentiel nützlicher Beitrag, danke dir! :-)

Ich habe mal gewühlt und muss feststellen dass ich leider bei den meisten Basteleien keine Fotos gemacht hab, im Nachhinein natürlich ärgerlich. Aber es soll ja auch nicht einfach nur um Gebasteltes gehen sondern um "out-of-the-box" Lösungen die man umsetzen kann, ohne zB teures Werkzeug anschaffen zu müssen.

Hier mal als Beispiel die Halsbegradigung einer Rodebald Hoyer Jazzmaster Archtop-Gitarre die ich kaputt und unvollständig bei uns auf dem Wertstoffhof für ein paar Euro erstanden habe. Es fehlten die Brücke, Schlagbrett, und ein paar Mechaniken; der Hals war ab (hier im "vorher"-Photo nur eingesteckt) und sie war allgemein in einem schlimmen Zustand. Hauptproblem war aber, dass der Hals eine totale Banane war, sie ließ sich nur einigermassen spielen wenn ich einen Capo auf den 5. Bund gesetzt hab, mehr ließ sich durch den neck-reset (übrigens verschraubt) nicht machen.

Vorher:
Bild

Ich musste also den Hals begradigen, was ich, da sie auch keinen trussrod hatte (die Krümmung wäre wohl auch für jeden Einstellstab zu viel gewesen ...) durch Erwärmen und im begradigten Zustand wieder erkalten lassen erreicht habe. Leider hatte ich natürlich keine profesionelle Apparatur um dies zu bewerkstelligen und habe mir nach einigem Überlegen diese Lösung mit zwei Bau-Strahlern einfallen lassen die ich noch von unserer Hausrenovierung hatte. Die werden ja recht warm (zu warm, wie sich herausstellte) und ich habe sie rechts und links vom Hals aufgebaut und zum Glück schnell bemerkt, dass die Teile höllisch heiß werden, was ich dann quasi durch eine art Intervall-Bestrahlung reguliert habe. Das Resultat war ein fast idealer - also noch leicht-gekrümmter - Hals der sich wieder wunderbar einstellen und spielen ließ. Leider hab ich damals keine close-ups vom Hals, Saitenlage etc. gemacht. :(

Lampen-Heizung:
Bild Bild

Ich musste dann auch fesstellen, dass mir das Griffbrett einfach viel zu schmal war und habe sie irgendwann über Ebay verkauft, tut mir ein bischen leid, aber es kann ja nicht jeder ein privates Gitarrenmuseum zu Hause haben wie unser Dr. Weidlich! :wink:

So sah sie aus als sie fertig war:
Bild

Danke für's lesen & LG,
Niels
rwe
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von rwe »

Niels Cremer hat geschrieben:Ich musste also den Hals begradigen, was ich, da sie auch keinen trussrod hatte (die Krümmung wäre wohl auch für jeden Einstellstab zu viel gewesen ...) durch Erwärmen und im begradigten Zustand wieder erkalten lassen erreicht habe. Leider hatte ich natürlich keine profesionelle Apparatur um dies zu bewerkstelligen und habe mir nach einigem Überlegen diese Lösung mit zwei Bau-Strahlern einfallen lassen die ich noch von unserer Hausrenovierung hatte. Die werden ja recht warm (zu warm, wie sich herausstellte) und ich habe sie rechts und links vom Hals aufgebaut und zum Glück schnell bemerkt, dass die Teile höllisch heiß werden, was ich dann quasi durch eine art Intervall-Bestrahlung reguliert habe.
Klasse! Du hast die Lampen an der Mitte der Krümmung angebracht, zwischen den Zwingen, richtig? Weißt Du noch - jedenfall so in etwa - um wieviel Du die Krümmung reduzieren musstest und wie lange das gedauert hat? Hattest Du das Griffbrett vorher noch angefeuchtet?

Ich habe ebenfalls noch eine alte Jazzgitarre, die sich noch über alle Bünde - jedenfalls in der ersten Oktave - einigermaßen bespielen lässt, der aber 1mm weniger auch gut tun würde.
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Niels Cremer
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von Niels Cremer »

Ja, so mehr oder weniger. Diese Lampen sind ja selbst ziemlich groß sodass sie fast das gesamte Griffbrett abdeckten, und ich hatte mir auch überlegt dass es besser ist, den Hals über die Länge zu erwärmen um den Leim flexibel zu bekommen damit er sich insgesamt "bewegen" kann wenn er warm ist, und nicht punktuell. Man kann glaube ich ganz gut erkennen dass ich den Hals quasi an dem Vierkant-Eisen entlang, das oben auf dem Griffbrett liegt, mit den Schraubzwingen "zwangsbegradigt" habe, und zwar nicht gleich rabiat im kalten Zustand sondern erst den Hals schön warm gemacht und dann langsam den Druck erhöht sozusage. Sobald der Hals ganz gerade am Eisen lag hab ich es noch etwas weiter bestrahlt und dann einfach erkalten lassen, ich glaube ziemlich lang (48 Stunden oder so), nach dem Abnehmen der Schraubzwingen hat der Hals dann wieder eine ganz leichte Krümmung angenommen die dann auch unter Saiten-Spannung beibehielt.

