Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Bretter, die manchen die Welt bedeuten....

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bluesballads
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Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von bluesballads »

Immer wenn ich Swingstücke strummen will, fällt mir auf, dass der Sound meiner Gitarren dafür viel zu dick und rund ist: auch bei meiner Loar mit einem einzigen P90 bekomme ich kein locker-flockiges "rupp-zupp" hin. Habt Ihr Tipps? Bässe rausdrehen geht in die Richtung, aber dann ist der runde und warme Solosound futsch. Wie bekommen diese ganzen Swingaufnahmen den luftigen Sound der Archtop hin, das klingt eher akustisch denn nach magnetischem Pickup.
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jpick
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Re: Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von jpick »

Welche Swing-Rhythmusakkorde (Griffbild) spielst du? Gib mal ein Beispiel. Das kann viel am Sound ausmachen.
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es hilft sowieso nur üben
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bluesballads
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Re: Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von bluesballads »

Das sind Bossa/Jazzakkorde: A+7 mit Grundton tiefe E-Saite, große Sept d-Saite, Terz g-Saite Quint h-Saite. Siehe hier:
Bild
Oder A in der Umkehrung mit Cis auf tiefer E-Saite, Oktave auf D-Saite, Quint auf g-Saite, noch ein A auf der h-Saite. Sind schon recht basslastig, mir geht es darum, dass die Jazzgitarre mit magnetischem Pickup mehr nach Powerchords als nach luftigem Jazz klingt, wenn ich sie schön stramm strumme. Akustisch klingt es "amtlich".
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fingerstricker
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Re: Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von fingerstricker »

Hi,
gehts dir da um den luftigen Jazz-Sound für die Begleitung im Bandkontext (mit mehr oder weniger dickem Amp), oder einfach nur um gediegenes Wohnzimmer schrupp schrupp in den Looper mit anschließendem Skalenfeuerwerk auf dem Sofa ?
Ich war vor nicht all zu langer Zeit mit einem befreundeten Gitarristen bei ABM in Nürnberg. Da haben wir für seine L5 einen passenden Amp gesucht und es waren insbesondere die tiefen Frequenzen die von Amp zu Amp riesige Unterschiede gemacht haben - genau so wie du das beschreibst. Nur Bässe rausdrehen brachte es nicht - denn dann fehlte plötzlich wieder wo anders ...
Ich spreche hier noch nicht mal von grundverschiedenen Amps sondern lediglich von "verschiedenen Ausgaben" eines Deluxe Reverbs. Ich will damit sagen, die Gitarre-Amp Kombination macht hier viel aus. Meine olle Washburn J6 klang dann über den Amp an dem die L5 super klang nur noch entweder dünn oder wummerig... (Zugegeben, es hätte mich auch etwas verwundert wenn die Korea-Sperrholzberta genau so klingen würde die die geschnitzte Tante aus Amerika). An meinem Amp oder in der DAW hingegen klingt sie wiederum ganz passabel.
Wie bekommen diese ganzen Swingaufnahmen den luftigen Sound der Archtop hin,
Ich habe schon gesehen (und auch selbst ausprobiert), dass da die dicke Berta genau aus diesem Grund noch zusätzlich mit einem Mikro abgenommen wird. Dann kann man genau diese Luft im Mix wieder etwas hinzugeben.

Ansonsten, - ich bin da nicht der große Auskennbert, vermute ich aber, dass zusätzlich zur bereits genannten Wahl der "geeignetnen Akkorde", mit Anschlagtechnik, Plektrum und insbesondere auch der Dämpfungstechnik der Greifhand viel in dieser Richtung beeinflusst werden kann, - so ein bisschen nach dem Motto: "Wenn du keine tiefen Frequenzen hören möchtest, dann lass die dicken Saiten in Ruhe ;-)

Gruß
fingerstricker

P.S. ts ts ...der Fingerstricker gibt Tips zu Thema "Jazz Gitarre" ...
Das ist irgendwie witzig - als würde der Maulwurf dem Adler Tips geben wie er eleganter um die Kurve fliegen kann :whistler:
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bluesballads
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Re: Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von bluesballads »

Ich bin ja auch kein Jazzer, das passt schon, zumal deine Schilderung meinen Eindruck verstärkt, dass es die Frequenzkombi von Pickup und Amp ist. Ich will schon verstärkt spielen, der kleine Bud hat ja nicht enorm viel Bass (6,5" Speaker, aber dafür Bassreflex), wenn ich da die tiefen Bässe rausdrehe, geht das schon in die richtige Richtung. Aber vielleicht ist der P90 Typ Pickup auch vollkommen ungeeignet für den gewünschten Klang, die Gitarre in diesem Song (die in der Begleitung, nicht das höhenmäßig angeheizte Intro, das auch cool ist) klingt so, als wäre da kein Geheimnis dahinter:
http://www.markus-willer.de/santa.mp3
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docsteve
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Re: Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von docsteve »

Hast du mal den Volumenregler zurückgenommen? Das wirkt bei mir Wunder, sowohl mit der Telecaster als auch mit einer Halbresonanz-Gitarre mit P90 Pickups. Der Ton wird dann viel luftiger, und wenn man aufdreht, gibt es einen schönen vollen Solo-Sound. Der Bassist hat mir zudem - im Bandkontext sehr zu Recht - die tiefe E-Saite verboten.

