Gitarren aus dem Pfandleihhaus?

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Gast

Beitrag von Gast »

So ist es. Wer seine <gitarre ins Pfandhaus bringt, braucht in der Regel das Geld sofort.
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Finnes
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Beitrag von Finnes »

Und das wiederum glaube ich nicht, außer man ignoriert Vorzeichen wie Mahnungen o.s.
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Larrivee L-02 (Schatten HFN Player)
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TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

Saitensprung hat geschrieben: Ebay dauert eine Weile (Angebotsfrist) und wenn du Pech hast und viel für deine Gitarre willst, bleibst du drauf sitzen. Im Pfandleihhaus hast du das Geld in einer Viertelstunde.
Ich glaub du kannst auch in so ziemlich jedes Musikgeschäft mit Ankauf gehen und da deine 3000€ Martin für deutlich mehr als 300€ abgeben.

Ich find es auch etwas seltsam, aber ich musste auch noch nie was zum Pfandleiher bringen.
Salsakönig
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Beitrag von Salsakönig »

TorstenW hat geschrieben:
Saitensprung hat geschrieben: Ebay dauert eine Weile (Angebotsfrist) und wenn du Pech hast und viel für deine Gitarre willst, bleibst du drauf sitzen. Im Pfandleihhaus hast du das Geld in einer Viertelstunde.
Ich glaub du kannst auch in so ziemlich jedes Musikgeschäft mit Ankauf gehen und da deine 3000€ Martin für deutlich mehr als 300€ abgeben.

Ich find es auch etwas seltsam, aber ich musste auch noch nie was zum Pfandleiher bringen.
Die Leute wollen ihre Gitarre oder was auch immer sie verpfänden ja nicht verkaufen. Sie wollen schnell und unkompliziert ein Darlehen, weil sie in akuter Geldnot sind, geben ihre Gitarre als Pfand und hoffen darauf, dass sie die Gitarre innerhalb einer 3 Monatsfrist wieder auslösen können. Das scheint dann aber einigen nicht zu gelingen, so dass die verpfändeten Güter dann unter den Hammer kommen. Wer im Pfandleihhaus günstig einkauft, profitiert von der Not anderer. Das ist so. Da braucht man sich nichts vormachen. Ob man das mit seinem Gewissen vereinbaren kann, muss jeder selbst für sich entscheiden.
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TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

Mir ist schon klar, wie ein Pfandleihhaus funktioniert.
Ich hatte ja auch extra das Argument zitiert auf das ich mich bezog: Nämlich, dass man im Pfandleihhaus gegenüber einem Verkauf (etwa bei eBay) Zeit spart.
Das seh ich eben nicht umbedingt in allen Fällen gegeben.

Ob man nun lieber in einem Pfandleihhaus Dinge abgibt als sie zu verkaufen ist eine sehr persönliche Geschichte. In vieler Hinsicht kann ich das gut verstehen. Sei es Familienschmuck, oder ähnliche Sachen zu denen man eine persönliche Beziehung hat.
Trotzdem bleib ich soweit möglich Realist, und wenn ich pleite bin, verscherbel ich meine 3k€ Gitarre lieber für 1500, als 300€ im Pfandleihhaus zu kassieren mit der Ungewissheit ob ich sie dann wieder auslösen kann.
Aber das muss jeder halt mit sich selbst ausmachen.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Manati hat geschrieben:Ich wüsste nicht, warum du da "moralische Bedenken" haben solltest. Die ursprünglichen Eigentümer haben ja wohl nicht in geistiger Umnachtung das Instrument ins Pfandhaus gebracht und auch nicht nur "vergessen", es wieder auszulösen.
Ich sehe das ganz genauso.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Nanana!

Das Pfandhaus ist eine sehr alte und traditionelle Möglichkeit, einen Gegenstand aus seinem Haushalt als Sicherheit für einen Kurzkredit zu überlassen. Damit deckt man nicht große finanzielle Engpässe ab. Dafür gibt es die Banken. Das Pfandhaus ist für sehr schnelle und zeitlich eng begrenzte Transaktionen da.

