Beerdigung: Aufgeigung vergeigt...?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Holger Hendel
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Beerdigung: Aufgeigung vergeigt...?

Beitrag von Holger Hendel »

Moin zusammen, mal ein Erfahrungsbericht von einer Aufspielung auf einer Beerdigung. Letzte Woche war ich dort (ich kannte weder den Verstorbenen noch jemand anderen auf der Trauerfeier) für einen Song gebucht. Trauerfeier 40 Min. / Songlänge ca. 2 Min. Bin recht kurzfristig eingesprungen (2 Tage vorher). Da ich die letzten Wochen eh "im Training" war in Sachen gigs dachte ich mir, das kann so heavy ja nicht werden, Livesituationen bereiten mir in letzter Zeit überhaupt keine Probleme mehr. So arrangierte ich den Song (house of the rising sun wurde gewünscht), richtig schick mit Spannungsbogen, netten Picking-Passagen, flatpicking, Bassläufen usw. na ja - was mir eben so einfiel. Einige Male geübt, das Ding ging wirklich hervorragend von der Hand. Ganz ehrlich: so gut war ich für keinen der sonst. gigs vorbereitet.

Die Beerdigungs-Situation hatte ich schon häufiger im Kopfe durchgespielt, nicht erst seit dieser Frage - und ich konnte da also schon einiges vorwegnehmen, dachte ich.

Doch dann das: kurz vorm Losspielen, einen Programmpunkt (Bibellesung) davor, begann die Pumpe zu rasen, die Finger zu zittern! No problem, dachte ich - kenne ich ja...nur nicht in dieser Intensität. Alle Tricks, die ich für sowas idR abspiele (zusammengefasste Übungen 1-3 des autogenen Trainings, Atemübungen zur Beruhigung usw.) brachten rein gar nix! Und ich war wie gesagt bestens vorbereitet, die Gitarre war gestimmt, ich saß bequem, war angemessen gekleidet usw. also 0 Grund, sich Panik zu machen. Und dann das! Ich war nicht in der Lage, das zurechtgelegte Arrangement zu spielen, es lief auf eine "hinterwäldlerische" ;) flatpicking-Version hinaus. Zwar ok, doch Längen von dem entfernt, was ich tun wollte. Meine Finger wollten nicht mitspielen. Abgefahrene Sache!

Einen Tag später mit der heavy metal-Band vor 200 Leuten auf´nem Bikertreffen / zwei Tage später mit einem ziemlich ungeprobten Set in einem Atelier vor ca. 40 Leuten - alles ganz easy, locker...das ging wie von selbst.

Was war da los? Ich bin nicht für meine Gottesfürchtigkeit berühmt, ok - diese erdrückende Stimmung bei der Trauerfeier...ja mei - doch die war ja von Anfang an da, nicht erst kurz vom Losspielen. Und da hat sie mich auch nicht vom Stuhl gefegt oder nervös gemacht. Ich kann mir psychologisch von berufswegen her diverse Dinge gut herleiten doch hierauf kann ich mir keinen Reim machen.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie gesagt - in herkömmlichen Vorspielsituationen ist es fast das Gegenteil von dem, was da los war. Und wie gesagt - ich war (für meine Verhältnisse... ;) ) echt gut vorbereitet.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Ich würde mal sagen, hundert pro verständlich und sympathisch...

Ergriffenheit bei einer Beerdigung hat erstens mal null mit Gottesfürchtigkeit zu tun... tatsächlich sollen auch schon Menschen ohne das Zutun der Kirche gestorben sein, auch wenn's manche kaum glauben mögen...

Und den (möglicherweise) letzten Wunsch eines Verstorbenen zu erfüllen ist doch noch mal was anderes als ein paar Metal-Freaks zu beglücken...

Ich denke die Trauergemeinde hat den Unterschied nicht bemerkt, der Hingeschiedene bestimmt auch nicht, und du hast einfach mal gecheckt bekommen, dass du (zum Glück) auch noch 'ne Seite jenseits von "cool" hast...

Herzliche Grüsse,

Martin
Zuletzt geändert von H-bone am Di Okt 12, 2010 11:05 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Chriss' Chords
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Beitrag von Chriss' Chords »

Interessante Geschichte.

House Of The Rising Sun war auch das Lied, dass ein Kumpel von mir bei der Beerdigung meines Patenonkels im Janur dieses Jahres gespielt hat. Bei ihm lief (soweit ich das akustisch einschätzen konnte) spielerisch soweit alles wie geplant. Er meinte auch noch, dass er sich richtig totgeübt hätte.

Aber am Üben lags bei dir sicher nicht. Warscheinlich hat es dich überraschend einfach übermannt. Emotionaler Blackout der Finger... Lässt sich spekulieren. Kenn dieses Zittern der Finger schon durch normale Aufregung. Aber das ist ja bei dir nicht das Problem, wie du sagst.

