Brückenrettung -Q.A.D.-

Hier zeigen die Laien, was sie trotz linker Hände drauf haben!
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Gitarrenmacher
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Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von Gitarrenmacher »

Eine Brücke komplett zu ersetzen ist kein Hexenwerk. WENN ALLES GUT GEHT!

Die gezeigte Ebenholzbrücke war mittig im Stegschlitz gerissen. Das kann ursächlich durch den Dauerdruck geschehen sein, aber auch ein produktionsbedingter Vorschaden ist nicht auszuschließen.
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Ansonsten war die Brücke TipTop, und da eine Reklamation beim Hersteller Larrivee kaum Aussicht auf Erfolg hatte, entschied ich mich für eine -Beim KfZ würde man sagen- SMARTREPAIR-
Zwingen sicher direkt an der Brücke anzusetzen erwies sich als unmöglich. Alles schön abgerundet, keine Chance. Daher musste erst mal eine kleine Hilfskonstruktion gebastelt, und alles trocken zum Ausprobieren zusammengesetzt werden. Das sieht gut aus.
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Dann kommt die Wunderwaffe jeder Holzwerkstatt zum Einsatz. UHU Endfest300. Das Zeug ist für diese Zwecke ideal. Es ist sehr zug-und scherfest, kriecht, wenn auf 50-60°C erwärmt, in jeden Spalt. Die Topfzeit beträgt 1-2 Stunden, und der Kleber ist spaltfüllend.
Nachdem Teile, die nicht mit Kleber in Berührung kommen sollen, maskiert sind, wird die Brücke mit einem Fön erwärmt, das angemischte Epoxdharz in den Bruch gegeben und weiter erwärmt. Dann alles, wie vorher geübt, zusammengezwungen. Backpapier schützt die Zwingenflächen. Sobald das Harz anfängt abzubinden, sollte man möglichst viel aus dem Stegschlitz entfernen, das spart im Nachhinein eine Menge Arbeit
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24 Stunden später ist der Kleber sicher ausgehärtet. Mit einer Ziehklinge werden die gröberen Kleberüberstände entfernt. Mit einer speziellen Feile wird der Stegschlitzgrund solange bearbeitet, bis keine Harzreste mehr an den Feilzähnen zu sehen sind. Mit Schleifpapier K240 und K400 wird die Brücke geschliffen und dann mit Griffbrettöl behandelt.
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So Siehts dann nach der OP aus.

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Feddich und nahezu unsichtbar.
Die Variante "Neue Brücke" hätte etwa fünfmal soviel gekostet.
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JazzDude
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von JazzDude »

Ich hatte bei meiner 7 Monate alten "Arielle" von Andreas Köpke genau den gleichen Schaden.
Er hat "auf Garantie" die Brücke erneuert, auch, weil seiner Meinung nach vor der Stegeinlage sich zu wenig "Fleisch" (=Ebenholz) befand und außerdem die Pin-Löcher zu nah an der Stegeinlage saßen (=steilerer Winkel der Saiten ->zuviel Druck auf die Stegeinlage Richtung Hals). Innert zwei Wochen hatte ich die Gitarre repariert wieder. Fand ich sehr anständig von ihm. (Vielleicht kannte er auch einfach Uhu Endfest nicht.)

Aber deine Lösung sieht zumindest super aus, ob's dauerhaft hält, sieht man dann :wink:
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tomis
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von tomis »

schick
wäre ich nicht drauf gekommen
das hat dir bestimmt spaß gemacht ?
was mach die linke klemsia ?
mit Blues und Gruß
Thomas
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Gitarrenmacher
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von Gitarrenmacher »

JazzDude hat geschrieben:Ich hatte bei meiner 7 Monate alten "Arielle" von Andreas Köpke genau den gleichen Schaden.
Er hat "auf Garantie" die Brücke erneuert, (Vielleicht kannte er auch einfach Uhu Endfest nicht.)

