Blackbird und der unheimliche Fortschritt

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Manati
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Blackbird und der unheimliche Fortschritt

Beitrag von Manati »

Vor zwei Wochen habe ich mich mit Unterstützung meines Gitarrenlehrers endlich mal an "Blackbird" herangetraut; ein Stück, bei dem ich noch vor einem Jahr mit Sicherheit mit dem Hinweis, dass mir das zu schwierig ist, abgewunken hätte. Nun traute ich mich, war aber sicher, dass ich bestimmt zwei, drei Monate dafür brauchen werde.

Bis vorgestern habe ich nur an den ersten beiden Strophen gearbeitet, die dann schließlich so gut saßen, dass ich mir die Bridge vornahm.

Und plötzlich ging es rasend schnell; gestern Abend habe ich den Rest des Stückes praktisch im Handumdrehen runtergespult. Heute Mittag stelle ich fest, dass ich das Stück schon so gut wie auswendig kann.

Ich bin ein bisschen überwältigt und regelrecht euphorisch - im letzten halben Jahr habe ich das Gefühl bekommen, dass ich irgendwann tatsächlich Gitarre spielen können werde.

Das macht Mut! Kennt ihr das, dass man plötzlich Sprünge macht, die man sich vorher nie zugetraut hätte? Und das Hochgefühl, das sich dann breitmacht?
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Manati
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Beitrag von Manati »

Bin ich unwissend in irgendein Fettnäpfchen getreten? Oder ist das Thema irgendwie dämlich? Dann bitte ich vielmals um Entschuldigung. Aufklärung wäre aber ganz nett.
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wfp
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Beitrag von wfp »

Hei Manati,

also ich seh weit und breit kein Fettnäpfchen.
Was ist Dir denn komisch? Dass Du 24 Stunden keine Antwort darauf bekommst?

Ich hab' Deinen Beitrag gestern abend gelesen und mich leise für Dich in mich rein gefreut.
Jetzt, wo ich es nochmal lese, finde ich auch Deine konkrete Frage, ob es anderen auch manchmal so geht.

Ja, den Effekt kenn ich :) . Aber leider viel zu selten :( ...

Glückwunsch zum Erfolgserlebnis!

Paul
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Manati
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Beitrag von Manati »

Geht es dir dann auch so - gerade weil es selten passiert - dass dir das regelrecht unheimlich ist? Oder nimmst du das gelassen hin?
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Hubert
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Beitrag von Hubert »

Moin !!
Ich schließe mich den Worten von Paul an.
Deine "Sorgenfalten" sollten in ein breites Grinsen übergehen!

Schönen 2. Advent
Hubert
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Manati
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Beitrag von Manati »

Ja, das Grinsen war durchaus da.

Heute Morgen musste ich aber gleich die Gitarre zur Hand nehmen und ausprobieren, ob es noch geht. Ich traute dem Braten nicht so recht übern Weg ... doch, es geht noch.
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wfp
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Beitrag von wfp »

Nee, unheimlich war mir das bisher nicht.

Würd' eher sagen, es ist eine Mischung aus der Freude, dass es jetzt "funktioniert", und Erstaunen darüber, wie blöd ich mich davor angestellt hab...

Frohes Weiterbraten!
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Harald
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Beitrag von Harald »

Ich freu' mich für Dich mit, ehrlich. Ist schon ein tolles Gefühl, wenn plötzlich was "Unmögliches" doch geht - und JA - in den seltenen Momenten, wo das bei mir einmal der Fall ist, ist mir auch jedesmal etwas unheimlich und seltsam zumute, kommt mir dann so vor, als wäre ich es gar nicht selbst gewesen. Meist fällt ja der Groschen pfennigweise, aber manchmal auch gleich im Ganzen! Meint man!
LG Harald
"... und hätte aber die Liebe nicht ..."

http://www.youtube.com/watch?v=N4kFCBIYDqA
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Das macht Mut! Kennt ihr das, dass man plötzlich Sprünge macht, die man sich vorher nie zugetraut hätte? Und das Hochgefühl, das sich dann breitmacht?
Ja, genau so. ei mir liegt es aber eher am Stück. "Rebeccas Waltz" von Al Pettaway ist mir zugeflogen. An anderen Stücken beiße ich mir die Zähne aus!

Gruß Ralf
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Harald H. Morton
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Beitrag von Harald H. Morton »

Hallo Manati,

bevor ich auf Dein Aha-Erlebnis über das plötzliche Spielniveau eingehe, noch eine Anmerkung zu "Blackbird". Diesen Song habe ich mir vor vielen Jahren (als Beatles-Fan :D) einverleibt. Es ist zwar nicht die Form wie im "Fingerpicking Beatles" dargestellt - etwas einfacher und selber arrangiert - aber es zählt heute noch zu meinen Lieblingssongs. Ja ich gebe zu, ich spiele es unter anderem täglich zum "Aufwärmen und Einspielen". Übrigens ist das Buch "Fingerpicking Beatles" wirklich eine sehr gutes Songbuch!

