Wie schon geschrieben, habe ich mit dem unbehandelten Kultobjekt (Zaunbeschlag-Messer) dem Geschmack gefunden und angefangen, mich zu informieren, wie es richtig gemacht wird. Schnell fand ich heraus, dass es bestimmter Stahlsorten bedarf, die nach der Bearbeitung gehärtet und getempert (angelassen) werden müssen. Die meisten heute angebotenen Messer bestehen aus hochlegierten Stählen mit viel Chrom im Stahl, der sie rotträge macht, aber auch gröber im Gefüge. Paradoxerweise sind es teure Custom-Messer, die - wenn nicht aus Damast - aus Carbonstahl (Kohlenstoffstahl) bestehen. Das ist Eisen mit 0,5 bis 1,5 % Kohlenstoff und, je nach Sorte, noch in geringen Mengen Chrom, Mangan, Molybdän, Schwefel, Beimengungen, die dem Stahl spezifische Eigenheiten verleihen. Das Gefüge solcher Stähle ist um zehnerpotenzen feiner, als das der rostträgen Materialien, daher lassen sie sich superfein schärfen. Auch zäher sollen sie sein und: Man kann sie nach altem Brauch in der Holzkohleglut selbt härten. Nachteil ist, dass sie nicht rostfrei sind.
Die geeigneten Sorten gibt es im einschlägigen Fachhandel für kleines Geld. Die Bänder kommen "weich", so dass man sie bearbeiten kann. Anschliessend erhitzt man sie bis zur orangen Glut und schrekt sie in Salatöl ab, dann sind sie etwa feilenhart. Durch anschliessendes Tempern (backen im Backofen) nimmt man ein paar Prozent Härte und macht die Klinge zäh.
Und so ging es lös. Am Freitag kam das Material. Es ist 6,3 mm stark und es soll ein handliches Messer fürs Grobe herauskommen. Tomatenschneiden soll es auch können, aber auch Holz spalten.
Stahl dieser heißt C75 (CK75) oder auch 1.1248. Eigentlich ein Federstahl, soll er sich aber auch hervorragend für die Klingenherstellung eignen und Fehlern bem Härten gegenüber gutmütig sein.
Die Form mit der Flex herausgeschnitten
Andere Perspektive, die die Materialstärke zeigt (6,3 mm)
Etwas gerade biegen, noch ist der Stahl so weich, daß das geht
Löcher bohren
Die Löcher dienen der Befestigung des Griffs, aber zwischenzeitlich auch der Fixierung
beim Bearbeiten.
Löcher angesenkt, habe gehört, das macht man so. Das hinterste wird gleichzeitig Öse
Der Rest ist Fleißarbeit, nämlich das Anschleifen der Primärphase.
Dafür habe ich eine Vorrichtung gebaut
die das Einhalten des Winkels gewährleisten soll.
Wie ich dann feststellen konnte, klappt das auch ganz gut.
Die Idee ist aus dem Internet geklaut und das Internet hat sie von Lansky geklaut.
Wie man hier ganz gut sehen kann, ist die andere Seite noch unbearbeitet und
das Feilen einer Seite dauert etwa 1 Stunde 30 Minuten.
Hier noch eine schicke Gegenphase in stumpferem Winkel...
und dann geht der ganze Spaß auf der anderen Seite von vorne los.
Das Ergebnis mit Feilmarken (das muß alles noch geglättet werden)
Noch mehr Ergebnis. Hier sieht man eine Macke, die noch weg muß.
und weil es so schön war, noch mal
und noch einmal
von oben über den Klingenrücken gepeilt
Phase und Gegenphase
Am Sonntag dann eine Seite ausgeschliffen, also mit Schleif-Leinen (60, 80, 150) die Riefen vom Feilen herausgeschliffen.
so daß zwischen Rohstoff und Zwischenprodukt schon ein deutlicher Kontrast besteht
das "Aua" bezieht sich auf zwei noch vom Winkelschleifer stammende Macken.
Hier die andere Seite, noch mit Feilmarken.
Fortsetzung folgt.