Klira Gitarre -Steg ab

Hier zeigen die Laien, was sie trotz linker Hände drauf haben!
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CocoW
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Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von CocoW »

Hallo!

Ich verbringe die Feiertage mal wieder im elterlichen Hause, und da tauchte doch tatsächlich aus den Untiefen des Familienkellers eine Gitarre auf - eine Klira. Anscheinend gehörte sie irgendwann meiner Mutter, muss ziemlich betagt sein, war dann jahrelang an irgendwelche Familienfreunde verliehen und wurde wohl letztes Jahr zurückgegeben. Aber mit ohne Steg und Saiten und ebenfalls ohne Bridgepins. Der Steg liegt allerdings noch dabei.

Nun die Frage: meint ihr, ich als nun nicht wirklich begabte Bastlerin kann den Steg selber wieder ankleben, oder sollte ich die mal dem Gitarrenbauer übergeben? Lohnt sich das, die reparieren zu lassen? Bridgepins sollte man ja kaufen können?!

Es wäre ein ganz nettes Instrument für die größeren Kinder in der Familie, denke ich. Außerdem tut's mir einfach weh, ein Instrument in dem Zustand zu sehen.

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Manati
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von Manati »

Bridgepins? Das ist doch ein Knüpfsteg, und die Decke weist gar keine Löcher für Bridgepins auf ...
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H-bone
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von H-bone »

Hallo CocoW,

schönes Instrument, sollte "gerettet" werden...

Aber sei so gut und bring sie zu einem Gitarrenbauer in deiner Nähe - der hat das Wissen, die Vorrichtungen und den richtigen Leim. Und kostet auch kein Vermögen.

Ich hab' da so 'ne innere Regel im Kopf: Wer von "ankleben" spricht sollte selbst die Finger davon lassen... :wink:

Bridge Pins brauchst du für diesen Steg nicht (wo sollten sie auch rein...)

Grüsse, Martin
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CocoW
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von CocoW »

Danke, H-bone und Manati.

Das hilft doch schon weiter. Ihr seht mich erröten. So genau habe ich den Steg noch nicht einmal begutachtet, dass mir das mit Knüpfen in den Sinn gekommen wäre. Insofern, plus
H-bone hat geschrieben:Ich hab' da so 'ne innere Regel im Kopf: Wer von "ankleben" spricht sollte selbst die Finger davon lassen... :wink:
, womit du natürlich vollkommen Recht hast, werde ich sie also mal dem Musikgeschäft übergeben.

Jetzt wäre ich nur neugierig, mehr über sie zu erfahren, aber eine Seriennummer o.ä. habe ich auch noch nicht gefunden.

Und eigentlich müsste ich auch noch die "Freunde" recherchieren, die das arme Ding so vernachlässigt haben. Der Gurtpin ist auch raus - wo ich mich schon frage, wie man das schafft, und wie man dann so nett sein kann, die Gitarre in dem Zustand zurückzugeben...
rwe
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von rwe »

CocoW hat geschrieben:Jetzt wäre ich nur neugierig, mehr über sie zu erfahren, aber eine Seriennummer o.ä. habe ich auch noch nicht gefunden.
Ist bei den alten deutschen Gitarren, gerade bei den günstigen, auch nicht unbedingt üblich gewesen. Wobei Eure etwas aufwändiger gefertigt zu sein scheint. Es gibt mindestens vier Paralleluniversen, in denen möglicherweise mehr Wissen über Klira und die Instrumente vorhanden

- https://www.musiker-board.de/threads/a- ... ead.133745" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
- schlaggitarren.de von Stefan Lob (Klira hat eben auch eine Menge Schlaggitarren gebaut)
- lacquercracks.dk (ist auch häufig im musiker-board unterwegs)
- musikkeller.com

Leider gibt es da wenig über alte Nylonstrings.
CocoW hat geschrieben:Und eigentlich müsste ich auch noch die "Freunde" recherchieren, die das arme Ding so vernachlässigt haben. Der Gurtpin ist auch raus - wo ich mich schon frage, wie man das schafft, und wie man dann so nett sein kann, die Gitarre in dem Zustand zurückzugeben...
Na ja, ein Gurtpin kann sich über die Jahre schon einmal lockern und ein Steg abfliegen. Ist mir selbst noch nicht passiert, aber nicht unmöglich, wie ich immer wieder sehe und höre, auch bei neueren Instrumente. Die Gurtpins sind aus anderem Holz, die können durch Trocknung etwas schrumpfen, die Leimung der Stege kann nach einigen Jahrzehnten auch ohne Fehlbehandlung mal "aus dem Leim" gehen. Ferndiagnose ist schwierig. - Allerdings sollte man das als Entleiher dann auch rechtzeitig sagen und für die Fehlerbehebung sorgen. Aber vielleicht ganz gut, dass der Steg eben nicht selbst mit Pattex oder Epoxy angeklatscht wurde... Kostet nicht die Welt.
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CocoW
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von CocoW »

Hello,

danke rwe für die links, im Musikerboard habe ich jetzt auch schon etwas gelesen; und auch sonst in den Weiten des www gesucht, aber tatsächlich scheint es über die Nylons nicht so viel zu geben. Ich stöbere mal deine links durch.