Was jetzt das Aha-Erlebnis angeht, so kann ich das sehr wohl nachfühlen. Es ist für mich zwar nach wie vor unerklärlich, warum nach einer Spielpause plötzlich das Ding wie von alleine läuft. Freu Dich darüber und benutze diesen Effekt auch zukünftig. Mir ging es übrigens vor einigen Wochen auch wieder mal so als ich das Stück "Signe" von Eric Clapton nach langer Pause wieder mal zur Hand genommen habe. Ohne das ich viel tun musste - es lief einfach.

Noch einen schönen Sonntag und beste Grüße

Harald H. Morton
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Manati
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Beitrag von Manati »

Danke, Harald (und alle anderen, die meine Freude teilen).

Das freut mich, dass du das Buch auch kennst und für gut befindest.

"Blackbird" ist auch einer meiner Lieblingssongs. Die nächste Hürde wird darin bestehen, das Picking so sehr zu automatisieren, dass ich auch den Gesang dazu gut hinzubekomme.

Spätestens bei "All your life ..." hakelt es nämlich derzeit. Die Finger picken beharrlich Achtelnoten, die Stimme hingegen soll Synkopen produzieren. Das ist nicht ganz einfach und wird erst dann richtig gut klappen, wenn die Finger überhaupt nicht mehr "denken" müssen.

So ähnlich geht es mir, wenn ich mit den Fingern z. B. konsequent Dreivierteltakt spiele, aber in Duolen "dagegen singen" soll.
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Harald H. Morton
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Beitrag von Harald H. Morton »

... lese gerade noch Deine Rückmeldung. Ich spiele das Stück ja nur mit der Gitarre ohne Gesang. Ich kann mir schon vorstellen, dass das nicht immer einfach ist.

Aber: Wenn ich mir auf YT so die Liveauftritte von Paul McCartney ansehe und anhöre, so habe ich schon den Eindruck, dass das auch nicht immer so hinkommt :wink: .

Bleib dran :D .

Beste Grüße

Harald H. Morton
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RB
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Beitrag von RB »

Das kommt immer mal vor und daran sollte man sich erinnern, wenn man einmal ein paar Wochen oder Monate auf einem Plateau steht und meint, es ginge nicht weiter. Die Euphorie ist ganz berechtigt, Fettnäpfchen ist keines da. Du warst nur zu ungeduldig hinsichtlich der Feedback-Zeit.
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Manati
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Beitrag von Manati »

RB hat geschrieben:daran sollte man sich erinnern, wenn man einmal ein paar Wochen oder Monate auf einem Plateau steht und meint, es ginge nicht weiter.
Wahre Worte. Solche Erlebnisse helfen mir, mehr Gelassenheit zu entwickeln (was ohnehin meiner Erfahrung nach ein großer Vorteil zunehmenden Alters ist). Vielleicht klappt's irgendwann auch mal mit der Geduld. ;-)

Und diese "Plateaus" - oh ja, die kenne ich!
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

diese euphorie ist wohl eines der hauptgründe warum wir musik machen, sie schon irgendwie zur sucht wird. wir die tortur und vor allem die einsamkeit des übens, die selbstzweifel (habe ich überhaupt talent?) aushalten und weitermachen.
die endorphin ausschüttung soll bei uns noch wesentlich höher sein als bei sportlern. wohl gemerkt nur beim aktiven musizieren!
ich bin im augenblick auch so in einer hochphase. bedingt weil es im flamenco ein riesiges plateau war habe ich mich etwas mehr meinem bisherigen tun zugewandt ohne dabei auf die e-gitarre zurückzugreifen.
ich finde immer mehr gefallen am zupfen. das verdanke ich aber der mühseligkeit des flamenco übens. mir gelingen dinge an die ich mich zuvor nicht getraute.
weiterhin hat mir die jetzt fast einjährige teilnahme in diesem und auch im konzertgitarren forum einiges gebracht. im gegensatz zu einem e-git forum wird hier eben auch intensiver über das thema üben diskutiert. es gibt halt auch weniger an einer akustischen rumzuschrauben, sieht man mal vom löffeln und sündhaft teuren stimmmechaniken (bei der konzertgitarre) ab. :D
meine fortschritte auf der akustischen entsprechen noch lange nicht meinem stand auf der elektrischen aber die endorphin menge stimmt. :D
ich habe jetzt sogar mal was veröffentlicht. auf meiner sony-acid page wo ich sonst nur elektronisches und elektrisches hochlade.
TRAVIS
mir ist schon klar, dass ausser dem timing noch nichts wirklich gut ist. das microtiming zwischen den fingern und die gleichmäßigkeit des anschlags so wie sauberkeit und tonbildung lassen noch viel arbeit erkennen. aber immerhin es ist mein erstes eigenes stück (auf der gitarre) seit jahren.
tuning war übrigens DADF#BE. Travis deswegen, weil es der versuch des Travispickings ist.
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Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
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