Tach zusammen,
nettes Thema habt Ihr da.
Da ich mich bei dem Stichwort GAS selbstverständlich angesprochen fühle, verspüre ich ein kaum mehr zu unterdrückendes Gefühl mich hier „outen“ zu müssen.
Daher hier meine Gedanken dazu.
Vorab sei folgendes ganz klar gesagt:
Ein weiterer Neukauf ist manchmal durchaus der verzweifelte und langfristig wenig erfolgversprechende Versuch, mich "glücklich zu kaufen".
Aber natürlich nur „manchmal“.
Grundsätzlich finde ich Gitarren einfach schön. In meinen Augen genau so schön, wie Bilder oder andere Kunstgegenstände. Noch schöner, wenn sie irgendeine besondere Geschichte zu erzählen haben. Ich mag schöne Dinge. Viele Menschen sammeln "schöne Dinge". Warum also nicht Gitarren „sammeln“? Auch gelegentliches „Basteln“ an meinen Gitarren ist ein entspannender Ausgleich für mich, sofern ich überhaupt die Zeit dazu finde.
Aber ich schweife schon wieder ab.....
Natürlich gibt es so eine Art der „dynamischen GAS-Entwicklung“, die sicher viele von euch kennen. Es fängt natürlich immer ganz harmols an.....
Hier der typische „chronisch progrediente Verlauf“:
Ich habe eine Gitarre. Soweit ganz toll. Dann höre ich eine andere Gitarre. Noch viel toller. Also her damit. Die „Alte“ steht aber natürlich immer noch da wo sie stand. Schließlich war sie ja „auch nicht so ganz schlecht“. Außerdem hängt man ja irgendwie daran. Geraume Zeit später stelle man fest, das „Fingerpicking“ auf einem breiteren Griffbrett auch ganz nett ist. Der Jagttrieb ist also wieder geweckt und die nächste Gitarre kommt ins Haus.
Gitarre Numer zwei bleibt aber auch, weil sie ja trotzdem klasse klingt. Plötzlich kommt da jemand und läßt mich mal auf seiner vollmassiven Fichte/Palisander Gitarre klimpern. Tja und jetzt? Klingt ja irgendwie auch schön. Anders halt, aber toll.
Ich will sie haben!
Oh Herr, führe mich nicht in Versuchung.
Irgendwann höre ich ein Stück von Miguel Iven und stelle fest, dass die Flamenco-Jungs ja irgendwie die wirklichen „Rocker“ auf der akustischen Gitarre sind. Faszinierend! Ich hatte doch noch irgendwo eine alte klassische aus Jugendzeiten? Hmm, klingt aber echt übel und 1 cm Saitenhöhe am 12. Bund ist auch nicht gerade nett. Vier bis fünf Gitarren später bin ich dann bei einem recht hochwertigen spanischen Instrument gelandet. Aber eigentlich auch nur, weil mir der Preis eines renommierten Gitarrenbauers für noch tolleres, geniales, unfassbar gut klingenden Instruments dann doch „ein Tacken zu hoch“ war.
Ähnliches hat sich natürlich so, oder so ähnlich, bei meinen Stromgitarren abgespielt.
Irgendwann, nicht lange nach dem Ausflug in die Welt der „Nylons“, kam dann das was kommen musste. Nämlich der Wunsch musikalische Aufzeichnungen herzustellen.
Aus „guitar acquisition syndrome“ wurde jetzt „ guitar & gear acquisition syndrome“ (GGAS).
Versuch Nummer eins:
iPhone, E-Band (Boss), dann diverse Mikrophone, neue Amps für die Klampfen und so weiter. „Röhre“ ist ja wirklich toll. Aber mitunter sehr laut.
Versuch Nummer zwei:
Nur noch vier (echte) Amps von denen aber auch keiner so wirklich überzeugt. Dafür aber so ein „digitaler 19“ Alleskönner“ + kleinem 19“ Tischrack.
