Fingerpicker DE

Auf "vielfachen" Wunsch blogge ich hier mal den Bau eines Fender 5E5A Tweed pro mit, mit dem man ja auch bestens Akustikgitarren verstärken kann *grins*

"Vorweg kann ich schon einmal sagen, das es eigentlich völlig irrational ist, so etwas zu machen. Für das selbe Geld könnte man sich schon einen richtig guten Verstärker in Laden kaufen. Dafür wird man mit einem Amp belohnt, den nicht jeder hat..."

Claus Misfeldt

Vorbemerkung

Schon lange hatte ich den Wunsch gehegt, für meine E-Abteilung mal einen dieser Fender Tweed-Amps zu bauen. Schon die Optik gefällt mir persönlich super gut. Einigermaßen erfahren im Bau von (Röhren-) Verstärkern für Hifi-Zwecke und seit vielen Jahren auch mit einer netten Elektronik-Werkstatt (war immer mein Traum - nach dem Kauf des Hauses musste die darin befindliche Sauna leider weichen) dachte ich ursprünglich auch, mein Sohn werde wie alle pubertierenden Musikfans uns mal mit Elektroklängen beglücken und sammelte immer mal wieder Bauteile für Verstärker wie Übertrager, LS-Chassis und integrierte 6V6, 6550 usw. in meine Röhrensammlung. Der Junior - welch ein Segen - macht aber ausschließlich Akustikmusik/Fingerstyle, was alle Protagonisten hier sehr freuen dürfte

Dafür ist der "Olle" aber nun zum Teil bei elektrifizierter Musik gelandet: meine neue Mitgliedschaft bei den "Jazzis" erfordert (meist) das Spiel der elektrischen Jazzgitarre. Nachdem ich den Jazz jahrelang ausschließlich akustisch tat, gehört dazu dann auch ein Amp. Ich hatte mir bereits einen 5E3 gebaut - bin begeistert - und nun will ich unbedingt den größeren mit dem dicken 15 Zöller ausprobieren!

Tipps zum Bau gibt es z. B. hier bei Claus Misfeldt. Oder bei Bernd Brieskorn

Lautsprecher

Habe viele Jahre mit Lautsprechern aller Art rumgebaut, allerlei Boxen und Hörner betrieben und ich gebe zu: Schon einige Jahre spukte dieser Amp mit dem 15 Zöller in meinem Kopf herum. Also hatte ich schon vor langer Zeit entsprechende Töpfe gesucht, die früher gar nicht im deutschen Angebot zu finden waren. Erst mit dem Aufkommen der diy-Welle und entsprechende Shops wie Tube Amp Doctor oder Tube Town gibt es die auch hier direkt zu kaufen. Ich wurde damals auf ebay USA fündig und habe drei Stück im Bestand. Es sind Jensen Chassis, typischerweise habe ich diesen P15N (8Ohm) ausgewählt:





Den Sound muss ich unbedingt hören.

(to be continued)

Das Gehäuse

Das schönst an diesen Tweeds Amps sind ja u. a. die Gehäuse, finde ich, und bekanntlich hört das Auge mit. Während man für den 5E3 - mannigfaltig geklont - sogar Baupläne im Netz findet, ist es für den 5E5A schon kniffeliger. Gibt zwar fertige Gehäuse, aber sehr, sehr teuer. Im Prinzip wie ein 5E3 aufgebaut, mussten nun die Bemaßungen her. Anhand von Bildern und Photoshop sowie EXCEL wurden die Proportionen ermittelt, mein Junior war als Studiosus des Maschinenbaus auserkoren, die Zeichnungen anzufertigen.




Traditionell werden die Gehäuse aus "pine", also Kiefer gebaut (18mm) . Die Schallwand ist aus Sperrholz (Birke), 13mm. Die Einzelteile kann man sich ja bequem zusägen lassen, da gibt es wohl auch schon online-shops, die einem das sogar nach Hause liefern. Die genaue Liste muss ich noch erstellen. Das kniffelige wird die Fingerverzahnung ...