Aber ich denke, H-bone schätzt das Ganze schon richtig ein.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Servus Holger,

na ja, der nicht berechenbare gottverdammte Adrenalinkick eben, den wir Gitarristen so gut brauchen können wie ... :?

Bei einer Beerdigung hängt über allen Beteiligten eine ganz besondere emotionale Wolke. Das macht einen nervös. Völlig verständlich. Nimms nicht persönlich, aber mich freut es fast, dass einem Routinier wie Dir das auch noch hin und wieder passiert.... :wink:

Wie auch immer: Mit sowas muss man immer rechnen. Einzige Möglichkeit das auszuschließen: 1 x 50 mg Beloc (=Betablocker) 2 Stunden vor dem Auftritt. Sonst kanns einen immer erwischen... :roll:
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Holgie - das kenne ich auch.

Live? No prob! Eigentlich.

Aber: zwei Lieder Gitarre Solo ( Vincent und Little Baggerman ) auf dem 60 Geburtstag meiner Schwägerin mit 50 Gästen.
Outsch! nee - OOOUTSCH!!!!

Und dann wollte ich mit meinem Sohn ein Stück vortragen, eine Liedstrophe Gesang für mich dabei. Ich hatte 6 Wochen Zeit, 4 Zeilen Text zu lernen.

Peinlichst. Partielle Amnesie in Urform. 0 Idee für Melodie - 0 Idee für Text - auch nach zwei Anläufen nicht.

So einen peinlichen Auftritt hatte ich schon lange nicht mehr.

:?
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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Pida
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Re: Beerdigung: Aufgeigung vergeigt...?

Beitrag von Pida »

Hi,
Holger Danske hat geschrieben:kurz vorm Losspielen, einen Programmpunkt (Bibellesung) davor, begann die Pumpe zu rasen, die Finger zu zittern!
Das kenn' ich. Zwar nicht von Beerdigungen, aber von Hochzeiten. Beides sind ja unwiederholbare Ereignisse, woraus ein gewisser Anspruch an Perfektion folgt; die Biker dagegen haben eine Woche später die nächste Band gehört und der Künstler wird früher oder später seine nächste Ausstellung eröffnen (oder was immer der Anlass des anderen Gigs war). Gerade bei der Beerdigung ist dieser Anspruch bei den Zuhörern gar nicht unbedingt gegeben und wahrscheinlich ist auch niemand dabei, der hohe Ansprüche an die Musik stellt und kleine Fehler überhaupt bemerkt, aber man weiß ja nie...

Da hilft bei mir nur sehr gute Vorbereitung (Betablocker habe ich noch nicht ausprobiert;-). Bei solchen Anlässen habe ich Text+Akkorde dabei und die Stücke i.d.R. wenigstens einige hundert mal gespielt. Nur zwei Tage Vorbereitung sind sicher nicht optimal; ich merke immer wieder, wie hilfreich es für den Lernprozess ist, ein Stück auch mal eine Weile nicht anzufassen.

Gruß
Pida
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Tach Männer und danke für die Ansichten. Da ist sicher was dran, das Ereignis ist schon was besonderes, einmaliges und deshalb eine etwas entrückte Vorspielsituation. Doch was tun für die Zukunft...Drogen? ;) Die (legalen) sind mir nicht fremd, doch selbst mit der Metalband habe ich mir nur drei Bier gegönnt den Abend über...Fahren und so. Keine verlässliche Lösung für mich, kann mich ja nicht immer fahren lassen...und ob es wirkt ist auch noch so eine Frage... ;) Und die persönliche Einstellung der Sache gegenüber ändern...keine Ahnung, wie das gehen soll. Ich könnte es in die Vorsatzformeln meiner Übungen des Autogenen Trainings einbasteln...wer weiß, ob das was bringt.
Nur zwei Tage Vorbereitung sind sicher nicht optimal; ich merke immer wieder, wie hilfreich es für den Lernprozess ist, ein Stück auch mal eine Weile nicht anzufassen.
Hömma! (Na endlich, ich wartete schon so lange auf eine passende Gelegenheit, da hier mal schreiben zu können ;) ) - bei HOTRS sind zwei Tage fürs Arrangement / Üben eher schon zu viel - das Stück spiele ich, seit ich die Gitarre halten kann, glaube ich - zwar nicht in genau der geplanten Version usw. doch der Ablauf ist mir so inne wie das 12takte-Blues-Schema mit quick change - also im Grunde wirklich ein Selbstgänger. Also die Vorbereitung meinerseits war wirklich perfekt (wenn ich das mal so schreiben darf ohne, dass es protzig klingt). Ich bin mit der Metalband auf die Bühne gegangen und konnte 2/33 Stücken so gut wie gar net - so what - da ich neben dem Basser stehe und der eine echte Bank ist, ich mir so schnell was abäugen konnte, war es ein Kinderspiel, das zu überspielen. Ich glaube, ich hätte es drei Monate vorher wissen können - das hätte an der Situation an sich nichts geändert. Schließlich hatte ich ein Beerdigungsvorspiel ja schon diverse Male im Kopf durchgespielt, vorweggenommen - schon Monate / Jahre vor der eigentlichen action. Und es war mir im Prinzip alles total klar, sowohl vom Ablauf her, von der Stimmung usw. Und dennoch passiert mir sowas.
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Meine Erfahrung sagt, je kleiner das Auditorium, desto schwieriger die Perfomance.