Wie groß die überwundene Krümmung war kann ich wirklich nicht mehr sagen, aber mehr als der eine Milimeter den du erwähnst war es ganz sicher! Viel Glück bei deiner "Operation" & berichte bitte! :-)

LG, Niels

PS: Nur nochmal schnell die Warnung dass je nach benutzter Lampe/Hitzequelle das Ganze recht schnell brenzlig werden kann, im wahrsten Sinne des Wortes. Vor allem wenn der Hals zB ein Kunsstoff-Binding oder Kunststoff-Inlays hat muss man sehr aufpassen! Bei mir habe ich die zu große Hitze durch einsetzende leichte Verfärbung eines Inlays bemerkt und dann gleich reagiert - also sehr vorsichtig sein!! :-)
rwe
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von rwe »

Niels Cremer hat geschrieben:Viel Glück bei deiner "Operation" & berichte bitte! :-)
... mache ich gerne,, falls ich es in diesem Leben in Anbetracht der ganzen anderen Baustellen noch schaffe ... (Tele-Eigenbau, Restaurierung einer Gitarrenlaute, Cornamuse-Bausatz, Uku-Tuning, Umbau einer noch zu beschaffenden Gitarre auf bundlos - aber eigentlich möchte ich doch spielen...)
gruhf
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von gruhf »

Einige link-Tips für "virtuelle" Strobe-Tuner (sehr nützlich beispielsweise bei der Einstellung der Intonation, funktioniert mit Kontaktmikrofon auch für die Akustikgitarre):

Freie Software:
http://www.tbstrobetuner.com
https://sourceforge.net/projects/lstune/
http://www.aptuner.com
http://www.katsurashareware.com/strobe/strobeau.html
http://linotune.com/

Kommerzielle Software:
Peterson StroboSoft
rwe
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von rwe »

gruhf hat geschrieben:Einige link-Tips für "virtuelle" Strobe-Tuner (sehr nützlich beispielsweise bei der Einstellung der Intonation, funktioniert mit Kontaktmikrofon auch für die Akustikgitarre):
Prima, danke, muss ich bei Gelegenheit mal ausprobieren. Ich hatte neulich die Gelegenheit meinen Peterson Cliptuner mit dem Gerät einer Klavierstimmerin zu vergleichen, das stimmte überein. (Der "Grünbereich" bei meinem Cheapo-Kopftuner ist dagegen viel zu breit, der taugt eigentlich nur, um in einer lauten Umgebung mal schnell zu stimmen.)
gruhf
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von gruhf »

rwe hat geschrieben:Der "Grünbereich" bei meinem Cheapo-Kopftuner ist dagegen viel zu breit, der taugt eigentlich nur, um in einer lauten Umgebung mal schnell zu stimmen.
Das deckt sich mit meinen Erfahrungen, das Problem ist allgemein nicht die "Messung" der Tonfrequenz, sondern die visuelle Darstellung, wann die Gitarre denn nun eigentlich in der "richtigen" Stimmung ist. Ich nutze den TB Strobe Tuner unter Windows und habe seitdem meinen "Anzeige-mit-3-LEDs-Tuner" ganz schnell entsorgt.
Noch ein interessanter link dazu: How Accurate Is My Tuner?
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Niels Cremer
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von Niels Cremer »

Ich bereite derzeit eine alte Konzertgitarre unbekannter Provinienz wieder auf (Zufallsfund, sicher eine Meistergitarre! :mrgreen: ), viel fehlt ihr nicht, sie bekommt neue Mechaniken, einen neuen Sattel und ich habe eine kleine Schönheitsreparatur an der Brücke vorgenommen. Eine Art Verziehrungspanel das auf die eigentliche Brücke aufgeklebt ist hatte sich über die Jahre durch den Saitenzug verschoben, ich habe es gelöst, gereinigt und wieder gerade aufgeleimt. Zum Lösen des Leims habe ich gestern Abend - in Ermangelung ordentlicher Werkzeuge - mal wieder eine Guerilla-Methode bei der Wärme-Aufbringung genutzt: aus einem Lötkolben, einer Feile und etwas Draht habe ich ein ein Wärme-Eisen improvisiert mit dem ich die nötige Temperatur auf die Brücke gebracht habe, die ich mit einem alten Stück Leinen geschützt habe. Schon erstaunlich geringe Wärme reichte aus, dass ich den Spachtel unter das Panel bringen konnte und es langsam und behutsam ablösen konnte, mit mehrmaligem Nach-Wärmen soz.. Hier ein paar Bilder:

