Dreadnought

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ralphus
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Dreadnought

Beitrag von ralphus »

Dreadnought - manchmal ist man (bin ich) 'n bisschen tumb. Jahre benutze ich dieses Wort für Gitarren ohne mir Gedanke zu machen: "Wo kommt das her? Was heißt das? Was bedeutet das Wort?"

Hmm, nachdem ich nun gestern nachmittag/abend mit meinem Vater eine Vater-Sohn-Ausflug gemacht habe und zwar ins Maritme Museum Hamburg, lief mir dort das Wort Dreadnought in Form eines/mehrerer Kriegsschiffe über den Weg - was ich als Anlass nahm meine Tumbheit zu überwinden und mich mal zu kümmern ;-)

OK, erster Griff zu Englisch/Deutsch auf iPhone Dreadnought - kein Ergebnis, dann nur "Dread" - ah, ja "Furcht", hätte ich vielleicht wissen sollen. Da ich Furcht seltenst spüre, ist das Wort nicht in meinem Wortschatz, aber was dazugelernt.

OK "Nought" oder "Naught" steht im amerik. Englisch für "Null".

Hähhh??? Furcht-Null??? Ach ja, könnte stehen für einen "Fürchtenichts"

Gut Wikipedia sowohl die englische als auch die deutsche Seite spucken bei Dreadnought keine Gitarre - sondern ein Kriegschiff bzw. eine Kreigsschiff-klasse aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dreadnought
http://en.wikipedia.org/wiki/Dreadnought

Ahah, jetzt wirds klarer, ein Schiff, dass wg. seiner Panzerung und seiner Bewaffnung nix zu befürchten hat. Die HMS Dreadnought war das erste Schiff dieser Klasse und ist von 1906.

Gut weiter, was war zuerst da Gitarre oder Kriegsschiff?
Weiter mit dem englischen http://en.wikipedia.org/wiki/Dreadnought_(guitar_type)

Ah ja "In 1916 the word 'dreadnought' referred to a large, modern superbattleship of the type inaugurated by HMS Dreadnought in 1906."

Also, kann man sagen dass die hier häufig vorkommenden Gitarren Ihren Namen von einem Kriegsschiff bzw. Kriegsschiffklasse haben? und es eher nicht von dem vielleicht poetischeren Begriff "Fürchtenichts" kommt? OK, noch'n Link gefunden:

Martin Drednought Story Zitat:
The very first Dreadnought guitars (named for a class of World War I­ era British battleships, "Dreadnought") were manufactured by Martin ...
Jetzt ist es klar, Martin hat seine Gitarrenform nach einem/r Kriegsschiff/klasse benannt. War unter den damaligen Gegebenheiten wahrscheinlich ein "genialer" Marketingschachzug (wenn es denn so was schon gegeben hat). Unter heutigen Gegebenheiten würde man wahrscheinlich vermeiden ein Instrument mit Kriegsgerät in Verbindung zu bringen.
Zuletzt geändert von ralphus am Fr Sep 30, 2011 8:50 am, insgesamt 2-mal geändert.
Viele Grüße

ralphus
PeterFu
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Beitrag von PeterFu »

Danke,
dass Du uns an Deinen Gedanken teilhaben lässt.
Ich finde das sehr nachdenkenswert.

Peter
fretworker
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Beitrag von fretworker »

Hi,
richtig, Dreadnought heißt Schlachtschiff. Das passt doch zum Gitarrentyp: groß, schwer und nix zu befürchten – was Lautstärke und Durchsetzungsfähigkeit angeht. Ordentlich "Wumms" eben. Für "klein, schlank und wieselflink" sind andere Typen zuständig :wink: . Klar, heute würde das keiner mehr so machen, aber vor hundert Jahren …
Pick Mac
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Re: Dreadnought

Beitrag von Pick Mac »

ralphus hat geschrieben:Unter heutigen Gegebenheiten würde man wahrscheinlich vermeiden ein Instrument mit Kriegsgerät in Verbindung zu bringen.
Etwas martialisch angehauchte Namen findet man in der Industrie recht häufig. Da gab es mal den Sidewinder Preamp von Rocktron. Es sei dahingestellt, ob es sich dabei beim Namensgeber um die Schlange oder die Rakete handelt. Und wieviele Produkte tragen wohl den Namen Bulldog? Generell bin ich schon froh, dass ich keine "Peacemaker", "Tomahawk" oder "Uzi" spielen muss.