200 Leute sind für mich eine anonyme Masse. 20 nicht mehr. Und wenn es dann noch Bekannte sind, die man nächste Woche noch in der Stadt trifft, steigt das Adrenalin um so mehr.

Aus meiner Sicht kein Grund zur Sorge Holger! Sorgen würde ich mir eher machen, wenn Du diese Erfahrung nie machen würdest! :wink:

Gruß Ralf
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Yeah Ralf, das ist wohl richtig. Bei der Trauerfeier waren aber auch ca. 130 Leute...im Grunde auch "anonym"...jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit Leute darunter, die mir beizeiten bei Aldi an der Kasse begegnen könnten. However... vor zwei Stunden rief die ... joa... "Veranstalterin" noch mal an und bedankte sich, sie fand es richtig gut und hat auf die veranschlagte Gage sogar was raufgehauen. :gute: Sowas geht natürlich runter wie gutes Bier...ich werde in Zukunft noch genauer schauen, wie ich auf derartige Situationen reagiere, spannende Sache.
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Pida
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Beitrag von Pida »

Hi,
Holger Danske hat geschrieben: Also die Vorbereitung meinerseits war wirklich perfekt (wenn ich das mal so schreiben darf ohne, dass es protzig klingt).
Darfst du schreiben, glaub' ich aber nicht. Genau genommen habe ich hier wohl ein anderes Verständnis von Perfektion.

Ein Stück perfekt zu beherrschen erfordert m.E. mehr, als es zu Hause fehlerfrei spielen zu können. Es bedeutet eben auch, so viel 'Headroom' zu haben, dass das auch noch klappt, wenn Zuschauer, ein Aufnahmegerät oder eine fremde Umgebung zusätzlichen Druck erzeugen. Eine Beerdigung ist da eben ein besonders schwer wiegender Fall.
Ich denke, das ist ein zentraler Unterschied zwischen einem extrem souveränen, und bühnenerfahrenen Musiker XY und 99% der Leute, die ihn covern. Es gibt vielleicht Hunderte oder gar tausende Gitarristen auf der Welt geben, die schon mal ein Stück von XY fehlerfrei durchbringen, aber beliebig und ohne besondere Anforderungen an die äußeren Umstände wiederholbar ist das in aller Regel nicht - denn sie müssten vllt. 90% ihrer geistigen Ressourcen für die Musik frei halten und kommen z.B. nur auf die Hälfte, wenn Lampenfieber sie befällt.

In deinem Fall hat es eben nur für eine reduzierte Version gereicht, weil die geplante Version deine musikalischen Möglichkeiten weiter ausgereizt hat und jene zudem mit Konzentrationsproblemen oder der Angst vor Verspielern um die Rechenleistung deiner grauen Zellen konkurrieren musste. Ich denke, viele von uns kennen das als Angst vor dem Solo oder anderen schwierigen Passagen, auch wenn der (einfache) Rest des Songs quasi im Schlaf runtergespielt werden kann.

Gruß
Pida
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Interessante Betrachtungsweise - also mein Messbereich für die Güte eines Songs - sprich - wie gut er von mir zu spielen ist - liegt stets in der heimischen Umgebung. Hier habe ich Aufnahmemöglichkeiten, Pfeifentabak, Metronom, kritischen Zuhörern, Kaffee etc. Die Vorspielsituationen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades kommen für mich viel zu selten vor, als dass ich eine Aussage darüber machen kann, wie gut Song xy in Vorspielsituation Schwierigkeitsgrad xy läuft - ich komme mit derzeit fünf Projekten / Bands auf insg. grob drei jobs / Monat, unterm Kopfhörer / vorm Mikro hocke ich regelmäßig - alles idR no problem...wenn es mal nicht so gut klapt wird eben Kaffee nachgegossen und es noch mal vernünftig gemacht, "schlimmstenfalls" zurückgestellt und weiter geprobt. ;)

Diese Beerdigungsding war was anderes, bestimmte Störfaktoren sorgten dafür, dass das ansonsten fehlerfreie Stück on the fly vereinfacht werden musste. Meine Behauptung: das hat wenig mit dem Spielen an sich zu tun sondern vielmehr mit individueller Stressbewältigung im Augenblick der Ausführung, demnach hätte ich es noch 100 Mal mit geschlossenen Augen spielen können, es hätte an der Situation nix geändert.

