Les Paul Steg/Brücke einstellen

Bretter, die manchen die Welt bedeuten....

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Pappenheim
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Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von Pappenheim »

Hallo liebe Leute,

habe heute bei meiner schönen fast neuen Paula (nach sehr langer Zeit) endlich mal wieder die Saiten gewechselt - die Seuche lässt ja nun neuerdings wieder Auftritte zu. Angesichts dessen mussten die alten Drähte mal runter und neue rauf. Und ich hab mal testhalber von 10er auf 9er gewechselt, man wird ja nicht jünger, wollte mal schauen, ob 9er das Spiel v. a. hinsichtlich Haptik und Bendigs etc ein wenig weniger anstrengend machen.

Weil ich ja ein reinlicher Mensch bin, habe ich, sowie die Gitarre "nackt" war, selbige auch mal anständig gewienert und poliert. War ja dank Corona ordentlich verstaubt. Doch ach und weh, dabei habe ich offensichtlich die beiden höhenverstellbaren Rädchen der Brücke, die sich da "tune-o-matic" oder so ähnlich nennt, ordentlich verstellt. Als ich die neuen Saiten wieder aufgezogen habe, war nichts mehr, wie es vorher war. Verdammt.

Die fette E-Saite war zu hoch (am 12. Bund bei fast 2 mm), die dünne E-Saite klebte gleichsam am Griffbrett. Also die Saiten wieder gelockert und an den Rädchen geschraubt. Habs halbwegs hingekriegt, nur ist jetzt die h-Saite ist zu hoch, die G auch, während die dünne e immer noch ein wenig zu niedrig war.

Viel Text, lange Rede - kurzer Sinn: kennt sich bitte irgendwer von euch aus, wie man das optimal einstellt?

Vor allem habe ich keinen Tau, wofür die ganzen Saitenreiter auf der Brücke da sind - für die Intonation (?) oder kann man damit die Höhen der einzelnen Saiten feinjustieren?

Hier mal ein Foto des derzeitigen Zustandes:

Bild

Da sieht man jetzt ganz gut: der Saitenreiter (ist das überhaupt die richtige Bezeichnung??) der fetten E ist ganz hinten, jener der D ganz vorne, die anderen irgendwo dazwischen und jener der dünnen e wiederum ganz vorne. Ist das normal, soll das so sein? Und woher weiß ich, was richtig ist?

Hab das Netz abgegrast - mühsam und ausführlich: deutschsprachige Saiten gehen nicht auf den Kern des Problems ein und sind zu allgemeint gehalten; englischsprachige Seiten bzw. Videos sind zwar ausführlicher, schwurbeln aber um den heißen Brei herum und sind nicht wirklich lösungsorientiert. Abgesehen davon habe ich mal wieder das Gefühl, dass es dazu gefühlt dreitausend Meinungen gibt.

Daher bleibt mir nur noch die Hoffnung, dass es unter uns einen gibt, der mir verrät, wie das zu handhaben wäre, ohne die Gute gleich wieder zu einem Gitarrenbauer tragen zu müssen, der es (ähnlich wie bei Friseuren) dann doch nicht wieder so macht, wie man es will. Und einen vor allem im unklaren darüber lässt, wie man es in Hinkunft selber hinkriegen kann :?

Bitte daher um Hilfe im kollegial-forumianischen Sinn. Was ich quasi brauche ist eine Anleitung der Marke "Gibson Les Paul - Saitenlage, Steg/Brücke einstellen für DUMMIES" und danke an dieser Stelle schon mal im Voraus :wink:

Postscriptum: bei meiner Akustischen war das Saitenwechseln mal wieder wesentlich einfacher - zumindest auf den ersten Blick. Die klimatischen Verhältnisse haben sich nämlich in den letzten Wochen - wie ihr wohl auch bemerkt habt - radikal verändert, und so bekam die Gute - bedingt durch die weit höhere Luftfeuchtigkeit - mal wieder ihr typisches Sommerbäuchlein (erinnere an dieser Stelle immer wieder gerne mal an Reinhards Faden mit dem Titel "Never trust a guitar without a belly").
Die Saitenlage (fette E am 12. Bund) betrug einiges über 3 mm. Also ein wenig am Halsspannstab rumgeschraubt und nach einigem hin und her passte es dann wieder (2,5 mm - relativ optimal). Jedesmal nach dem Jahreszeitenwechsel ziemlich lästig... :? Frage an Holger: ist das bei so einer Carbongitarre auch so oder spart man sich das bei dem toten Material? :)

Nichtsdestotrotz, am Ende steht ein schöner Anblick von zwei tollen Gitarren, die frisch gewienert bereit für den nächsten Einsatz stehen (naja fast, bei der Paula muss w. o. beschrieben noch was justiert werden):

Bild
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Rumble
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von Rumble »

Hallo und guten Morgen mein Lieber!