Weiterhin bleibt der Gegenstand in deinem Besitz. Du kannst unproblematisch innerhalb der abgemachten Zeit die Geldsumme (zuzüglich der angefallenen Zinsen) zurückzahlen und bekommst deinen Gegenstand unversehrt zurück.

Typisch ist da Schmuck. Man braucht kurzfristig 500 Euro zur Überbrückung bis zum Quartalsende, weil die Waschmaschine erneuert werden muß. Omas Ringe und Opas Taschenuhr (auch ein Pfandhausklassiker) liegen eh ungenutzt in der Schatulle. So what, wenn man nicht einen Kredit aufnehmen und das Konto überziehen will.

Da man die Kohle einfach jetzt braucht, man aber auch die Erbstücke nicht verkaufen will, verpfändet man sie. Schließlich holt man sie ja in ein paar Wochen zurück. Und billiger als eine Kontoüberziehung bei der Bank ist es auch. Da macht es auch nichts, dass der Schmuck 1500 Euro Wert ist, denn man verkauft ihn ja nicht. Manche Pfandhäuser haben sogar ihre festen Stammkunden, die immer wieder mit den gleichen Gegenständen ankommen. Ein weiteres Beispiel wäre auch eine Band, die einen neuen Verstärker dringend benötigt, weil ihrer gerade abgefackelt ist. Gitarren haben sie genug, und der Gig ist vier Wochen später, wo die Kohle wieder rein kommt. Nun wird ihnen ein geiles Teil von einer anderen Band für billig angeboten. Was läge da näher, als sich im Pfandhaus die paar Scheine zu holen? Daran ist nichts Peinliches oder Verwerfliches.

Es dauert schon sehr lange, bis ein Gegenstand in den Besitz des Pfandhauses übergeht. In letzter Konsequenz kann der Pfandgeber ja seinen Gegenstand auslösen und ihn selbst verkaufen. Und wenn er nicht zumindest die Chance sieht, ihn innerhalb der ordentlichen Zeit auszulösen, würde er ihn wohl schon vorher zum Kauf anbieten.

Tja. Darum hätte ich absolut keine Skrupel oder ein schlechtes Gewissen, mir aus dem Pfandhaus bei einer Versteigerung einen schönen Schmuck, eine Uhr oder - eine sehr begehrte Gitarre zu ersteigern. Auch denke ich nicht über den Vorbesitzer nach. Und auch ganz besonders nicht über den Vor-Vorbesitzer, der vielleicht keine Ahnung hat, dass sein Schätzchen nun hier angeboten wird.
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"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
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Gast

Beitrag von Gast »

Salsakönig hat geschrieben: Wer im Pfandleihhaus günstig einkauft, profitiert von der Not anderer. Das ist so. Da braucht man sich nichts vormachen. Ob man das mit seinem Gewissen vereinbaren kann, muss jeder selbst für sich entscheiden.
Genau das habe ich mit meiner Frage gemeint.
Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

Auch wenn es verlockend erscheint. Ich würde dort nichts kaufen....

Zudem wünsche ich niemandem, dass er mal in die Not kommt, etwas in ein Pfandhaus bringen zu müssen, weil er z.B. nicht weiss, wovon er sonst sein Brot kaufen soll...

Wer immer noch glaubt, dass Menschen meist aus eigener Schuld in finanzielle oder andere Nöte kommen, der ist in meinen Augen ein Ignorant.