Nun spannend für mich: was macht diese Situation so besonders (für mich) - warum klappt das Vorspielen in so gut wie allen anderen mir bekannten Situationen fast wie von alleine und da nicht? Wo / was ist die Schnittstelle die ermöglicht, dass die Stimmung (oder "Aura" oder sonstwas der Situation) sich so in mein Gespiele einmischen kann?

Von der Antwort auf diese Fragen erhoffe ich mir einen lockereren Umgang mit derartigen Vorspielen in der Zukunft und natürlich, wieder ein Stückl mehr über mich zu lernen.

Was heißt "Perfektion" nun für dich? Das Spielstück unter allen erdenklichen Umständen (mit verbundenen Augen & Gitarre auf dem Rücken bei Windstärke 10 auf einem Bein hüpfend...) spielen können? ;) Ney - ist schon klar, du schreibst ja vom durch die sonst. Faktoren erzeugten Druck, den es auszugleichen gilt. Das ist ja der Trick - und ich verstehe es noch immer nicht so ganz; denn mir sind mittlerweile diverse Situationen begegnet, wenn ich genau überlege sogar sehr, sehr viele - in denen ich vor vielen Leuten gespielt habe. Das war im Grunde nie Thema für mich. Ich versuche zu verstehen, herauszufinden, was an dieser Beerdigungskiste so besonderes war. Immerhin ist da was gewesen, was ich sonst nicht kannte. Wenn ich es benennen könnte wäre es in der Zukunft sicher leichter, Stücke in geplanter Weise durchzuziehen.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hallo holger,

ich denke das ist alles einfacher, habe aber am tag mehrmals diesen thread gelesen und nachgedacht, doch das ist jetzt doch spontan...

das problem ist die ambivalenz der emotionen. in allen anderen noch so schwierigen situationen präsentierst du dich, so wie du sein willst, oder vorgeben musst zu sein, ein guter gitarrist eben, der rocken kann.

das geht hier nicht. du bist nur ein strauß blumen in den ganzen gestecken und gebinden. du spielst nicht für die lebenden sondern für einen toten. versuch dir vorzustellen warum er dieses lied zum abschied wollte, vielleicht war es einfach der titel, wörtlich übersetzt, da wo er jetzt hin will oder hofft zu sein. und wenn du selbst dabei feuchte augen bekommst wird dir das in dieser situation niemand übel nehmen. spiele mit offenem herzen dann weiß auch das adrenalin wo es hin soll.

der versuch cool zu bleiben ist der falscheste weg, das machst du ja auch auf der normalen bühne nicht. vor bikern ist es was anderes als vor einem countrypublikum, oder?
Salud a Familia
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RB
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Beitrag von RB »

Ich kenne so etwas nicht. Bin immer gelassen und unangreifbar und mache keine Fehler. Meine Finger sind immer trocken und warm, meine Zunge klebt nie am Gaumen und ich habe auch in den schlimmsten Situationen noch nie eine Zeile Text vergessen. Selbst wenn alle Saiten gerissen sind, spiele ich ein Stück noch sauber und ohne Nervosität fehlerfrei zuende. Kann dann allerdings etwas leiser sein.
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radlsonny
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Beitrag von radlsonny »

Pida hat geschrieben:, auch wenn der (einfache) Rest des Songs quasi im Schlaf runtergespielt werden kann.

Gruß
Pida
Ein wichtiger Aspekt meines Erachtens!
Ein Stück gut und fehlerfrei spielen können ist eine Sache - aber das reicht (eigentlich) nicht. Es muss irgendwie im Rückenmark verdrahtet werden und ohne Umweg übers Großhirn direkt in die Finger fließen.
Und das schafft man halt nicht in 2 Tagen.
Gruß Gerhard
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radlsonny
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Beitrag von radlsonny »

Das Im-Schlaf-runter-spielen-können ist wichtig. Man kan ein Stück noch so gut können, nach 2 Tagen ist es noch nicht im Rückenmark verdrahtet und die Großhirnrinde muss kräftig mitarbeiten, Befehle an die Finger senden, Signale vom Ohr empfangen..usw.
Das macht anfälliger für Störeinflüsse.
Ich kann ja auch die uralten Songtexte besser als die neu gelernten.
Gruß Gerhard
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