Moin Bernd,
ich meine das eher so, dass in Tests oft bejubelt wird, dass einige Pedale ja so wahnsinnig vielseitig einzustellen sind. Ja sicher sind das einige, aber wer dreht denn außerhalb des Wohnzimmers während des Spielens die ganze Zeit an den Knöppen rum?
Geht doch bei den zerrenden Pedalen oft schon los, wenn du nur die Gitarre wechselst. Den Amp und seine Einstellungen betrifft das natürlich ggf. auch.
Sicher, das ging und geht schon immer irgendwie. Ich haue am echten Amp z.B. halt manchmal einfach mehr Höhen rein, als ich an der Strat, bzw. bei Single-Coils, brauche und regel die dann an der Gitarre ein bisschen zurück. Bei der LP-Style mit P90 und Humbucker passt es dann mit den Höhen. Bei den "echten" zerrenden Pedalen habe ich immer mehrere und/oder zweikanalige Teile, eine Gain/Boost Kombi, etc..
Aber wir schreiben das Jahr 2024. Da bist du mit Presets schon ganz klar im Vorteil. Erst recht bei den ganzen modulierenden Effekten und/oder Reverb/Delay. Wobei es da ja heute immer mehr Pedale gibt, die auch Presets haben. Aber gerade die ganzen gehypten teuren zerrenden "Boutique" Dinger können das ja oft nicht.
So ein Artist ist übrigens absolut Band tauglich. Das ist nicht mehr wie früher, dass die Transistorendstufen da nicht mithalten könnten.
Die neuen Amps, wie z.B. auch so ein kleiner Amp1, die ballern ohne Ende. Mehr braucht sicher niemand mehr. Allerdings lässt sich das Ding auch ohne Klimmzüge, wie z.B. einem Attenuator, leise mit einem immer noch erstaunlich fetten Sound spielen. Selbst über meine große Laney LA mit den zwei Greenbacks.
Sicher, mit den Top Modeling Kisten geht noch weit mehr, aber das hat halt oft den Preis, den du ja auch beschreibst. Da kann man trefflich stundenlang rumfummlen. Das geht mit der Software von Boss zwar in einem gewissen Rahmen auch, aber das ist schon alles noch recht handlich und easy. Das ist ja auch ein ganz anderes Konzept. Natürlich vergleicht man da funktional aber auch Äpfel mit Birnen.
Wenn ich jedoch bei mir einfach mal davon ausgehe, was ich ganz persönlich heute so möchte, dann passt das. Klar der Kemper, Helix, Axe, etc. kann das in ähnlicher Form natürlich auch. Aber das hieß beim Kemper auch: Kemper, Endstufe und Kabinet oder aktive Box/FRFR und beim Kemper je nach Modell ggf. auch noch die Remote, plus mindestens ein Expression-Pedal.
Ich habe mal geschaut, wie nah ich an meine Lieblingssounds mit meinem kleinen Röhrenfreund und den Pedalen rankomme. Da ich ja hier per Fussschalter auch zwischen den Amps hin- und herschalten kann, habe ich da immer den direkten A/B Vergleich. Ich bin da auch ziemlich gut im "Tweaken".
Was soll ich sagen? Das ist echt ganz dünnes Eis. Einige Sounds gefallen mir bei dem Artist manchmal sogar noch einen Tacken besser. Selbst wenn die unterschiedlichen Speaker, bzw. das geschlossene Kabinet berücksichtige.
Sogar das teure Drybell Unit67 Pedal kann ich virtuell erschreckend gut mit einem virtuellen Boost und Kompressor nachbilden. Was Preis/Leistung betrifft, sind die Dinger kaum zu schlagen. Das Spielgefühl passt für mich heute auch. Egal ob Kemper oder Katana.
Was mir am Katana noch ein bisschen fehlt, das wäre noch ein zweites virtuelles zerrendes Pedal, dass ich gleichzeitig betreiben kann und die Möglichkeit das Expression Pedal so zu konfigurieren, das z.B. die Heel-Position (Padal ganz nach hinten) auch gleich die "of" Position ist. So muss man das Wah halt erst auf der Midi-Leiste Einschalten. Nervt ein bisschen.
Mein Zendrive macht sich z.B. hier und da schon noch gut als Ergänzung.
Aber ok, ich habe ja die beiden kleinen Boss Midi-Leisten eh´auf einem zweiten kleinen, leichten Mini-Board. Da packe ich dann vielleicht doch noch einen Tuner und ein Padal mit drauf. Ist jetzt aber sicher auch kein "muss".
Was auch noch nett wäre, das wäre vielleicht eine übersichtliche "Deluxe Variante" der Midi-Fußleiste mit direktem Zugriff auf alle 8 Patches, oder zumindest einem etwas weniger umständlichen Wechsel der Bank und einem kleinen Display. Ich benutze jetzt zwei von den GA-FC EX Dingern. Erleichtert schon mal einiges. Eine für die Sounds, eines nur für die Effekte.
Ansonsten würde ich mal behaupten, dass ich heute so meine ganz persönlichen Lieblingssounds und Gitarre gefunden habe. Ganz allgemein.
Der Kemper war schon klasse, gerade um halt mal alles Mögliche klanglich auszuprobieren, aber ich bin völlig zufrieden so. Der Amp und die Pedale sind natürlich auch immer noch cool, aber halt nicht wirklich praktisch.
Ich hatte den zuletzt mit dem Board und allem Geraffel mal mit um etwas weiter weg ein Wochenende zu spielen, aber das gebe ich mir echt nicht mehr. Allein das Case für das Board hat ja schon gute 9 Kilo.
Außerdem, mein kleiner roter "Bandbus" ist ja auch nicht so riesig!
Ich musste neulich schon die größere Karre nehmen.
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.