Das Guerilla Wärme-Eisen:
Bild

Vorsichtiges Ablösen des Verzierungs-Elements:
Bild

Und ab isses:
Bild

Die beiden Leimflächen vor der Reinigung:
Bild

Etwas Druck beim Verleimen aufbringen ohne Schraubzwingen mit entsprechender Maulweite:
Bild

Und das noch als kleines Hilfsgesuch bei der Holzbestimmung: könnte die Decke aus Zeder sein? Wie Fichte sieht sie auf jeden Fall nicht aus, die Maserung ist sehr fein und eng, das an der abgewetzten Stelle offenliegende Holz sieht eher dunkel aus:
Bild

Danke & LG!
Niels

PS: würd' mich freuen hier mehr wilde impro-repairs zu sehen! :-)
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von Gitarrenmacher »

Wohl Cedar.
Nimmst ein Plättchen frisches Schleifpapier, so K100-200 und schleifst ganz leicht auf der Innenseite der Decke. Cedar hat einen recht aromatischen Geruch, der sich deutlich von Fichte unterscheidet
Hier ein Bild mit Fichtenleisten auf einer western red cedar Decke.
Bild

Mit Zeder (lat.cedrus) hat das eher nix zu tun.
Im Allgemeinen wird "Western red cedar" verbaut. Das ist Riesenlebensbaum ( thuja)

Schön´n Sonntach, hoffentlich ohne Unwetter.
Christian
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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Niels Cremer
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von Niels Cremer »

Ah, vielen Dank, hab gleich mal an zwei Stellen von innen leicht angerauht, konnte aber bis auf einen etwas muffigen Geruch nichts riechen was nach "Aroma" roch ... ;-) Optische Vergleiche mit Google-Suchergebnissen bestätigen denke ich auch, dass es cedar ist, und du hast es ja nun auch bestätigt - danke dir! Interessant dass die im Gitarrenbau verwendete Holzart cedar gar kein Zedernholz ist - again what learned!

... keine Unwetter, aber nervender Dauerregen hier bei uns ... :-(

LG,
Niels
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von Niels Cremer »

Nur noch schnell der Vollständigkeit halber: ich habe (fast) fertig:
Bild

Neue Mechaniken & angepasster Sattel:
Bild

Sie klingt jetzt nicht sooo dolle wie ich gehofft hatte, evtl. liegt's auch an den Saiten (Pyramid clear nylon), die kommen mir sehr "dull" vor irgendwie, sogar für Nylons ... Beim nächsten Saitenwechsel gehe ich nochmal an den Steg um die Saitenlage etwas zu verbessern, ansonsten passt's. Wenn ich mich mal wieder an das Surfbrett-ähnliche Griffbrett und den fetten Hals gewöhnt hab nehm ich vielleicht mal was auf damit. Kaum zu glauben dass ich auf so einer Gitarre mal angefangen hab und NICHT aufgegeben habe ... !! :shock:

LG,
Niels
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woodder
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von woodder »

Hi Nils, mir ging es genau so, als ich meine Konzertgitarre fertig hatte und weiß jetzt wieder, warum ich damals aufgegeben hatte ;)
Ich tu jetzt einfach mal die Fotos hier rein, auch wenn das nix mit Zauberei zu tun hat...

Hier die zur Hälfte getauschten Mechaniken von dir, die Achse der D-Saite war beim Saitenspannen gebrochen, der Metallkern ging nicht weit genug, so daß ich jetzt
zweifarbig unterwegs bin ;)

Bild

Und noch meine erste aus einem Stück Knochen-Klaviertastenbelag-Stegrohling geschliffene Stegeinlage, wobei ruhig noch 2mm runter können...

Bild

Übrigens mal einen starken Magneten an den Hals gehalten- da ist sowas von kein Stahl drin :lol:

Grüsse, Thomas :D
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Niels Cremer
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Re: Kniffs, Tips & DIY-Zauberei

Beitrag von Niels Cremer »

Stimmt, ich hatte dir ja die alten Mechaniken geschickt! :) (Die waren übrigens nicht von dieser Gitarre die hier abgebildet ist ...)

Steel Reinforced Neck - wußte gar nicht dass es das auch bei Konzertgitarren gab/gibt, ich kenn das nur von den alten Harmonys etc..

LG, Niels
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