Gitarrenbauer und Korpusformen

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mbern
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Gitarrenbauer und Korpusformen

Beitrag von mbern »

Mir kommt es so vor, als wären die meisten in Musikgeschäften angebotenen Gitarren Dreadnoughts. Man hört auch immer wieder, dass das die beste Form wäre und dass sie am meisten verbreitet seien.

Wenn ich aber auf Gitarrenbauer Seiten schaue, dann nehmen die kleineren Formen einen großen Teil ein. Da würde man nicht mehr auf den Gedanken kommen, dass die meisten Gitarren Dreadnoughts sind.

Deerbridge hat 9 Standardgitarren auf seiner Seite, davon sind 2 Dreadnoughts und mir scheint das schon viel zu sein. Viele Gitarrenbauer haben gar keine Dread ähnlichen Gitarren im Standard Angebot.
Bei Andreas Cuntz habe ich nichts Dreadnought Ähnliches gesehen, oder ich habe sie übersehen...?

Gitarrenbauer bieten mehr Parlours als Dreadnoughts an, scheint mir.
Ich weiß, dass es natürlich auch in Musikgeschäften 00 Gitarren gibt und dass jeder Gitarrenbauer natürlich auch eine Dread bauen kann. Es scheint aber doch so zu sein, dass Gitarrenbauer im Verhältnis mehr kleine als große Gitarren anbieten, während dies in Musikgeschäften genau anders herum läuft.

Ist mein Eindruck richtig?
Wenn ja, warum ist das so?
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

Wenn ja, warum ist das so?
die cowboys sterben aus!
chrisb
Roland
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Beitrag von Roland »

Ich als Nicht-Fachmann glaube, dass bei den Dreadnoughts für kleinere Gitarrenbauunternehmen die Konkurrenz schlicht zu groß ist. Wie Du schreibst: Die Dreadnought ist (ohne, dass ich das belegen könnte) die am weitesten verbreitete und damit nahezu die Standardform unter den Steelstrings. In diesem Segment mit dem Massenmarkt, der ja von billig bis höchstpreisig (Martin, Taylor, Gibson) das gesamte Spektrum abdeckt, mitzuhalten (rein wettbewerbs- und preismäßig, nicht qualitativ gesehen), ist vermutlich schwieriger, als bei kleineren Gitarrenformen. Die werden seltener gekauft und sind deswegen vergleichsweise "exotischer" - die Wahrscheinlichkeit dürfte damit höher sein, dass ein Parlour- oder 00-Käufer ein Kenner oder Liebhaber ist, der bereit ist, für Handarbeit den entsprechenden Preis zu zahlen.
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flyingshoes
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Beitrag von flyingshoes »

nicht jeder gitarrenbauer hat eine werft zur verfuegung!
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Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

Ich würde es so beschreiben: Im Musikgeschäft werden die normalen Leute bedient, und die kennen halt nichts anderes als Dreadnought, ich kannte sowas früher auch nicht^^
hingegen beim Gitarren gehen Leute hin die sich mit der Thematik schon gut auskennen, und daher dann halt weniger Dreadnougs.
mbern
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Beitrag von mbern »

flyingshoes hat geschrieben:nicht jeder gitarrenbauer hat eine werft zur verfuegung!
Stimmt, die meisten haben nicht einmal Jägermeister, aber nun wieder OnTopic.
Mischkin
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Beitrag von Mischkin »

Zum Gitarrenbauer gehen normalerweise Leute, die schon etwas länger spielen. Die haben dann auch speziellere Anforderungen. Gute Dreadnaughts bekommen sie überall, andere Formen nicht so leicht. Das hebt die Wahrscheinlichkeit, dass, wenn man sich was bauen läßt, man sich eine Nicht-Dreadnought bauen läßt.
Ausserdem habe ich auch den Eindruck, dass das Fingerstyle-Spielen fast schon ausgestorben war und jetzt wieder massiv kommt. Gott sei Dank! Da greift die, vielleicht nicht so ganz zutreffende Weisheit, dass die Dreadnaught nicht so gut für Fingerstyle sei zugunsten der kleineren Bauformen.
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Orange
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Beitrag von Orange »

Zur Eingangsfrage: Darüber habe ich mich auch schon öfter gewundert.

