offener Brief

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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relaxrecords
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offener Brief

Beitrag von relaxrecords »

Hallo Leute,

Da ich nicht nur zum Spass Gitarre spiele sondern auch davon lebe,
habe ich einen offenen Brief an die Rundfunkräte geschickt:
http://www.relaxrecords.de/pdf/brief.pdf
Vielleicht gibt´s ja eine Antwort...
Oder ein paar Meinungen?

Viele Grüße,

Michael

[/img]
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scifi
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Registriert: Do Jun 17, 2010 10:28 am

Beitrag von scifi »

Ich finde ein solches Engagement grundsätzlich gut. Jedoch bin ich skeptisch, ob du auf der Basis weiter kommst. Vermutlich gehen so einige Schreiben der Art bei den Rundfunkräten ein. Potentiell wirksamer wäre hier eine Lobby-Arbeit von Gitarristenvereinigungen, Gitarrenlehrerverbänden oder was es da eventuell immer geben mag. Zusätzlich müsste man als Zugpferd ein paar Promis mit ins Boot holen, die eventuell entsprechende Entscheider kennen (Finger, Bögershausen und vor allem Leute aus der E-Musik etc). Ohne so eine "Schwungmasse" hat man in der Aufmerksamkeitsökonomie einen schweren Stand. Alternativ funktionieren könnte noch ein massenhaftes Auftreten von solchen Einzelanträgen. Aber ob man da mehr als 1000 Gitarristen zu bewegen kann?

Viel Glück trotzdem
notenwart
Beiträge: 4285
Registriert: Di Dez 18, 2007 12:33 pm

Beitrag von notenwart »

Hallo Michael,
ich bin kein Rundfunkratsmitglied oder auch nicht Mitarbeiter eines Rundfunks, aber das Anliegen der Sendestationen ist klar umrissen: Geld verdienen.
Und Geld verdienen heißt, ein Programm auszustrahlen, das von möglichst vielen Hörern gerne empfangen wird (und demzufolge Werbekunden motiviert, dort ihre Werbung zu schalten)
Dem folgen die Programme der Programme: „die besten Hits der 80er, 90er und 2000er“ oder „die schönste Musik für Brandenburg“ oder ähnliches.

Zudem wird Radio fast immer nebenbei gehört; bei der Arbeit, beim Auto fahren, beim Hausputz, eventuell beim Sex.
Der Bildungsauftrag der öffentlich rechtlichen Stationen wird bspw wahrgenommen, indem politische Kommentare und Meinungen und Nachrichten veröffentlicht werden; die meisten Radioisender betrachten es nicht als ihre Aufgabe, Spartenmusik zu veröffentlichen.
In einem Kultursender zu einem speziellen Thema kann man eventuell als Solo-Instrumentalmusiker einmalig unterkommen.

Das Problem, dass der breite Publikumsgeschmack recht schlicht ist, haben Klassikgitarristen, die auch „immer dassselbe“, das vom Publikum gewünscht ist, vortragen - ähnlich geht es bspw Frau Netrebko, die im letzten Spiegel (oder Stern?) meinte, dass sie mit den üblichen Arien aus Carmen, der Zauberflöte etc Stadien füllen und massenhaft Geld verdienen kann – neue klassische Musik findet auch kaum (obwohl man die Klassikhörer intelligenter als die Diskofoxliebhaber wähnt) Käufer.

Selbst Musiker wie Peter Finger, Ian Mlerose und viele andere Fingerstylisten habe ich noch nie im Radio gehört.

Trotzdem viel Glück
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Hm, ich bin mir jetzt nicht 100% sicher, denn ich höre fast nie Radio. Bin ich mal ein paar Tage bei einem guten Bekannten in NRW, so höre ich dort viel Deutschlandradio. Die bringen meines Wissens einfach alles, was sonst nicht gespielt wird - Jazz, Klassik, und ich habe auch schon Gitarrenmusik vernommen.
Im Allgemeinen mag ich aber Radio genau deshalb nicht, weil das Programm schon seit ewigen Zeiten immer nur die Top 20 rauf und runter nudelt, von Werbung durchzogen ist und unheimlich viele unheimliche Doofköppe als Labertaschen beschäftigt.