Da kannst Du eigentlich beim putzen und aus Versehen nur die dicken Rändelschrauben rechts und links verstellt haben.
Mit den 6 kleinen Saitenreitern stellt man in der Tat die Intonation ein. Wenn da vorher alles ok war, dann lass das erst mal so.

So als Ausgangspunkt würde ich jetzt mit Bordmitteln einfach mal ein 1,5 mm Plektrum im 12. Bund zwischen Bund und Saite schieben.
Es sollte gerade so ganz leicht stecken bleiben. Wenn nicht, dann halt ein bisschen/hoch runter mit der Bridge. Da kann man eigentlich nix verkehrt machen. Aber die Saiten jedesmal erst lockern und nicht mit einer Zange die Schrauben vermurksen. ;-)

Natürlich kann man von da aus noch ein wenig naoch oben, oder vielleicht auch nach unten anpassen.
Das muss man ausprobieren. Also erstmal nur recht/links die passende Saitenhöhe wiederfinden. Ist kein Ding.
Ansonsten ist die Paula-Brücke sehr unkompliziert.

Bei den Saiten spiele ich auf LP Modellen zwar auch ganz gern 10er, aber aber es gibt z.B. auch Sätze wie 09 auf 46. Die nehme ich z.B. für die meisten meiner Gitarren. (Elixir Optiweb)

LG
Michael
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Niels Cremer
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von Niels Cremer »

Intoniert sie denn korrekt, von der Saitenlage mal abgesehen? Auf den ersten Blick fällt mir nur auf dass (auch) beim Saitenreiter für die D-Saite die Kompensation ausgemaxt ist, was zumindest ungewöhnlich ist. Der Saitenreiter wurde auch rumgedreht um noch mehr Kompensation zu erreichen, meist sitzt der Saitenreiter der D-Saite so orientiert wie bei E- und A-Saiten. Aber wie gesagt, mag ja sein dass sie das braucht.

LG,
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berndwe
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von berndwe »

So sieht es bei meiner Paula aus:

Bild

Das ist was die Saitenreiter betrifft der Auslieferungszustand.

Verstellt habe ich zu Anfang lediglich sie Saitenlage, und zwar so wie es der Rumble beschrieben hat.

Was die Kompensation betrifft, da braucht es wohl mehr je dicker die Saiten sind. Wobei sich da beim Wechsel von 10ern auf 9er nicht merklich was tun sollte.
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Rumble
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von Rumble »

Hatte selbst auch schon eine Paula bei der die Intonation gerade noch eben halbwegs sauber einzustellen war.
So ist das halt mit diesem Gibson- Gelumpe. ;-)

Meine akustische Gibson ist auch grenzwertig. Geht aber.
Könnte man aber auch noch kompensieren.

Da das Modell (J45 TV) aber ein angeblich exakter Nachbau der ollen Dinger für die späten Cowboys sein soll, da muss das halt so. :aua:
Meine beiden Gibson-Brettgitarren habe ich abgegeben. Sogar die alte Nighhawk.

@Pape: Kurbel das Ding einfach wieder hoch bis es passt.
Wenn vorher alls gut war, dann sollte es damit getan sein. Der Unterscheid zu den 09er Saiten sollte jetzt auch nicht sooo gewaltig ausfallen, aber wenn die Höhe wieder stimmt, dann kannst Du natürlich auch mal die Intonation checken.
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Pappenheim
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von Pappenheim »

Und wie mach ich das? :bl:

Guten Morgen an alle und danke für eure Beiträge!!
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Rumble
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von Rumble »

Den gedrückten Ton einer Saite im 12. Bund mit dem Ton der schwingenden Leersaite vergleichen. (Dabei nur so fest drücken, wie auch im "normalen" Spiel)

Die kleinen Reiter dann wenn nötig und je nach Abweichung einfach ein bisschen vor oder zurück schrauben bis beide gleich klingen/stimmen.
Ist in der Regel auch kein Hexenwerk bei einer E-Gitarre.
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von Es335 »

Mit den Reitern der Gibson Tune-o-Matic-Bridge stellt man die Intonation ein. Ist der im 12. Bund gegriffene Ton höher als der Flageolet Ton, dann schraubt man den Reiter nach hinten und nach vorne, wenn er zu niedrig ist.

Die Saitenhöhe läßt sich nur insgesamt verstellen. D.h. schraubt man den Steg z.B. auf der Seite der hohen e-Saite hoch, dann wirkt das wie eine Rampe. E1 wird ganz viel, H2 weniger und G3 noch weniger angehoben.