Baut überhaupt jeder Gitarrenbauer jede Form ?

Ich meine wenn jetzt ein Gitarrenbauer standardmäßig eine Dread vielleicht nicht im Angebot hat und es kommt ein Kundenwunsch.
Braucht man ja vermutlich andere Anforderungen als bei einer OOO oder so ?

So mal als absoluter Laie gefragt ... ich denke da an die "Zargenform" (nenne das jetzt mal so, wo man die Biegung der Zarge macht)
und auch an Erfahrungswerten bzgl. Bebalkung und was weiß ich noch was alles in so einer Klampfe ist.

Oder machen sich die Gitarrenbauer solche 'Werkzeug-Formen' (siehe Bild) auch selbst ?

Bild
chevere

Beitrag von chevere »

Oder die Kunden der Gitarrenbauer sind eben keine nach Jägermeister stinkenden, tumben Strummer...
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

chevere hat geschrieben:Oder die Kunden der Gitarrenbauer sind eben keine nach Jägermeister stinkenden, tumben Strummer...
Ach du meine Güte.
mbern
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Beitrag von mbern »

chevere hat geschrieben:Oder die Kunden der Gitarrenbauer sind eben keine nach Jägermeister stinkenden, tumben Strummer...
Wenn ich einen Kommentar abgebe, frage ich mich manchmal, ob ich den richtigen Ton getroffen habe. Geht dir das auch so?
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Kaindee hat geschrieben:Oder machen sich die Gitarrenbauer solche 'Werkzeug-Formen' (siehe Bild) auch selbst ?

Bild
Na klar ! Wer sollte sie denn sonst machen ?? :lol:
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sowatt
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Beitrag von sowatt »

chevere hat geschrieben:Oder die Kunden der Gitarrenbauer sind eben keine nach Jägermeister stinkenden, tumben Strummer...
Womit bist Du denn durch die Kinderstube, mit einem Düsenjäger?
Gruß sowatt
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Orange
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Beitrag von Orange »

H-bone hat geschrieben: Na klar !
Habe ich mir fast gedacht.
H-bone hat geschrieben:Wer sollte sie denn sonst machen ?? :lol:
Aber auf die Gegenfrage bin ich vorbereitet :) , DENN ich glaube mal gesehen zu haben das es so - ich nenne es mal - 'Zargen-Form-Eisen'
auch aus Metall gibt ? Deshalb meine Frage.
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

Roland hat geschrieben:Ich als Nicht-Fachmann glaube, dass bei den Dreadnoughts für kleinere Gitarrenbauunternehmen die Konkurrenz schlicht zu groß ist.
Das ist ein nicht unwichtiger Grund. Die meisten heimischen custom Gitarrenbauer (ich auch :D ) pflegen den Gedanken des Manufakturbetriebes und versuchen sich durch "Nicht Stangenware" ihren Kundenkreis zu erschließen. Im Moment ist in Deutschland/Europa Fingerstyle halt angesagt. Schnelle Ansprache, ausgewogener Klang und bequeme Handhabung, besonders im Sitzen, lassen sich mit einer Korpusform, die in etwa einer Konzertgitarre entspricht meiner Erfahrung nach leichter realisieren.
Der Trend geht ja auch dahin, dass immer mehr fernöstliche Parlours im Angebot sind. Nur muss man beim Bau solcher Smallbodys schon wissen wo man hin will und wie man dahin kommt. Sonst klingts leider oft nur wie Kraftbrühe ohne Einlage. Macht´n warmen Bauch, aber nicht satt.

Zur Info: Formenbau inkl. Biegematrize dauert 4-5 Stunden. Ist also nicht so schlimm.

Munterbleiben
Christian
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-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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