Aber ich finde deinen Brief engagiert und von der Aussage her gut. Schick doch auch mal ein paar Exemplare an die Süddeutsche Zeitung, die Zeit oder den Spiegel. Manchmal erscheint so etwas im Kulturteil oder im Feuilleton. Nur erwarten würde ich jetzt nichts. Für die einen ist Radio die Pest, für die anderen stimmt es genau so, wie es ist! Mein Eindruck.
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scifi
Beiträge: 3358
Registriert: Do Jun 17, 2010 10:28 am

Beitrag von scifi »

Saitensprung hat geschrieben:Hm, ich bin mir jetzt nicht 100% sicher, denn ich höre fast nie Radio. Bin ich mal ein paar Tage bei einem guten Bekannten in NRW, so höre ich dort viel Deutschlandradio. Die bringen meines Wissens einfach alles, was sonst nicht gespielt wird - Jazz, Klassik, und ich habe auch schon Gitarrenmusik vernommen.
Der Deutschlandfunk spielt sogar relativ viel aktuelle/moderne instrumentale Gitarrenmusik - leider in der Regel nur als Hintergrundmusik oder kurze Überleitung für Beiträge.
mbern
Beiträge: 1327
Registriert: Mo Nov 01, 2010 10:24 am

Beitrag von mbern »

Hallo Michael,
in deiner musikalischen Kurzbiografie schreibst du:

"2010 die Titel "Plaxty Irvan" "A LIttle Swing" "Condor" "Confusion" "Desert Blues" "Didgeriblues" "Final Blues" "Raisinpicker Rag" und "Take It Easy"
werden bei diversen Rundfunk und Fernsehsendern gespielt "

Und nun bin ich verwirrt....

Ansonsten gab es im Radio noch nie die Musik zu hören, die mir gefiel oder gefällt. Weil es um das Geldverdienen geht, wie Notenwart schon schrieb, hielt ich das immer für selbstverständlich und normal.
Gast

Beitrag von Gast »

relaxrecords hat geschrieben: (...)
habe ich einen offenen Brief an die Rundfunkräte geschickt:
http://www.relaxrecords.de/pdf/brief.pdf
[/img]


hallo,
ich schliesse mich meinen vorrednern an, möchte aber noch folgendes hinzufügen:
vom inhalt her kann ich erkennen dass eine gewisse mühe und sorgfalt dahintersteckt.
bei derartigen briefen ist es aber zusätzlich sehr wichtig dass sie fehlerfrei sind.
dazu gehört z.b. dass mindestens eine weitere im deutschen sattelfeste person sich das vorher durchliest.
rechtschreibung und grammatik in diesem brief sind dagegen so schlecht, sodass das damit verbundene anliegen in dieser auf anschein basierten branche mit sicherheit im papierkorb landet.
gleich in der anrede ein hammerfehler! respekt! dagegen wirken die das-dass verwechslung und die ignoranz des scharfen ß geradezu harmlos.

Hinweis:
es wäre verkehrt, hier meinen in internetforen praktizierten schreibstil anzuprangern. ich mach das absichtlich und mit bedacht.

TR
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Dex
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Registriert: Sa Mär 20, 2010 8:27 pm
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Dex »

Natürlich hast Du recht. Und natürlich interessiert das keinen. Es ist zum Heulen, aber das gute alte Programmradio ist praktisch tot.
Meine Einschaltquote ginge nach oben stiege die Abwechslung. Aber wer will das wissen?

Das Thema Radio habe ich aufgegeben -seit vielen Jahren schon. In der Firma hat man keine Wahl, schlimm genug. Aber daheim habe ich gar kein Gerät mehr.
Aus die Maus!
Also, was war noch mal Trumpf?
notenwart
Beiträge: 4285
Registriert: Di Dez 18, 2007 12:33 pm

Beitrag von notenwart »

also ein wenig OffTopic: aber wenn man sich die Mühe macht, und einen Internetradio-Empfänger (oder wie das heißt) zu Hause installiert, hat man hunderte (tausende!!) Programme, die spartenspezifische und zum Teil auch werbefreie Programme anbieten
(auch reine Blues-, Bluegrass-, Country-, Jazz-.... Programme)
Juan
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Registriert: Mi Okt 21, 2009 11:11 am

Beitrag von Juan »

Hallo Michael,

Dein Anliegen ein breiteres Forum für Deine Musik zu erhalten kann ich nachvollziehen und auch gefühlsmäßig unterstützen. Ob Du das mit einem Brief an die Rundfunkräte erreichen wirst halte ich - aus den von meinen Vorschreibern bereits ausführlich erläuterten Gründen - für fraglich.