Die Zeiten werden jedoch sicher dem einen oder anderen hier dazu noch die Augen öffnen. Und das wird dann sicher nicht unbedingt "schmerzfrei" geschehen...Wer die Zeichen der Zeit erkennt, der weiss was die Stunde geschlagen hat.... :wink:
Gruss, Gerrit

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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Gerrit hat geschrieben:Wer immer noch glaubt, dass Menschen meist aus eigener Schuld in finanzielle oder andere Nöte kommen, der ist in meinen Augen ein Ignorant.
Also komm, jetzt hör aber auf, ich kenne mehrere Menschen, die weit über ihre Verhältnisse leben und das Geld zum Fenster rauswerfen. Wenn ich das nicht gutheiße, bin ich dann ein Ignorant?
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Ich bin als Alleinverdiener mit zwei Heranwachsenden durch Krankheit mitten aus dem Arbeitsleben gerissen worden. Von einem recht mittelmäßigen Grundgehalt und Zulagen bekam ich nur Krankengeld auf das Grundgehalt - wie auch die Erwerbsunfähigkeitsrente. Und das zu einer Zeit, als ich noch ziemlich wenig in die Rentenkasse eingezahlt hatte. Meine Sparverträge, die ich für die Absicherung und Rente angespart hatte, waren innerhalb der ersten 12 Monate in Lebensmittel und Alltägliches aufgegangen.

Meine heutige Rente ist mehr als dürftig. Und trotz aller Verpflichtungen über die Jahre komme ich zurecht. Also erzählt mir hier nicht, man muß in Deutschland um sein Überleben kämpfen. Es kann verdammt hart werden, aber WIE hart, das entscheidet man zum Großteil selbst. Auch ich bin unverschuldet in eine echte Notlage gekommen, samt neuem Auto, Kindern in der Schule und Ausbildung und und und. Aber ich lebe, und ich brauchte noch nie etwas ins Pfandhaus bringen. Es kommt wohl auch ganz besonders darauf an, wie hoch man seine Ansprüche setzt, was man aus dem macht, was man kann und hat, und wie man sich zum Leben stellt.

Also bitte. Ich weiß, wovon ich rede.
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Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

@Pappe

Darum geht es mir nicht. Natürlich gibt es auch Leute die den Hals nie vollkriegen und vollkommen über ihre Verhältnisse leben. Ansonsten hätten wir die (diversen) Finanzkrisen auch gar nicht.... :wink:

Und der USA würde es, genauso wie Griechenland und den meisten anderen "möchtegern-reichen" Ländern, wirklich richtig gut gehen...

Armut kommt von "oben", nicht von unten. Unten zeigt sie sich leider am frühsten und am stärksten....

Wenn "jemand", wie in diesem Fall der Pfandleiher, wie geschrieben max. 300,- Euro für eine Gitarre bezahlt, von der er genau weiss, dass diese 3000,- Euro wert ist, dann zockt ER genau bei den Menschen ab, die am wenigsten haben. Und wer im Wissen dieses Umstandes dann von ihm kauft, der ist auf dem gleichen Trip. "Geiz ist geil" hat eh ausgedient und wird sich vor allem dort, wo es durchaus genug Geld hat den Menschen einen gerechten Preis zu zahlen, als Trugschluss mit starkem "Eigentoreffekt" erweisen...

Nicht vergessen: Die Not kommt schneller, als manch einer sich vorstellen, kann. Was glaubst du? Geht es der USA wegen der "Einigung" nun plötzlich wirtschaftlich wieder gut??? Wenn ja, dann bist wärst (!) du wohl einer der Könige der Ignoranten...
:wink: :lol: 8)
Gruss, Gerrit

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Beitrag von notenwart »

@Gerrit,
ich wüßte nicht, warumd er Pfandleiher mehr geben sollte.
Zum einen ist das erste Ziel der Pfandleihe ja, dass man sein Wertstück wieder abholt.
Und wer zum Pfandleiher geht, und von diesem (geschätzt) EUR 1.500,- erhält, müßte dann ja auch in kurzer Frist (wieder geschätzt) EUR 1.650,- aufbringen, um das gute Stück auszulösen. Da ist der Sprung von 300,- auf 330,- nicht ganz so dramatisch.
Der Pfandleiher hat zudem einen Ramschladen. Da kommt ja kein ausgewählter Gitarrenkenner vorbei, sondern nur Leute, die ein Schnäppchen machen wollen, insofern wird der Pfandleiher nicht so übermäßig teure sehr spezielle Ware anhäufen