Aber deine Lösung sieht zumindest super aus, ob's dauerhaft hält, sieht man dann :wink:
Deinen Brückenbruch hatte ich im Sinn, als ich DAS schrieb...
Gitarrenmacher hat geschrieben:
und da eine Reklamation beim Hersteller Larrivee kaum Aussicht auf Erfolg hatte, entschied ich mich für eine -Beim KfZ würde man sagen- SMARTREPAIR-
........und wenn die Sache nicht hält, wird das auf jeden Fall bei der Preisfindung eines Komplettersatzes berücksichtigt. Aber ich bin guter Dinge.
tomis hat geschrieben: was mach die linke klemsia ?
Der Riss zog sich bis auf die Basseite des Stegschlitzes.
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Angorapython
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von Angorapython »

Schöner Bericht!
FCK-NZS
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wolfwal
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von wolfwal »

Angorapython hat geschrieben:Schöner Bericht!
Stimmt!!!
Der Nachteil am Nichtstun ist, dass man nie weiß, wann man fertig ist!

Gruß, Wolfi!
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RolfD
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von RolfD »

... ja, schöner Bericht und guter Trick zur Fixierung. Bildsprache.... geht auch morgens um halb sieben ohne Kaffee und ohne groß Wärme zwischen den Ohren entwickeln zu müssen....
Grüße
Rolf
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Niels Cremer
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von Niels Cremer »

Klasse Sache! Interessante Steg-Schlitz-Feile!

LG,
Niels
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Rumble
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von Rumble »

Ja, so etwas kann der Christian.

Bei unserer kleinen Collings war die Rettungsaktion deutlich dramatischer.
Da wollte ja die gesamte Brücke die Flucht ergreifen.
War nicht ganz so einfach, aber Christian hat auch das hinbekommen.
Sitzt jetzt wieder fest und man sieht es wirklich kaum.
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
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RB
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von RB »

Den Kleber hätte ich auch genommen, wobei der so aussieht, wie das neuere "Endfest". Das ist das Material, das an die Stelle von "Endfest 300" getreten ist, bei gleicher Aufmachung der Gebinde. Der soll nicht ganz die Werte der "300" erreichen, aber halten dürfte das dennoch allemal. Zwei-K-Kleber ist einfach eine gute Sache.
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chrisb
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von chrisb »

danke für den bericht christian!

ist der riss bis zur decke durch gegangen?
macht die erwärmung auf 50 - 60° der ursprünglichen stegleimung nix?
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Gitarrenmacher
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von Gitarrenmacher »

chrisb hat geschrieben:danke für den bericht christian!

ist der riss bis zur decke durch gegangen?
macht die erwärmung auf 50 - 60° der ursprünglichen stegleimung nix?
Nö, Das Ebenholz war quasi über die ganze Länge des Schlitzes weggeknickt.
Für meinen Steinel Heißluftfön habe ichh eine 5mm Düse, damit kann man sehr punktgenau erwärmen. Da kann nix passieren.
Ein Gitarrenkoffer samt Inhalt, im sonnigen Auto, über Stunden, ist da weitaus gefährlicher.
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berndwe
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von berndwe »

In Beauvais in Nordfrankreich steht eine gotische Kathedrale. Man ist beim Bau an die Grenzen der damaligen architektonischen Möglichkeiten gegangen und hat diese Grenzen sogar überschritten. Der Bau ist damals teilweise eingestürzt.

Das Chorgewölbe - mit ca. 50m Firsthöhe das höchste gotische Gewölbe überhaupt - steht noch. Man hat durch eine ausgefuchste Hokzkonstruktion einen weiteren Einsturz verhindert und das Gebäude über Jahrhunderte erhalten.

Wenn man im Inneren dieser Kathedrale steht und sich diese Holzkonstruktion ansieht, gerät man darüber in ehrfürchtiges Staunen wie es gelungen ist, die riesigen Kräfte über gewölbte Flächen aufzunehmen und abzuleiten, ohne die Struktur des Gebäudes zu schädigen. Ein gotisches Gewölbe ist nämlich ein empfindliches Gebilde. Wenn eine Kraft aus der falschen Richtung wirkt oder am falschen Punkt angreift, fällt es in sich zusammen.

Ich weiß nicht warum ich beim Anblick Deines Fotos mit den Schraubzwingen sofort an die Stützkonstruktion der Kathedrale von Beauvais denken muss?
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Gitarrenmacher
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von Gitarrenmacher »

Ich auch nicht. :lol:
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berndwe
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Re: Brückenrettung -Q.A.D.-

Beitrag von berndwe »

Es gibt Analogien. Deine Konstruktionist kleiner. Das ist aber fast der einzige Unterschied.
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