Das Chassis

Hier mache ich keine Kompromisse, will heißen: das wird gekauft. Ein Stahlchassis aus Blech selbst herzustellen, das ist ohne Abkantbank nicht möglich. Das Chassis selbst muss mit den schweren Trafos auch sehr tragfest, d. h. aus dickerem Blech sein. Die Bearbeitung ist schwierig, u. a. müssen die großen Löcher für die Röhrenfassungen geschnitten werden. Das sparen wir uns mal. Zudem sind die kaufbaren Teile verchromt und die Frontplatte bereits eingraviert.

Leider musste ich bereits in der letzten Planungsphase Anfang Juni feststellen, dass das spezielle Chassis hier ausverkauft ist. Das Versprechen, die Lieferung komme Mitte Juli, wurde nicht eingelöst. Ich hatte zwischendurch noch eine Dienstreise, und muss nun entscheiden, denn ich hatte auch eine Quelle in den USA gefunden. Dort ist es verfügbar und "billiger", aber mit Versand, Steuer, Zoll dann doch wieder teurer

Schaltung

Schaltpläne zu allen möglichen Amps kursieren zu Hauf im Netz, so auch für diesen Verstärker. Zu jeder populären Schaltung gibt es dann auch eine Menge sogenannter "mods", d. h. Schaltungsänderungen, die dies oder jenes verbessern sollen. Ich halte mich in der Regel an die Originalschaltungen, auch mit den Macken, die diese vielleicht manchmal haben und vermeide klangbeeinflussende Änderungen. Sonst kann ich mir auch gleich einen anderen Amp bauen. Ausnahmen sind natürlich Verbesserungen der Betriebssicherheit und auch bei der Masseführung der Vorstufe hatte ich am 5E3 etwas geändert. Auch das Layout der "Leiterplatten" damaliger Zeit ist verfügbar. Dies sind Pertinaxplatten mit Löchern, in denen Nieten eingestzt werden. Da rein werden dann die Teile gelötet.




BOM - bill of material

Die trotz Lagerbestand lange Liste der zu besorgende Teile umfasst bisher noch 26 Positionen mit über 40 Einzelteilen (ohne Gehäuse). Unter anderem die Original-Bezugsstoffe für Gehäuse und Schallwand. Meine Liste enthält aber schon die aus längeren Recherchen gefundenen und günstigsten Bezugsquellen und ist danach sortiert, so dass im Grunde sofort bestellt werden kann. (Könnte ich jetzt eigentlich mal machen, schließlich ist jobmäßig bei mir momentan erstmal Ruhe angesagt und dann auch noch Urlaub ).

Wo ist das Popcorn- Smiley, hört sich voll spannend an ))

Du traust Dich an Sachen ran. Respekt.

berndwe hat geschrieben:Du traust Dich an Sachen ran. Respekt.

... alles Übungssache. Früher hatten wir nix auf der Naht, wollten aber Rock'n Roll machen. Da MUSSTE der Selbstbau her, weil damals: kein China
Sogar die Bauteilpreise verlangten uns alles ab. Wenn dann mal eine Endstufe wegen Fehler beim Bau abrauchte, war das auch immer ein bitterer finanzieller Verlust.

jpick hat geschrieben:

berndwe hat geschrieben:Du traust Dich an Sachen ran. Respekt.

... alles Übungssache. Früher hatten wir nix auf der Naht, wollten aber Rock'n Roll machen. Da MUSSTE der Selbstbau her, weil damals: kein China

Ich erinnere mich . Verstärker waren damals teuer.

Viel Erfolg - und hol Dir keinen Stromschlag.

jpick hat geschrieben:... alles Übungssache.

Bitte nicht zu sehr verharmlosen, bei 500V in den Elkos sollte man schon wissen, was man tut.
Aber ein schönes Projekt, ich folge gespannt!

gruhf hat geschrieben:

jpick hat geschrieben:... alles Übungssache.

Bitte nicht zu sehr verharmlosen, bei 500V in den Elkos sollte man schon wissen, was man tut.
Aber ein schönes Projekt, ich folge gespannt!