Meine Archtop hat einen Fishman-Pickup im Steg, über einen Marshall AC-50 klingt das wunderbar für akustischen Swing. Mir fehlt umgekehrt ein wenig die magnetische Wärme bei Soli.
mir geht es darum, dass die Jazzgitarre mit magnetischem Pickup mehr nach Powerchords als nach luftigem Jazz klingt, wenn ich sie schön stramm strumme
Ich bemühe mich um einen leichten Anschlag beim Rhythmus und gebe dann bei Single Notes mehr Gas, am liebsten so richtig Django-mäßig mit Anlegen (wobei ich von Djangos Tempo weit entfernt bin).

Viele Grüße, Stephan
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morris
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Re: Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von morris »

Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass dieser Sound (nur) von den Pickups kommt. Handelt es sich bei Deiner Gitarre um eine Loar LH-309? Wenn ja und wenn es um's Aufnehmen geht, würde ich den Rhythmuspart definitiv ohne Pickup aufzeichnen. Vor einiger Zeit hab ich mir eine LH-300 angeschafft und auch eine Weile experimentieren müssen, um einen entsprechenden Sound hinzukriegen.

Meine Lösung damals sah so aus:
1. Flatwound Saiten aufziehen
2. Das Mikro (oder die Mikros) mit mehr Abstand (40-50cm) aufstellen.
3. Abenteuerliche Mikropositionen nutzen (z.B. direkt von oben auf den Steg)
4. Anschlag üben

Ich bin immernoch kein Jazzer und beileibe kein Gypsy-Gitarrist. Allerdings hat das für mein Gypsy-Experiment den Sound gebracht, den ich hören wollte.

Was die Soli angeht: Entweder gehst Du beim Solo schlicht etwas näher ans Mikro (das ist lustig und schön old school) oder Du zeichnest das Signal des P90 parallel auf und nimmst dafür dann die entsprechende Spur.

Grüße von
Morris
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JazzDude
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Re: Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von JazzDude »

Grundton weglassen, 2- oder maximal 3-Klänge spielen, viel mit der linken Hand dämpfen. Ich sach nur: Freddie Green.
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bluesballads
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Re: Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von bluesballads »

Danke Euch für die Tipps!
@Docsteve: Ja , der Volumenregler ist auch meine Lösung momentan, sowohl bei der Loar LH-309 als auch bei der Gretsch: das bringt eine Menge an Luftigkeit.

@morris: Seit gestern habe ich Flatwounds drauf, das ist auch schon mal besser, obwohl es mir ums Spielen mit dem Amp geht, nicht um Aufnahmen.

@JazzDude: Da ich entweder solo oder im Trio (Bassist kommt mit 4 Kindern de facto nicht zum Üben, den muss ich mit meinen Parts führen, der andere spielt Cajon, da ist nicht viel Substanz zum Weglassen...) spiele, behalte ich das mit dem Grundton erst einmal so bei. Mal ein dünnes Plec zu nehmen, war auch nicht verkehrt: meine sind Bumblebees, harte Version, das ist natürlich heftig, aber die sitzen so schön am Daumen, selbst wenn ich fingerpicke, da kann ich perfekt den Anschlag wechseln, ohne einen auf Brian Setzer machen zu müssen (Plec-Akrobatik).

In der Summe geht das jetzt, allein den Pickup 2/3 zuzudrehen wirkte Wunder.
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bookwood
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Re: Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von bookwood »

Ich spiele das ganze Maj7-Zeuchs meist lieber ohne Plek. Man kann die überflüssigen Saiten besser ausblenden, mit Kuppe-/Nagelspiel den Klang gut steuern und der Daumen steht bei Bedarf auch für'n Wechselbass parat.

Beim EQing würde ich abseits vom Bassregler mal mit den Mitten was probieren. Geht man da von 300 Hz bis 1 kHz étwas nach vorn, ist das oft gut für ein präsentes Solospiel. Nimmt man sie dagegen zurück, ist das fürs Begleiten besser. Manchmal kann man die Bässe dabei sogar unverändert lassen, damit die Wärme eben nicht verloren geht.
Gruß
von
Ralf
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bluesballads
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Re: Sound für Rhythmusbegleitung Jazzgitarre

Beitrag von bluesballads »

Das stimmt: bei den Maj7 etc.- Nummern bin ich auch wieder vom Strumming zurück zum Fingerkuppe/Hornhaut-Nagel-Mix gegangen.
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