In Zeiten des Formatradios kann man da m.E. nur eins machen, man sucht sich den Sender, in dessen Schublade man sich am ehesten wiederfindet und spricht mit den Leuten. Nicht aufgeben, immer weiter machen, der Erfolg kommt nicht über Nacht.

Manchmal funktionierts, manchmal auch nicht. Im letzteren Fall bleibt da noch eine Möglichkeit, die wir (einige Freunde und ich) vor einiger Zeit mal praktiziert haben:

Um die gerade herausgekommene Scheibe einer guten Freundin zu promoten, haben wir einen Flashmob organisiert und damit eine Musikredaktion eines Münchner Senders zugeschüttet. Hat Funktioniert und nicht funktioniert: Ein Song wurde ein paar Mal in wohl einer der populärsten Morgensendungen in München gesendet. Nicht funktioniert: Weil sie in der Rubrik "Hit oder Shit" kam und dort mit Schnappi dem kleinen Krokodil etc. konkurrieren musste und - oh Wunder - da gegen nicht angekommen ist.

Trotzdem wünsche ich Dir mit Deiner Aktion viel Glück - und lass hören, welche Resonanz Du bekommst.

Gruss


Jens

P.S.: Manchmal gibt es auch Lichtblicke aus heiterem Himmel. Mit meiner letzten GEMA-Abrechnung habe ich erfahren, dass ein Song von mir (gesungen von besagter Freundin) Anfang des Jahres beim bayerischen Rundfunk gespielt worden ist, und zwar ohne dass wir da Klinken putzen waren.
http://www.myspace.com/jensitos
http://www.youtube.com/user/jewe321?feature=mhee
Martin J-40 (2008)
Ovation Legend Electric (1981)
LeVoi Oval Hole Selmer-Type (2005)
und noch einiges mehr
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scifi
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Registriert: Do Jun 17, 2010 10:28 am

Beitrag von scifi »

notenwart hat geschrieben:also ein wenig OffTopic: aber wenn man sich die Mühe macht, und einen Internetradio-Empfänger (oder wie das heißt) zu Hause installiert, hat man hunderte (tausende!!) Programme, die spartenspezifische und zum Teil auch werbefreie Programme anbieten
(auch reine Blues-, Bluegrass-, Country-, Jazz-.... Programme)
Stimmt. Seit dem Internetradio kann eigentlich jeder noch so exotische Musikgeschmack bedient werden. Ich verstehe das ganze Gejammer über
"schlechtes Radioprogramm" wirklich nicht. Es war noch nie so bunt wie heute, wenn es um Musik geht. Man muss halt ins Netz. Und wenn ich mir hier die kleinen lokalen Radiosender anhöre, bieten die auch über Antenne schon jede Mange abgefahrenes Zeugs, was du natürlich nie in der "Heavy Rotation" vom SWR finden wirst.

Problem aus relaxrecords Sicht dürfte dabei aber sein, das es von den Sendern wahrscheinlich kein Geld für den Musiker gibt.
Folkalley.com wäre so ein bekanntes Spartenradio, bei dem viel Folk-Gitarrenmusik läuft und die vermutlich keine GEMA-Gebühren oder ähnliches zahlen. Ich wüsste auch nicht, wovon die Gebühren zahlen sollten. Das sind ja häufig völlige Non-Profit-Projekte. Für den Profi-Musiker kommt da leider maximal Werbung bei raus.
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Rainman
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Beitrag von Rainman »

Anscheinend hört ihr die falschen Radiosender.

Wenn ich die Kultursender der öffentlich rechtlichen Sendeanstalten höre, ist öfters mal was mit Akustikgitarre mit und ohne Gesang dabei.
Im Nordwestradio gibt es sogar eine extra Sendung für sowas. Leider komme ich zu selten in den Bremer Raum. Da bleibt mir dann WDR 3 nach 17:00Uhr.