Ich weiß auch noch ein bisschen mehr inzwischen:
1) der Steg ist ab, weil man Stahlsaiten drauf gebaut hatte. Ich habe also rausgefunden, wer der "Übeltäter" war - eine Kindheitsfreundin von mir und ihre Familie. Das war zumindest eine Gelegenheit, mal wieder miteinander zu sprechen :) Die sind einfach nicht wirklich musikalisch oder interessiert an Instrumenten - meine Art wär's halt nicht, eine Leihgabe dann verpackt zurückzugeben ohne dazu zu sagen, dass etwas kaputt ist.

2) Die Gitarre hat mein Opa meiner Mutter Mitte/Ende der 50er Jahre gekauft.
(und sie erzählte noch, dass sie eigentlich Banjo lernen wollte. Man erfährt Dinge, die man nie gedacht hätte :lol: Mutti war als Teenie wohl verhinderte Nachwuchsfolkerin. Witzig.)

Ansonsten hat der Gitarrenbauer erst am 9. Januar wieder auf, vielleicht kann der mir dann ja auch noch ein bisschen mehr dazu erzählen. Ich find's ja ganz schön, dass muss das erste und einzige alte Instrument der Familie sein, das bis hierher überdauert hat.
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von rwe »

CocoW hat geschrieben:der Steg ist ab, weil man Stahlsaiten drauf gebaut hatte
Mit etwas Glück war die Stegverleimung dann die "Sollbruchstelle", das würde bedeuten, dass Euch "nur" der Steg abgeflogen ist, ohne dass der Saitenzug die Decke beschädigt hat. Viel Glück!

"Die " hier: http://www.sibyllekynast.de/ müsste dann ungefähr zeitgleich zu oder etwas später als Deine/r Mutter angefangen haben, ist dann aber dabei geblieben. Leider für Euch am anderen Ende der Republik, eine spannende Musikerin.
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Gitarrenmacher
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von Gitarrenmacher »

Du musst eine Pressunterlage bauen, du brauchst leichte Tiefspannzwingen. Du brauchst einen Leim, der knallhart wird, Ponal Express z.B. geht nicht. Eventuelle Leim-und Lackreste unter der Leimfläche müssen weg. Die Brücke sollte nicht zu sehr verdreht sein
Ein paar Bilder hier. http://www.gitarrenmacher.de/index.php/garage/mending" onclick="window.open(this.href);return false;

Es ist nun keine Raketentechnik, aber ein paar Grundkenntnisse im Holzwerken oder Modellbau sollten vorhanden sein.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
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CocoW
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von CocoW »

Hallo Gitarrenmacher,

danke auch dir. Deine Anleitung ist auf jeden Fall interessant! Allerdings ist mir inzwischen auch noch ein Riß in der Decke aufgefallen, auf dem Foto sieht man ihn kaum, auch in "Natura" habe ich etwas gebraucht bis es mir als Schaden auffiel - rechts/also unterhalb des Klira Schriftzuges. Von dem her werde ich sie dieses Mal dem Profi anvertrauen, in der Hoffnung, dann ein bespielbares Erbstück zu haben.

Wenn's eine billige Sperrholzklampfe aus den letzten 10, 20 Jahren wäre, würd' ich es wahrscheinlich selber versuchen, aber mit dem Wissen, was sich mir im Laufe des Morgens über Alter und Firma aufgetan hat, wär's zu schade, wenn ich es versaue...

Danke euch, es ist so toll was ihr hier immer an Wissen und Tipps parat habt!!!

Auch rwe - danke für den Tipp mit Kynast. Heute tatsächlich am anderen Ende der Republik, aber die Gitarre wurde ursprünglich in Wilhelmshaven gekauft und gespielt, damals :)
bassturmator
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von bassturmator »

CocoW hat geschrieben: ..., werde ich sie also mal dem Musikgeschäft übergeben.
Ich würde dringend dazu raten sie tatsächlich einem Gitarrenbauer direkt zu übergeben, also nicht einem Musikgeschäft das behauptet es hätte da jemanden. Sind sicher nicht alle unseriös, aber ich habe über die Jahre viele Instrumente gesehen, die für überzogene Preise kaputtrepariert wurden.

Viel Erfolg!
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CocoW
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von CocoW »

Sie lebt übrigens wieder!

BildBild

Dank eurer Intervention vom Gitarrenbauer neu bestegt, besaitet und der Riß in der Decke ebenfalls verschlossen. :gute:
randomNotes
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von randomNotes »

Sehr schön dass du dem tollen alten Familieninstrument wieder Leben hast einhauchen können!

Viel Spaß mit der Schönen und liebe Grüße
bassturmator
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Re: Klira Gitarre -Steg ab

Beitrag von bassturmator »

War lange nicht hier, aber es freut mich sehr dass Du meinen Rat beherzigt hast und die Gitarre einem seriösen Gitarrenbauer übergeben hast und mit dem Resultat zufrieden bist.
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