Ich unterstelle dem seinerzeitigen Namensgeber mal ein Maß an Bewunderung, und vermutlich ein gutes Gespür für den damaligen Zeitgeist, angesichts der Größe und Unerschrockenheit des Vorbildes, die auf die Gitarre übertragen wurde. Man darf aber durchaus argumentieren, dass "Jumbo" eine weniger kriegerische Namenswahl war.

Wobei...

so ein Banjo-Killer mit Namen Peacemaker, den ich mir als Axt vor den Bauch schnallen kann um auszuziehen und meine Mitmusiker das Fürchten zu lehren? Der geneigte Leser möge sich an dieser Stelle ein dunkles und verhalltes Edgar-Wallace-Bösewicht-Lachen vorstellen.

Ha jo, was dem Gitarristen seine Axt ist, ist dem Ukulelespieler sein Hackebeil.
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

der "Schlachtschiffbezug" war mir bekannt.. aber ich bin mir nicht sicher, ob es nur eine Frage des zeitlichen Rahmens der Namensgebung ist, der da eine Rolle spielt:) so scheint es z.B. in den USA durchaus noch "üblicher" zu sein, martialische Namen und Bezeichnungen zu verwenden. Da wird auch heute eine Gitarre auch schon mal als "cannon" bezeichnet...passt ja dann besonders zu "Dreadnoughts" 8)
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RB
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Beitrag von RB »

Natürlich immer die Amis. Sind ja so martialisch. Dabei habe ich gerade in Bombenstimmung einen Granatsplitter gegessen, obwohl mir ein bestimmtes Gericht mit seinen Fristen gerade die Pistole auf die Brust setzt. In dem Verfahren gibt es sowieso ein Hauen und Stechen, aber wenn der Gegner nicht die Flinte ins Korn wirft wird das ausgehen wie das Hornberger Schießen. Der geht ran wie Blücher.
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

ach deshalb heißt der neue Warwick Bass "Blüchers Granatsplitter"... :lol:
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Beitrag von RB »

Genau.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Danke für die Info-Zusammentragung :!:
Unter heutigen Gegebenheiten würde man wahrscheinlich vermeiden ein Instrument mit Kriegsgerät in Verbindung zu bringen.
Nu ja, das geht schon klar aus meiner Sicht. It´s only rock´n roll und für mich als Wehrtechnik-Fan ist z.B. die ´82er Ibanez "destroyer" aus der x-serie schon ein echtes Sahnestück. Namen sind eh nur Rauch, bestenfalls Schall - und im hard´n heavy-Bereich machen sich derartige Namen einfach super, finde ich.
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Waldaner
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Beitrag von Waldaner »

So weit ich informiert bin, hat die Fa. GIBSON seinerzeit den Namen von dem Schlachtschiff für ihre Gitarrenform übernommen, um den mächtigen Wumms zu beschreiben.
Hab ich irgendwo gelesen, mal sehen, ob ich die Quelle noch finden kann.
Kaum verloren wir das Ziel aus den Augen, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.

http://www.youtube.com/user/10oder5
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Waldaner hat geschrieben:So weit ich informiert bin, hat die Fa. GIBSON seinerzeit den Namen von dem Schlachtschiff für ihre Gitarrenform übernommen, um den mächtigen Wumms zu beschreiben.
Hab ich irgendwo gelesen, mal sehen, ob ich die Quelle noch finden kann.
Definitiv nicht! Es war nun mal Martin, und deshalb können sie sich heute auch diese künstliche Empörung raus nehmen, dass es alle anderen gewagt haben, diese Form zu übernehmen.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Saitensprung hat geschrieben:
Waldaner hat geschrieben:So weit ich informiert bin, hat die Fa. GIBSON seinerzeit den Namen von dem Schlachtschiff für ihre Gitarrenform übernommen, um den mächtigen Wumms zu beschreiben.
Hab ich irgendwo gelesen, mal sehen, ob ich die Quelle noch finden kann.
Definitiv nicht! Es war nun mal Martin, und deshalb können sie sich heute auch diese künstliche Empörung raus nehmen, dass es alle anderen gewagt haben, diese Form zu übernehmen.
Kurz und bündig, sowie völlig richtig, werter Herr Saitenspringer. Denn während Martin die Dreadnought herausgebracht hat, war Gibson mit seinen eigenen Modellphilosophien beschäftigt, wobei unterm Strich die berühmten Jumbo-Bauformen rausgekommen sind.
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Rainman
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Beitrag von Rainman »

Und das Wort Jumbo kommt von der Form des Hinterteils des gleichnamigen Elefanten.
Locker bleiben
Andreas

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