Theoretisch kann man durch die Tiefe der Einkerbung der Reiter noch etwas feinjustieren, das wäre dann aber schon sehr speziell.

Von der Vorgehensweise her stellt man erst mal an den Rändelschrauben die Saitenlage im 12. Bund ein und probiert so lange, bis sie sich angenehm und schnarrfrei spielen läßt.

Wenn das erreicht ist, kontrolliert man die Intonation im 12. Bund und justiert ggf. nach. Die Reiterpositionen in dem Bild oben sind dafür nicht untypisch.

Ausgelassen ist dabei ein Zwischenschritt, die Kontrolle und ggf. Nachjustage der Halskrümmung, was bei Wechsel der Saitenspannung relevant sein könnte. Dafür braucht es aber den Halseinstellschlüssel von Gibson, etwas Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Sollte sich z.B. die Intonation nach dem Saitenwechsel nicht mehr ordentlich einstellen lassen, wäre das ein mögliches Indiz dafür. Normalerweise solltest du aber mit der obigen, zweistufigen Vorgehensweise auskommen! Toi, toi, toi!
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bookwood
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von bookwood »

Wie die Intonation justiert wird, wurde ja gerade beschrieben. Für den Fall, dass der Verstellbereich der Saitenreiter (auch nach Umdrehen) nicht ausreichen sollte, ist die beste Lösung, die schmale ABR-1 Bridge gegen eine Nashville mit mehr „Luft“ zu tauschen. Ich habe dafür Qualitätsteile von ABM oder TonePros genommen. Bei TonePros sind die Reiter vorgekerbt, bei ABM muss man selbst feilen, wobei eine kleine Vogelzunge gute Dienste leistet. :wink: Von Gibson gibt es auch eine billigere Alternative: https://www.thomann.de/de/gibson_pbbr04 ... bridge.htm
Gruß
von
Ralf
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docsteve
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von docsteve »

Jetzt mal ne ganz blöde Frage: auf beiden Bildern ist zu sehen, dass die Schrauben zur Einstellung der Intonation Richtung Tonabnehmer weisen. Ich hätte immer gedacht, die gehen nach hinten Richtung Tailpiece? Oder hatte ich damals die Brücke verkehrt rum montiert, als ich noch eine Paula – Kopie hatte?

Ich würde mir einbilden, dass das Einstellen der Intonation einfacher geht, wenn die Schrauben nach außen zeigen.
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bookwood
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von bookwood »

Wo die Schräubchen liegen ist funktional wurscht. Ich nehm sie immer auf die Seite, wo (auch abhängig von der Tonabnehmerhöhe) mehr Platz fürn Schraubendreher ist. Oft geht man da ja nicht dran.
Gruß
von
Ralf
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fingerstricker
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von fingerstricker »

Sodale, jetzt hab ich auch mal meiner Paula aufs Gebiss gekuckt.
Dabei habe ich gesehen, dass mein Paulinchen sogar ne Zahnspange trägt und das ist gar nicht so doof, denn dann können die Beißerchen nicht rausfallen :wink:
Bild
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bookwood
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von bookwood »

Nennt sich auch Rappelfeder und kann manchmal richtig nerven. :mrgreen: :)
Gruß
von
Ralf
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fingerstricker
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von fingerstricker »

bookwood hat geschrieben:
Mo Mai 23, 2022 8:58 pm
Nennt sich auch Rappelfeder und kann manchmal richtig nerven. :mrgreen: :)
Da hilft dann sicher dieses Wachs :whistler:
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Pappenheim
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Re: Les Paul Steg/Brücke einstellen

Beitrag von Pappenheim »

Danke für eure Beiträge. Sehr wertvoll. Ich habe so einiges gelernt:

1. Dinge wie diese helfen ungemein, jedenfalls sehr viel mehr als ein Maßband oder ein Zollstock vom Baumarkt:

Bild

Da ist man doch um einiges präziser.

2. man muss sich nicht grün und blau mit diesen beiden Rödelädern an der Brücke per Hand ärgern, man kann auch von oben einen Imbusschlüssel hineinstecken und damit die Höhe der Brücke verstellen... :roll: :banger: :pferd: Und ja klar, Saiten lockern hilft ungemein....

3. Die Saitenreiter sind zum Einstellen der Intonation da (die übrigens bei meiner passt, wenn mich meine Metal-geschädigten Gehörgände nicht betrogen haben), und nicht zur Feinjustierung der Saitenhöhe.

Ich denke, das könnte man in weniger als 5 Minuten in einem Video erklären. Eigentlich eine Schande, dass es so eines nicht gibt. Ist wohl die Gitarrenbauermafia dahinter... :whistler: :mrgreen:

Danke jedenfalls an alle für diesen ungemein hilfreichen Austausch! :D
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