Hallo allerseits, ich habe ein wenig weitergemacht. Vorab der aktuelle Stand der Dinge:
Anders, als bei Messern mit einem flach-Erl ist dieses mit einen steck-Erl versehen, das bedeutet, daß der Fingerschutz, der Griff und alle weiteren Elemente, die den Griff ausmachen, von hinten über den Erl geschoben und hinten verzurrt werden, entweder geschraubt, oder vernietet. Diese Bauweise ist uralt und ist schon von den Kelten für Dolche, Messer und Schwerter verwendet worden.
Bei diesem Messer hier kommt von vorne nach hinten (1) der Fingerschutz, (2) ein aus drei Scheiben aufgebauter "Kragen", (3) der eigentliche Griff und schließlich (4) eine Verschraubung. Also gilt es, erst einmal das Parierstück und den "Kragen" vorzubereiten. Beim Handschleifen habe ich festgestellt, daß ich sämtliche der Scheiben zu "Wippen" geschliffen habe. Legte man sie aufeinander, taten sich in seitlicher Ansicht grauenvolle Lichtspalte auf, ein Albtraum eines jeden Handwerkers. Also plan schleifen. Nur wie ? Von Hand schwer zu machen, also habe ich mir eine kleine Vorrichtung gemacht, auf die ich die Teile mit doppelseitigem Höllenklebeband geklebt und sie so plan geschliffen habe:
Die Vorrichtung. Eigentlich nur ein Alu-T-Stück und eine Schraube.....
Das Ergebnis: Perfekt plangeschliffene Scheiben.
Anschließend gab es einen 20 mm hohen und 5,5 mm breiten Schlitz in ein circa 11 cm langes Stück Griff hineinzubekommen. Das ist auch ein Albtraum, denn man muß bohren und dabei genau die richtige Richtung treffen und man muß mehrfach direkt nebeneinander bohren. Das ist mit der Bohrmaschine, die ich habe (Niels, du hast dieselbe, glaube ich) nur schwerlich zu machen.
Manche Messermacher behelfen sich mit einem Trick: Großzügig viel zu groß bohren, es wird ja sowieso mit Epoxidharz verklebt. Wenn das Messer aber "take down" bleiben soll, also so, daß der Griff demontiert werden kann, dann geht das nicht. Da besteht ein weiterer Trick, viel zu groß zu bohren, den Erl mit Vaseline einzuschmieren und dann mit Epoxidharz zu verkleben AABER den Griff in dem Augenblick herunterzureißen, in dem das Harz erst halb abgebunden hat. Dann läßt man es komplett erhärten und hat eine Schön passende Öffnung im Griff.
Diese Methode habe ich modifiziert, möglicherweise ist das sogar eine neue Methode:
1. Der Erl wird in ein Stück Papier eingewickelt ....
wobei ich hier recht dickes Papier (120 q/qm) genommen habe.
2. Das so entstandene Papp-Rohr mit rechteckigem Querschnit wird durch den Griff gesteckt, der vorher großzügig aufgebohrt worden ist. Ergänzend kommt ein Stück Plastik mit den Abmessungen des Erls hinein.
3. Anschließend wird die Bohrung im Griff mit Epoxidharz aufgegossen. Das Holzstück links dient der Fixierung in der richtigen Position.
4. Nach dem Aushärten ließ das Platickstück sich herausziehen ....
5. ... und eine rechteckige (naja ungefähr) Öffnung ist geschaffen ...
Beim ersten Durchschieben des Erls wurde noch etwas vom Papier mit herausgestossen ....
.... aber egal, es passt und der Griff läßt sich ohne Spiel aufschieben und wieder herunterziehen.
Jetzt kam der große Moment, in dem die Teile - abgesehen von der Verschraubung am Ende des Griffes - einmal zusammengesetzt werden konnten und heraus kam das da:
Der Hirsch passt zum Messer, denn diese Messerform heißt seit alter Zeit "long hunter", vermutlich, weil die Jäger mit den Longrifles sie durch die Wälder führten.
Als Verschraubung dient einstweilen eine gewöhnliche Mutter M6 nebst Unterlegscheibe.
Jetzt kommt die Fein- und Endbearbeitung. Zwischen dem Hirsch und der angrenzenden Metallscheibe ist ein derber Lichtspalt, das muß am Hirsch angeglichen werden. Die Ringe und das Parierstück sind nur grob bearbeitet. Sie sollen glatter werden und (da aus dem Carbonstahl C60 bestehend) auch gehärtet sein. Dabei werden sie grauschwarz und so wollte ich sie auch haben. Dann fehlt noch eine schicke Verschraubung, die wie ein zierendes Element aussehen soll, da fehlt mir noch eine richtige Idee.
Und dann die Lederarbeit.