Ich verharmlose hier gar nichts. "Übungssache" heißt für mich u. a. , dass man geschult ist im Umgang mit hohen Spannungen UND RELATIV DAZU GEFÄHRLICHEN STRÖMEN, wobei praktisch gesehen die Netzspannung an den Anschlüssen im Gerät weitaus gefährlicher sein kann ...

Dies ist auch eine Doku meines Projekts, die ich auf Vorschlag anderer mache und kein Tutorial oder gar eine Bauanleitung! Außerdem erwarte ich mir davon einen gewissen "Fertigungsdruck" für mich

Ahoi,
tolles Projekt, bin sehr gespannt wie es weitergeht

Mein oller Fender Amp liegt schon seit Wochen zerlegt auf meiner Werkbank, das Tremolo schwingt nicht so recht an, da ist wohl ein Kondensator morsch, - aber ich kann mich zur Zeit leider nicht so recht aufraffen.
Dann liegt da noch so ein 18W Bausatz im Regal ... und und und ... mal sehen, - irgendwann kommen ja wieder diese langen Winterabende.
Im Moment sitze ich aber lieber mit meiner kleinen Furch und einem Fläschchen Flaschenbier auf der Terrasse
Gruß
fingerstricker

Sooo. Die zwei Bestellungen sind raus. Das Chassis ist wieder lieferbar, nachdem der Liefertermin nochmal verlängert wurde.

Nun haben wir wieder den Treppenwitz vom DPD-Online-Zustellstatus, der einem suggerieren soll, das Paket käme unglaublich schnell und sei jeden Moment da. Gestern bereits die Ankündigung - ja HEUTE wäre ja schon der Liefertermin. Hätte ich das entgegen meiner Vorerfahrungen geglaubt und wäre absichtlich zuhause geblieben - würde ich mich ärgern. Aber vielleicht kommt das ja doch noch, ist ja erst Samstag 17.11 Uhr Laut Status hat das Paket zwar das Zustellzentrum nicht verlassen, aber das sagt ja bekanntermaßen auch gar nichts. DHL ist da schon wesentlich weiter, wie ich feststellte. Wenn es ganz dicke kommt, lese ich Montag, man habe die Zustellung versucht, es sei aber keiner angetroffen worden und man könne das ganze nun beim Shop XXX innerhalb drei Tagen abholen.

Schade, durch obige Ankündigung motiviert wollte ich eigentlich am Wochenende schon mal das Board nieten ...

(to be continued)

Sooo. DPD sag ich nur. Da es hier zum thread passt und Unterhaltung immer dazu gehört:
Natürlich kam es erst heute (Montag) zur avisierten Auslieferung mit Hindernissen. Verwechselt hat DPD - wie bereits mehrfach in den letzten Jahren ! - meine Anschrift "An der Steinkuhle 4" mit "An der Silberkuhle 4" (ca. 5km weg) und das Paket mit den Teilen heute gegen 10 Uhr beim Campingbedarf Schwerte abgeben wollen. Der gute Mann dort kennt das Spiel noch von vor ca. 4 Wochen (da hatte er das damalige, auch irrgeleitete Paket für mich angenommen, aufgehoben und mich angerufen) und sagte dem Zusteller, das müsse in die "Steinkuhle" nach Villigst. Bei mir kam nix an, ich stellte beim tracking auf der DPD-"live"-Seite aber fest, dass das Paket um 13:20 Uhr als "zugestellt" vermerkt war, bekam auch brav die e-mail "Ihr Paket wurde zugestellt". Da war die EDV ihrer Zeit wieder mal weit voraus!! Um 13:20 Uhr war der Bote weder bei mir noch an der "Silberkuhle". Eben als ich gegen 16 Uhr hier schreibe kommt klingelt es an der Tür: Schuldig gesprochen wurde "der Kollege" des anderen Zustellgebietes. "Kommt nicht wieder vor" - ich wette 5 Kisten besten Bieres dagegen
Also, alles gut, die erste Teilelieferung ist da und kann losgehen!