Klingt aber irgendwie „fies“ über die Amps. Warum habe ich eigentlich meinen kleinen Laney verkauft?
Also endlich mal Nägel mit Köpfen machen und Versuch Nummer drei:
Studiotische mit Ablagen bauen. Mixer mit vielen Kanälen, schicke Beleuchtung für den ganzen Kram, (so nebenbei) ein großes Stage-Piano als Masterkeyboard, aktive Studiomonitore mir geeigneten Standfüßen + Subwoofer, neuer Mac mit großem Bildschirm für die alterschwachen Augen, diverse Software und natürlich auch eine auf die neuen Anforderungen angepasste Stromversorgung.
Endlich Ruhe? Alles perfekt?
Nun ja, ein kleiner Betrag meines Budged war noch übrig. Vielleicht doch noch eine Steelstring, die mich so „glücklich“ macht wie die letzte Nylon?
Ich hätte mich gar nicht an den Rechner setzen sollen.
Da verkauft doch einer tatsächlich eine alte Gibson (sehr spezielles Modell einer Stromgitarre aus der Zeit in der die Gitarre und ich noch jung waren). Die akustische Steelstring muss noch mal warten..
Mist! Jemand war doch noch jemand bereit mehr zu bezahlen. Dabei war ich mir mit dem Verkäufer fast einig. So nicht! Nicht mit MIR. Jetzt aber erst recht.
Ebay weltweit und sämliche Anzeigenblätter, diverse „Kontakte“ und überhaupt!
Na also....geht doch. Ich habe noch eine Gibson dieser Art auftreiben können. Natürlich über dem eigentlichen Budget für die eigentlich geplante Steelstring.
Dann war da noch...mein kleines Teufelchen auf meiner Schulter das da flüsterte: „Die alte Gibson willst Du doch bestimmt auch mal gepflegt zu Hause über einen Röhrenamp spielen, der so richtig „am Schmatzen“ ist?
Ich: „Ja sicher, aber das hatten wir doch schon. Der Laney war zwar vom feinsten, aber einfach zu laut. Zumindest wenn er irgendwie in die entsprechende „Sättigung“ kommen soll.“
Mein kleines Teufelchen: „Ich war doch dabei als Du dir diesen kleinen, schwarzen, 1 Watt Rörenamp angeschaut hast. Den willst Du doch haben?“ Ich weiß das!
Ok, der kleine Brüllwürfel wird heute geliefert. Und jetzt? Alles gut?
Ach was!
Ich habe vor (sehr) langer Zeit mal bei Nik Huber eine seiner frühen Gitarren auf der Musikmesse gesehen und gehört. Das Bild hat sich für immer in meine Augen und der Sound in meine Ohren eingebrannt. Irgendwann frage ich Ihn ob er mir noch einmal genau dieses Modell baut.
Und dann gibt es ja noch diese McCarty von Paul Reed und immer einige Nylons und Steelstrings, die mein Herz erfreuen könnten.
Deshalb kann ich eigentlich nur sagen....GAS macht SPASS!
Problematisch ist für mich eher das ich viel zu wenig Zeit habe.
Fazit:
Warum soll ich mir denn nicht diesen Spaß gönnen? Klar ist das irgendwie „krank“. Vielleicht kann man auch schon von einem gewissen „Kaufzwang“ oder einem „Suchtverhalten“ sprechen. Nun ja, was solls. Ein Porsche wäre sicher auch nicht billiger.
Aber sorry, ich lebe halt nur einmal. Mein Vater ist pünktlich zum Beginn des Rentenalters tot umgefallen, meine „Süße“ ist chronisch und leider unheilbar erkrankt. Letzterer Umstand läßt mich natürlich viel zu Hause sein und da sind die Gitarren, die Musik und alles was damit zu tun hat „meine kleine Welt“.
Morgen kann ich schon tot sein.
Deshalb gilt für mich: ....ROCK n' ROLL und Voll“GAS“ solange es geht!
Liebe Grüße
Rumble
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.