Wiederbelebung einer Spende des Gitarrenmachers
Verfasst: Fr Sep 12, 2025 10:01 pm
Vor einiger Zeit schrub mir der liebe Christian aka Der Gitarrenmacher dass er noch eine alte Wandergitarre vom Flohmarkt hätte die er immer mal wieder aufbereiten wollte, aber nie dazu kam und er sie im Zuge einer Aufräumaktion weggeben wollte. Ich sagte natürlich gleich zu und bald darauf kam dieses schöne alte Teil gut verpackt bei mir an.
Vielen lieben Dank nochmal, Christian!!
Einige Zeit zierte sie nur eine Wand in meiner Werkstatt, kürzlich nahm ich sie nochmal in die Hand und dachte die bekommst du flott wieder hin. Der Hals musste neu gesetzt werden, und es stellte sich heraus dass der Hals auch einen Argen Bogen, eine deutlich konkave Fingerschanze, darstellte. Die habe ich mit Wärmebehandlung, Schraubzwingen und einem gegengelegten Profileisen recht gut herausbekommen, bis dato hält es auch und der Hals ist fast gerade, sogar unter Spannung (11er Elixir). Im Anschluss habe ich den Hals von hinten abgeschliffen da er einige arge Macken hatte und das Ganze schwarz lackiert und mit ein, zwei Schichten Klar-Nitrolack versiegelt. Vorher galt es noch einen seitlichen Riss in einem der „Fenster-Rahmen“ am Kopf neu zu verleimen, der zeigte schon einen groben Reparaturversuch (natürlich aus vor-Gitarrenmacher-Zeiten!!) bei dem der Riss nicht nur schlecht, sondern auch versetzt verleimt war sodass es einen Überstand gab. Das konnte ich auch ganz gut beheben, man sieht wohl noch den Schatten des Risses, aber passt scho wie man hier in Bayern sagt.
Zudem habe ich den viel zu hohen Null-Bund ersetzt, die non-matching Stimm-Mechaniken durch ein altes, aber zueinander passendes Set ersetzt das einigermassen zu ihr passt (nicht ganz alt genug denke ich) und sie natürlich in Gänze gesäubert, aber insgesamt versucht ihr ihre Patina zu belassen.
Zur Herkunft kann ich (und konnte Christian auch) nicht viel sagen, sie ist bar jeder Beschriftung, Inschrift, Label oÄ. Ich habe im Netz einige ähnlich aussehende Gitarren von Meinl & Herold finden können, auch Höfner hatte wohl ähnliches im Programm in den 20er und 30er Jahren. Oft wurden diese Gitarren damals als „Hawaii-Gitarre“ bezeichnet, und einige Indizien lassen mich glauben dass auch diese hier ein solche sein könnte: Sie hat ein flaches, eher breites Griffbrett und der Null-Bund (der original aussah) war deutlich zu hoch. Man konnte sie zwar spielen, aber sehr angenehm war das nicht, wozu natürlich auch der Bananen-Hals beigetragen hat. Aber sogar nachdem ich den begradigt hatte machte das Ganze nur Sinn, wenn man annimmt dass es ein Instrument sein sollte, auf dem sowohl „normal“ (mit der linken Hand auf dem Griffbrett greifend) gespielt werden „kann“, dass sie aber eben auch als Slide-GItarre (aka Hawaii-Gitarre) herhalten konnte. Ich habe das set-up jetzt so gemacht, dass man sie etwas angenehmer „normal“ spielen kann, mit eingesetzter (höhenverstellbarer) schwebender Brücke und mit entsprechend eingestellter Saitenlage dann aber immer noch als slide-Gitarre dienen kann. Am angenehmsten ist es bei normaler Spielweise immer noch wenn man mit Capo im 1. oder 2. Bund spielt.
Beim normalen Spiel mit flacher Saitenlage hat sie einen ebenso flachen break-angle hinter der Brücke, was ihr einen recht eigentümlichen Klang verleiht, fast so ein bischen in Richtung Banjo. Das hat mich auf die Idee gebracht mit ihr mal so eine „rubber bridge“ auszuprobieren wie sie in Neo Folk-Kreisen seit einiger Zeit ab uns zu gespielt werden, das bietet sich auch an weil sich die schwebende Brücke bei ihr so leicht austauschen lässt. Und was soll ich sagen, ich bin begeistert! Kaum noch sustain und sehr „plucky“, aber irgendwie hat das was. Es klingt so irgendwo zwischen Banjo und gezupftem Cello, wenn ich wieder aus dem Urlaub zurück bin muss ich mal was aufnehmen damit.