Da ist ja einer richtig heiss darauf, loszulegen
Wie gesagt, würde ich mich nicht an die Elektrik wagen, aber alle Bauschritte (auch die Blech und Holzarbeiten) dokumentiert zu sehen würde mir schon
großes Vergnügen bereiten
Aber ich kenn das, wenn man den Entschluß gefasst hat, loszulegen, nerven unnötige Zeitverzögerungen...

Auch ich bin gespannt auf den Fortgang. DHL hat mich auch schon durch unerwartete Schnelligkeit überrascht. ME hilft an dieser Stelle nur ein gesunder Fatalismus.

Geht weiter. Der große Teil der zubestellten Sachen ist eingetroffen. Das Chassis:



Der nächste Schritt ist nun die Erstellung des Boards für die Aufnahme der passiven Bauteile. Ausgehend vom Original-Layout wähle ich eine Modifikation, die es erlaubt, eine (kleinere) Schaltungsmodifikation aufzubauen, welche die genaue Voreinstellung der sog. Gittervorspannung ermöglicht. Dadurch können Ruhestrom bzw. Arbeitspunkt der Röhren genauer eingestellt werden, als durch feste Vorgabe. Wie oben beschrieben, lasse ich Mods, die Sinn bezüglich des allgemeinen Betriebs Sinn machen, zu. Es ist im Prinzip nur ein verstellbarer Spannungsteiler statt Festwiderstand.

Heutzutage werden Platinen verwendet, früher waren Lötleisten angesagt, unter anderem für diesen Amp sog. Eyelet-Boards. In eine längliche Grundplatte aus isolierendem Material wie Pertinax wurden Löcher gebohrt, in die Nieten gesetzt wurden. In die Löcher mit den Nieten wurden - wie oben bereits gezeigt - dann die Bauteile gelötet. Der Entwurf orientiert sich weitgehend am Original. Dazu bereitet man am besten eine Bohrschablone vor. Sehr wichtig ist immer, schon beim Entwurf zu prüfen, ob nachher auch alles passt! Also, ob die größten Bauteile auch aufs Board passen, ob das Board ins Chassis passt, hier ist auch zu berücksichtigen, welche anderen Bauelemente da noch rein müssen. Das erspart später viel Arbeit.



Immer am Original entlang



die dicken Dinger müssen passen



Hier die Bohrschablone. Danach wird aus dem Basismaterial (dunkle Epoxy-Platte) der Rohling gesägt, dann die Schablone aufgeklebt.



Passt das ins Chassis? Ist am Rand genug Platz im Chassis für die Verdrahtung übrig (Lege ich persönlich viel Wert drauf)?

Soweit erstmal. Das Board wird in den nächsten Tagen dann gesägt, gebohrt, bestückt.

(to be continued)

Fertigen des Eyelet-Boards

Heute - am heiligen Sonntag - habe ich das oben angekündigte Board fertiggestellt. Dazu wurde zunächst ein passender Rohling aus einer 2mm-Isolierplatte ausgesägt:



Anreissen



ablängen



etwas aufhübschen mit der Feile



Bohrschablone mit Tesa um den Rohling kleben



bohren



fertig zum Nieten



nach dem Nieten mit der Zange gfls. nochmal mit dem Nietentreiber nacharbeiten



feddisch!

Bemerkungen:
Löcher, die in der Mitte des Boards sitzen, können mit einer der herkömmlichen Nietzangen nicht benietet werden! Hier braucht man entweder eine große Nietzange oder einen Niettreiber, der auch zum Konsolidieren schlecht sitzender Nieten nützlich ist. Beim Nieten habe ich anhand des Bestückungsplanes nochmal überprüft, ob alle Löcher richtig sind. Leider ist mir Befestigungsloch (rechts oben) etwa arg weit an den Rand geraten. Nicht schlimm, aber gerne sieht man es nicht ...

Der nächste Schritt: Kabelverbindungen unter dem Board herstellen und das ganze mit Bauteilen belöten!

(to be continued)