Und für die Kleinen gibt es Lilliputz. Da können die sich ihre Motivation zum Gitarre lernen abholen. Dort ist fast jedes Lied mit der Gitarre begleitet.

Das ich aber auf den kommerziellen Sendern nur Massenkompatibele Musik zu hören bekomme müsste doch jedem klar sein.
Locker bleiben
Andreas

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Herigo
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Beitrag von Herigo »

also mit der anrede wird der brief glaich im babiergorp landen....

das ist natürlich quatsch, schließlich sind die radiomacher auch nicht alle studierte germanisten und werden den größten teil der fehler beim sinnerfassen kaum bewerten, es ist ja kein bewerbungsschreiben.

TH halte ich zugute, dass er ebenfalls wie ich die shifttaste an der tastatur verweigert. :D

macht so ein schreiben sinn? wenn es viele dieser art gibt könnte man wieder sagen steter tropfen höhlt den stein, aber das dauert halt auch ewig...

ehrlich, ich glaube es bringt nichts. weil man eben nicht von ausgehen kann mit argumenten die radiomacher (genauso wenig wie politiker und menschen im allgemeinen) zu überzeugen.

das wird sich solange nicht ändern solange die menschen nach einem konzert auf die frage wie es den gefallen hat antworten: "super, das war megamäßig, einfach spitze..." das sind die hörer denen die peinliche superlative "die beste musik und größten hits aller zeiten" nicht auf den senkel geht.

der widerspruch, dass du auf deiner HP erklärst es würden von dir oder deinem label musik in radio und fernseh gespielt, bleibt jedoch.

ich habe sogar schon "filmmusik" geschrieben, ohne flax, es kam vor drei jahren eine bitte um erlaubniss eines meiner stücke (rock - "let me go", auf acidplanet veröffentlicht) für eine filmszene eines amerikanischen filmemachers verwenden zu dürfen. gebauchpinselt ist man im ersten moment schon...aaaaber, es ist ein film irgendeiner christlichen glaubensrichtung die die jugend zu einem verantwortungvollen umgang (warum kommt joey nicht mehr in die sonntagsschule?) miteinander motivieren soll. er sollte nur in dieser sekte in sonntagsschulen, bzw. anderen internen veranstaltungen gezeigt werden. ich glaube ich erwähne das heute zum ersten mal öffentlich, werbung habe ich damit noch nie gemacht.
Salud a Familia
Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
kostenlos CD runterladen: www.mydrive.ch user: guest@current password: Burro01
notenwart
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Registriert: Di Dez 18, 2007 12:33 pm

Beitrag von notenwart »

Herigo hat geschrieben:.......... weil man eben nicht von ausgehen kann, mit argumenten die radiomacher ........ zu überzeugen.
Hallo Herigo, niemand sollte davon ausgehen, Argumenten zugänglich zu sein und gleichzeitig (pauschal) anderen unterstellen, ein grundlegend anderes Verhalten an den Tag zu legen. Finde ich.
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berndwe
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Re: offener Brief

Beitrag von berndwe »

Hallo Michael,

der Inhalt spricht mir in großen Teillen aus der Seele. Meines Erachtens wäre es aber um das Porto schade, weil Dein Anliegen den Empfängern am Arsch vorbeigeht.

Wenn man beklagt, dass im heutigen Standard-Radio keine Instrumentalmusik (mit Gitarre) gesendet wird, kann man sich auch darüber beschweren, dass das Wasser den Berg runterläuft. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender, die z.T. von Gebühren leben, verhalten sich wie Wirtschaftsbetriebe mit der Quote als Messgröße für Erfolg.

Die letzte instrumentale Gitarrenmusik im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (sogar im Fernsehen), an die ich mich erinnere, ist das Loch in der Banane vom NDR. Und das ist sehr sehr lange her. Inzwischen wurden neben den Pausenmusiken auch die Ansager(innen) abgeschafft, ebenso wie coole Live-Musik-Sendungen, z.B "Ohne Filter".

Ich will Dich nicht entmutigen, aber nutze die Zeit lieber zum Gitarrespielen als zum Kampf gegen Windmühlen.
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