natürlich habe ich auch das gleiche problem, und schon fast hundert versuche durchgeführt, inclusive furchtbare zerstörungsfantasien ob dieses scheißinstrumentes zu entwickeln. allein der preis hält mich davon zurück, eine billige chinaklampfe wäre für mich also eher kontraproduktiv.
ich habe nun festgelegt nicht mehr in einem guss aufnehmen zu wollen sondern mit möglichst viel ausdruck zu spielen und notfalls (eigentlich die regel) die besten stellen zusammen zu schneiden (eigentlich kleben).
es gibt keinen grund sich mit einer aufnahme zu beweisen, dass man es fehlerfrei spielen kann, das kann man auch ohne aufnahme. das schafft man fast täglich. aber eben nicht bei der aufnahme. weil eben jede unsauberkeit auf dauer konserviert ist.
die aufnahmesituation ist keine live-situation, wenn auch stress empfunden wird, ist die ursache doch eine andere, noch mehr als bei der aufnahme kommt es bei der live situation mehr auf ausdruck, gefühl, tempo an, als auf völlige fehlerfreiheit (klassik mal ausgenommen). und genau diese punkte sind eigentlich bei der aufnahme das geringste problem. man kann schön einzählen, braucht sich "seiner gefühle nicht zu schämen", der "sound" ist eigentlich auch eher optimaler als auf der bühne. es geht "nur" um die absolute sauberkeit. warum eben dann nicht schneiden. kein film funktioniert ohne guten schnitt, niemand verlangt, dass die schauspieler wie im theater alles in einem rutsch durchspielen.
also aufnahme durchlaufen lassen und eben so viele wie mögliche gute parts probieren. das einzige was bei einem musiker wirklich interessiert ist wie gut er es live drauf hat, wenn er denn überhaupt auftritte macht. was er in seinem kämmerlein fabriziert ist nicht relevant.
die generation YT sieht das vielleicht anders, aber entscheidend bleibt für mich (bei einer aufnahme, nicht live) die musik die ich höre. klar für viele ist YT ein ersatz für auftritte die man sich entweder nicht getraut oder weil man einfach keine möglichkeit dazu bekommt.
der schnitt bietet eine weitere möglichkeit die ich viel wichtiger finde als den aspekt der fehlerfreiheit, nämlich die verbesserung der "musik".
dazu gehört auch die fähigkeit zur selbstkritik. wenn ich mir also die besten parts aussuche werde ich schon darauf achten nicht nur die fehlerfreien sondern auch die mit dem besten ausdruck zu nehmen, dabei lerne ich. automatisch wird man das in sein spiel einfließen lassen, man wird erkennen, dass die eine oder andere dynamikspitze zu hoch ist, mehr oder weniger rubato besser klingt, etc....
gleichzeitigt kann man auch die form des stückes verbessern und auch hier wieder lernen, etwas was sich beim "live" improvisieren auszahlen kann. was spricht dagegen einen part den man im nachhinein als zu lang empfindet zu kürzen oder einen part den man gerne nocheinmal hören würde zu kopieren und einzufügen. entscheidend ist doch das ergebnis. das was man hört. man kann aus einer total freien improvisation ein richtig strukturiertes lied basteln.
nun, ich muss zugegeben, das dies natürlich ein sichtweise ist die eher von jemand kommt der lieber eigenes material aufnimmt als nachgespieltes.
das ideal mag eine ungeschnittene performance sein, aber schon wenn man als einzelperson mit overdubs arbeiten will (muss) ist diese möglichkeit obsolet.
mich interessiert es nicht ob jemand seine aufnahmen die er zum beispiel hier oder auf YT veröffentlicht in einem ruck aufnimmt oder sorgfältig die besten szenen selektiert. entscheidend ist ob das ergebnis gefällt, dafür ist entscheidend was ich höre und nicht was ich weiß. die info "in einem stück aufgenommen" macht das stück nicht besser und das gegenteil macht es nicht schlechter. musik existiert nur in dem moment wenn man sie hört, auch für den der musiziert. selbst dann wenn man sie "nur" im inneren hört.
diese ansicht mag nicht jeder teilen, es ist meine einstellung zur frage wie man mit der aufnahme situation umgehen kann und der frage warum und für was man überhaupt aufnimmt.
PS. eine der gründe aufzunehmen ist für MICH meine musik hören zu können ohne das ich sie spiele.