Und natürlich trifft die Armut am ehesten die Menschen „unten“ in der sozialen Schicht.
Trotzdem (ob selbst- oder fremdverschuldet) trifft mich die Not kaum über Nacht, die mich dazu zwingt, eine Gitarre zur Pfandleihe zu bringen.
Wer dieses Mittel wählt, hat schon ein paar Wochen verschlafen und zu Zeiten, in denen er sich diese Gitarre ja mal leisten konnte, es versäumt, ein kleines Sparguthaben zurück zu legen.
Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

Ich habe nicht die Absicht zu streiten, sondern gebe hier nur meine Meinung kund. Wenn "man" selber nicht in eine solche Situation geraten ist, dann sollte man (meiner Meinung nach) einfach dankbar dafür sein. Sich jedoch hinzustellen und zu sagen, dass die Leute alle selber schuld sind, finde ich nicht in Ordnung. Diese Menschen wirtschaftlich dann nochmal zu übervorteilen, kommt quasi einem "Nachtreten" gleich. Und das ist für mich das Allerletzte....

Ich persönlich sehe es so, dass man für eine Sache den Wert zu geben hat, den es wert ist. Unabhängig von der Situation dessen, der seine Sachen weggeben muss. Im Gegenteil! Wenn jemand in eine Notlage gekommen ist, dann müsste ich ihm eigentlich nochmal 100,- Euro mehr geben, sofern ich es selber kann. Das gebietet für mich einfach ein gewisser menschlicher Anstand! Bei einem "Geschäftsmann" selbstverständlich inkl. eines Gewinnes. Das ist halt das Geld, wovon er seine Brötchen kaufen muss....Dieser sollte sich aber in einem anständigen Rahmen bewegen und daran mangelt es leider heute meistens. Viele Leute wollen selber "alles" und gönnen den anderen nicht einmal mehr das schwarze unter dem Fingernagel. Das finde ich höchst verwerflich und ist letzten Endes genau der Grund, warum unser Wirtschaftssysteme mittel- bis langfristig endgültig zusammenbrechen werden....

Daher sage ich meine Meinung. Ich persönlich wünsche mir, dass ich für meine Arbeit einen gerechten Lohn bekomme und das ich Dinge, welche ich selbst veräussere zu einem gerechten Preis verkaufen kann. Und das wünscht sich doch jeder. Aber dann muss man bei den anderen (!) anfangen, sonst funktioniert es nicht. Leben und leben lassen! Nur wer leben lässt, kann auch darauf hoffen das er selber gut (das heisst für mich in Anstand und Würde) leben kann.

Und das ist leider genau das Problem, wie es in diesem thread auch wieder offensichtlich wird...
Gruss, Gerrit

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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

@Gerrit

Der Notenwart hat es ja eigentlich schon erklärt: wenn der Kunde 300€ benötigt, wird er seinen Pfand nicht höher beleihen, da es ihn mehr Geld kosten wird. Hat er einen Pfand, der a.) dem Leihbetrag wertmäßig näher kommt und b.) vom Pfandleiher als Sicherheit akzeptiert wird, wird er ihn benutzen.
Wenn ich im Schwimmbad meinen Personalausweis als Pfand für einen Tauchring hinterlege, nützt es mir ja auch wenig, wenn ich dafür 10 Ringe bekäme (weil es das vllt wert wäre) ... :roll:

Was mir an dieser Stelle eher Sorgen macht: was passiert, wenn der Pfand (also z.B. die "Schnäppchengitarre") nicht rechtmäßiges Eigentum des Leihenden ist? Kann der rechtmäßige (vllt bestohlene) Eigentümer sein Eigentum zurückfordern?
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
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