Also danke nochmal an Christian, der mir nicht nur ein interessantes und charmantes Instrument kredenzt hat sndern mir auch meinen wahrscheinlich längsten post in diesem Forum hier eingebracht hat!
LG,
Niels
Vielen lieben Dank nochmal, Christian!!

Einige Zeit zierte sie nur eine Wand in meiner Werkstatt, kürzlich nahm ich sie nochmal in die Hand und dachte die bekommst du flott wieder hin. Der Hals musste neu gesetzt werden, und es stellte sich heraus dass der Hals auch einen Argen Bogen, eine deutlich konkave Fingerschanze, darstellte. Die habe ich mit Wärmebehandlung, Schraubzwingen und einem gegengelegten Profileisen recht gut herausbekommen, bis dato hält es auch und der Hals ist fast gerade, sogar unter Spannung (11er Elixir). Im Anschluss habe ich den Hals von hinten abgeschliffen da er einige arge Macken hatte und das Ganze schwarz lackiert und mit ein, zwei Schichten Klar-Nitrolack versiegelt. Vorher galt es noch einen seitlichen Riss in einem der „Fenster-Rahmen“ am Kopf neu zu verleimen, der zeigte schon einen groben Reparaturversuch (natürlich aus vor-Gitarrenmacher-Zeiten!!) bei dem der Riss nicht nur schlecht, sondern auch versetzt verleimt war sodass es einen Überstand gab. Das konnte ich auch ganz gut beheben, man sieht wohl noch den Schatten des Risses, aber passt scho wie man hier in Bayern sagt.
Zudem habe ich den viel zu hohen Null-Bund ersetzt, die non-matching Stimm-Mechaniken durch ein altes, aber zueinander passendes Set ersetzt das einigermassen zu ihr passt (nicht ganz alt genug denke ich) und sie natürlich in Gänze gesäubert, aber insgesamt versucht ihr ihre Patina zu belassen.
Zur Herkunft kann ich (und konnte Christian auch) nicht viel sagen, sie ist bar jeder Beschriftung, Inschrift, Label oÄ. Ich habe im Netz einige ähnlich aussehende Gitarren von Meinl & Herold finden können, auch Höfner hatte wohl ähnliches im Programm in den 20er und 30er Jahren. Oft wurden diese Gitarren damals als „Hawaii-Gitarre“ bezeichnet, und einige Indizien lassen mich glauben dass auch diese hier ein solche sein könnte: Sie hat ein flaches, eher breites Griffbrett und der Null-Bund (der original aussah) war deutlich zu hoch. Man konnte sie zwar spielen, aber sehr angenehm war das nicht, wozu natürlich auch der Bananen-Hals beigetragen hat. Aber sogar nachdem ich den begradigt hatte machte das Ganze nur Sinn, wenn man annimmt dass es ein Instrument sein sollte, auf dem sowohl „normal“ (mit der linken Hand auf dem Griffbrett greifend) gespielt werden „kann“, dass sie aber eben auch als Slide-GItarre (aka Hawaii-Gitarre) herhalten konnte. Ich habe das set-up jetzt so gemacht, dass man sie etwas angenehmer „normal“ spielen kann, mit eingesetzter (höhenverstellbarer) schwebender Brücke und mit entsprechend eingestellter Saitenlage dann aber immer noch als slide-Gitarre dienen kann. Am angenehmsten ist es bei normaler Spielweise immer noch wenn man mit Capo im 1. oder 2. Bund spielt.
Beim normalen Spiel mit flacher Saitenlage hat sie einen ebenso flachen break-angle hinter der Brücke, was ihr einen recht eigentümlichen Klang verleiht, fast so ein bischen in Richtung Banjo. Das hat mich auf die Idee gebracht mit ihr mal so eine „rubber bridge“ auszuprobieren wie sie in Neo Folk-Kreisen seit einiger Zeit ab uns zu gespielt werden, das bietet sich auch an weil sich die schwebende Brücke bei ihr so leicht austauschen lässt. Und was soll ich sagen, ich bin begeistert! Kaum noch sustain und sehr „plucky“, aber irgendwie hat das was. Es klingt so irgendwo zwischen Banjo und gezupftem Cello, wenn ich wieder aus dem Urlaub zurück bin muss ich mal was aufnehmen damit.
Also danke nochmal an Christian, der mir nicht nur ein interessantes und charmantes Instrument kredenzt hat sndern mir auch meinen wahrscheinlich längsten post in diesem Forum hier eingebracht hat!

LG,
Niels